- Im Test: 20 Badreiniger ohne Chlor. Davon 18 flüssige Produkte in Sprühflaschen und zwei in Tab- bzw. Pulverform.
- Kritik üben wir an schlechter Reinigungsleistung bei Kalk und agressiver Säure.
- Vorsichtsmaßnahme: Badreiniger besser nur bei geöffneten Fenstern benutzen und den Sprühnebel möglichst nicht einatmen. Asthmatiker greifen lieber zu Putzmitteln ohne Sprühfunktion.
Aktualisiert am 13.10.2022 | Badreiniger haben keinen leichten Job. Sie sollen Kalkablagerungen, Fettrückstände und hartnäckigen Schmutz beseitigen. Gleichzeitig sollen sie möglichst keine Schäden auf empfindlicher Badkeramik, Glas oder Kunststoffen hinterlassen und die Gesundheit nicht unnötig belasten.
Badreiniger im Test: Ajax, Biff und Co.
Wir haben 20 Badreiniger im Labor prüfen lassen. 15 Produkte landen im grünen Bereich und schneiden zumindest mit "gut" ab. Kein Testkandidat schafft ein "sehr gut". Ein wichtiger Kritikpunkt: die Reinigungsleistung bei Kalkablagerungen. Im Praxistest war da durchaus noch Luft nach oben.
Wie reinigen Badreiniger?
Ein Badreiniger unterscheidet sich von einem Allzweckputzmittel vor allem durch seinen höheren Anteil an Säuren. Die braucht er neben den ebenfalls vorhandenen Tensiden, um Kalk und Kalkseifen zu lösen.
Die Hälfte der Badreiniger erledigen das allein mit Zitronen-, Äpfel- oder Milchsäure. Das ist in unseren Augen eine gute Wahl, auch wenn man das Einatmen von Sprühnebeln mit Säuren grundsätzlich minimieren sollte. In neun Produkten ist aber auch Ameisensäure enthalten.
Ameisensäure in Badreinigern im Test kann Atemwege reizen
Ameisensäure sehen wir kritischer, als beispielsweise Zitronensäure. Die Europäische Chemikalienagentur ECHA stuft reine Ameisensäure als "giftig beim Einatmen" ein und selbst in verdünnter Form reizt sie laut Institut für Arbeitsschutz (IFA) der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung die Atemwege.
Hinzu kommt: Ameisensäure geht wegen ihrer hohen Flüchtigkeit besonders stark in die Raumluft über. Bei den Badreinigern mit Ameisensäure gab jeweils eine höhere Anzahl der Tester an, dass sich ihre Atemwege während der Anwendung gereizt anfühlten.
Und noch eine weitere Säure sehen wir kritisch: Sulfamidsäure. Sie ist in einem Badreiniger enthalten, der eigentlich ein grünes Image hat. Die Säure gilt laut ECHA als schwer abbaubar und ist gerade in so einem Putzmittel fehl am Platz.
So können Verbraucher Ameisensäure erkennen
Was uns besonders ärgert: Anbieter müssen Ameisensäure nicht auf der Verpackung deklarieren. In unserem Test macht das tatsächlich auch keiner. Das bedeutet: Auf der Verpackung können Verbraucher Ameisensäure demnach gar nicht erkennen.
Eine vollständige Liste der Inhaltsstoffe sollen die Kunden aber im Internet finden. Die Frage ist nur: Wie? Auf dem Produkt ist meist eine Homepage des Herstellers angegeben – hier muss man nach dem Datenblatt mit der Volldeklaration suchen. In einigen Fällen waren die Listen nur sehr schwer auffindbar. Dafür ziehen wir Punkte ab.
Badreiniger im Test: Wie gut wirken sie gegen Kalk?
Kommen wir zur Anwendung – was leisten die Putzmittel im Haushalt eigentlich? Um das herauszufinden, simulierte ein spezialisiertes Labor mittels standardisierter Methoden für uns die wichtigsten Anforderungen des Putzalltags.
Erster Test: Um herauszufinden wie die Badreiniger gegen Kalk wirken, tauchten die Tester Marmorplatten in die Produkt-Lösung und wogen nach der jeweiligen Einwirkzeit, wie viel Kalk der Badreiniger aus dem Marmor herausgelöst hatte. Dabei konnten mehr als die Hälfte der Produkte nicht besonders überzeugen.
Nun war zu erwarten, dass Putzmittel mit der aggressiven Ameisensäure auch effektiver gegen Kalk sind – und tatsächlich bestätigt unser Praxistest diesen Zusammenhang. Interessanter ist allerdings, dass es auch anders geht. Ein Badreiniger schafft ein Kalklösevermögen mit der beachtlichen Zwischennote 1,67 – und zwar ausschließlich mit Milchsäure.
So gut sind sie bei hartnäckiger "Kalkseife"
Besonders hartnäckige "Kalkseifen" entstehen, wenn sich Seifenreste mit kalkhaltigem Wasser verbinden. Im Durchschnitt lief es für die Badreiniger in diesem zweiten Test etwas besser als beim Lösen von Kalk. Nur ein Produkte war hier "ungenügend".
Ein bekanntes Markenprodukt empfiehlt eine maximale Einwirkzeit von fünf Minuten – hatte zu diesem Zeitpunkt in unserem Praxistest aber noch nicht einmal zehn Prozent der Kalkseife entfernt. Erst nach 22 Minuten schaffte es die von unseren Prüfern angelegte Messlatte von 90 Prozent. Ein anderes Produkt war noch schlechter und packte in 30 Minuten gerade einmal 61 Prozent der Kalkseife.
Am Ende gelingt es fast allen Badreinigern, mit durchweg ordentlichen Leistungen in der Handhabung und Ergiebigkeit ihre Gesamtnote im Praxistest noch ein wenig anzuheben – hier floss auch die gefühlte Reizung der Atemwege ein.
Überflüssig: Plastik in Badreiniger
Einen Kritikpunkt haben wir noch: Fünf Badreiniger enthalten synthetische Polymere oder Silikon. Die dienen in den Rezepturen dazu, ein schnelles Wiederanschmutzen der Flächen zu verhindern.
Wir finden sie mehr als überflüssig: Denn diese löslichen Kunststoffe kommen über Putzmittel massenweise ins Abwasser und damit in die Umwelt, wo sie sich teilweise sehr schwer wieder abbauen.
Der Naturschutzbund Deutschland (NABU) schätzt, dass hierzulande jährlich rund 23.000 Tonnen gelöste Polymere ins deutsche Abwassersystem gelangen – genauso viele wie aus Kosmetik.
Diese Siegel finden Sie auf einigen Badreinigern
Ecocert
Reinigungsmittel, die das von der internationalen Zertifizierungsstelle Ecocert vergebene Siegel tragen, müssen zu 95 Prozent aus Inhaltsstoffen natürlichen Ursprungs bestehen.
Tabu sind unter anderem aus Erdöl hergestellte Tenside. Allerdings erlaubt der Standard ein paar wenige Zutaten petrochemischen Ursprungs und steht deswegen immer wieder in der Kritik durch die strenge Naturwarenbranche.
Blauer Engel
Das staatliche Siegel Blauer Engel, dessen Kriterien das Umweltbundesamt festlegt, umfasst Anforderungen an die Umwelt- und Gesundheitsverträglichkeit der zertifizierten Reinigungsmittel.
Auf einer Verbotsliste stehen bedenkliche Chemikalien wie Moschusdüfte, Formaldehyd, Nanosilber oder auch festes Mikroplastik. Verwenden die Hersteller Tenside auf Basis von Palmöl, müssen sie dessen nachhaltigen Anbau auf zertifizierten Plantagen nachweisen. Der Standard schreibt auch Rezyklate bei Plastikverpackungen vor.
Im Bereich Reinigungsmittel stimmen seine Kriterien weitgehend mit denen des EU-Ecolabels überein, welche die 27 EU-Mitgliedstaaten gemeinsam erarbeiten.
Diesen Test haben wir zuletzt im ÖKO-TEST Magazin 7/2022 veröffentlicht. Aktualisierung der Testergebnisse/Angaben für das Jahrbuch für 2023 sofern die Anbieter Produktänderungen mitgeteilt haben oder sich aufgrund neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse die Bewertung von Mängeln geändert oder wir neue/zusätzliche Untersuchungen durchgeführt haben.
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