Wie gesund sind Gewürzgurken aus dem Glas?

ÖKO-TEST Jahrbuch für 2025 | Autor: Jil Eichhorn/Hannah Pompalla/Heike Baier | Kategorie: Essen und Trinken | 25.10.2024

Gewürzgurken im Test: In einigen Produkten ist das Labor auf Pestizide gestoßen.
Foto: ÖKO-TEST

Ob auf dem Brot, im Salat oder als kalorienarmer Snack: Gewürzgurken lassen sich vielfältig einsetzen. Erfreulich ist, dass fast die Hälfte der Produkte in unserem Test mit "sehr gut" abschneidet. Nicht so schön ist aber, dass viele der getesteten Gewürzgurken gleich mehrfach mit Pestiziden belastet sind.

  • Wir haben 24 Gewürzgurken getestet, darunter acht Produkte mit Bio-Siegel.
  • Elf Gewürzgurken sind mit Bestnote empfehlenswert.
  • In der Kritik stehen insbesondere Mehrfachrückstände von Pestiziden. Außerdem auffällig: Zweimal sind wir auf aus unserer Sicht besonders bedenkliche Spritzgifte gestoßen.

Aktualisiert am 25.10.2024 | Schwangere vertilgen Essiggurken in rauen Mengen. Sagt zumindest das Klischee. Die Wahrheit ist wohl eher: Ein kleiner Teil der schwangeren Frauen hat sehr ausgeprägte Gelüste auf das sauer eingelegte Gemüse, der Rest steht ihm eher gleichgültig gegenüber oder ekelt sich gar davor.

Und im Durchschnitt – so legen Umfragen nahe – essen Schwangere damit nicht mehr sauer eingelegte Gurken als die restliche Bevölkerung: Auch dort liebt nicht jeder Saures, einige dafür umso mehr. Doch vom individuellen Geschmack einmal abgesehen: Sind Gewürzgurken gesund?

Ob zur Brotzeit oder als Snack für zwischendurch: Gewürzgurken sind beliebt.
Ob zur Brotzeit oder als Snack für zwischendurch: Gewürzgurken sind beliebt. (Foto: Viktorya Telminova/Shutterstock)

Sind Gewürzgurken gesund?

Gurken enthalten vor allem eins: sehr viel Wasser. Sie sind damit ein erfrischendes und wegen ihres niedrigen Fettgehalts auch äußerst kalorienarmes Gemüse. Allerdings sind in ihnen auch die Nährstoffe nicht so dicht gepackt wie in anderem Grünzeug. Trotzdem sind Gurken passable Lieferanten einiger Mineralstoffe und Spurenelemente wie Eisen, Kalium, Jod und Zink sowie von Vitamin C, K und Folsäure.

Da Gewürzgurken allerdings durch Pasteurisierung konserviert werden, gehen einige ihrer Nährstoffe verloren: beispielsweise ein Großteil des hitzeempfindlichen Vitamins C oder der Folsäure. Anderen gesunden Stoffen kann die Pasteurisierung wiederum weniger anhaben: Die Gehalte an Betacarotin, Vitamin K, Eisen, Kalium oder Calcium liegen meist nicht allzu weit unter denen frischer Gurken.

Klar ist außerdem: Je weniger Zucker die eingelegten Gurken enthalten, desto gesünder und kalorienärmer sind sie. Wer etwas für seine Darmgesundheit tun will, kann sich übrigens nach sauren Gurken umsehen. Anders als Gewürz- oder Essiggurken sind sie durch einen Fermentationsprozess konserviert und enthalten probiotisch wirkende Milchsäurebakterien.

Gewürzgurken-Test: Wie gut sind Knax, Kühne & Co.?

So viel zu den gesunden Eigenschaften von Gewürzgurken. Doch wie ist es um ihre Inhaltsstoffe bestellt? Um das herauszufinden, haben wir 24 Gewürzgurken eingekauft und im Labor untersuchen lassen. Das Ergebnis kann sich sehen lassen: Knapp die Hälfte der Gewürzgurken schneidet im Test mit Bestnote ab. 

Doch einen dicken Kritikpunkt haben wir: In mehr als zwei Dritteln der Gurkenkonserven aus konventionellem Anbau waren Pestizide nachweisbar – und das gleich mehrfach. Den Rekord hält ein Gurkenglas mit gleich sieben Pestiziden.

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Wechselwirkungen von Pestiziden wenig erforscht

Sicher: Die in den Gewürzgurken im Test gemessenen Pestizidgehalte sind durchweg so gering, dass wir sie als Spuren einordnen. Aber gerade für Vielverzehrer dürfte das nur ein schwacher Trost sein.

Die niedrigen Belastungen addieren sich schließlich, und mögliche Gesundheitsrisiken durch Wechselwirkungen der einzelnen Pestizide sind aus unserer Sicht noch viel zu wenig erforscht.

Glyphosat in Gewürzgurken im Test gefunden

Hinzu kommt, dass wir im Test auf Spritzgifte gestoßen sind, die wir als besonders bedenklich einordnen: 

  • Dimethomorph: Das Fungizid steht laut CLP-Verordnung im Verdacht, die menschliche Fruchtbarkeit zu beeinträchtigen.
  • Glyphosat: Ob das Herbizid krebserregend ist oder nicht – darüber wird noch immer gestritten. Als gesichert gilt hingegen, dass das Totalherbizid den Lebensraum von Insekten und Vögeln zerstört und damit erheblich zum Verlust an Biodiversität beiträgt.

Gewürzgurken brauchen kein zusätzliches Aroma

Es ist enttäuschend, dass wir in diesem Test überhaupt Spritzgifte gefunden haben. Denn als wir das letzte Mal im Jahr 2007 Gewürzgurken testeten, waren Pestizide überhaupt kein Problem

Es gibt aber auch einen Fortschritt gegenüber dem Vorgängertest: Damals setzten noch alle konventionellen Hersteller auf zugesetzte Aromastoffe. Im aktuellen Gewürzgurken-Test sind es nur zwei Anbieter, die dem Geschmack ihrer Gurken auf die Sprünge helfen.

Für den Aroma-Zusatz ziehen wir eine Note ab, denn wir finden, dass Lebensmittel mit guten natürlichen Zutaten überzeugen sollten. In Gewürzgurken stecken schließlich jede Menge geschmacksintensive Bestandteile: Neben Essig sind das bei den meisten Produkten Zwiebeln und Senfkörner, dazu kommen Gewürze und Kräuter wie Dill, Pfeffer, Paprika oder Koriander.

Salzgehalte teils abweichend

Apropos Geschmack: Auch Salz spielt eine wichtige Rolle als Geschmacksträger. Vereinzelt weichen die enthaltenen Salzmengen deutlich vom deklarierten Gehalt ab – dafür vergeben wir einen Minuspunkt. 

Nicht bewertet, aber in der Test-Tabelle vermerkt, haben wir den Zuckergehalt der Gewürzgurken. Denn für ein deftiges Lebensmittel sind einige erstaunlich stark gesüßt: Die Zuckergehalte reichen von 8,3 bis 3,8 Gramm pro 100 Gramm.

Wie schmecken die Gewürzgurken im Test?

Stellt sich noch die Frage: Wie gut schmecken die Gewürzgurken im Test? Wir haben die Testprodukte von geschulten Sensorik-Experten verkosten lassen; hier punkteten übrigens auch Gewürzgurken mit weniger Zucker. 

Generell bemängelten die Experten hier und da kleine Fehler wie einen "insgesamt unausgewogenen" Geschmack oder eine "etwas weiche" Konsistenz. Doch die allermeisten Gewürzgurken im Test schmeckten "sehr gut" – und das auch ohne zugesetzte Aromastoffe.

Diesen Test haben wir zuletzt im ÖKO-TEST Magazin April 2024 veröffentlicht. Aktualisierung der Testergebnisse/Angaben für das Jahrbuch für 2025 sofern die Anbieter Produktänderungen mitgeteilt haben oder sich aufgrund neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse die Bewertung von Mängeln geändert oder wir neue/zusätzliche Untersuchungen durchgeführt haben.

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Wir haben diese Produkte für Sie getestet

Testverfahren

Wir haben 24-mal Gewürzgurken in Supermärkten, Bio-Läden und bei Discountern eingekauft, davon acht Produkte mit Bio-Siegel. Pro 360 Gramm (Abtropfgewicht) bezahlten wir zwischen 1,19 und 4,26 Euro. Nicht in den Einkaufskorb kamen eingelegte Gurken mit Bezeichnungen wie saure Gurken, Senfgurken, Dillgurken oder Cornichons.

In dafür spezialisierten Laboren ließen wir die Gurken auf Pestizide untersuchen, darunter Glyphosat und dessen Abbauprodukt Aminomethylphosphonsäure (AMPA) sowie Glufosinat. Weitere Analysen umfassten Schwermetalle und Bisphenol A, das zum Beispiel aus Verpackungen in Lebensmittel übergehen kann.

Überdies ermittelte das Labor, ob der Salzgehalt der Gurken von der jeweiligen Deklaration abweicht, ob die Deckel der Gläser chlorierte Verbindungen enthalten und ob die Produkte den Vorgaben für Gewürzgurken aus den Leitsätzen für Gemüseerzeugnisse entsprechen: unter anderem in puncto Säuregehalt/pHWert, Abtropfgewicht und Sortierung. Unter Fehler in der Sortierung fallen beispielsweise ein bestimmter Anteil an beschädigten Gurken, Stielen, Blüten oder Texturfehler.

Per Deklaration schauten wir, ob die Hersteller ihren Produkten Süß- oder Aromastoffe zusetzten. Schließlich ließen wir die Gurken von geschulten Sensorikern auf Geschmack, Geruch und Textur verkosten.

Bewertungslegende

Soweit nicht abweichend angegeben, handelt es sich bei den hier genannten Abwertungsgrenzen nicht um gesetzliche Grenzwerte, sondern um solche, die von ÖKO-TEST festgesetzt wurden. Die Abwertungsgrenzen wurden von ÖKO-TEST eingedenk der sich aus spezifischen Untersuchungen ergebenden Messunsicherheiten und methodenimmanenter Varianzen festgelegt. Für die Berechnung der Pestizidbelastung wurden die Gurken untersucht und, sofern vorhanden, die Verarbeitungsfaktoren für Gewürzgurkenkonserven zugrunde gelegt.

Bewertung Testergebnis Inhaltsstoffe: Unter dem Testergebnis Inhaltsstoffe führen zur Abwertung um zwei Noten: sieben bis zehn in Spuren nachgewiesene Pestizide. Zur Abwertung um jeweils eine Note führen: a) ein als besonders bedenklich eingestuftes Pestizid in gemessenen Gehalten von mehr als 0,01 mg/kg. Als besonders bedenklich werden Pestizide eingestuft, wenn sie PAN-gelistet sind (in Gruppe 2 oder Gruppe 3 als bienentoxisch oder sehr bioakkummulierend und sehr persistent in Wasser, Böden oder Sedimenten), nach EU-Datenbank oder CLP-Verordnung (ECHA) kanzerogen oder reproduktionstoxisch sind (hier: Glyphosat, Dimethomorph); b) zwei bis sechs in Spuren nachgewiesene Pestizide; c) der Zusatz von Aroma.

Bewertung Testergebnis Sensorik: Unter dem Testergebnis Sensorik führen zur Abwertung um jeweils eine Note führt: a) eine Abweichung im Geschmack (in Tabelle: "Geschmack insgesamt unausgewogen", "Geschmack leicht dumpf/muffig"); b) eine Abweichung in der Konsistenz (in Tabelle: "etwas weich").

Bewertung Testergebnis Weitere Mängel: Unter dem Testergebnis Weitere Mängel führen zur Abwertung um jeweils eine Note: a) PVC/PVDC/chlorierte Verbindungen in der Verpackung; b) eine Abweichung des deklarierten Salzgehalts vom im Labor ermittelten Wert von mehr als ±20 Prozent bei deklarierten Salzgehalten über 1,25 g pro 100 g. Diese Bewertung basiert auf dem EU-Leitfaden für Toleranzen zur Nährwertdeklaration für die Lebensmittelüberwachung.

Das Gesamturteil beruht auf dem Testergebnis Inhaltsstoffe. Ein Testergebnis Weitere Mängel, das "befriedigend" ist, verschlechtert das Gesamturteil um eine Note. Ein Testergebnis Sensorik, das "befriedigend" ist, verschlechtert das Gesamturteil um eine Note. Ein Testergebnis Sensorik oder Weitere Mängel, das "gut" ist, verschlechtert das Gesamturteil nicht.

Testmethoden

Pestizid-Screening: GC-MS/MS und LC-MS/MS nach DIN EN 15662:2018-07. Glyphosat/ Aminomethylphosphonsäure (AMPA)/Glufosinat: LC-MS/MS. Natrium: Aufschluss nach DIN EN 13805:2014-12. Messung nach ASU L 00.00-144:2019-07. Gesamtsäure: Titrimetrisch Elemente: Totalaufschluss in der Mikrowelle, Bestimmung mittels ICP-MS. Bisphenol A: LC-MS/MSpH-Wert: Elektrometrisch Abtropfgewicht, Sortierung: Gravimetrisch Sensorik: beschreibend § 64 LFGB L 00.90-14:2019-03, mod. PVC/PVDC/chlorierte Verbindungen in der Verpackung: Röntgenfluoreszenzanalyse.

Einkauf der Testprodukte: Januar 2024.

Diesen Test haben wir zuletzt im ÖKO-TEST Magazin April 2024 veröffentlicht. Aktualisierung der Testergebnisse/Angaben für das Jahrbuch für 2025 sofern die Anbieter Produktänderungen mitgeteilt haben oder sich aufgrund neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse die Bewertung von Mängeln geändert oder wir neue/zusätzliche Untersuchungen durchgeführt haben.

Tests und deren Ergebnisse sind urheberrechtlich geschützt. Ohne schriftliche Genehmigung des Verlags dürfen keine Nachdrucke, Kopien, Mikrofilme oder Einspielungen in elektronische Medien angefertigt und/oder verbreitet werden.

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