ÖKO-TEST-Magazin 6/2008 und 12/2008
Die rund 31.000 deutschen Kunden der isländischen Kaupthing Edge Bank, die seit Oktober auf die Rückzahlungen ihrer Einlagen im Umfang von mehr als 330 Millionen Euro warten, brauchen weiter starke Nerven. Nach wie vor ist unklar, ob, zu welchem Zeitpunkt und in welcher Höhe sie entschädigt werden. Die gesetzliche Einlagensicherung Islands garantiert maximal 20.887 Euro - vorausgesetzt das Land erklärt nicht den Staatsbankrott. Das konnte bislang durch Kredite des internationalen Währungsfonds und von skandinavischen Ländern abgewendet werden. Doch die wirtschaftliche und soziale Lage Islands wird immer dramatischer. Das deutsche Bundesfinanzministerium hatte Island daher schon Ende 2008 einen Kredit über 308 Millionen Euro angeboten, um den Entschädigungsverpflichtungen nachzukommen. Das Geld wurde bislang aber nicht abgerufen. Stattdessen zog Islands neuer Präsident Ólafur Ragnar Grimsson Anfang Februar in Zweifel, dass eine vollständige Entschädigung deutscher Geldanleger möglich sei. Denn "die Menschen in Island hätten alles verloren" und dass sie mit ihren Steuern nun auch noch für deutsche Einlagen geradestehen sollten, sei "nicht mehr vermittelbar". Wenige Zeit später ruderte er - vermutlich auf politischen Druck hin - wieder zurück. Denn die Wirkung auf die Märkte wäre fatal, wenn nun auch noch bei staatlichen Sicherungssystemen die Dämme brechen. Die Bundesregierung macht sich deshalb hinter den Kulissen für eine vollständige Entschädigung deutscher Sparer stark. Darüber hinaus hatte die zwangsverstaatlichte isländische Bank längst zugesagt, die Entschädigung der Sparer aus eigenen Mitteln zu stemmen. Angeblich verfüge die Bank in Deutschland über 80 Prozent der Mittel, um die Einlagen komplett auszuzahlen.
Wann und in welcher Höhe deutsche Sparer jetzt ihr Geld zurückbekommen, darüber streiten nun die Politiker. Das Hickhack macht allerdings deutlich, welche Risiken Sparer mit Geldanlagen bei ausländischen Banken eingehen. ÖKO-TEST hatte vor dem Tagesgeldkonto der isländischen Bank bereits Ende Mai 2008 gewarnt und auch den Streit um die Entschädigung kommen sehen. Im Test sichere Geldanlagen (ÖKO-TEST Magazin 12/2008) wurden Angebote deutscher Niederlassungen ausländischer Banken, die nur dem Einlagensicherungssystem ihres Heimatlandes angehören, daher bestenfalls als "ausreichend" eingestuft. "Wenn das Mutterland der Bank selbst Zahlungsprobleme bekommt, ist womöglich fraglich, ob die EU-Mindestabsicherung in voller Höhe gehalten werden kann", schrieb ÖKO-TEST seinerzeit und warf bereits Ende November die Frage auf, ob der isländische Staat die Auslandskunden seiner Banken in gleicher Höhe entschädigen werde wie heimische Sparer.