- Im Test: 19 Wraps auf Basis von Weizenmehl, darunter zwei Bio-Produkte.
- Es zeigt sich, dass nur fünf Produkte mit "sehr gut" oder "gut" empfehlenswert sind.
- In der Kritik stehen Mineralölbestandteile und Pestizidrückstände. Zudem bemängeln wir zu hohe Salzgehalte und unnötige Zusatzstoffe.
Wraps vs. Tortillas: Was ist der Unterschied?
Aktualisiert am 25.10.2024 | Mehl, Wasser, etwas Öl und gegebenenfalls eine Prise Salz – viel mehr braucht man eigentlich nicht, um Wraps selbst herzustellen. Eigentlich heißen Wraps auch gar nicht Wraps, sondern Tortillas und bestehen aus Weizen- oder Maismehl. Wrap ist eigentlich nur das Wort für die Funktion der weichen Fladen.
Denn "to wrap" bedeutet aus dem Englischen übersetzt so viel wie "einwickeln". Man wickelt also Zutaten nach Wahl in einem Tortillafladen ein. Allerdings werden die Bezeichnungen Tortilla und Wrap hierzulande meist synonym verwendet. Deswegen reden wir in diesem Test von Wraps.
Empfehlenswert sind fünf Wraps im Test
Insgesamt 19 solcher Produkte haben wir in Discountern, Super- und Biomärkten eingekauft. Was fällt auf? Die Zutatenlisten der von uns getesteten Produkte sind deutlich länger als das oben genannte Grundrezept und weisen teilweise auffällig viele E-Nummern auf. Wir wollten daher genau wissen, was in den beliebten Teigfladen steckt, und haben sie zur Analyse in verschiedene unabhängige Labore geschickt.
Das Ergebnis: Na ja. Nicht mal ein Drittel der Produkte im Test können wir empfehlen, acht Wraps fallen mit "mangelhaft" oder "ungenügend" durch. Die Hauptprobleme: Verunreinigungen mit Mineralölbestandteilen und Rückstände von Pestiziden.
Mineralölrückstände bei fast allen Wraps im Test
Fangen wir mit den Mineralölbestandteilen an. Nur zwei Wraps im Test weisen keine Verunreinigungen mit Mineralölbestandteilen auf, die beispielsweise durch Kontakt mit maschinellem Schmieröl entstehen können. In allen anderen Wraps hat das von uns beauftragte Labor solche Stoffe nachgewiesen. Dabei handelt es sich teils um geringe Mengen, die wir nicht abwerten, und teils aber auch um stärkere Verunreinigungen, für die wir bis zu fünf Noten abziehen.
Grob kann man Mineralölbestandteile in zwei Gruppen aufteilen: gesättigte Mineralölkohlenwasserstoffe (MOSH/MOSH-Analoge) und aromatische Mineralölkohlenwasserstoffe (MOAH). Während Erstere sich im Körper anreichern, wo sie wohl eine der größten Verunreinigungen darstellen, gelten manche MOAH-Verbindungen als krebserregend.
MOAH hat das Labor nur in einem Produkt nachgewiesen. Der betroffene Hersteller hat auf unseren Test reagiert und die betroffene Charge aus dem Verkauf genommen.
In den meisten Wraps stecken Pestizide
Das beauftragte Labor hat zudem Rückstände von Pestiziden und/oder Wirkverstärkern in 18 der 19 Wraps nachgewiesen. Diese Rückstände sind in der gefundenen Konzentration nicht akut giftig. Allerdings ist über die Wechselwirkung mehrerer solcher Pestizide untereinander auch im Spurenbereich bislang wenig bekannt.
Da wir gesundheitliche Risiken somit nicht sicher ausschließen können, bemängeln wir Wraps mit Mehrfachrückständen von Pestiziden und/oder Wirkverstärkern.
Zusätzlichen Notenabzug gibt es für Rückstände von Pestiziden, die wir als besonders bedenklich einstufen. Dazu zählen beispielsweise Deltamethrin und Pirimiphos-methyl. Denn beide Insektizide gefährden wichtige Bestäuber wie Bienen. Das Pestizid-Aktions-Netzwerk (PAN) stuft beide Verbindungen daher als hochgefährlich ein.
Glyphosat in Tortillas entdeckt
Als besonders bedenklich stufen wir darüber hinaus Glyphosat ein. Denn, obwohl das Pestizid in der EU weiter zugelassen ist, räumte die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) bei der Bewertung von Glyphosatrückständen in Lebensmitteln und ihren möglichen Gesundheitsrisiken Datenlücken ein.
Außerdem stuft die Internationale Agentur für Krebsforschung (IARC) den Unkrautvernichter weiter als "wahrscheinlich krebserregend" beim Menschen ein. Wir können ein Risiko nicht sicher ausschließen und kritisieren Glyphosat darüber hinaus, weil es die Artenvielfalt bedroht.
Zu viel Salz in zwei geprüften Wraps
Was ist sonst noch im Test aufgefallen? Zweimal bewerten wir den Salzgehalt als zu hoch. Salz, oder genauer: Natriumchlorid, braucht der Körper zwar, aber nur in Maßen. Denn während Natrium für ein funktionierendes Muskel- und Nervensystem wichtig ist, kann übermäßiger Salzkonsum das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Bluthochdruck erhöhen.
Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) empfiehlt daher, täglich höchstens sechs, die Weltgesundheitsorganisation (WHO) sogar nur fünf Gramm Salz zu sich zu nehmen. In Finnland müssen (halb-)fertige Lebensmittel ab einem gewissen Salzgehalt daher einen Warnhinweis tragen.
Für Knäckebrot liegt dieser bei 1,6 Gramm. Wir orientieren uns an diesem Wert, weil es speziell für Wraps keine eigene Kategorie gibt. Bezogen auf 100 Gramm Wraps liegen die beiden betroffenen Produkte über diesem Wert. Das werten wir aus Gründen des vorbeugenden Verbraucherschutzes ab.
Kritische Zusatzstoffe
Kommen wir noch mal auf die auffällig vielen E-Nummern zu sprechen, die uns bereits beim Einkauf der Testprodukte stutzig gemacht haben. Vor allem zwei von ihnen sehen wir kritisch:
- E 450: Hinter der Nummer verbirgt sich das Backtriebmittel Diphosphat. Ein Zuviel an mit der Nahrung aufgenommenen Phosphatverbindungen kann die Nieren schädigen.
- E 466: Auch unter dem Namen Natrium-Carboxymethylcellulose bekannt. In Lebensmitteln kommt der Zusatzstoff als Stabilisator und Verdickungsmittel zum Einsatz. Das Problem: Studienergebnisse legen nahe, dass Carboxymethylcellulose langfristig die Darmgesundheit beeinträchtigt.
Es auch ohne Zusatzstoffe, zeigt Bio-Wrap
Übrigens: Auf unsere Nachfrage, warum die Wraps überhaupt so viele Zusatzstoffe enthalten, antworteten uns einige Hersteller, dass es diese brauche, um die Produktqualität hinsichtlich Textur, Geschmack und Haltbarkeit zu gewährleisten. Doch ein Bio-Produkt, dass mit einer Zutatenliste ohne E-Nummern auskommt, zeigt: Es geht auch anders.
Zu guter Letzt verteilen wir auch Minuspunkte für aus unserer Sicht unnötige Zusätze an Vitaminen sowie Eisen. Diese lassen sich bei einer gesunden und ausgewogenen Ernährung auf natürlichem Wege aufnehmen. Darüber hinaus soll Aroma da nachhelfen, wo die natürlichen Zutaten nicht ausreichen.
Diesen Test haben wir zuletzt im ÖKO-TEST Magazin Juli 2024 veröffentlicht. Aktualisierung der Testergebnisse/Angaben für das Jahrbuch für 2025 sofern die Anbieter Produktänderungen mitgeteilt haben oder sich aufgrund neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse die Bewertung von Mängeln geändert oder wir neue/zusätzliche Untersuchungen durchgeführt haben.
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