Leuchtend rot liegen sie in den Auslagen: Tomaten. Eigentlich nichts Besonderes? Könnte man meinen. Schließlich sind die roten Früchte das Lieblingsgemüse der Deutschen. Rund 20 Kilo essen wir im Schnitt pro Jahr, knapp die Hälfte davon als Frischware.
Angesichts dieser großen Bedeutung verwundert es nicht, dass Tomaten rund ums Jahr zu haben sind. Importe aus Spanien, Italien oder Israel machen es möglich, ebenso die typischen Treibhausanbieter aus Holland und Belgien. Deutsche Tomaten haben demgegenüber Seltenheitswert. Laut der Agrarmarkt-Informations-Gesellschaft lag deren Anteil im Jahr 2010 gerade einmal bei knapp neun Prozent. Doch er wächst - so waren es vor Jahren erst spärliche fünf Prozent.
Deutsche Tomaten haben von April bis Oktober Saison. Wer allerdings glaubt, dann leckere Tomaten aus dem Freiland zu ergattern, liegt falsch. Denn das rote Gemüse kommt auch hierzulande meist aus dem Anbau unter Glas oder Folie. "Für verlässliche Ernten aus dem Freiland ist es hier oft zu nass und zu kühl", klärt Gärtnermeister Markus Walkusch-Eylandt auf. Walkusch-Eylandt verantwortet die Gemüseerzeugung in der Demeter-Gärtnerei Sannmann südöstlich von Hamburg. "Ab einer bestimmten Blattfeuchte treten bei Tomaten Pilzkrankheiten auf und die Pflanzen sterben ab", sagt er. Früher habe man dagegen Kupfer eingesetzt, auch pilzresistente Sorten wurden entwickelt. Doch die seien geschmacklich nicht attraktiv. So baue man die Tomaten auch bei Sannmanns vor Wind und Wetter geschützt im Gewächshaus oder Folientunnel an.
Tomaten wachsen meist unter Glas
Dabei würde sich ein laues Lüftchen bei Tomaten durchaus positiv auswirken, weiß der Fachmann. Denn Wind trocknet nicht nur die Blätter, sondern ist von Hause aus auch für das Bestäuben der Blüten zuständig. Nur so können sich Früchte entwickeln. Im Gewächshaus übernehmen das spezielle Hummelvölker - nicht nur bei Bio-Bauern.
In der Demeter-Gärtnerei werden bis zu neun Tomatensorten angebaut. Klarer Favorit von Gärtner Walkusch-Eylandt ist die Vierländer Platte - eine alte Sorte, die sich im 19. Jahrhundert wahrscheinlich aus einer italienischen Fleischtomate entwickelt hat und durch regionale Samenvermehrung im kühlen Hamburger Klima heimisch wurde. "Die Vierländer Platte ist zwar nicht so süß wie die Cherrytomaten, doch sie besticht durch eine ausgewogene Mischung von Säure und Süße." Ältere Kunden schwärmen, sie würde wie früher schmecken.
Apropos Geschmack: Dieser ist nicht nur ein Ergebnis der Sorte, des Klimas und des Erntezeitpunkts, sondern zu einem großen Teil auch des Bodens. Dabei kommt richtige Erde eigentlich nur noch bei Bio-Tomaten zum Einsatz. Als Dünger wird oft nur Kompost verwendet, der entscheidend zur Geschmacksbildung beiträgt. Ganz anders im konventionellen Anbau. Dort wachsen die Tomaten meist auf Substraten aus Steinwolle und werden über eine Tröpfchenbewässerung mit Wasser und Nährstoffen versorgt. Den ...