Unsere Reiselust hat ihren Preis. Und den zahlen andere - nicht wir mit einem Billigflugticket in der Hand oder dem Griff zum Last-Minute-Angebot. Klimawandel, Lohnsklaverei und Raubbau an der Umwelt und an Kulturgütern sind drei große Folgen des weltweiten Tourismus. So hat sich der CO2-Ausstoß durch Flugzeuge seit 1990 verdoppelt: Kein Wunder, denn längst sind Flugreisen ins Ausland für die meisten Deutschen erschwinglich geworden - den Billiglinien sei Dank. Was auf die nächsten Generationen zukommt, wenn sich die klimatischen Auswirkungen des extensiven Flugtourismus bemerkbar machen, von diesem Gedanken wollen sich die wenigsten ihre Urlaubsstimmung verderben lassen.
Auch der Aufenthalt vor Ort bleibt oft nicht ohne Folgen für die Umwelt. So beispielsweise in Spanien, dem liebsten Urlaubsland der Deutschen: Der WWF veröffentlichte 2006 erstmals Zahlen, wie die ohnehin schon knappe Wasserversorgung des Landes durch 500.000 illegale Bohrungen zusätzlich ausgeschöpft wird. Das Wasser wird auf dem Schwarzmarkt verkauft und unter anderem zur Bewässerung von Golfplätzen oder in der Hotelindustrie verwendet. Schätzungen der UNESCO zufolge verbrauchen Touristen im Süden Spaniens sieben Mal mehr Wasser als Einheimische - bis zu 440 Liter pro Tag.
Und noch ein Beispiel dafür, wer unter anderem den Preis unseres Fernwehs zahlt: die Tausende von Filipinos, die an Bord der großen Kreuzfahrtschiffe als Niedriglöhner arbeiten. Die Reedereien fahren unter der Flagge eines Bananenstaates, umgehen so Mindeststandards der sozialen Absicherung und beuten die Arbeiter aus.
Da stellt sich zwangsläufig die Frage, was der umweltbewusste und sozial denkende Urlauber tun kann. Gar nicht mehr reisen? Nur noch Radtouren in Deutschland? Nie wieder fliegen? Ist es überhaupt möglich, ethisch korrekt am Strand zu dösen?
Eine Möglichkeit des nachhaltigen Reisens bieten touristische Umweltzeichen. Sie sollen Standards im Umweltschutz und soziales Engagement garantieren. Etwa im nachhaltigen Umgang mit Ressourcen wie Wasser, Abfall und Energie. Oder faire Löhne und Arbeitsbedingungen für Einheimische. Es gibt internationale und nationale Siegel, freiwillige Selbstverpflichtungen und Zertifizierungssysteme. Weltweit existieren 60 bis 70 solcher Reise-Gütesiegel. Obwohl die ersten Label bereits in den 1980er-Jahren entstanden sind, scheiterte ein globales Ecolabel bisher an überstaatlichen Rahmenverträgen, die fairen Tourismus verbindlich machen könnten. Eine Initiative aus 32 Organisationen wie dem UN-Umweltprogramm (UNEP), der Welttourismusorganisation (UNWTO) und der Rainforest Alliance hat 2008 allerdings Mindestkriterien für einen nachhaltigen Tourismus erarbeitet: die Global Sustainable Tourism Criteria (GSTC). Dieser Kriterienkatalog gliedert wichtige Aspekte in vier Bereiche: Maximierung der gesellschaftlichen und ökonomischen Vorteile des Tourismus für die Gemeinde vor Ort, Minimierung der negativen Effekte auf das kulturelle Erbe, Reduzierung der Nachteile für die Umwelt sowie der Einsatz eines Managementsystems für mehr Nachhaltigkeit. Die GSTC sind nicht verpflichtend, sondern dienen als Leitfaden und zur Orientierung der Tourismustreibenden vom Hotel bis zum Reiseanbieter, Hotelfachschulen, Reisenden oder auch Organisationen, die Gütesiegel verleihen (www.sustainabletourismcriteria.org).