Babyflaschen: So schneiden Nuk, Mam, Avent & Co. im Test ab

Jahrbuch Kinder und Familie für 2022 | Autor: Christine Throl/Svenja Markert | Kategorie: Kinder und Familie | 09.12.2021

Babyflaschen-Test: Nuk, Mam, Philips Avent & Co. im Vergleich.
Foto: ÖKO-TEST

Kunststoff, Glas oder Edelstahl? Welches Material ist für Babyflaschen wohl die bessere Wahl? Wir haben 19 Produkte von Nuk, Mam, Philips Avent & Co. getestet und klären Mütter und Väter über die Vor- und Nachteile der unterschiedlichen Materialien auf.

  • Im Vergleich zu früher haben sich Babyflaschen verbessert. So ist beispielsweise die Verwendung des hormonell wirksamen Stoffes Bisphenol A nicht mehr erlaubt. 
  • Eine neue Debatte um Babyflaschen aus Kunststoff dreht sich um die Frage, ob sich Mikroplastik aus den Fläschchen löst. 
  • Ärgerlich: Die Farbe der Aufschrift zweier Babyflaschen aus Glas enthält giftiges Blei. 

Aktualisiert am 09.12.2021 | Kunststoff, Glas oder doch lieber Edelstahl: Welches Material darf es sein? Eltern haben inzwischen eine echte Wahl, wenn es um die richtige Babyflasche für ihr Kind geht. Das Gute: Im Vergleich zu früher haben sich die Flaschen verbessert.

Die allermeisten Flaschen bestehen aus Kunststoff. Sie sind schön leicht und bruchfest. Drei im Test bekommen allerdings einen Punktabzug, weil sie leicht müffelten. Und das obwohl die Laborexperten die Flaschen vor dem Geruchstest ausgekocht hatten. Immerhin gaben sie keinen Geruch an eingefülltes Wasser ab, bestätigten uns die Tester. Somit stört die Kinder kein Plastikgeruch beim Trinken.

Keine Schadstoffe in Babyflaschen im Test entdeckt 

Babyflaschen im Test: Wir haben 19 Produkte aus Kunststoff, Glas und Edelstahl überprüft.
Babyflaschen im Test: Wir haben 19 Produkte aus Kunststoff, Glas und Edelstahl überprüft. (Foto: Rido/Shutterstock)

Wir haben alle Flaschen umfangreich auf Schadstoffe getestet. Das Ergebnis: keine Lösemittel oder Weichmacher im Material. Auch kein Bisphenol A. Die Verwendung des hormonell wirksamen Stoffes Bisphenol A ist nicht mehr zur Herstellung von Babyflaschen erlaubt.

Nachdem Länder wie Frankreich und Dänemark den Stoff verboten hatten, folgte 2011 EU-weit das Aus. Zunächst für Trinkflaschen für Säuglinge. Seit 2018 umfasst das Verbot alle Trinkgefäße und Flaschen für Säuglinge und Kleinkinder.

Bisphenol A ist ein Grundstein für den Kunststoff Polycarbonat, den die Anbieter früher oft für Babyflaschen verwendeten. Das hat sich durch das Verbot und die Debatte um Bisphenol A geändert. In diesem Test bestehen alle Kunststoffflaschen aus Polypropylen. Das hat sich in puncto Schadstoffe bewährt, wie unser Test zeigt.

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Geben Babyflaschen aus Kunststoff Mikroplastik ab?  

Allerdings gibt es eine neue Debatte über Kunststofffläschchen. Der Grund: Mikroplastik. Als Mikroplastik bezeichnet man kleinste Kunststoffpartikel. Sie machen Schlagzeilen, weil sie als Zerfallsprodukte von Plastikmüll die Weltmeere verschmutzen, Fischen zusetzen und es bis in die Arktis geschafft haben. 2018 hat eine Studie Mikroplastikpartikel im menschlichen Stuhl nachgewiesen. Welche Auswirkungen Mikroplastik im menschlichen Körper hat, ist noch nicht klar.

Ein Forscherteam am Trinity College in Dublin zeigte nun 2020 in einer Studie, dass Babyflaschen aus Polypropylen unter Hitze große Mengen Mikroplastik abgeben; etwa nach dem Sterilisieren, durch Erhitzen in der Mikrowelle oder durch Einfüllen von heißem Wasser. Dadurch könnten Säuglinge über eine Million winzigste Partikelteilchen pro Tag zu sich nehmen – so die Studie.

Babyflasche reinigen: Die Reste wegschütten und die Flasche gleich nach Gebrauch reinigen. Am besten von Hand mit Spülmittel und einer Bürste, die nur für die Flaschen zum Einsatz kommt.
Babyflasche reinigen: Die Reste wegschütten und die Flasche gleich nach Gebrauch reinigen. Am besten von Hand mit Spülmittel und einer Bürste, die nur für die Flaschen zum Einsatz kommt. (Foto: VasitChaya/Shutterstock)

So halten Eltern mögliche Plastikpartikel gering

ÖKO-TEST hat in diesem Test nicht auf Mikroplastik untersucht. Wir können also nicht sagen, ob und wie viel Mikroplastik sich aus den Fläschchen im Test löst. Auch eine vergleichende Bewertung wäre bei bestehender Datenlage nicht ganz einfach. Wenn man auf Mikroplastik untersucht, bestehen immer noch Fragen zur Methode – genauso wie zur Auswirkung der gefundenen Partikel.

Das Bundesinstitut für Risikobewertung geht aktuell nicht davon aus, dass Plastikpartikel in Lebensmitteln gesundheitliche Risiken bergen. Das Institut sagt aber auch, dass eine abschließende Risikobewertung derzeit noch nicht erfolgen könne.

Dennoch meinen wir: Es lohnt sich aus Vorsorgegründen, die Menge der möglichen Partikel gering zu halten. Das geht, indem Eltern die sterilisierten Flaschen gründlich mit kaltem Wasser abspülen und abgekochtes Wasser abkühlen lassen – wir empfehlen auf eine Temperatur von 40 Grad.

Babyflaschen im Test: Kritik an Blei in Farbe

Glasfläschchen geben kein Mikroplastik ab. Weitere Pluspunkte: Es ist weniger anfällig für Kratzer, weshalb sich keine Keime in Rissen ansammeln können. Außerdem nimmt Glas keine Gerüche an und es ist umweltfreundlich. Nachteil: Das Gewicht ist schwerer und Glasflaschen können zerbrechen.

(Foto: ÖKO-TEST)

Ganz ohne Kritik kommen die Babyflaschen aus Glas aber nicht davon. Zwei von ihnen kritisieren wir aufgrund von Blei. Es steckt in der Farbe des Dekors, etwa der Skalierung. Der Stoff gilt als Nervengift. Immerhin kommt das Dekor nicht mit dem Inhalt der Flasche in Kontakt. Es ist auch nicht wahrscheinlich, dass sich nennenswerte Gehalte von Blei lösen, wenn man die Flasche hält oder Babys mit ihr in Kontakt kommen.

Und trotzdem: Das Gift Blei hat aus unserer Sicht nichts in Kinderprodukten zu suchen. Wie der Test zeigt, ist es durchaus machbar, Glasflaschen mit bleifreien Dekorfarben zu bedrucken.

Nachhaltigere Alternative sind Babyflaschen aus Edelstahl

Bisher gibt es wenige Babyflaschen aus Edelstahl. Ob sie sich angesichts des hohen Preises durchsetzen, muss sich zeigen. Edelstahl ist deutlich leichter als Glas und besonders robust. Auch wenn die Flaschen bei Stürzen verbeulen können, halten sie im Normalfall länger als die typische Babyphase.

Besonders nachhaltig: Für die getesteten Varianten haben die Anbieter weitere Verschlüsse im Sortiment, sodass man sie weiter einsetzen kann.

Der Test zeigt: 14 Babyflaschen im Test können wir mit "sehr gut" rundum empfehlen – darunter sowohl günstige als auch teurere Produkte. Wichtig bei allen: Die Babyflaschen vor dem ersten Gebrauch sterilisieren, Kunststoffflaschen mit klarem Wasser drei Mal nachspülen.  

Sauger der Babyflaschen wechseln: Anbieter empfehlen einen Austausch nach ein bis drei Monaten.
Sauger der Babyflaschen wechseln: Anbieter empfehlen einen Austausch nach ein bis drei Monaten. (Foto: LEEDDONG/Shutterstock)

Sauger der Babyflaschen im Test sind zufriedenstellend

Vollauf zufrieden sind wir mit den Saugern im Test. Sie alle bestehen aus Silikon. Wir haben überprüft, ob noch kritische Rückstände in ihnen stecken und können Entwarnung geben. In keinem einzigen der getesteten Sauger für die Babyflaschen stecken Schadstoffe.

Tipps: Wie Sie die richtige Babyflasche finden

ÖKO-TEST-Ratgeber: 

  • Wer bei Mikroplastik auf Nummer sicher gehen will, wählt eine der Flaschen aus Glas oder Edelstahl.
  • Mit der kleinsten Saugergröße beginnen und ein Saugerloch mit einem geringen Durchfluss wählen, oftmals als S bezeichnet oder mit einem Tropfen bebildert. Wenn das Trinken gut klappt und man Ersatzmilch gibt, kann man die nächste Lochgröße M / zwei Tropfen ausprobieren.
  • Anbieter empfehlen einen Austausch der Sauger nach ein bis drei Monaten. Wechseln Sie die Sauger auch, wenn Sie Risse oder Gebrauchsspuren erkennen. 

Diesen Test haben wir zuletzt im ÖKO-TEST Jahrbuch für 2022 veröffentlicht. Aktualisierung der Testergebnisse/Angaben für das Jahrbuch Kinder und Familie für 2022 sofern die Anbieter Produktänderungen mitgeteilt haben oder sich aufgrund neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse die Bewertung von Mängeln geändert oder wir neue/zusätzliche Untersuchungen durchgeführt haben.

Weiterlesen auf oekotest.de:

Wir haben diese Produkte für Sie getestet

Testverfahren

Wir haben 19 Babyflaschen mit Silikonsaugern, die Eltern ab der Geburt einsetzen können, in Drogerien, Supermärkten und Fachgeschäften eingekauft. Darunter elf Fläschchen aus dem Kunststoff Polypropylen, sieben aus Glas und zwei aus Edelstahl. Im Labor analysierten die Prüfer alle Babyflaschen in einem umfangreichen Materialscreening auf Substanzen wie Phthalat- und Ersatzweichmacher, phosphororganische Verbindungen und Bisphenol A. Bei den Edelstahlflaschen prüften sie auch, ob die Flaschen problematische Elemente wie Blei oder Cadmium an eingefülltes Wasser abgeben. Lösen sich aus den Saugern flüchtige Verbindungen? Enthalten sie problematische polyzyklische aromatische Verbindungen oder Siloxane wie bedenkliches D4?

Da Babys einen sehr empfindlichen Geruchs- und Geschmackssinn haben, erfolgte auch eine Sensorikprüfung. Die Tester kochten die Fläschchen aus Kunststoff und Edelstahl aus und prüften, ob die Flaschen nach Kunststoff oder Metall riechen. Um festzustellen, ob Geruch und Geschmack auf eingefülltes Wasser übergehen, füllten sie die Flaschen mit heißem Wasser, ließen es abkühlen und machten zwei Stunden später die Probe: Riecht das Wasser nach Plastik oder nach Metall?

Zudem haben wir die Verpackungen und Beipackzettel mit den Warnhinweisen abgeglichen, die die Babyflaschen-Norm 14350 vorschreibt. Auch prüften die Labore die Verpackungen auf chlorierte Verbindungen.

Bewertungslegende 

Bewertung Testergebnis Babyflasche: Unter dem Testergebnis Babyflasche führen zur Abwertung um jeweils eine Note: a) Bleigehalte von mehr als 500 mg/kg im Dekor (wie farbige Aufdrucke und Skalierungen); b) Flasche riecht etwas nach dem Auskochen (Median in der Sensorikprüfung bei 2,5).

Bewertung Testergebnis Weitere Mängel: Unter dem Testergebnis Weitere Mängel führt zur Abwertung um eine Note: Warnhinweise nach DIN EN 14350 unvollständig (hier: Alle nicht verwendeten Einzelteile müssen außerhalb der Reichweite von Kindern aufbewahrt werden).

Das Gesamturteil beruht auf dem Testergebnis Flasche und dem Testergebnis Sauger, es kann nicht besser sein als das schlechteste Einzelergebnis. Ein Testergebnis Weitere Mängel, das "gut" ist, verschlechtert das Gesamturteil nicht.  

Testmethoden 

Inhaltsstoffe: Blei (Dekorfarben): Röntgenfluoreszenzanalyse. Phthalate, phosphororganische Verbindungen, Lösemittel (Mischprobe der Kunststoffteile ohne Sauger): GC/MS nach Extraktion und Derivatisierung. PVC/PVDC/chlorierte Verbindungen im Produkt/in der Verpackung:  Röntgenfluoreszenzanalyse. Siloxane (Trinksauger/Silikonmantel): GC/MS nach Extraktion; Analyse nach Auskochen entsprechend der Gebrauchsanweisung. Löslichkeit von Elementen (Edelstahlflaschen): Migration mit 5 g/l Zitronensäure (0,5 %) über 24 Stunden bei 40 °C. Analyse von Elementen per ICP/MS. Flüchtige Bestandteile (Trinksauger): § 64 LFGB B82.92-4:2019-02, gravimetrisch. Polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe (Trinksauger): GC-MSD; 25 PAK nach EU/EPA/JECFA nach Auskochen.

Sensorikprüfung (Kunststoff-/Edelstahlflaschen): In Anlehnung an die DIN 10955:2019-12 Entwurf. Die Babyflasche wurde nach Gebrauchsanweisung vollständig auseinandergenommen und für 5 Minuten in kochendem Wasser sterilisiert. Eigengeruch: Im abgekühlten trockenen, zusammengesetzten Zustand wurde die Babyflasche bei Raumtemperatur für 24 Stunden im Dunkeln konditioniert. Sieben Sensoriktester prüften im Anschluss die Probe und bewerteten ihren Geruchseindruck. Dabei waren Halbstufen möglich (0,5). Eine Beschreibung des Geruchseindrucks erfolgte ab einer Bewertung von 2,0 auf einer Skala von 0 = nicht wahrnehmbar bis 4 = starkes Aroma (nach ...). Geruchs-/Geschmacksänderung von Wasser: Im abgekühlten Zustand wurde die Babyflasche mit 70 Grad heißem (abgekochtem) Wasser vollständig befüllt und für mindestens 2 Stunden bei Raumtemperatur zum Abkühlen stehen gelassen. Nach Beendigung der Migrationsphase wurde das migrierte Wasser in einer paarweisen Vergleichsprüfung von 7 geübten Prüfern abgerochen (orthonasale Prüfung) und bei Auffälligkeiten verkostet (retronasale Prüfung). Die Prüfer bewerteten das Wasser in Hinsicht auf die Abweichung des Eigenaromas im Vergleich zum Blindwert auf einer Skala von 0 bis 4. Dabei waren Halbstufen von (0,5) möglich. Ab der Bewertung 2,0 musste eine Beschreibung abgegeben werden. Als Blindwert diente eine geruchsneutrale Glasflasche, die entsprechend ausgekocht und mit Wasser befüllt wurde.

Einkauf der Testprodukte: November - Dezember 2020 

Diesen Test haben wir zuletzt im ÖKO-TEST Jahrbuch für 2022 veröffentlicht. Aktualisierung der Testergebnisse/Angaben für das Jahrbuch Kinder und Familie für 2022 sofern die Anbieter Produktänderungen mitgeteilt haben oder sich aufgrund neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse die Bewertung von Mängeln geändert oder wir neue/zusätzliche Untersuchungen durchgeführt haben.

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