- Im Vergleich zu früher haben sich Babyflaschen verbessert. So ist beispielsweise die Verwendung des hormonell wirksamen Stoffes Bisphenol A nicht mehr erlaubt.
- Eine neue Debatte um Babyflaschen aus Kunststoff dreht sich um die Frage, ob sich Mikroplastik aus den Fläschchen löst.
- Ärgerlich: Die Farbe der Aufschrift zweier Babyflaschen aus Glas enthält giftiges Blei.
Aktualisiert am 09.12.2021 | Kunststoff, Glas oder doch lieber Edelstahl: Welches Material darf es sein? Eltern haben inzwischen eine echte Wahl, wenn es um die richtige Babyflasche für ihr Kind geht. Das Gute: Im Vergleich zu früher haben sich die Flaschen verbessert.
Die allermeisten Flaschen bestehen aus Kunststoff. Sie sind schön leicht und bruchfest. Drei im Test bekommen allerdings einen Punktabzug, weil sie leicht müffelten. Und das obwohl die Laborexperten die Flaschen vor dem Geruchstest ausgekocht hatten. Immerhin gaben sie keinen Geruch an eingefülltes Wasser ab, bestätigten uns die Tester. Somit stört die Kinder kein Plastikgeruch beim Trinken.
Keine Schadstoffe in Babyflaschen im Test entdeckt
Wir haben alle Flaschen umfangreich auf Schadstoffe getestet. Das Ergebnis: keine Lösemittel oder Weichmacher im Material. Auch kein Bisphenol A. Die Verwendung des hormonell wirksamen Stoffes Bisphenol A ist nicht mehr zur Herstellung von Babyflaschen erlaubt.
Nachdem Länder wie Frankreich und Dänemark den Stoff verboten hatten, folgte 2011 EU-weit das Aus. Zunächst für Trinkflaschen für Säuglinge. Seit 2018 umfasst das Verbot alle Trinkgefäße und Flaschen für Säuglinge und Kleinkinder.
Bisphenol A ist ein Grundstein für den Kunststoff Polycarbonat, den die Anbieter früher oft für Babyflaschen verwendeten. Das hat sich durch das Verbot und die Debatte um Bisphenol A geändert. In diesem Test bestehen alle Kunststoffflaschen aus Polypropylen. Das hat sich in puncto Schadstoffe bewährt, wie unser Test zeigt.
Geben Babyflaschen aus Kunststoff Mikroplastik ab?
Allerdings gibt es eine neue Debatte über Kunststofffläschchen. Der Grund: Mikroplastik. Als Mikroplastik bezeichnet man kleinste Kunststoffpartikel. Sie machen Schlagzeilen, weil sie als Zerfallsprodukte von Plastikmüll die Weltmeere verschmutzen, Fischen zusetzen und es bis in die Arktis geschafft haben. 2018 hat eine Studie Mikroplastikpartikel im menschlichen Stuhl nachgewiesen. Welche Auswirkungen Mikroplastik im menschlichen Körper hat, ist noch nicht klar.
Ein Forscherteam am Trinity College in Dublin zeigte nun 2020 in einer Studie, dass Babyflaschen aus Polypropylen unter Hitze große Mengen Mikroplastik abgeben; etwa nach dem Sterilisieren, durch Erhitzen in der Mikrowelle oder durch Einfüllen von heißem Wasser. Dadurch könnten Säuglinge über eine Million winzigste Partikelteilchen pro Tag zu sich nehmen – so die Studie.
So halten Eltern mögliche Plastikpartikel gering
ÖKO-TEST hat in diesem Test nicht auf Mikroplastik untersucht. Wir können also nicht sagen, ob und wie viel Mikroplastik sich aus den Fläschchen im Test löst. Auch eine vergleichende Bewertung wäre bei bestehender Datenlage nicht ganz einfach. Wenn man auf Mikroplastik untersucht, bestehen immer noch Fragen zur Methode – genauso wie zur Auswirkung der gefundenen Partikel.
Das Bundesinstitut für Risikobewertung geht aktuell nicht davon aus, dass Plastikpartikel in Lebensmitteln gesundheitliche Risiken bergen. Das Institut sagt aber auch, dass eine abschließende Risikobewertung derzeit noch nicht erfolgen könne.
Dennoch meinen wir: Es lohnt sich aus Vorsorgegründen, die Menge der möglichen Partikel gering zu halten. Das geht, indem Eltern die sterilisierten Flaschen gründlich mit kaltem Wasser abspülen und abgekochtes Wasser abkühlen lassen – wir empfehlen auf eine Temperatur von 40 Grad.
Babyflaschen im Test: Kritik an Blei in Farbe
Glasfläschchen geben kein Mikroplastik ab. Weitere Pluspunkte: Es ist weniger anfällig für Kratzer, weshalb sich keine Keime in Rissen ansammeln können. Außerdem nimmt Glas keine Gerüche an und es ist umweltfreundlich. Nachteil: Das Gewicht ist schwerer und Glasflaschen können zerbrechen.
Ganz ohne Kritik kommen die Babyflaschen aus Glas aber nicht davon. Zwei von ihnen kritisieren wir aufgrund von Blei. Es steckt in der Farbe des Dekors, etwa der Skalierung. Der Stoff gilt als Nervengift. Immerhin kommt das Dekor nicht mit dem Inhalt der Flasche in Kontakt. Es ist auch nicht wahrscheinlich, dass sich nennenswerte Gehalte von Blei lösen, wenn man die Flasche hält oder Babys mit ihr in Kontakt kommen.
Und trotzdem: Das Gift Blei hat aus unserer Sicht nichts in Kinderprodukten zu suchen. Wie der Test zeigt, ist es durchaus machbar, Glasflaschen mit bleifreien Dekorfarben zu bedrucken.
Nachhaltigere Alternative sind Babyflaschen aus Edelstahl
Bisher gibt es wenige Babyflaschen aus Edelstahl. Ob sie sich angesichts des hohen Preises durchsetzen, muss sich zeigen. Edelstahl ist deutlich leichter als Glas und besonders robust. Auch wenn die Flaschen bei Stürzen verbeulen können, halten sie im Normalfall länger als die typische Babyphase.
Besonders nachhaltig: Für die getesteten Varianten haben die Anbieter weitere Verschlüsse im Sortiment, sodass man sie weiter einsetzen kann.
Der Test zeigt: 14 Babyflaschen im Test können wir mit "sehr gut" rundum empfehlen – darunter sowohl günstige als auch teurere Produkte. Wichtig bei allen: Die Babyflaschen vor dem ersten Gebrauch sterilisieren, Kunststoffflaschen mit klarem Wasser drei Mal nachspülen.
Sauger der Babyflaschen im Test sind zufriedenstellend
Vollauf zufrieden sind wir mit den Saugern im Test. Sie alle bestehen aus Silikon. Wir haben überprüft, ob noch kritische Rückstände in ihnen stecken und können Entwarnung geben. In keinem einzigen der getesteten Sauger für die Babyflaschen stecken Schadstoffe.
Tipps: Wie Sie die richtige Babyflasche finden
ÖKO-TEST-Ratgeber:
- Wer bei Mikroplastik auf Nummer sicher gehen will, wählt eine der Flaschen aus Glas oder Edelstahl.
- Mit der kleinsten Saugergröße beginnen und ein Saugerloch mit einem geringen Durchfluss wählen, oftmals als S bezeichnet oder mit einem Tropfen bebildert. Wenn das Trinken gut klappt und man Ersatzmilch gibt, kann man die nächste Lochgröße M / zwei Tropfen ausprobieren.
- Anbieter empfehlen einen Austausch der Sauger nach ein bis drei Monaten. Wechseln Sie die Sauger auch, wenn Sie Risse oder Gebrauchsspuren erkennen.
Diesen Test haben wir zuletzt im ÖKO-TEST Jahrbuch für 2022 veröffentlicht. Aktualisierung der Testergebnisse/Angaben für das Jahrbuch Kinder und Familie für 2022 sofern die Anbieter Produktänderungen mitgeteilt haben oder sich aufgrund neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse die Bewertung von Mängeln geändert oder wir neue/zusätzliche Untersuchungen durchgeführt haben.
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