17 Lederhandschuhe im Test

Schlechtes Hand-Werk

ÖKO-TEST Jahrbuch Kosmetik für 2013 | | Kategorie: Kosmetik und Mode | 09.11.2012

17 Lederhandschuhe im Test

Nicht frieren mit Stil: Dafür gibt es Lederhandschuhe. Nur leider macht das nützliche Accessoire, das frau auch gerne modisch trägt, im Schadstofftest keine gute Figur. Statt die Vorteile des Naturmaterials auszuspielen, setzt die Lederindustrie die Chemiekeule ein.

Leder ist ein Naturmaterial. Trotzdem ist an Handschuhen aus Leder so gut wie nichts natürlich. "Nahezu hundert Prozent der Lederhandschuhe sind chromgegerbt", sagt Johann Peter Schomisch von Ecopell. Er muss es wissen. Seit fast 20 Jahren produziert und vertreibt er pflanzlich gegerbtes Leder. Zwar erhält er immer öfter Anfragen aus der Schuhindustrie und auch die Nachfrage für Accessoires wie Ledertaschen ist gestiegen, auf Handschuhe trifft das aber nicht zu. Für Schomisch ein großer Fehler: "Die Industrie lässt sich ein wichtiges Geschäftsfeld entgehen. Statt sich umzustellen, wartet man ab, bis die Produkte aus Öko-Leder irgendwann aus Asien kommen."

Rico Wappler aus Sachsen ist einer der wenigen Lederhandschuhmacher in Deutschland, der pflanzlich gegerbte Handschuhe bereits anbietet. Allerdings fertigt er sie nur auf Kundenwunsch an. 20- bis 30-mal im Jahr kommt das vor. "Oft melden sich Neurodermitiker bei mir, deren Haut auf chromgegerbte Leder allergisch reagiert", erzählt Wappler.

Wir wollten wissen, wie es um die Qualität der Lederhandschuhe bestellt ist und haben 17 verschiedene Modelle für Frauen und Männer einer umfassenden Schadstoffpüfung unterzogen.

Das Testergebnis

13 der 17 Produkte im Test fallen mit "ungenügend" durch. Mit "mangelhaft" schneiden die beiden Damenmodelle der bekannten Handschuhhersteller Roeckl und Eska kaum besser ab. Kleiner Lichtblick: Je ein Paar in der Kategorie Damen- und Herrenhandschuhe ist vergleichsweise gering mit bedenklichen und umstrittenen Inhaltsstoffen belastet, die Handschuhe von H & M und des Lederhandschuhmachermeisters Bernd Vojtisek sind daher "befriedigend".

Die C & A Lederhandschuhe hätten unserer Ansicht nach gar nicht verkauft werden dürfen. Das Labor hat darin mehr als ein Prozent kurzkettiger Chlorparaffine nachgewiesen, die als krebserzeugend gelten. Weil sie außerdem als umweltgefährdend eingestuft sind, ist ihre Verwendung in der Lederherstellung EU-weit reglementiert. Allerdings gilt diese Beschränkung nicht für die Lederherstellung außerhalb der EU. Da unser Testmodell in China produziert worden ist, wie uns C & A-Mitarbeiterin Nadine Rentmeister mitteilte, sehen die deutschen Behörden keine Möglichkeit zur Beanstandung. "Dafür gibt es momentan keine gesetzliche Handhabe", sagt Dr. Norbert Martin vom Chemischen und Veterinäruntersuchungsamt Freiburg, obwohl er den Befund als alarmierend einstuft.

In drei Handschuhen hat das Labor Blei nachgewiesen, in dem Modell von EleMar einen Gehalt von 2.800 Milligramm pro Kilogramm (mg/kg). Das ist um ein Vielfaches höher als der Grenzwert des Textillabels Öko-Tex Standard 100 für Materialien wie Leder, an dem sich viele Hersteller freiwillig orientieren.

Nahezu unvermeidlich in chromgegerbten Ledern sind Rückstände von dreiwertigem Chrom. Bis auf zwei Ausnahmen hat das Labor Gehalte von mehreren 1.000 mg/kg in den Handschuhen nachgewiesen. Zwar ist...

Wir haben diese Produkte für Sie getestet

Testverfahren

So haben wir getestet

Der Einkauf

Wir haben 17 Handschuhe aus Glatt- und Veloursleder in Kaufhäusern, im Versandhandel und beim Herrenausstatter eingekauft. Neben Schwarz- und Brauntönen bei den Herren haben wir bei den Damenmodellen auch modische Farben gewählt. Alle Handschuhe sind gefüttert.

Die Inhaltsstoffe

Lederhandschuhe werden fast ausschließlich aus chromgegerbtem Leder hergestellt. Unter bestimmten Umständen kann das dafür verwendete Chrom III zu krebserregendem Chrom VI oxidieren, daher haben wir alle Modelle einer Schwermetallprüfung unterzogen. Auch auf Formaldehyd und Glutaraldehyd, die als zusätzliche Gerbstoffe eingesetzt werden können, haben wir die Handschuhe untersuchen lassen. Zur Konservierung des Leders werden häufig Chlorphenole und -kresole oder andere umstrittene halogenorganische Verbindungen eingesetzt, Chlorparaffine sind in Fettungsmitteln für Leder zu finden. Aus Produktionsrückständen können außerdem polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe (PAK), von denen einige krebserzeugend sind, und giftige zinnorganische Verbindungen im Leder enthalten sein.

Die Bewertung

Lederhandschuhe werden auf der Haut getragen und sollten frei sein von bedenklichen und umstrittenen Inhaltsstoffen. Einen Gehalt von mehr als ein Prozent krebserzeugender kurzkettiger Chlorparaffine werten wir daher um fünf Noten ab.