- Wir haben 31 Duschgele mit Auslobungen wie "sensitiv" oder "sensible Haut" geprüft. Zehn Produkte sind als Naturkosmetik zertifiziert, insgesamt vier Duschgele sind parfümfrei.
- Zwölf Duschgele für sensible Haut sind mit "sehr gut" rundum empfehlenswert.
- Notenabzüge gibt es insbesondere für einen umstrittenen Duftstoff, bedenkliche Tenside und potenziell hautreizende Substanzen.
- Positiv fällt auf: Die meisten sensitiven Duschgele sind frei von Flüssigplastik. Auch der Recyclinganteil in den Kunststoffverpackungen nimmt zu. Luft nach oben gibt es allerdings weiterhin.
Wer unter Hautproblemen leidet, möchte bei der Körperpflege alles ganz besonders richtig machen – und wird von den Kosmetikfirmen mit speziellen Produktlinien umworben. Doch eine verbindliche Definition, welche Eigenschaften Kosmetik haben muss, die speziell "für sensible Haut" oder als "sensitiv" ausgelobt ist, gibt es nicht.
Die meisten Hersteller der 31 entsprechend ausgelobten Duschgele in unserem Test verweisen auf "mildere", oder "schonender" reinigende Formulierungen. Viele verzichten auf deklarationspflichtige Duftstoffe oder erklären, ihr "sensitives" Duschgel weniger stark zu parfümieren.
Außerdem enthalten viele der Duschgele rückfettende Substanzen oder feuchtigkeitsbindende Bestandteile wie Glycerin. So ist die Sensitiv-Werbung allerdings vor allem eins: verwirrend.
Sensitive Duschgele im Test: Wie schlagen sich Dove, Nivea & Co.?
Wir wollten genau wissen, wie mild die Duschgele wirklich sind, und haben sie gründlich im Labor untersuchen lassen. Das Ergebnis kann sich sehen lassen: An den Inhaltsstoffen vieler Produkte haben wir grundsätzlich nichts auszusetzen. Insgesamt schneiden zwölf von 31 sensitiven Duschgelen im Test mit Bestnote ab.
Weil empfindliche Haut von Duftstoff- oder Konservierungsmittelallergie über leichtes Austrocknen bis hin zu Neurodermitis ganz unterschiedliche Bedürfnisse hat, können wir allerdings selbst diese "sehr guten" Produkte nicht pauschal für jede Haut empfehlen.
Testverlierer ist ausgerechnet ein bekanntes Markenprodukt, das mit "mangelhaft" durch den Test fällt – auch, weil es einen bedenklichen Duftstoff enthält, der aus unserer Sicht nichts in einem Duschgel zu suchen hat.
Künstlicher Moschusduft in Duschgel entdeckt
So hat das von uns beauftragte Labor im Testverlierer den synthetisch hergestellten Moschusduft Galaxolid nachgewiesen. Die Sicherheit des Stoffes für Mensch und Umwelt wird in der EU derzeit neu bewertet. Dabei geht es unter anderem um den Verdacht, dass er das Hormonsystem stören könnte.
ÖKO-TEST kritisiert den Einsatz von Galaxolid und anderen künstlichen Moschusverbindungen schon seit vielen Jahren. Die Stoffe reichern sich im menschlichen Fettgewebe an und wurden sogar schon in Muttermilchproben nachgewiesen.
Viele Hersteller haben die Stoffe mittlerweile aus ihren Produkten entfernt – die Rezeptur des Testschlusslichts ist, wie wir meinen, nicht auf der Höhe der Zeit.
Bedenkliche Tenside in vielen sensitiven Duschgelen
Was ist außerdem in unserem Test von sensitiven Duschgelen aufgefallen? 19 Produkte arbeiten mit PEG-Verbindungen wie Sodium Laureth Sulfate. Hierbei handelt es sich in der Regel um Tenside, also waschaktive Substanzen, die reinigen und schäumen. Allerdings können viele dieser Verbindungen die Haut durchlässiger für Fremd- und Schadstoffe machen.
Nur zwei sensitive Duschgele kommen ohne PEG-Verbindungen aus – so wie auch die zertifizierten Naturkosmetikprodukte, in denen diese Stoffe nicht zulässig sind.
Potenziell hautreizende Substanzen gefunden
Darüber hinaus hat das beauftragte Labor in vier sensitiven Duschgelen im Test deutliche Gehalte an halogenorganischen Verbindungen nachgewiesen. Das Problem: Unter ihnen können sich auch hautreizende Stoffe befinden.
In den Inhaltsstofflisten der Duschzusätze tauchen aber keine halogenorganischen Konservierer auf. Wir gehen deshalb davon aus, dass es sich um ungewollte Rückstände handelt, möglicherweise aus der Produktion des an sich unbedenklichen Tensids Cocamidopropylbetain. Das wäre aus unserer Sicht durch eine bessere Kontrolle der Rohstoffe vermeidbar.
Vergleich zu 2020: Flüssigplastik in weniger Produkten
Notenabzüge gibt es auch aus Umweltgründen: Drei Duschgele für empfindliche Haut im Test arbeiten zusätzlich zu den PEG-Verbindungen noch mit weiteren Kunststoffen in der Rezeptur.
Konkret handelt es sich hierbei um synthetische Polymere, die in flüssiger Form vorliegen. Doch Kunststoffe aus Kosmetika – egal ob fest oder flüssig – belasten das Abwasser und gelangen teils über den auf die Felder ausgefahrenen Klärschlamm in die Umwelt. Immerhin: In einem Duschgeltest von 2020 steckten noch in deutlich mehr Produkten flüssige Kunststoffe. Hier tut sich also etwas.
Recyclinganteil in Plastikverpackungen nimmt zu
Erfreulich ist zudem, dass auch der Recyclinganteil in den Verpackungen steigt – mit weiterer Luft nach oben. Für 19 sensitive Duschgele gaben die Hersteller in unserem Fragebogen an, Kunststoffverpackungen mit mehr als 30 Prozent recyceltem Kunststoff einzusetzen; 15 davon belegten das auch für uns überzeugend durch Dokumente mit Bezug auf die von uns getestete Produktcharge.
Nur eine Minderheit erklärte noch, gar kein Rezyklat einzusetzen oder antwortete nicht.
Tipps zur Pflege von empfindlicher Haut
Das sollten Menschen mit sensibler Haut beim Duschen prinzipiell beachten:
- Runterregeln: Je weniger heiß das Wasser und je kürzer die Dusche, desto weniger entfettend wirkt das Ganze, und man spart nebenbei ordentlich Energie und Wasser. Möglichst nicht mehr als einmal am Tag duschen. Auch mit dem Duschgel ruhig geizen. Man muss es nicht am ganzen Körper verwenden.
- Nachcremen: Die Empfehlung, trockene oder sogar zu Neurodermitis neigende Haut nach dem Duschen gut einzucremen, ist keine Erfindung der Kosmetikindustrie, sondern weitgehender Konsens unter Dermatologen. Das Ziel ist es, der Haut wieder Feuchtigkeit zuzuführen und ihre Barriere zu stärken.
- In der Sonne schützen: Empfindliche Haut profitiert unmittelbar besonders von gutem Schutz in der Sonne – unter anderem, weil sie sich weniger entzündet ("leichter" Sonnenbrand). Am wirksamsten sind luftige, aber dicht gewebte Textilien.
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