Neue Kleidung aus Plastikmüll oder nachwachsenden Rohstoffen: Das klingt nach einer Lösung für eine Reihe drängender Probleme wie Ressourcenknappheit, Wassermangel, pestizidbelastete Böden, wachsende Müllberge und die Flut an Mikroplastik in den Meeren. Doch bevor Sie Ihrem Kaufimpuls nachgeben, nur so viel: Mal eben schnell die Welt retten mit einem dieser schicken, neuen Funktionshirts funktioniert nicht. Bei unserer Rechereche sind wir auf eine Reihe von Problemen gestoßen, die zeigen: Wo Recycling draufsteht, steckt nicht unbedingt Nachhaltigkeit drin. Dennoch finden wir es gut, dass die Branche beginnt umzudenken.
Funktionsshirts im Test: Nur drei empfehlenswert
Funktionsshirts sollen Sportler vor Hitze und Kälte schützen, das heißt, sie halten ihre Körpertemperatur im besten Fall konstant. Sie haben die Aufgabe, Schweiß aufzusaugen und keine Nässe aufkommen zu lassen. Die neuen Funktionsshirts bestehen aus Plastikmüll, Merinowolle oder recycelter Baumwolle.
Wir haben 15 Funktionsshirts aus recycelten und nachwachsenden Fasern getestet und die Hersteller um Belege gebeten, die beweisen, dass sie Recyclingpolyester, Wolle ohne Tierquälerei oder Bio-Baumwolle als Rohstoffe einsetzen. Acht Hersteller haben uns keine Nachweise zur Herkunft ihrer Materialien geliefert.
Im Vergleich: Outdoorshirts für Frauen und Männer
Das Testergebnis: Insgesamt schneiden nur drei der 15 Funktionsshirts im Test mit "sehr gut" und "gut" ab. Die restlichen kommen auf ein "befriedigendes" oder "ausreichendes" Gesamturteil.
Einige Funktionsshirts enthalten halogenorganische Verbindungen, die als Rückstände aus dem Färbeprozess oder aus der Oberflächenveredelung von Textilien in der Kleidung zurückbleiben können. Das Problem: Viele Verbindungen aus dieser Stoffgruppe gelten als allergieauslösend, fast alle reichern sich in der Umwelt an.
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Schadstoffe in Funktionsshirts
Phosphororganische Verbindungen kritisieren wir in zwei Funktionsshirts im Test. Sie kommen meist als Flammschutzmittel für Kunststoffe zum Einsatz, aber auch als Weichmacher. Sie werden in der Regel gut von der Haut aufgenommen und wirken häufig nervengiftig. Triphenylphosphat ist darüber hinaus ein Kontaktallergen.
Ein weiterer unserer Kritikpunkte: Der Einsatz von Silberchlorid. Es steckt in einem Outdoorshirt im Test. Laut Etikett soll es den Geruch verhindern und antibakteriell wirken. Nach Ansicht von Experten, etwa des Bundesinstituts für Risikobewertung, sollte der Einsatz von Silber gegen Keime allerdings auf den nachgewiesen medizinischen Nutzen beschränkt bleiben. Denn durch den verbreiteten Einsatz in Alltagstextilien könne es über das Abwasser von Waschmaschinen in die Umwelt gelangen und zu Resistenzen bei Bakterien führen.
Neben den Schadstoffen haben wir auch die Materialeigenschaften der Funktionsshirts im Test geprüft. Denn wer ein Outdoorshirt, etwa beim Wandern trägt, erwartet vor allem auch Funktionalität.
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T-Shirts saugen Schweiß nicht schnell auf
Alle Outdoorshirts im Test sind atmungsaktiv und luftdurchlässig. Sie transportieren Wasserdampf also rasch von der Innenseite des Gewebes nach außen, wo er verdunsten kann. Auch sind alle Shirts schweißecht, das heißt, sie färben beim Schwitzen nicht auf die restliche Kleidung ab. Außerdem haben so gut wie alle T-Shirts das Waschen tadellos überstanden. Keines lief ein oder leierte aus. Nur ein Outdoorshirt hat sich etwas verzogen und kassierte dafür einen Minuspunkt.
In puncto Saugfähigkeit schwächeln etliche Funkiontsshirts. Nur sechs von ihnen nehmen die entstehende Flüssigkeit schnell genug auf, um den nassen Schweiß rasch von der Haut weg zu transportieren. Das ist aber wichtig, wenn der Körper richtig ins Schwitzen gerät.
Auffällig im Test: Erstaunlich viele T-Shirts, neun insgesamt, bilden Knötchen auf der Oberfläche. Ein Anzeichen dafür, dass das Material der starken Beanspruchung von Funktionsshirts offenbar nicht gut standhält. Wir ziehen dafür eine Note ab.
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Tierwohl in der Produktion von Outdoorshirts
Und wie sieht es mit Tierwohl aus? Wolle ist gut, Wolle ohne Tierleid ist besser. Von allen Anbietern, in deren Shirts Merinowolle verarbeitet ist, hat uns nur ein Anbieter den Nachweis geliefert, dass das Material aus Schafhaltung ohne Mulesing stammt.
Zur Erklärung: Merinoschafen ist eine sehr faltenreiche Haut angezüchtet, damit sie besonders viel Wolle liefern. Um zu verhindern, dass sich Parasiten in den vielen Hautfalten am Hinterteil einnisten, werden den Lämmern – häufig ohne Betäubung – Hautstücke rund um den Schwanz herausgeschnitten. Diese Praxis nennt sich Mulesing. Wenn das Gewebe später vernarbt, bleibt es glatt und bietet keine Angriffsfläche mehr.
Die Richtlinien des Internationalen Verbands der Naturtextilwirtschaft (IVN) schließen Mulesing zwar aus, indem sie Fasern aus kontrolliert biologischer Tierhaltung vorschreiben. In einigen Ländern jedoch, etwa in Australien und Südafrika, verbieten die Bio-Standards das Mulesing nicht vollständig.
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Tipps für den Umgang mit dem Funktionsshirt
- Ihr synthetisches Shirt müffelt trotz Wäsche? Wenn Hausmittel wie Gallseife oder verdünnte Essiglauge nicht helfen, waschen Sie es zwischendurch "auf Risiko" bei 60 °C. Das ist besser als ein funktionierendes Kleidungsstück zu entsorgen.
- Eine Reparatur beschädigter oder abgenutzter Kleidungsstücke verlängert deren Lebensdauer und verbessert die Öko-Bilanz. Einige Hersteller haben einen Reparaturservice oder bieten Ersatzteile – meist zum Selbstkostenpreis – an.
Die Testsieger, die Testtabelle sowie das gesamte Ergebnis im Detail lesen Sie im ePaper.
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