Fußsäcke für Kinderwagen im Test: Drei sind empfehlenswert

Jahrbuch Kleinkinder 2016 | Autor: Miguel Szymanski | Kategorie: Kinder und Familie | 14.01.2016

Fußsäcke für Kinderwagen im Test
Foto: Luca Lorenzelli/Shutterstock

Kuschelige Fußsäcke sollen die Kleinen im Buggy und Kinderwagen schön warm halten. Wie schludrig die Hersteller von Kinderprodukten mit ihrer Verantwortung für die Kleinen umgehen, zeigt jedoch unser Test: Nur drei von neun Produkten erhalten "gute" Noten.

Aktualisiert am 14.01.2016 | Die Ansprüche an Fußsäcke sind groß: Er sollte nicht nur warm halten, sondern auch beim Joggen nicht verrutschen, möglichst eine Signalfarbe haben, atmungsaktiv, strapazierfähig und selbstredend wasser- und schmutzabweisend sein.

Aber wie so oft, wenn Funktionsmaterialien eingesetzt werden, hat der Komfort seinen Preis. Bei Herstellung und Entsorgung belasten diese Produkte Umwelt und Menschen, denn um die hohe Funktionalität zu gewährleisten, kommen diverse Chemikalien zum Einsatz.

Etwa bei der Herstellung von PVC, das auch in Fußsäcken steckt. Um zum Beispiel das Antirutschmaterial an den Rückseiten der Fußsäcke schön geschmeidig zu machen, werden Weichmacher (Phthalate) eingesetzt. Viele dieser Substanzen haben sich aber nachweislich als sehr problematisch erwiesen, deshalb sind einige in Babyartikeln bereits verboten.

Fußsäcke für Kinderwagen im Test: Welche überzeugen? 

Wie steht es um die Qualität der Fußsäcke für Kinder? Der Frage ist ÖKO-TEST nachgegangen, wir schickten neun Fußsäcke in die Labore. Das Testergebnis: Immerhin drei Produkte gehen mit "gut" aus dem Test. Ebenfalls drei Testprodukte schneiden mit "befriedigend" ab. Am anderen Ende des Spektrums finden sich leider zwei Produkte, die "mangelhaft" sind.

In fast allen Fußsäcken wurden optische Aufheller nachgewiesen. Ob die Kinder Hautkontakt mit diesen Substanzen haben, was allergische Reaktionen hervorrufen kann, oder nicht: Die Umwelt belasten optische Aufheller immer, weil sie kaum abgebaut werden.

Außerdem fanden wir in einigen Produkten mehr als nur Spuren von Antimon - das ist ein toxisches Element und kann sich aus Textilien oder Kunststoffen lösen. Neuere Untersuchungen weisen darauf hin, dass Antimonverbindungen Haut und Schleimhäute reizen. Im Blut wirkt dieses Element sehr giftig.

Diesen Test haben wir bereits im ÖKO-TEST Magazin 10/2014 veröffentlicht. Aktualisierung der Testergebnisse/Angaben für das Jahrbuch Kleinkinder für 2016 sofern die Anbieter Produktänderungen mitgeteilt haben oder sich aufgrund neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse die Bewertung von Mängeln geändert oder wir neue/zusätzliche Untersuchungen durchgeführt haben.

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Wir haben diese Produkte für Sie getestet

Testverfahren

Der Einkauf: Die Nachfrage nach Fußsäcken für Kinderwagen steigt, wenn die Temperaturen sinken. Deswegen haben wir Fußsäcke gekauft, die für den Winter geeignet sind und bis zum dritten Lebensjahr genutzt werden können. Unsere Einkäufer waren nicht nur in Fachgeschäften unterwegs, sondern haben auch Produkte über den Versandhandel bestellt. Die Preisspanne reicht von 25 bis 150 Euro.

Die Inhaltsstoffe: Die Fußsäcke im Test sind aus ganz unterschiedlichen Materialien zusammengesetzt, denen wir in unseren Tests gerecht werden wollten. So sind vier mit einem Lammfell gefüttert. Aus früheren Tests von Schaffellen wissen wir, dass hier Pestizide ein Problem sein können, denn einige Züchter versuchen damit den Insektenbefall der Tiere zu reduzieren. Auf der Unterseite von fünf Fußsäcken ist ein Rutschschutz angebracht. Dieser geschmeidige Kunststoff kann Weichmacher enthalten, schlimmstenfalls solche, die eine hormonelle Wirkung haben können und in Babyartikeln verboten sind. Auch die Farbstoffe der Textilien ließen wir überprüfen: Werden hier krebserregende sogenannte aromatische Amine eingesetzt? Sind die Farben schweiß- und speichelecht?

Die Bewertung: Was wegen Schadstoffbelastung nicht verkauft werden darf, gehört weder in Kinderwagen noch in Kindernähe. Daher können Produkte, die einen gesetzlichen Grenzwert überschreiten, bei uns nur mit "ungenügend" abschneiden. Doch bekommen auch Produkte diese Note, in denen mehrere Schadstoffe in Konzentrationen nachgewiesen wurden, die gesetzlich noch gar nicht geregelt sind. Hier richten wir uns beispielsweise nach Anforderungen unterschiedlicher Textilsiegel oder Empfehlungen von Natur- und Umweltschutzverbänden.

Bewertungslegende 

Bewertung Testergebnis Inhaltsstoffe: Unter dem Testergebnis Inhaltsstoffe führt zur Abwertung um um jeweils eine Note führen: a) mehr als 1.000 mg/kg Ersatzweichmacher (hier: DEHT); b) PVC/PVDC/chlorierte Verbindungen im Produkt; b) halogenorganische Verbindungen; c) mehr als 1 mg/kg Antimon; d) mehr als 100 mg/kg Chrom; e) optische Aufheller mit Hautkontakt.

Bewertung Testergebnis Weitere Mängel: Unter dem Testergebnis Weitere Mängel führen zur Abwertung um zwei Noten: mehr als 50 mg/kg Nonylphenolethoxylate. Zur Abwertung um eine Note führen: optische Aufheller ohne Hautkontakt.

Das Gesamturteil beruht auf dem Testergebnis Inhaltsstoffe. Ein Testergebnis Weitere Mängel, das "befriedigend" oder "ausreichend" ist, verschlechtert das Gesamturteil um eine Note.  

Testmethoden 

Untersucht wurden repräsentative Mischproben und/oder Einzelteile. Antimon (Mischprobe), Nickel (Einzelteile): Elution mittels saurer Schweißlösung, Elementbestimmung mittels ICP-MS. Azo-Farbstoffe: Prüfung auf Amine nach reduktiver Spaltung, Analytik entsprechend § 64 LFGB 82.02-2 Prüfung mit und ohne vorherige Extraktion nach DIN EN 14362-1 (Januar 2013), Analytik entsprechend § 64 LFGB 82.02-3 nach DIN ISO/TS 17234 für Leder. Bei Hinweisen auf 4-Aminoazobenzol zusätzliche Prüfung entsprechend § 64 LFGB 82.02-15 DIN EN 14362-3 (September 2012). Bestimmungsgrenze 5 mg/kg, GC-MS, TLC. Zusätzliche Prüfung auf Anilin und Xylidine. Dispersionsfarbstoffe: § 64 LFGB 82.02-10 Norm DIN 54231 (November 2005). Dünnschichtchromatografie, TLC und HPLC mit DAD (UV/Vis-Detektor). Formaldehyd (Baumwollanteile): qualitativer Nachweis mit Carbazol/Schwefelsäure; quantitative Bestimmung nach DIN EN ISO 14184-1 (kolorimetrische Analyse): DIN EN ISO 14184-1 (2011). Halogenorganische Verbindungen: Elution mit Reinstwasser in der Soxhlet-Apparatur; Binden der organischen Halogene an Aktivkohle, Verbrennung der Aktivkohle im Sauerstoffstrom, microcoulometrische Bestimmung des Halogengehalts. PVC/PVDC/chlorierte Verbindungen im Produkt oder Verpackung, Schwermetalle: Röntgenfluoreszenzanalyse, Nachweis in Einzelteilen. Nonylphenolethoxylate: LC-MS/MS nach Extraktion. Optische Aufheller: qualitativer Nachweis (UV-Licht), Nachweis in Einzelteilen. Pestizide (Lammfell oder Mischprobe): GC-MS-Screening. Phthalate, Ersatzweichmacher und phosphororganische Verbindungen (in Mischproben): GC/MS nach Extraktion und Derivatisierung. Speichel- Schweißsimulanz/Echtheitsprüfung: nach DIN 53160-1, -2.

Einkauf der Testprodukte: Mai bis Juli 2014 

Diesen Test haben wir bereits im ÖKO-TEST Magazin 10/2014 veröffentlicht. Aktualisierung der Testergebnisse/Angaben für das Jahrbuch Kleinkinder für 2016 sofern die Anbieter Produktänderungen mitgeteilt haben oder sich aufgrund neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse die Bewertung von Mängeln geändert oder wir neue/zusätzliche Untersuchungen durchgeführt haben.

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