Gummistiefel für Kinder kaufen: Darauf sollten Eltern achten

Magazin Oktober 2023: Reis | Autor: Julia Dibiasi | Kategorie: Kinder und Familie | 21.10.2023

Gummistiefel für Kinder kaufen: Darauf sollten Eltern achten
Foto: Shutterstock/FamVeld

So praktisch Gummistiefel für Kinder auch sein mögen – für die Fußgesundheit sind sie nicht ideal. Eine Kinderorthopädin gibt Tipps, was es zu beachten gilt, wenn Eltern oder Großeltern Kindergummistiefel kaufen möchten.

Fehlender Halt, verschwitzte Füße, jede Menge Schadstoffe – das fällt vielen Menschen spontan zum Thema Gummistiefel ein. Warum die Mischung vor allem für Kinderfüße ein Problem ist, worauf man beim Kauf von Gummistiefeln achten sollte und welche Alternativen es zu den wasserdichten Schuhen gibt, erklärt PD Dr. Cornelia Putz, Oberärztin in der Sektion Kinderorthopädie an der Orthopädischen Universitätsklinik Heidelberg.

Ab wann können Kinder Gummistiefel anziehen?

"Gummistiefel bieten Laufanfängern und Kindern leider relativ wenig Halt", sagt Cornelia Putz. Die Kinderorthopädin rät Eltern deswegen davon ab, Gummistiefel für Kinder unter zwei bis drei Jahren zu kaufen. Selbstverständlich komme es immer auf die individuelle Entwicklung des Kindes an: jedes fange in einem anderen Alter an zu laufen. Und je länger ein Kind bereits läuft, desto sicherer wird es.

Trotzdem rät die Expertin bei Kindern, die jünger sind als zwei Jahre, eher zu wasserfesten Füßlingen. Diese funktionierten wie Überzieher für die Schuhe und beeinträchtigten Kinder, die gerade erst laufen lernen, weniger.

Wie groß sollten Gummistiefel für Kinder sein?

Entscheiden sich Eltern für den Kauf von Gummistiefeln, ist ein bestmöglicher Sitz am Kinderfuß wichtig. Um die richtige Schuhgröße zu finden, rät Kinderorthopädin Cornelia Putz, sich an der Daumenregel zu orientieren: Steckt der Kinderfuß im Gummistiefel, sollte von den Zehen bis zur Schuhspitze noch etwa eine Daumenbreite Platz sein. 

Außerdem wichtig:

  • Die passende Länge, Breite und Höhe des Fußteils sowie die Schaftweite.
  • Hilfreich seien zudem fließende Materialübergänge und ein stabiler Fersenbereich. Das beuge Druckstellen an Bein und Fuß vor und vermeide, dass das Material beim Anziehen Falten wirft. Die Kinderorthopädin erklärt: "Druckstellen führen häufig zu einer verkrampften Muskulatur. Und wenn man sich verkrampft, ermüdet der Fuß schneller."
  • Auch das Gewicht der Gummistiefel spiele eine Rolle. So könne ein Kind den Fuß nicht mehr richtig abrollen, wenn der daran hängende Schuh zu schwer ist, erläutert Putz.

Auf fest eingebaute Sohlen im Gummistiefel achten

Beim Gummistiefelkauf sollten Eltern auch auf die Art der Innensohle achten. Viele Kindergummistiefel verfügen nämlich statt eines Fußbetts lediglich über eine dünne, schaumstoffartige Einlegesohle. "Diese Sohlen verrutschen oft", weiß die Ärztin und Mutter aus Erfahrung. Sie rate daher zu Gummistiefeln mit fest eingebauten Sohlen. Bevorzugt solche, die ein Fußbett nachahmten. Diese hätten den positiven Nebeneffekt, dass sie den Raum im Schuh verkleinern, was für zusätzlichen Halt sorgt.

Gummistiefel gibt es in allen Varianten – ungefüttert, mit leichtem oder besonders dickem Futter für den Winter. Kinderorthopädin Putz empfiehlt Gummistiefel vor allem für den Herbst. Denn Gummistiefel sind nicht atmungsaktiv – gerade im Sommer kommen Kinderfüße darin schon mal unangenehm ins Schwitzen.

Gebrauchte Kindergummistiefel sind nachhaltiger 

Mit Blick auf die Fußhygiene rät die Kinderorthopädin eher vom Kauf gebrauchter Gummistiefel ab. Allerdings tragen Kinder ihre Gummistiefel selten viele Stunden am Stück – und haben darin zudem meistens Strümpfe an. Außerdem wachsen sie recht schnell aus Schuhen heraus. Daher raten wir schon aus Gründen der Nachhaltigkeit dazu, nicht jedes Mal neue Gummistiefel zu kaufen, sondern sich im Freundes- und Familienkreis oder auf Flohmärkten nach gebrauchten Modellen umzuschauen.

Ein weiterer Knackpunkt aus Sicht der Kinderorthopädin: Beim Schwitzen beginnt der Kinderfuß im Schuh zu rutschen und findet dann weniger Halt – auf Kosten der Muskulatur, die sich dann schneller verkrampft. Und im Winter sollten Eltern ihre Kinder lieber mit wasserabweisenden Schuhen ausrüsten. Diese bieten bei Schnee und Eis generell eine bessere Stabilität.

Kinder sollten Gummistiefel nicht zu lange anziehen

"Gummistiefel sind grundsätzlich gut, denn sie erfüllen ihren Zweck", findet Kinderorthopädin Putz. Wichtig sei es jedoch, die bunten Stiefel nicht als Ersatz für den Laufschuh zu betrachten, sondern diese nur anzuziehen, wenn es draußen richtig regnet und matschig ist – und dann auch möglichst nicht über einen längeren Zeitraum.

Zudem sollten Kinder die Stiefel aus ihrer Sicht nicht barfuß, sondern aufgrund von Halt und Hygiene immer mit Socken tragen. Wer für sich oder sein Kind lieber ganz auf Gummistiefel verzichten möchte, dem rät Cornelia Putz insbesondere im Sommer dazu barfuß zu laufen. Füße sind schließlich prima abwaschbar.

Kindergummistiefel kaufen: Darum gibt es einiges zu beachten

Der Körperbau eines Kindes unterscheidet sich in einigen Punkten von dem eines Erwachsenen. Damit einher gehen andere Anforderungen an das Schuhwerk. Kinderorthopädin Putz erklärt den Hintergrund: Während das Hüftgelenk bei Erwachsenen um zehn bis 15 Grad nach innen gerichtet sei, betrage dieser Drehwinkel bei Kindern bis zu 30 Grad – ist also doppelt so groß. Um diese Innendrehung der Hüfte auszugleichen, richteten sich die kindlichen Füße vermehrt etwas nach außen und das Gewölbe an der Fußinnenkante knicke leicht ein.

"Alle Kinder haben Knick-Senkfüße", sagt Putz. Das sei soweit normal und in der Regel kein Grund zur Sorge. Jedenfalls solange sich an der Innenseite des Fußes ein Gewölbe ausbildet, wenn das Kind auf Zehen steht, die Ferse nach innen dreht und das Kind keine Schmerzen hat.

Viele Eltern würden trotzdem versuchen, der Fußstellung ihrer Kinder mit speziellen Einlagen entgegenzuwirken, weiß die Kinderorthopädin. Einlagen seien jedoch nur bei krankheitsbedingten Fußfehlstellungen nötig. Ein kindlicher Knick-Senkfuß hingegen verwachse sich in der Regel bis zum 10. Lebensjahr von ganz allein.

Dennoch seien gerade bei Kinderschuhen eine gute Passform und ein unterstützendes Fußbett wichtig, damit sich die empfindlichen Kinderfüße gesund entwickeln können, so Putz – und um Fehlstellungen im Erwachsenenalter und häufiges Umknicken zu vermeiden.

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