Ohne Rollator wäre Gertrud Kronberger aufgeschmissen: Nach einer missglückten Hüft-OP wurde der 88-Jährigen diese Hilfe verordnet. "Erst war ich fast zu eitel", sagt sie, "inzwischen bin ich froh, dass es die Dinger gibt". Gertrud Kronberger hat nämlich auch noch ein kleines Herzleiden. "Mit dem Stock allein, das strengt viel zu sehr an und gibt zu wenig Halt." Da sei der Rollator sehr entlastend.
Im Seniorenheim in Buxtehude fiel dem in Frankfurt am Main geborenen Stadtkind zunächst die Decke auf den Kopf. Mit Rollator kommt sie jetzt wieder öfter in Bewegung, kann selbstständig einkaufen gehen, ohne auf ihren Sohn angewiesen zu sein. Einmal pro Woche fährt sie sogar nach Hamburg, in den botanischen Garten oder in die riesige Parkanlage "Planten un Blomen".
Aber die Rollatortour in die Hansestadt fällt nicht leicht. Beim Ein- und Aussteigen in den Bus ist Gertrud Kronberger auf fremde Hilfe angewiesen, oft erweisen sich Stufen als unüberbrückbare Hürden. "Da muss man beim Austüfteln der Wegstrecke schon erfinderisch sein." Die Elbe überquert die rüstige Rentnerin mit der Fähre. "Ich bin kein Pflegefall", betont sie, "ich will noch was erleben."
Wie Getrud Kronberger sind immer mehr Menschen immer länger auf einen Rollator angewiesen. Schätzungen zufolge werden inzwischen jährlich bis zu 500.000 der Gehhilfen verkauft; an Menschen, die altersbedingt unsicher auf den Beinen sind, aber auch an jüngere MS-, Parkinson- oder Arthritispatienten.
"Der Rollator ist zum Lifestyleprodukt in Alten- und Pflegeheimen geworden", sagt Gunther Belitz, Chefredakteur des Magazins Handicap. Neben Standardgeräten, die nur ihre Funktion erfüllen, kommen zunehmend sogenannte Premiumrollatoren auf den Markt - schicke, speziell auf die Bedürfnisse der Zielgruppe zugeschnittene Gehhilfen mit mehr oder weniger nützlichem Zubehör wie Stock- und Schirmhaltern, LED-Leuchten, Hupen, Rückspiegeln oder Frostschutzhandschuhen.
Auch Discounter haben den Markt für sich entdeckt: Erst im Mai hatte Lidl ein leichtes Alu-Modell für 99,99 Euro im Angebot. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis der Rollator auch im klassischen Warenhaus "irgendwo zwischen Reisegepäck und Fahrradabteilung positioniert wird", prognostiziert Branchenberater Thomas Appel im Wirtschaftsmagazin MTDialog.
Wir wollen wissen, ob die Gehhilfen wirklich halten, was sie versprechen und haben zehn gängige Produkte, darunter sowohl Standardrollatoren als auch teurere Modelle, einem umfangreichen Belastungstest unterzogen und im Labor überprüfen lassen, ob gesundheitsschädliche Stoffe in den Griffen stecken.
Das Testergebnis
Im Schadstofftest pfui, gravierende Mängel beim Praxistest: Nur ein einziges Modell - eines der beiden teuersten im Test - bekam in allen Disziplinen Bestnoten. Drei Rollatoren hatten lediglich kleinere Mängel und waren immer noch "gut". Knapp die Hälfte der Testprodukte konnte allerdings weder im Schad...