- Wir haben 21 Sonnencremes getestet, die als sensitiv oder für empfindliche Haut ausgelobt sind. Vorzugsweise landete Sonnenschutz mit einem Lichtschutzfaktor (LSF) von 30 in unserem Einkaufswagen, aber es sind auch Produkte mit LSF 50 und 50+ dabei.
- Das Fazit: Auch Menschen mit sensibler Haut können aus einer Reihe empfehlenswerter Sonnenschutzmittel auswählen.
- Die Ausreißer: Zwei sensitive Sonnencremes fallen im Test durch. Ein paar schneiden nur mittelmäßig ab.
- Auch wenn eine "ungenügende" oder "mangelhafte" Sonnencreme besser ist als gar kein UV-Schutz: Der Test zeigt, dass man keine Kompromisse machen muss.
Aktualisiert am 7.12.2023 | Empfindliche Haut braucht hohen Lichtschutz und zugleich eine besonders verträgliche Sonnencreme, die frei ist von reizenden Stoffen. Diesen Spagat versuchen Sonnenschutzmittel, die als "sensitiv" ausgelobt sind, Schutz für allergische Haut oder vor Sonnenallergie versprechen.
Nach Angaben der Anbieter zeichnen sich diese Produkte durch leichte, nicht fettende Rezepturen aus, die schnell in die Haut einziehen. Sie verzichten häufig auf Parfüm oder Alkohol und enthalten feuchtigkeitspendende und hautberuhigende Zutaten wie Tocopherol oder Bisabolol.
Boep, Lavera & Co.: Sensitive Sonnencremes im Test
Wir haben 21 sensitive Sonnencremes – vorwiegend mit Lichtschutzfaktor 30 – von verschiedenen Laboren daraufhin prüfen lassen, wie gut sie starken UV-Schutz und milde Pflege kombinieren. Das Ergebnis:
- Viele der untersuchten Cremes, Fluids oder Lotionen können wir bei empfindlicher Haut empfehlen.
- Auf der Schattenseite, das heißt, im roten Bereich unserer Test-Tabelle: zwei Sonnenschutzmittel, die mit "mangelhaft" beziehungsweise "ungenügend" abschmieren.
- Ein paar schneiden außerdem nur mittelmäßig ab.
Keine bedenklichen UV-Filter entdeckt
Doch zurück zu den positiven Aspekten: Da UV-Filter bei Sonnenschutzmitteln die entscheidende Rolle spielen, ist es besonders erfreulich, dass keines der getesteten Produkte bedenkliche UV-Filter mehr enthält, die wir in der Vergangenheit regelmäßig kritisiert und abgewertet haben. Der Grund dafür: Sie stehen im Verdacht, wie ein Hormon zu wirken.
Die sensitiven Sonnenschutzmittel im Test enthalten jetzt stattdessen entweder jene chemisch-organischen UV-Filter, die Experten weniger kritisch einschätzen, oder Titandioxid und Zinkoxid. Die beiden mineralischen Filtersubstanzen werden vor allem von Naturkosmetikherstellern eingesetzt.
Obwohl Titandioxid seit August 2022 in Lebensmitteln verboten ist, werten wir das Pigment in Sonnencremes nicht ab. Denn anders als bei oraler Aufnahme gilt der Einsatz von Titandioxid auf der Haut bislang als sicher.
Sonnencremes für empfindliche Haut: INCI-Liste checken
Obwohl wir in diesem Test erfreulicherweise nicht auf bedenkliche UV-Filter gestoßen sind, bedeutet das leider nicht, dass alle Sonnenschutzprodukte am Markt frei davon sind. Wenn Sie also eine andere als in diesem Test untersuchte Sonnencreme haben, werfen Sie einen Blick in die meist sehr klein gedruckte INCI-Liste der Inhaltsstoffe.
Entdecken Sie einen der unten aufgeführten UV-Filter darauf, lassen Sie besser die Finger von der Creme:
- Etliche chemische UV-Filter sind in den Verdacht geraten, wie ein Hormon zu wirken. In Tierversuchen zeigte sich das für Ethylhexylmethoxycinnamat, 4-Methylbenzylidencampher wie auch für die Benzophenone -1, -2 und -3.
- Aus Zellversuchen gibt es entsprechende Hinweise für Octyl-Dimethyl-Para-Amino-Benzoic-Acid (OD-PABA), Octocrylen, Etocrylen und Homosalat.
- Für Homosalat gibt es zudem Hinweise aus Tierversuchen, dass der UV-Filter möglicherweise Nieren, Leber und Schilddrüse schädigt.
Nano oder nicht Nano?
Sonnencremes mit mineralischen UV-Filtern galten lange als gewöhnungsbedürftig, da sie einen weißen, etwas zähen Film auf der Haut hinterließen. Diesen "Weißeleffekt" haben die Anbieter inzwischen weitgehend im Griff – auch, weil sie für ihre Sonnenschutzmittel überwiegend auf Titandioxid und Zinkoxid in Nanogröße setzen.
Wie sich Nanopartikel auf die Umwelt auswirken, ist zwar bislang wenig erforscht – im Kontakt mit der Haut gelten sie jedoch als sicher: Nanotitandioxid gelangt nach heutigem Kenntnisstand über intakte Haut nicht in den Körper. Da es dennoch Verbraucherinnen und Verbraucher gibt, die kein Nano auf ihrer Haut wollen, müssen Hersteller Inhaltsstoffe in Nanoform kenntlich machen.
Bei sechs Sonnenschutzmitteln im Test fehlt uns dieser Hinweis: Auch in ihnen liegen Titandioxid oder Zinkoxid überwiegend nanoförmig vor, wie das beauftragte Labor analysierte.
Sonnencremes im Test mit umstrittenem Konservierer
Was ist außerdem aufgefallen? Drei sensitive Sonnencremes im Test setzen ein umstrittenes Konservierungsmittel mit dem komplizierten Namen "Silberchlorid, aufgebracht auf Titandioxid" ein. Das ist zwar bis zu einem gesetzlich festgelegten Prozentsatz okay. Wir haben im Labor aber den Silbergehalt nachmessen lassen und daraus den Gehalt des Konservierungsmittels berechnet.
Ein ermittelter Gehalt überschreitet die in der Kosmetik-Verordnung festgelegte Höchstmenge. Deshalb bewerten wir das Produkt mit "ungenügend".
Diese Sonnencremes sind nichts für Kinder
Hinzu kommt, dass die Silberverbindung in Mitteln für Kinder unter drei Jahren verboten ist. Denn es lässt sich nicht ausschließen, dass sich Silber im Körper so anreichert, dass es zu schiefergrauen Verfärbungen auf der Haut kommen kann.
Die sensitiven Sonnencremes fallen zwar nicht explizit in diese Kategorie. Allerdings ist davon auszugehen, dass Familien auch für ihre kleinen Kinder Sonnenschutz für empfindliche Haut benutzen.
Auf den Cremes mit Silberchlorid müsste daher aus unserer Sicht ein Hinweis stehen, der sie davor warnt. Der fehlt jedoch auf den Produkten. Ohnehin sehen wir Silber in Kosmetik kritisch, da es die Resistenzbildung von Bakterien fördern kann.
Kinderarbeit für den Glitzerschein?
Kommen wir zum Thema Mica: In zwei Sonnenschutzmitteln im Test steckt das natürliche Glitzerpigment. Doch der schöne Schein verbirgt, dass Glimmer häufig unter miserablen Bedingungen abgebaut wird – nicht selten schuften dafür Kinder in illegalen Minen, etwa in Indien.
Um diese besonders erbarmungswürdige Form von Kinderarbeit ausschließen zu können, baten wir die Hersteller darum, ihre Mica-Lieferketten offenzulegen. Die Auskünfte reichten uns nicht aus, um Kinderarbeit beim Abbau in Indien auszuschließen.
Empfindliche Haut und Sonnenschutz
Sonnenallergie und Co.
Neben Sonnenbrand reagiert die Haut bisweilen auch mit Hautausschlägen, Juckreiz oder Bläschen auf UV-Strahlen. Auslöser für eine Sonnenallergie bzw. polymorphe Lichtdermatose sind vermutlich vor allem UVA-Strahlen. Doch nicht jede Hautirritation ist automatisch eine Sonnenallergie. Häufig stecken die Übeltäter – etwa bei Mallorca-Akne – in den Sonnenschutzmitteln.
Vor allem fettreiche Sonnencremes und Emulgatoren führen dabei in Kombination mit UVA-Strahlen zu entzündlichen, stark juckenden Pickeln. Auf Sonnenschutz zu verzichten, ist jedoch keine Option – schon um Hautkrebs vorzubeugen.
Sonnenschutz bei Akne
Das gilt auch für Menschen mit Akne, auch wenn Sonne zunächst für ein verbessertes Hautbild sorgt. Denn UV-Strahlung lässt die obere Hautschicht verhornen, sodass der Talg nicht mehr richtig abfließen kann. In der Folge ziehen sich Unreinheiten in tiefere Hautschichten zurück. Doch Pickel und Entzündungen kehren später umso heftiger zurück.
Wer unter Akne leidet, greift am besten zu Sonnenschutz mit leichten Texturen. Besonders wichtig ist hoher Lichtschutz bei einer Aknetherapie. Denn Medikamente oder Fruchtsäurebehandlungen können die Haut dünner und empfindlicher machen.
Tipps zum Einschmieren mit Sonnencreme
Eincremen ab UV-Index 3
Um Sonnenbrände und damit auf längere Sicht Hautkrebs zu vermeiden, empfehlen Experten, die Haut bereits ab einem UV-Index von 3 vor der Sonne zu schützen. Der Index informiert auf einer Skala von 1 bis 11 über die tagesaktuelle Intensität der UV-Strahlung. Die Vorhersage lässt sich über diverse (Gratis-)Apps per Smartphone abrufen.
Richtige Reihenfolge?
Gegebenenfalls zuerst wirkstoffhaltige medizinische Salben auftragen, als Nächstes die Tagespflege, dann den Sonnenschutz. Make-up bildet den Abschluss.
Sonnencreme großzügig auftragen
Jeweils zwei Fingerlängen Creme für Gesicht und Hals sowie die einzelnen Körperteile. Regelmäßig nachcremen, vor allem nach dem Baden.
Diesen Test haben wir zuletzt im ÖKO-TEST Jahrbuch für 2024 veröffentlicht. Aktualisierung der Testergebnisse/Angaben für das Jahrbuch Kinder und Familie für 2024 sofern die Anbieter Produktänderungen mitgeteilt haben oder sich aufgrund neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse die Bewertung von Mängeln geändert oder wir neue/zusätzliche Untersuchungen durchgeführt haben.
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