- Wir haben 27 Anti-Schuppen-Shampoos, darunter sieben mit Naturkosmetik-Zertifikat, zur Überprüfung ins Labor geschickt.
- Das Ergebnis: Knapp die Hälfte der getesteten Produkte ist empfehlenswert.
- Minuspunkte gibt es für das umstrittene Anti-Pilzmittel Climbazol, aggressive Tenside und den bedenklichen Duftstoff Galaxolid.
Aktualisiert am 1.11.2023 | Seit etwas mehr als eineinhalb Jahren ist es durch: Zinkpyrithion, jahrelang wichtigster Wirkstoff zur Schuppenbekämpfung in Kosmetika, ist bei uns verboten. Die EU hat den Stoff als "vermutlich reproduktionstoxisch beim Menschen" eingestuft. Seit 1. März 2022 dürfen keine Anti-Schuppen-Mittel oder sonstigen Kosmetika mit der Verbindung mehr verkauft werden.
Wir feiern das als schönen Erfolg, denn ÖKO-TEST hat seit Jahrzehnten für dieses Verbot gekämpft. Zinkpyrithion musste in unseren Augen auch deshalb aus Kosmetik verschwinden, weil es hautreizend ist und giftig für Wasserorganismen. Im Test vor zwei Jahren fanden wir das Anti-Pilzmittel noch in etlichen Anti-Schuppen-Shampoos.
Sebamed, Schauma & Co.: Anti-Schuppen-Shampoo im Test
Für Schuppen-Shampoos hat damit eine neue Zeitrechnung begonnen. Tatsächlich ist in diesem Test nur noch ein einziges Produkt übrig, das wir wegen seines Wirkstoffes kritisieren. Denn, das betreffende Anti-Schuppen-Shampoo enthält Climbazol.
Auch dieser Stoff wirkt gegen Pilzbefall auf der Kopfhaut und gehört zur Gruppe der umstrittenen halogenorganischen Verbindungen, die sich in Gewässern und Sedimenten anreichern können. Daneben gibt es Hinweise aus Tierstudien, dass der Stoff eine hormonelle Wirkung haben könnte: Die Europäische Chemikalienagentur ECHA prüft Climbazol derzeit im Hinblick auf eine Neubewertung.
Schuppen können unterschiedliche Ursachen haben
Erfreulich: Alle anderen Shampoos im Test arbeiten mit Antischuppen-Mitteln, die wir für unbedenklich halten. Während die Naturkosmetika vorwiegend auf bewährte pflanzliche Wirkstoffe wie Rosmarinextrakt, Teebaumöl oder Niembaumblattextrakt setzen, verwenden 18 von 20 konventionellen Shampoos Piroctonolamin.
Piroctonolamin ist eine synthetische Verbindung mit fungizider Wirkung und soll die Hefepilze eindämmen, die gerade bei fettigen Schuppen eine Rolle spielen: Wenn die Kopfhaut besonders viel Talg absondert, können sich diese Hefen sprunghaft ausbreiten und mit ihren Ausscheidungen für Juckreiz und Entzündungen sorgen.
Allerdings gibt es auch andere Ursachen für Kopfschuppen: Bei trockener Kopfhaut sorgen nicht Pilze für das Abschuppen, sondern fehlende Feuchtigkeit. Dennoch enthalten in unserem Test insgesamt 18 Anti-Schuppen-Shampoos den Anti-Pilzwirkstoff Piroctonolamin – selbst die, die explizit für trockene Kopfhaut ausgelobt sind.
Schuppen-Shampoos im Test: Ein Wirkstoff für alle
Die Begründung der Hersteller: Verbraucher wüssten meist nicht, welche Art von Schuppen sie haben, deshalb sollen die Formulierungen für alle Hautzustände und Schuppenarten helfen. Prinzip Gießkanne also.
Uns erscheint das wenig sinnvoll, wir raten bei trockener Kopfhaut: Lieber zunächst bei den Ursachen ansetzen und versuchen, die Kopfhaut wieder ins Lot zu bringen. Zum Beispiel ein ganz normales, milderes Shampoo ausprobieren oder eines der Naturkosmetik-Shampoos im Test. Fünf der Naturkosmetik-Shampoos verwenden mit Coco Glucoside ein sehr sanftes Haupttensid.
Vermutlich wird auch ein Shampoo mit einem Antipilz-Mittel als Wirkstoff eine leichte Linderung der Beschwerden bringen, denn trockene Haut ist wehrloser gegen die Ausscheidungen der in jeder Hautflora vorkommenden Hefepilze. Doch an den Ursachen ändert es nichts.
Aggressive Tenside in mehreren Anti-Schuppen-Shampoos
Leider sind längst nicht alle problematischen Inhaltsstoffe aus Anti-Schuppen-Shampoos verschwunden, vier Produkte fallen sogar mit "mangelhaft" oder "ungenügend" durch. Unsere Kritik beginnt schon damit, dass viele Shampoos waschaktive Substanzen einsetzen, die schuppende Kopfhaut in unseren Augen allzu hart angehen.
Haupttensid in 19 von 20 konventionellen Shampoos ist Sodium Laureth Sulfate. Das Tensid schäumt zwar super, dringt aber auch in die äußerste Schutzschicht der Haut, die Hornschicht, ein. Als PEG-Verbindung kann es die Haut durchlässiger machen für Fremd- und Schadstoffe.
Nicht gut für schuppende Kopfhaut, zumal manche Produkte noch eine Schippe drauflegen: Mit Natriumlaurylsulfat verwenden sie zusätzlich ein anionisches Tensid, das uns eindeutig zu aggressiv ist für schuppengeplagte Haut.
Zusätzliche kritische Stoffe in Anti-Schuppen-Shampoos
Komplett unverständlich finden wir es, wenn ein Shampoo mit dieser Tensid-Kombi auch noch explizit für trockene Kopfhaut ausgelobt ist. Das ist im Test einmal der Fall. Besonders ärgerlich: Der Hersteller wirbt auf der Verpackung damit, dass die regelmäßige Anwendung des Shampoos die Kopfhaut schütze und die Balance des Mikrobioms wiederherstelle.
Das finden wir frech, zumal das Labor noch mehr problematische Stoffe in dem Shampoo vorgefunden hat: ein Rückstand an halogenorganischen Verbindungen, unter denen sich hautreizende Stoffe befinden können, plus den synthetischen Moschusduft Galaxolid. Galaxolid reichert sich in der Umwelt und im menschlichen Fettgewebe an und steht in der EU wegen des Verdachts auf hormonelle Wirkung derzeit unter Beobachtung.
Zu guter Letzt kritisieren wir auch die in dem Shampoo enthaltenen Silikonöle. Denn sie leisten für die Pflege trockener Kopfhaut sicher nichts – gelangen nach dem Ausspülen aber als Risiko in die Umwelt.
Schuppen loswerden: So klappt's
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Schuppen bestimmen (lassen): Bei fettigen Schuppen sorgen Hefepilze für Probleme, bei trockenen Schuppen ist es vor allem ein Mangel an Feuchtigkeit in der Kopfhaut.
- Bei trockenen Schuppen lieber zunächst auf ein ganz normales, milderes Shampoo umsteigen.
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Anti-Schuppen-Shampoos gründlich einmassieren und eventuell kurz einwirken lassen. So entfalten die Wirkstoffe ihr Potenzial auf der Kopfhaut besser.
Diesen Test haben wir zuletzt im ÖKO-TEST Magazin 5/2023 veröffentlicht. Aktualisierung der Testergebnisse/Angaben für das Jahrbuch für 2024 sofern die Anbieter Produktänderungen mitgeteilt haben oder sich aufgrund neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse die Bewertung von Mängeln geändert oder wir neue/zusätzliche Untersuchungen durchgeführt haben.
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