- Im Test: 23 Vitamin-D3-Präparate in Form von (Schmelz-)Tabletten, Tropfen und Kapseln beziehungsweise Perlen, darunter rezeptfreie Arzneimittel und Nahrungsergänzungsmittel (NEM). Alle sind zur täglichen Einnahme ausgelobt.
- Nur zwei Produkte schneiden mit Bestnote ab, vier sind immerhin "gut".
- Vitamin-D-Präparate haben für viele gesunde Menschen keine Vorteile. Wer Supplemente einnehmen will, sollte eine Tagesdosis von 20 Mikrogramm (800 I.E.) nicht überschreiten.
- Auffällig: 15 Präparate sind aus unserer Sicht zu hoch dosiert.
- Einige Produkte enthalten Inhaltsstoffe, die wir kritisieren. Dazu gehören bestimmte Gelier- beziehungsweise Verdickungsmittel, Phosphatverbindungen, Sucralose und Talkum.
Während die einen das Vitamin D als Multitalent zur Vorbeugung einer Reihe von Erkrankungen preisen, weisen andere darauf hin, wie nutzlos und teuer es ist, Präparate zu schlucken, da man mühe- und kostenlos auf seine notwendige Vitamin-D-Dosis kommen kann, wenn man sich nur ausreichend oft im Freien aufhält.
Wir kommen bei diesem Test zu dem Schluss, dass die Wahrheit, wie so oft, eher in der Mitte liegt und sagen: "Kommt drauf an" beziehungsweise "Die Dosis macht’s". Genau das spiegeln die Gesamturteile der 23 von uns getesteten Vitamin-D-Präparate wider. Doch bevor wir zu unseren Testergebnissen kommen, klären wir vorab ein paar grundsätzliche Fragen.
- Wofür ist Vitamin D gut?
- Wie kann der Körper den Bedarf abdecken?
- Worin ist Vitamin D enthalten?
- Wie äußert sich ein Vitamin D-Mangel?
- Für wen besteht das Risiko einer unzureichenden Vitamin-D-Versorgung?
Wofür ist Vitamin D gut?
Vitamin D spielt eine entscheidende Rolle für die Knochengesundheit, ist also wichtig für feste und stabile Knochen. Es trägt maßgeblich zu ihrer Mineralisierung bei, indem es die Aufnahme von Kalzium und Phosphor aus dem Darm und deren Einbau in die Knochen fördert.
Vitamin D ist aber auch an anderen Stoffwechselvorgängen, der Bildung von Eiweißen oder der Steuerung von Genen beteiligt. Darüber hinaus übt Vitamin D Effekte auf das Immunsystem und das Zellwachstum aus.
Wie kann der Körper den Bedarf abdecken?
"Unter Einfluss von Sonnenlicht mit seinem Anteil an ultravioletter (UV-B)-Strahlung bildet der Organismus aus Cholesterin rund 90 Prozent des benötigten Vitamin D – einer Hormonvorstufe – selbst", sagt Prof. Helmut Schatz vom Vorstand der Deutschen Gesellschaft für Endokrinologie (DGE). "Dafür reicht es normalerweise, mehrmals täglich kurz mit unbedecktem Gesicht und Händen ins Freie zu gehen, auch bei bedecktem Himmel oder schlechtem Wetter, denn selbst dann gibt es noch ultraviolette Strahlung."
Je nach Hauttyp und Tageszeit bei Sonnenlicht für 5 bis 20 Minuten – jeweils etwa die Hälfte der Zeit, in der man ohne Sonnenschutz einen Sonnenbrand bekäme. Einen deutlich geringeren Teil, bis zu 10 Prozent des Vitamin D, bekommt der Körper über die Nahrung. Allerdings gibt es nur wenige Lebensmittel, die nennenswerte Mengen an Vitamin D enthalten.
Worin ist Vitamin D enthalten?
Vitamin D ist überwiegend in tierischen Lebensmittel enthalten – allen voran in fettem Seefisch wie Hering, Lachs, Makrele oder Sardinen, in Innereien wie Leber, aber auch in Eigelb. Pfifferlinge, Champignons und Steinpilze gehören zu den wenigen pflanzlichen Nahrungsmitteln mit nennenswerten Mengen an Vitamin D.
Einige Lebensmittel wie Margarine sind darüber hinaus mit Vitamin D angereichert. Dafür braucht es in Deutschland eine Genehmigung. Eine Stichprobe der Verbraucherzentralen ergab jedoch jüngst, dass deutlich mehr als die Hälfte der untersuchten Produkte keine solche Erlaubnis hatte. Gekennzeichnet werden müssen auch Pilze, Hefebrot oder Milch, die zur Steigerung ihres Vitamin-D-Gehalts mit UV-Licht behandelt sind.
Wie äußert sich ein Vitamin D-Mangel?
Bekommt der Körper zu wenig Vitamin D, kann er nicht genügend Kalzium aus der Nahrung aufnehmen, wodurch der Kalziumgehalt im Blut sinkt. Um das auszugleichen wird mehr Kalzium aus den Knochen freigesetzt, die dadurch an Stabilität verlieren und verformbar werden. Es kommt zur Osteomalazie, bei Babys zur Rachitis.
Bei älteren Menschen kann eine unzureichende Versorgung mit Vitamin D das Risiko für Knochenbrüche erhöhen – vor allem bei Osteoporose, die wiederum aus einer dauerhaften Unterversorgung mit Kalzium entstehen kann. Dass eine mangelhafte Vitamin-D-Versorgung zu Knochenerkrankungen führt, ist in Deutschland allerdings sehr selten, so die Gesundheitsinformationen des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG).
Für wen besteht das Risiko einer unzureichenden Vitamin-D-Versorgung?
Zunächst einmal: Viele gesunde Menschen, die sich in den Sommermonaten ausreichend im Freien aufhalten, haben keinen zusätzlichen Nutzen durch die Einnahme von Vitamin-D-Präparaten. Denn mit Hilfe von UV-B-Strahlung ist der Körper in der Lage, ausreichend Vitamin D selbst zu produzieren. Das wird über den Sommer im Fett-, Muskel- und Lebergewebe gespeichert – in der Regel ausreichend, um über die lichtarme Jahreszeit zu kommen.
Es gibt jedoch Personengruppen, die nicht genügend Vitamin D über die Haut aufnehmen können und daher ein höheres Risiko für eine unzureichende Versorgung haben. Dazu gehören Menschen mit dunkler Hautfarbe, in Ganzkörper-verhüllender Kleidung oder Ältere.
Außerdem Pflegebedürftige, die sich kaum im Freien aufhalten, Menschen mit Übergewicht, chronischen Nieren- oder Lebererkrankungen, entzündlichen Darmerkrankungen wie Morbus Crohn und Zöliakie, Mukoviszidose-Patienten oder Menschen, die Medikamente gegen Krebs oder Epilepsie einnehmen.
Vitamin D-Test: Wie gut sind Vitamin D3-Präparate?
Kommen wir nun zu unserem Vitamin D-Test. Wir haben 23 Vitamin-D3-Präparate in Form von (Schmelz-)Tabletten, Tropfen und Kapseln beziehungsweise Perlen überprüft. Unter den Testkandidaten befinden sich vier rezeptfreie Arzneimittel und 19 Nahrungsergänzungsmittel (NEM). Alle sind zur täglichen Einnahme ausgelobt.
Die pharmazeutischen Chemiker der Goethe-Universität-Frankfurt, Professor Manfred Schubert-Zsilavecz und Doktor Mario Wurglics, haben in unserem Auftrag die Studienlage analysiert. Außerdem haben wir die Präparate ins Labor geschickt.
Das Ergebnis: Nur zwei Produkte schneiden mit Bestnote ab, vier sind immerhin "gut". Alle anderen erhalten so viele Minuspunkte, dass sie aus unserer Sicht nicht empfehlenswert sind.
15 von 23 Präparaten im Test enthalten zu viel Vitamin D
Notenabzug bekommen alle Nahrungsergänzungsmittel (NEM) mit einer empfohlenen Tagesdosis von mehr als 20 Mikrogramm (μg) bzw. 800 Internationalen Einheiten (I.E.). Das betrifft 15 Vitamin D-Präparate im Test. Wir beziehen uns bei der Bewertung auf das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR), das Verbraucherinnen und Verbrauchern rät, eigenständig nur auf Präparate mit maximal 20 μg pro Tag zurückzugreifen. Diese Menge sei auch unter Berücksichtigung weiterer Vitamin-D-Quellen "langfristig gesundheitlich unbedenklich".
Bis auf vier Produkte liegen alle NEMs in diesem Test mit ihrer höchsten empfohlenen Tagesdosis über diesem Wert. Die höchste empfohlene Tagesdosis aller Produkte im Test liegt bei 100 μg pro Tag, was also gleich fünffach über der Empfehlung des BfR liegt.
Bei vielen Vitaminen mag das "nur" teuren Urin produzieren, bei Vitamin D sieht das anders aus. Denn der Körper speichert Vitamin D, so dass es bei dauerhafter Überdosierung zu gesundheitlichen Beeinträchtigungen wie Übelkeit, Bauchkrämpfen oder gar Nierenschäden kommen kann. Höher als mit 20 μg dosierte Nahrungsergänzungsmittel sollten daher laut BfR nur unter ärztlicher Kontrolle eingenommen werden.
Bedenkliche Inhaltsstoffe in Vitamin D im Test
Außerdem fällt im Test auf, dass einige Produkte Substanzen enthalten, die wir kritisch sehen. Dazu gehören Gelier- beziehungsweise Verdickungsmittel wie Carrageen und Carboxymethylcellulose.
Carrageen zeigte in Tierstudien negative Effekte auf den Verdauungstrakt und das Immunsystem. Carboxymethylcellulose führte zu entzündlichen Veränderungen der Darmflora. Wir werten beide Stoffe um eine Note ab, ebenso wie Phosphatverbindungen und den künstlichen Süßstoff Sucralose.
Phosphate werden in Zusammenhang mit Nierenschäden gebracht. Künstliche Süßstoffe stehen im Verdacht, das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu erhöhen.
Vitamin D mit Talkum? Besser nicht
Was aus unserer Sicht auch nicht in die Präparate gehört ist Talkum. Die als Füllstoff oder Trennmittel eingesetzte Substanz wurde jüngst von der Internationalen Agentur für Krebsforschung (IARC) der Weltgesundheitsorganisation neu bewertet und als "wahrscheinlich krebserregend für Menschen" eingestuft.
Die europäischen Behörden werden voraussichtlich Ende 2025 über die Neueinordnung von Talkum als krebserregenden Gefahrstoff abstimmen. Wir werten die Substanz aus Gründen des vorbeugenden Verbraucherschutzes bereits jetzt um zwei Noten ab.
Vitamin D-Test: Kritik an Deklarationen
Auch bei den Deklarationen gibt es unserer Meinung nach Verbesserungspotential. So bemängeln wir bei allen Nahrungsergänzungsmitteln, dass sie Personengruppen, die ein höheres Risiko für eine unzureichende Vitamin-D-Bildung über die Haut haben, nur unvollständig oder gar nicht auf der Verpackung oder den Beipackzetteln aufführen.
Darüber hinaus fehlen uns bei einigen der Supplemente Hinweise darauf, dass der Körper Vitamin D in ausreichender Menge selbst herstellen kann, diese Eigensynthese in der dunklen Jahreszeit jedoch eingeschränkt ist.
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