- Bester Kaffee: Nur ein Produkt im Test ist mit "gut" empfehlenswert.
- Weil sie mit "mangelhaft" oder "ungenügend" durchfallen, raten wir von neun Kaffees im Test ab.
- In etlichen Kaffees hat das von uns beauftragte Labor aus unserer Sicht "erhöhte" Werte der Schadstoffe Acrylamid und Furan gefunden.
- Ausgerechnet namhafte Markenanbieter übernehmen nicht genug Verantwortung für Menschenrechte und Umweltschutz vor Ort.
Weltweit werden mehr als zwei Milliarden Tassen Kaffee pro Tag getrunken. Die Top-3-Länder der Kaffeekonsumenten sind USA, Brasilien und Deutschland. Im Handel gibt es Kaffeenbohnen, gemahlenen und löslichen Kaffee zu kaufen.
Für diesen Test landete gemahlener Kaffee in unserem Einkaufskorb: 20 Produkte aus (Bio-)Supermärkten und Discountern. Dabei haben wir besonders absatzstarke Marken berücksichtigt und jeweils Varianten mit den mittleren Stärken drei oder vier ausgewählt. Zur Erklärung: Die "Stärke" gibt den Röstgrad der Kaffeebohnen an – wobei "Stärke 5" beispielsweise einen lang gerösteten Kaffee kennzeichnet.
Bester Kaffee: Ein gemahlener Kaffee ist Testsieger
Probleme, auf die wir im Kaffee-Test gestoßen sind: Krebsverdächtige Schadstoffe und fehlende Bemühungen um Menschenrechte und Umweltschutz in den Produktionsländern. Das hat zur Folge, dass knapp die Hälfte der gemahlenen Kaffees im Test durchfällt – darunter vor allem bekannte Marken. Nur ein Produkt ist mit "gut" empfehlenswert.
Viele Kaffees im Test haben ein Problem mit Acrylamid und Furan. Die Schadstoffe entstehen beim Rösten der Kaffeebohnen. Acrylamid erhöht potenziell das Krebsrisiko, so schätzt es die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (Efsa) auf Basis von Daten aus Tierversuchen ein.
Krebsverdächtige Stoffe in Kaffee im Test entdeckt
In 13 Produkten bewerten wir die Gehalte als "erhöht", denn sie schöpfen den EU-Richtwert für Röstkaffee zu mehr als der Hälfte aus. Den anderen Röstern gelingt es, die Belastung sehr gering zu halten. Furan und Methylfurane kritisieren wir, weil sie laut Efsa langfristig die Leber schädigen könnten. In Tierversuchen erzeugten hohe Furandosen sogar Krebs.
Zum Hintergrund unserer Bewertung: Wir gehen von vier Tassen Kaffee am Tag aus und orientieren uns an den niedrigsten Werten, bei denen in Tierversuchen erste Schäden aufgetreten sind. Diese Schwellen werden zwar mit keinem Produkt im Test erreicht. Aber aus unserer Sicht sollte der Sicherheitsabstand hier größer sein, wenigstens so groß, wie von der Efsa empfohlen.
Kritik an Missständen in der Kaffee-Produktion
Schadstoffe sind nicht die einzigen Probleme von Kaffee. Im Anbau gibt es einige Missstände. Menschenrechtsverletzungen und illegale Zerstörung von Wäldern zulasten des Klimas sind zwei davon. Daran kann sich nur etwas ändern, wenn die Abnehmer von Rohstoffen wie Kaffee nicht nur die Preise und Qualität diktieren, sondern auch Verantwortung für die Situation im Anbau übernehmen.
Grundvoraussetzung dafür: Genau wissen, wo die Ware herkommt. Doch nur sechs Anbieter im Test konnten die Lieferkette für ihre Kaffees komplett transparent machen und durch Dokumente belegen. Ein paar andere konnten ihre Lieferkette zumindest teilweise belegen.
Für die Produktion der Kaffees machten uns also letztlich nur ein Teil der Anbieter ihre Bemühungen um Menschenrechte und Umwelt glaubhaft. Sie konnten auch Kontrollen von menschen- und arbeitsrechtlichen Vorgaben durch externe Prüfer belegen. Kein Anbieter vermag jedoch bisher die Entwaldung sicher auszuschließen.
Bei Bio-Produkten ist immerhin der Einsatz hochgefährlicher, wie auch aller anderen synthetischen Pestizide per se verboten. Für die konventionellen Kaffees fehlten uns dagegen vollständige Verbotslisten mit allen aus unserer Sicht besonders gefährlichen Spritzgiften.
Es werden keine existenssichernden Löhne ausgezahlt
Ein weiteres ernüchterndes Ergebnis der Auswertung des Rücklaufs auf unsere Fragebogen: Nach wie vor beziehen die Kaffee-Kleinbauern und -Plantagenarbeiter keine existenzsichernden Einkommen. Diese würden den Familien neben dem bloßen Überleben etwa auch die Teilhabe an Gesundheitsversorgung und Bildung ermöglichen.
Für den Anbau von neun Kaffees im Test ist im Rahmen der Standards Fairtrade und Rainforest Alliance wenigstens eine schrittweise Annäherung der gezahlten Preise und Löhne an ein existenzsicherndes Niveau vorgegeben.
Geschmack der gemahlenen Kaffees häufig überzeugend
Mehr als die Hälfte der Kaffees im Test überzeugt die Sensorikexperten mit ihrem Geschmack. Es gibt aber auch einige Produkte, die beim Testergebnis Sensorik mit "befriedigend" oder "ausreichend" im Mittelfeld landen.
Hier kommen meist jeweils mehrere kleine Kritikpunkte zusammen, etwa beim Zusammenspiel von Aroma und Säure oder dem Körper des aufgebrühten Kaffees. "Körper" meint das Gefühl an Schwere, das Kaffee im Mund erzeugt.
Kaffee im Vergleich: Tipps fürs Einkaufen
Unser Test zeigt: Beim Kaffee geht es immer noch überwiegend ungerecht zu. Auch Entwaldung ist ein Problem. Darauf können Sie beim Kauf von Kaffee achten:
-
Der Kaffeeanbau trägt zur Entwaldung bei. Besser auf Klasse statt Masse setzen.
-
Ein gutes Zeichen für Bemühungen ist, wenn Kaffee sowohl ein Bio-Label als auch eines für fairen Handel wie Fairtrade oder Hand in Hand trägt.
So steht es um die Kaffeebohnen im Handel
2019 hat ÖKO-TEST Kaffeebohnen getestet. Wir hatten 22 Espressokaffees eingekauft. Geschmacklich hatten wir wenig auszusetzen, aber auch dieser Test zeigte Probleme mit krebsverdächtigem Acrylamid und bitteren Arbeitsbedingungen auf den Plantagen auf.
Die gute Nachricht aus dem Vergleich: Eine Packung Espresso-Kaffeebohnen schnitt "sehr gut" ab, vier weitere immerhin mit "gut". Damit brachte der Test fünf empfehlenswerte Produkte hervor. Mehr zum Test lesen Sie hier: Kaffeebohnen im Test: Welche Espresso-Bohnen sind die besten?
Wissenswertes zu Kaffee und Koffein
Wie viel Koffein steckt in einer Tasse Kaffee?
- Espresso: durchschnittlich 165 mg Koffein pro 150 ml
- Filterkaffee handaufgebrüht: durchschnittlich 115 mg Koffein pro 150 ml
- Filterkaffee, Kaffeemaschine: durchschnittlich 80 mg Koffein pro 150 ml
- Löslicher Kaffee: durchschnittlich 65 mg Koffein pro 150 ml
- Entkoffeinierter Kaffee: durchschnittlich 3 mg Koffein pro 150 ml
Weiterlesen auf oekotest.de:
- Milch im Test: Ist Bio-Milch die bessere Wahl?
-
Cornflakes im Test: Viele mit bedenklichem Schadstoff Acrylamid belastet
-
Haferflocken im Test: Nickel, Schimmelpilzgifte und Mineralöl gefunden
- Orangensaft-Test: Wie gut schlagen sich Hohes C, Innocent & Co.?
-
Müsli-Test: Einige enthalten Pestizidcocktails – auch in EU verbotene Stoffe
- Grillwurst-Test: Oft mit Mineralöl belastet – Tierhaltung meist miserabel