- Wir haben 22 Wundschutzcremes für Babys getestet. Neun davon sind Cremes mit Naturkosmetik-Zertifikat.
- Das Ergebnis: 15 Produkte sind mit "sehr gut" rundum empfehlenswert.
- Notenabzüge gibt es vor allem für Fette aus Erdöl, besonders bedenkliche Mineralölrückstände, Parfüm und ein umstrittenes Antioxidans.
Aktualisiert am 7.12.2023 | In der Windel muss die Haut von Babys so einiges aushalten: wenig Luft, viel Wärme, Feuchtigkeit, Harn- und andere Reizstoffe. Da kann es schon mal zu wunden Stellen oder sogar zu einer Windeldermatitis kommen. Spezielle Wundschutzcremes können bei Wundsein helfen – oder dem Wundsein vorbeugen.
Der wichtigste Wirkstoff der meisten Wundschutzcremes in diesem Test ist Zinkoxid. Die mineralische
Verbindung ist aus mehreren Gründen günstig im Windelbereich: Sie bildet eine Barriere und schützt den Po dadurch vor den oft reizenden Ausscheidungen des Babys.
Zudem kann sie gut Feuchtigkeit binden und die Haut quasi trocken legen. Schließlich besitzt sie auch leicht antiseptische Eigenschaften und fördert die Wundheilung.
Wie oft sollte Wundschutzcreme benutzt werden?
Aber muss eine Wundschutzcreme deshalb "nach jedem Windelwechsel" auf den Babypo geschmiert werden, wie es eine Reihe von Cremes im Test auf ihre Verpackungen schreiben? Nein. "Ein gesunder Babypopo braucht nicht jeden Morgen eine Zinkschutzsalbe drauf", sagt Natalia Garcia Bartels, auf Kinder spezialisierte Dermatologin und Dozentin an der Berliner Charité.
Zinkoxid in höheren Konzentrationen kann die Haut auf Dauer auch austrocknen. Dennoch gibt es Fälle, wo eine Vorbeugung sinnvoll sein mag: Viele Kinder reagieren auf bestimmte Lebensmittel oder während des Zahnens mit wundem Po, da kann eine rechtzeitig aufgetragene Wundschutzcreme durchaus gute Dienste leisten.
Wundschutzcreme-Test: Wie gut sind Penaten, Weleda & Co.?
Wir haben 22 Wundschutzcremes für Babys eingekauft und ins Labor geschickt. Die Bilanz: 15 Produkte räumen die Bestnote "sehr gut" ab. Ein schönes Ergebnis.
Weniger schön ist, was die drei schlechtesten Cremes im Test Babys dünner Haut zumuten. Zwei Produkte fallen mit "mangelhaft", eine Wundschutzcreme mit "ungenügend" durch. Doch wo liegt das Problem?
Labor findet bedenkliche Mineralölrückstände
In den drei durchgerasselten Wunschutzcremes für Babys im Test hat das beauftragte Labor aromatische Mineralölkohlenwasserstoffe gefunden, abgekürzt MOAH. Zu dieser Stoffgruppe gehören auch Verbindungen, die krebserregend oder erbgutschädigend sind, und wir können nicht ausschließen, dass auch diese problematischen Kandidaten in den Cremes stecken.
MOAH können über die Haut aufgenommen werden, so viel weiß man bereits. Unklar ist hingegen noch, ob der Körper sie wieder ausscheidet oder ob sie sich dort anreichern.
Mineralöl in Wundschutzcremes: Woher kommt es?
Wir meinen: So oder so haben diese Verbindungen auf Babyhaut rein gar nichts verloren. Zumal Hersteller diese Schadstoffe gut vermeiden könnten, denn es ist ziemlich klar, wo sie herkommen: Aus den Paraffinen, die bei den drei Schlusslichtern ganz vorne in der Rezeptur stehen, also mengenmäßig wichtigster Bestandteil sind.
Paraffine sind meist aus Erdöl hergestellt, und wenn sie im Herstellungsprozess nicht gründlich genug aufgereinigt wurden, bleiben Kontaminationen von MOAH darin zurück – quasi als Gruß aus der Vergangenheit.
Die Hersteller hätten es also selbst in der Hand, gut aufgereinigte Paraffinqualitäten zu verwenden. Wenigstens ihre Babyprodukte sollten ihnen das wert sein.
Wunder Babypo: Lieber mit natürlichen Ölen pflegen
Auch aus anderen Gründen sehen wir die Erdöl-Fette kritisch: Sie integrieren sich nicht so mühelos ins Gleichgewicht der Haut wie natürliche Öle.
Immerhin verwenden die meisten Hersteller der Wundschutzcremes im Test natürliche Öle und Wachse. Zum Beispiel Sojaöl, Sonnenblumenöl, Mandelöl, Bienenwachs oder Sheabutter. Gemeinsam mit Zinkoxid bilden diese Fette auf der beanspruchten Haut in der Windelregion eine Barriere gegen Nässe und die häufig hautreizenden Ausscheidungen des Babys.
Hinzu kommen in den Rezepturen meist Inhaltsstoffe, die die Wundheilung fördern sollen: Calendula- oder Kamillenblüten-Extrakt, Panthenol und vor allem Zinkoxid.
Unnötiges Parfüm in Wundschutzcremes im Test
Die Haut von Babys und Kleinkindern ist besonders sensibel, weil ihre Barrierefunktion in den ersten Jahren noch nicht voll ausgereift ist. Wenn sie wund, rissig oder auch nur aufgeweicht ist, macht sie das noch durchlässiger.
Da ist es eine in unseren Augen völlig überflüssige Belastung, wenn Wundschutzcremes auch noch Parfüm oder ätherisches Öl enthalten. Gut ein Viertel der Anbieter im Test parfümieren ihre Cremes jedoch.
Einige Parfüms enthalten gar Duftstoffe mit allergenem Potenzial. Wozu? Der Duft schmeichelt nur der Elternnase, danach verschwindet er in der Windel. Wir ziehen für Parfüm eine Note ab und führen allergene Duftstoffe wie Farnesol oder Geraniol zur Info in der Tabelle auf.
Stoff beeinträchtigt möglicherweise die Schilddrüse
Was ist außerdem aufgefallen? Der Testverlierer mixt zu Parfüm und MOAH-haltigen Paraffinen auch noch das Antioxidans Butylhydroxytoluol (BHT) unter. Wir kritisieren diesen Stoff, weil er unter Verdacht steht, die Schilddrüsenfunktion zu beeinträchtigen. Nicht umsonst gibt es neuerdings in der EU einen Grenzwert für BHT in Kosmetika.
Wundschutzcremes: Tipps zur Anwendung
Das empfiehlt ÖKO-TEST:
- Eine gesunde Babyhaut braucht nicht nach jedem Windelwechsel eine Wundschutzcreme. Lieber nach Bedarf anwenden und dabei möglichst dünn auftragen.
- Wundschutzcreme möglichst nur auf gereizte Hautpartien und ein Stückchen darüber hinaus auftragen.
- Das beste Mittel gegen einen wunden Popo: Regelmäßig wickeln und dabei viel Luft an die Haut lassen.
Diesen Test haben wir zuletzt im ÖKO-TEST Spezial Mein Baby 2023 veröffentlicht. Aktualisierung der Testergebnisse/Angaben für das Jahrbuch Kinder und Familie für 2024 sofern die Anbieter Produktänderungen mitgeteilt haben oder sich aufgrund neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse die Bewertung von Mängeln geändert oder wir neue/zusätzliche Untersuchungen durchgeführt haben.
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