Wenn Anna-Sophie auf die Geburtstagsfeier einer Schulfreundin geht, hat sie immer ihr Notfallset dabei. Den selbst gebackenen Kuchen kann sie oft nicht essen, bei Schokolade und Keksen wirft die 13-Jährige erst einen Blick auf die Deklaration: Sind Nüsse aufgelistet, verzichtet das Mädchen lieber. Anna-Sophie hat eine starke Allergie gegen Erd-, Wal- und andere Nüsse - schon bei winzigen Mengen kribbelt es im Hals, bei größeren Portionen kommt es mitunter zu großen Atemproblemen, bei denen nur noch der Notarzt helfen kann.
"Wenn ich mal Nüsse oder Erdnussflips esse, kann ich mir danach zweimal die Zähne putzen - Anna-Sophie merkt das immer noch", erzählt ihr Vater.
Früher habe er Allergien als modernen Schnickschnack abgetan, gibt er selbstkritisch zu. Inzwischen ruft er schon mal bei Bäckereien an und fragt nach, warum die Verkäuferin nicht wusste, dass Nüsse mit im Apfelkuchen steckten. Oder er telefoniert mit großen Schokoladenherstellern, warum auf fast jeder Tafel der Hinweis steht "Kann Spuren von Nuss enthalten", obwohl es sich nicht um reine Milchschokolade handelt. Als Verunreinigung können trotzdem minimale Mengen drin sein, hat er gelernt, wenn etwa vorher eine entsprechende Mischung durch die Maschine gelaufen ist.
Eigentlich aber, meint die Mutter, könne man mit einer Nussallergie noch ganz gut umgehen. Wenn andere Schokolade essen, bekommt Anna-Sophie eben Gummibärchen, Müsli wird selbst angemischt, Kuchen zu Hause gebacken. Auch das Mädchen hat gelernt, mit der Allergie zu leben: Selbst wenn der Eisverkäufer murrt, besteht sie darauf, die Kugel im Becher zu bekommen statt in der Waffel - bloß kein Risiko eingehen.
Neben Milcheiweiß gehören Nüsse und Erdnüsse zu den Nahrungsmitteln mit einem hohen allergenen Potenzial. Doch auch Eier, Getreide, Soja, Krebstiere sowie Gewürze und Kräuter bereiten manchen Menschen erhebliche Probleme. Das Immunsystem reagiert schon auf kleine Mengen eigentlich harmloser Substanzen in der Nahrung mit Abwehrreaktionen. Die Symptome sind vielfältig: Vom Hautausschlag über Erbrechen oder Durchfall bis zu Asthmaanfällen und Niesanfällen ist alles möglich. Im schlimmsten Fall kann es zu schweren Kreislaufstörungen kommen, die sogar tödlich enden können.
Zwar zeigen erste kleine klinische Studien, dass eine spezifische Immuntherapie auch bei Nahrungsmittelallergien helfen könnte. Dabei nimmt der Patient jeden Tag ein bisschen mehr der allergenen Nahrung zu sich. Doch bis diese so genannte SOTI (specific oral tolerance induction) praxisreif ist, werden noch einige Jahre vergehen. Bis auf Weiteres gilt immer noch: Wer auf bestimmte Lebensmittel mit körperlichen Beschwerden reagiert, dem bleibt gar nichts anderes übrig, als das entsprechende Nahrungsmittel von seinem Speiseplan zu streichen. Dafür muss man dem "Übeltäter" aber erst einmal auf die Spur kommen - und das ist gar nicht so einfach. Die Suche nach dem Auslöser einer Allergie...