Wenn das marinierte Nackensteak auf dem Grill brutzelt und es dazu Kartoffelsalat und Bier gibt, ist ein Gedanke ganz weit weg: der an das Schwein. Und das nicht ohne Grund: Das Produkt Fleisch ist längst entfremdet von seinem Ursprung, dem Tier. Die riesigen Schlachtfabriken haben sich draußen auf der grünen Wiese angesiedelt, weit weg von den Blicken der Konsumenten; auch die Höfe, auf denen Tausende von Tieren auf engstem Raum "produziert" werden, öffnen ihre Tore ungern. Und das abgepackte und marinierte Steak erinnert nur wenig an das Tier, gar nicht an seine Haltungsbedingungen.
Das Leben eines Schweins, das wir hier aufzeichnen, ist kein Schreckensszenario, keine unrühmliche Ausnahme. Es ist ein in der konventionellen Haltung völlig durchschnittliches Bild. Es ist der "Produktionszyklus", das Leben eines von knapp 60 Millionen Schweinen, die jedes Jahr in Deutschland geschlachtet werden. Hygienisch, effizient und kostengünstig.
Das Ferkel
Zwei, manchmal drei Tage alt ist das Ferkel, wenn ihm der Ringelschwanz ohne Schmerzmittel, ohne Betäubung zu einem Drittel abgeschnitten wird. Das sogenannte Kupieren ist verboten, eigentlich. Nur im Einzelfall, heißt es im Tierschutzgesetz, und nur nach tierärztlicher Indikation dürfen Körperteile ganz oder teilweise amputiert werden. Von Einzelfällen kann in der konventionellen Tierhaltung aber keine Rede sein. "Das Schwänze kupieren ist absoluter Standard im Schweinestall", sagt Lisa Wittmann, Fachreferentin von der Tierschutzorganisation PETA. Die Schweinehalter entgegnen, die Schwänze nicht zu kürzen, sei viel schädlicher - weil die Tiere sie sich dann gegenseitig abkauen würden, was viel schmerzhafter sei. Das stimmt: Wenn Schweine auf zu engem Raum ohne ausreichend Beschäftigungsmaterial gehalten werden, ist die Gefahr groß. Die Alternative wäre eine artgerechte Haltung - aber die ist teurer als ein Messer. Und der Verbraucher greift zu billiger Ware.
Nach dem Ringelschwanz sind die Eckzähne dran: Sie werden abgeschliffen. Auch das, damit die Tiere sich nicht gegenseitig verletzen, weil sie nicht artgerecht gehalten werden. Und weil sie mit ihren scharfen Zähnen beim Saugen die Zitzen der Sauen verletzen können. Das tun sie vor allem, wenn die Mutter zu wenig Milch gibt - was eine Folge der Überzüchtung ist. Eine Sau, die im Jahr über 30 Ferkel bekommt, stößt an ihre Grenzen. Sie muss mehr Milch geben und ihre Ruhephasen sind stark verkürzt, wodurch ihre Zitzen empfindlicher werden. Statt die "Produktivität" der Sauen herunterzufahren, werden den Ferkeln die Eckzähne abgeschliffen.
Die männlichen Tiere müssen noch ein weiteres Mal ohne Betäubung unters Messer: "Da schneidet der Landwirt den Hodensack auf, reißt den Samenstrang heraus, schneidet ihn ab und entfernt beide Hoden - ein Tierarzt wird weder für die Kastration noch für das Kupieren gebraucht", sagt Wittmann. Der Grund: Ein geringer Prozentsatz von Eberfleisch riech...