- Ohne Torf ist besser: Wer torffreie Hochbeeterde kauft, tut etwas fürs Klima. Denn beim Torfabbau in Mooren wird jede Menge klimaschädliches CO₂ freigesetzt.
- Im Test: 13 torffreie Blumenerden. Wir kauften sie in Gartencentern, Baumärkten oder im Internet.
- Mit Bestnote schneiden vier Hochbeeterden ab.
- Kritisch sehen wir zu viel Natrium, Darmbakterien, Auffälligkeiten bei den Nährstoffen und eine fragwürdige Werbung mit Regionalität.
Hochbeete schaffen Anbaufläche, wo sonst wenig Raum dafür ist: Auf Stadtbalkonen und in Hinterhöfen – im Urban Gardening haben sich die Pflanzkästen längst etabliert. Aber auch in Gärten werden sie immer beliebter.
Durch die Erhöhung gelangen Tiere schlechter an die Pflanzen, vor allem Schnecken scheuen den Weg nach oben. Zudem lässt sich am Hochbeet rückenschonender gärtnern; die klare Begrenzung vereinfacht das Abdecken und verhindert ausuferndes Wachstum. Zum Befüllen empfehlen Fachleute mehrere Schichten. Für die oberste Schicht eignen sich Hochbeeterden, von denen wir 13 eingekauft haben.
Ausgewählt haben wir für unseren Test ausschließlich torffreie Erden. Denn Torf wird aus trockengelegten Mooren gewonnen. Laut des Bundesumweltministeriums werden allein in Deutschland durch geschädigte und entwässerte Moore jährlich rund 53 Millionen Tonnen klimaschädliches CO₂ in die Atmosphäre freigesetzt.
Auch Pflanzen und Tiere verlieren dabei ihre Lebensräume. Deshalb lehnen wir torfhaltige Erde grundsätzlich ab.
Welche ist gut fürs Hochbeet?:Torffreie Erde im Test
Unser Test zeigt: Vier torffreie Hochbeeterden sind mit "sehr gut" empfehlenswert. Kritik üben wir vor allem an zu viel Natrium, Darmbakterien, Auffälligkeiten bei den Nährstoffen und einer fragwürdigen Werbung mit Regionalität. Doch der Reihe nach.
Hochbeeterden enthalten zu viel Natrium und Kolibakterien
Alles in allem haben die meisten torffreien Erden eine gute Qualität. Das von uns beauftragte Labor ist aber auch auf zu viel Natrium und Kolibakterien gestoßen. Zur Einordnung:
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Zu viel Natrium im Boden kann das Wachstum hemmen und schlimmstenfalls dazu führen, dass die Pflanze abstirbt.
Natrium gelangt in der Regel über den zugesetzten Kompost in die Blumenerde. Als Nährstoff ist Natrium für die meisten Pflanzen aber eher zu vernachlässigen, weshalb es sinnvoller ist, den Natriumgehalt der Erde niedrig zu halten.
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Da Blumenerde ein Naturprodukt ist, können Kolibakterien zum Beispiel über den Kot von Vögeln oder Säugetieren in die Erde gelangen. Sie werden aus der Erde nicht in die Pflanze aufgenommen. Über die Schleimhäute oder kleine Hautverletzungen können sie jedoch in den menschlichen Körper gelangen und dort zum Beispiel Durchfallerkrankungen oder Wundinfektionen auslösen.
Wer mit Erde arbeitet, sollte deshalb Gartenhandschuhe tragen oder zumindest die Hände nach dem Gärtnern gründlich waschen.
Der gemessene Gehalt an E.coli überschreitet bei einem Produkt den vorgeschlagenen Höchstgehalt, den Kultursubstrate und Bodenverbesserungsmittel für das EU-Umweltzeichen erfüllen sollten und an dem wir uns orientieren.

Nicht immer optimal: Die Nährstoffversorgung der Hochbeeterden
Was ist im Test sonst noch aufgefallen? Hobbygärtnerinnen und -gärtner erwarten von frischer Erde eine grundlegende Nährstoffversorgung für die ins Hochbeet eingesetzten Pflanzen. Das ist im Test jedoch nicht immer der Fall: Zum Beispiel bei Stickstoff. Der gehört zu den wichtigsten, aber auch zu den flüchtigsten Nährstoffen. Deshalb sollte von Anfang an genug davon in der Erde sein.
Ein Produkt enthält jedoch laut Deklaration weniger Stickstoff als nach den Kriterien des RAL-Gütezeichens vorgesehen ist, was wir unserer Bewertung zugrunde legen. Außerdem steckt in dieser und sechs weiteren Erden mehr Kaliumoxid als die Landwirtschaftlichen Untersuchungs- und Forschungsanstalten (LUFA) empfehlen. Zu viel Kalium kann die Wurzel der Pflanzen schädigen und die Aufnahme anderer Nährstoffe blockieren.
Artenschutz auch bei torffreier Erde nicht immer garantiert
Kommen wir zu einem weiteren Problem. Klar: Torffrei ist besser fürs Klima, doch torffreie Produkte sind nicht per se ein Garant für Tierschutz.
Manche Erden im Test enthalten als Dünger Guano. Dabei handelt es sich um den nährstoffreichen Kot einiger Vogelarten wie Humboldtpinguine und Kormoranen. Das Problem? Für den Abbau von Guano werden etwa in Peru oder Namibia wildlebende Vogelpopulationen gestört. Für uns ein No-Go.
Doch selbst wenn die Hersteller beteuern, dass der Abbau nach strengen Umwelt- und Naturschutzstandards erfolge – er ist dennoch ein Eingriff in eine wildlebende Population, der die Tiere in ihrer natürlichen Lebensweise stört. Und auch der Arbeitsschutz der Menschen, die das stark ätzende Guano abbauen, kommt vielerorts zu kurz.
Nicht umsonst verbietet das Gütezeichen Blauer Engel den Einsatz von Guano für Blumenerden in seinen Vergabekriterien komplett. Auch wir finden, dass eine Blumenerde kein Guano braucht und werten den Einsatz streng ab. Immerhin: Ein Hersteller hat bereits angekündigt, Guano durch pflanzlichen Dünger zu ersetzen.
Hochbeeterden mit überzogenen Werbeauslobungen
Ein weiterer Kritikpunkt: Die Werbeauslobungen auf den Verpackungen schießen aus unserer Sicht manchmal etwas übers Ziel hinaus.
Während wir bei einigen großspurigen Aussagen noch ein Auge zudrückten, wunderten wir uns bei einem Produkt doch sehr: Im blau abgesetzten Kasten fabuliert der Hersteller auf der Tüte vom "Prinzip Verantwortung" und verweist auf "Regionalität" – in der Zutatenliste steht jedoch "Kokosmark", welches laut Hersteller aus Indien stammt.
Kokospalmen wachsen nunmal in tropischem Klima und von dem ist Deutschland trotz Erderhitzung noch weit entfernt. "Regional" ist definitiv anders.
Oft nicht belegt: Rezyklatanteil in der Hochbeeterden-Verpackung
Auch bei den Verpackungen selbst gibt es Verbesserungspotenzial: Die Tüten, in die die Blumenerden verpackt sind, bestehen aus Kunststoff. Um die Umwelt zu schonen, sollte der aus unserer Sicht möglichst aus Recyclingmaterial aus dem Wertstoffkreislauf bestehen.
Einige Hersteller beherzigen das und loben einen Recyclinganteil von bis zu 80 Prozent aus. Nachvollziehbar belegen konnten uns das allerdings nur vier von ihnen.
Torffreie Erde: ÖKO-TEST bleibt dran – für Umwelt und Klima
Dass Torf ökologisch ein Problem ist, erklärten wir bei ÖKO-TEST schon 1991 im Test von 17 torfarmen Blumenerden. Damals kritisierten wir vor allem die Zerstörung der Kulturlandschaft Moor und der Lebensräume seltener Pflanzen und Vögel.
Inzwischen wissen wir eben um ein weiteres, drängendes Thema, das 2012 unseren Test von zehn torffreien Blumenerden dominierte: Intakte Moore binden CO₂ – werden sie zerstört, wird das klimaschädliche Treibhausgas freigesetzt.
Im Gegensatz zu vielen anderen Bereichen hat sich hier leider wenig verändert. Wie schon vor vier Jahrzehnten bestehen handelsübliche Blumenerden nach Angaben des Umweltbundesamtes auch heute bis zu 90 Prozent aus Torf. Selbst Produkte, die als "torfreduziert" oder "torfarm" ausgelobt sind, enthalten oft noch rund 70 Prozent davon. Das bedeutet: Nur Erde, die ganz ohne Torf auskommt, macht für Umwelt und Klima wirklich einen Unterschied.
Der Auftrag für ÖKO-TEST ist klar: Wir bleiben dran und unterstützen Verbraucherinnen und Verbraucher weiterhin dabei, auch bei der Wahl ihrer Blumenerde eine bewusste und aufgeklärte Kaufentscheidung treffen zu können.
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