- In der Vergangenheit haben wir vor allem den Gefahrstoff Formamid kritisiert, der in vielen Spielauflagen steckte.
- In aktuellen Test sind fünf Puzzlematten "gut"; Formamid und PAK sind allerdings in einigen Produkten immer noch ein Problem.
- Außerdem können sich alle Matten elektrostatisch aufladen, was für schlechtere Luftqualität sorgt.
Immer wieder rufen Leser bei uns an, die sich über übelriechende Puzzlematten beschweren. Das verwundert: In Untersuchungen sind die beliebten Bodenauflagen bislang vor allem wegen des Schadstoffs Formamid aufgefallen – dieser ist allerdings geruchlos. Formamid ist als Gefahrstoff eingestuft, der das Erbgut und die Entwicklung des ungeborenen Kindes im Mutterleib schädigen kann.
Viele Puzzlematten mit Gefahrstoff belastet
Formamid ist ein Lösungsmittel, das – im Gegensatz zu vielen anderen – nicht stechend riecht. Es kommt als Reduktionsmittel und Industrie-Chemikalie zum Einsatz. In Schaumstoffen wie Ethylen-Vinylacetat-Copolymer (EVA, häufig als "Moosgummi" bezeichnet), aus dem die meisten Puzzlematten bestehen, könnte es auch aus Treibmitteln gebildet werden.
Die Gefahr besteht, dass die Puzzlematten nach und nach Formamid freisetzen. Bei unserem letzten Puzzlematten-Test aus dem Jahr 2011 enthielten 13 von 15 Produkten Formamid – eigentlich unfassbar, schließlich steckte das Gift in Produkten, auf denen Kleinkinder stundenlang spielen sollen.
Hohe Formamid-Grenzwerte in Puzzleteppichen
Mit der EU-Spielzeugrichtlinie 2009/48 wurde 2013 ein allgemeines Verbot von CMR-Stoffen eingeführt, um die Sicherheit von Spielzeug zu erhöhen. CMR-Stoffe sind solche, die als krebserregend, erbgutverändernd und reproduktionstoxisch ("Carcinogenic, Mutagenic and toxic to Reproduction") eingestuft sind.
Viele CMR-Stoffe von besonderer Relevanz für Spielzeug sind durch eigene Normen abgedeckt – allerdings nicht alle. So heißt es in der EU-Richtlinie: "Es gibt auch CMR-Stoffe, die nicht durch diese Normen abgedeckt sind. Ein Beispiel für diese Stoffe ist Formamid, ein fortpflanzungsgefährdender CMR-Stoff der Kategorie 1 B, der bekanntermaßen in bestimmten Spielzeugmaterialien nachgewiesen wurde (teilweise in Konzentrationen, die ein Gesundheitsrisiko darstellen können)."
Für solche Stoffe gilt gemäß der Spielzeugsicherheitsrichtlinie ein allgemeiner Grenzwert von 5.000 mg/kg. Streng ist das nicht.
Puzzlematten für Kleinkinder im Test
Immerhin: Vereinzelte Hersteller haben Puzzlematten aus EVA ("Moosgummi") wegen der Formamid-Problematik seit 2011 aus dem Programm genommen und lassen ihre Produkte jetzt zum Beispiel aus dem Kunststoff Polyethylen (PE) fertigen.
Ob die heutigen Matten besser sind, und wie viel Formamid noch in Puzzlematten steckt, die es derzeit zu kaufen gibt, haben wir untersucht. Und deshalb erneut mehrere Puzzlematten und Puzzleteppiche in die Labore geschickt.
Puzzlematten: Formamid & PAK weiter ein Problem
Bei der ersten Veröffentlichung dieses Tests im Sommer 2014 fielen mehrere Produkte mit gravierenden Mängeln durch. Sie sind inzwischen nicht mehr im Sortiment der Hersteller – vermissen wird sie niemand.
Von den acht verbliebenen Matten können wir fünf "gute" Spielunterlagen empfehlen. Ein Produkt enthält Formamid in einer Höhe, die wir um zwei Noten abwerten. Dass es auch anders geht, zeigen die EVA-Matten der Mitbewerber im Test, in denen der Gefahrstoff nicht nachweisbar war.
In einer anderen Puzzlematte hat ein Labor erhöhte Gehalte an polyzyklischen aromatischen Kohlenwasserstoffen (PAK) gefunden. Wir kritisieren PAK immer wieder, da diese im schlimmsten Fall krebserregend sein können. Lesen Sie dazu auch: 30 PAK-haltige Kinderartikel im Test
Puzzlematten sorgen für "dicke Luft"
Alle Puzzlematten ließen sich während der Prüfung auf mögliche elektrostatische Oberflächenspannung durch alltagstypische Kontakte, etwa Reibungen, deutlich elektrostatisch aufladen. Testmessungen belegten außerdem, dass alle Böden die provozierten Oberflächenspannungen mehrere Minuten beibehielten beziehungsweise nur sehr langsam reduzierten.
Das ist wiederum ungünstig fürs Raumklima: Die gemessenen Oberflächenspannungen sorgen dafür, dass Staub und Reizstoffe vermehrt durch die Luft wirbeln.
ÖKO-TEST rät: Wenn Produkte nach dem Auspacken komisch riechen, gehören sie nicht sofort ins Kinderzimmer, sondern erst einmal zum Auslüften an die frische Luft.
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