Ein Besuch in einem Naturkosmetikfachgeschäft oder einem größeren Drogeriemarkt zeigt: Inzwischen gibt es dort fast alles in Bio-Qualität, was auch Douglas und Co. anzubieten haben: Tages- und Nachtcremes sowie Anti-Aging-Präparate mit pflanzlichen Ölen und Fetten, Aloe vera oder Wildrosenduft, Masken mit hautberuhigender Calendula und Ampullenkuren für die Intensivpflege, Shampoos für normale, fettige oder trockene Haare, für stumpfe, gefärbte und gestresste Haare sowie Spülungen und Kuren, Duschgele, auch 3-in-1-Produkte, Körperpeelings mit Luffa- oder Aprikosenkernen, Haarfarben, Nagelöl, Make-up und Lippenstifte in vielen Schattierungen. Weil Naturkosmetik äußerst erfolgreich ist, werben auch konventionelle Anbieter erfolgreich mit natürlichen Inhaltsstoffen, obwohl in den angepriesenen Produkten oftmals kaum mehr als ein Fitzelchen davon steckt. Und die Verbraucher fallen darauf nicht selten herein.
"Neben klassischen Naturmarken sehen Käuferinnen auch Produkte als natürlich an, die Rohstoffe auf Mineralölbasis enthalten, für die aber mit pflanzlichen Inhaltsstoffen geworben wird", ergab die IRI-Shopper-Studie Trendmarkt Naturkosmetik von Information Research in Düsseldorf. Schon wer ein wenig Olivenöl in die Creme rührt oder Kräuterauszüge für die Körpermilch einsetzt, wirbt mit Natur. Doch die natürlichen Anteile sind oft gering und eingebettet in Silikonöle und problematische Konservierungsstoffe. Eine gesetzliche Definition für Naturkosmetik gibt es nicht.
Kosmetik-Siegel im Test
Echte Naturkosmetikhersteller aber verzichten komplett auf synthetische Fette, Öle, Farben und Düfte und setzen auf pflanzliche Zutaten, möglichst sogar aus kontrolliert biologischem Anbau. Tierische Substanzen sind nur vereinzelt erlaubt, etwa Wachse und Honig, Stoffe vom toten Tier sind mit Ausnahme des roten Farbstoffs Carmin, auch Cochenille genannt, verboten. Was geht und was nicht, das legen hierzulande die Richtlinien seriöser Naturkosmetiklabel wie BDIH Kontrollierte Naturkosmetik oder NaTrue fest, die als gute Grundlage für Naturkosmetik gelten. Viele Anbieter gehen über diese Anforderungen sogar noch hinaus.
Weil nicht alles erlaubt ist, was die herkömmlichen Kosmetikküchen zu bieten haben, gibt es bestimmte Dinge nicht in Naturkosmetikqualität. Nagellack beispielsweise ist so ein Produkt. Er wird zwar von einigen Bio-Firmen angeboten - aber nicht mit Naturkosmetiklabel. Denn Nagellack besteht zu etwa 70 Prozent aus chemischen Lösemitteln, außerdem sind Kunstharze, die Glanz und Haftung bringen, synthetische Filmbildner sowie Weichmacher drin.
Die Naturkosmetikanbieter können auch keine kussechten Lippenstifte herstellen. Denn die Dauerhaftung auf den Lippen wird durch Silikonöle erkauft - für grüne Kosmetik inakzeptabel. Nicht den von herkömmlichen Produkten gewohnten Komfort bietet die alternative Wimperntusche: Durch den Verzicht auf Silikonöle ist sie nicht wasserfest.
Auch das Thema Haarewaschen ist gar nicht so einfach. Denn waschaktive Substanzen, die in jedem Shampoo sowie in Duschgelen und Flüssigseifen enthalten sind, stammen aus der Chemieküche. Tenside aus Pflanzen kommen nämlich nicht fix und fertig in der Natur vor, sondern müssen erst einmal zurechtgebastelt werden. Weil aber jeder mal Haarewaschen muss, sehen das die grünen Kosmetikrichtlinien nicht so streng. Sie gestatten den Einsatz von Tensiden, die aus natürlichen Rohstoffen wie Zucker oder Kokos gewonnen werden.
Das Haarefärben ist mit Naturfarben gut möglich. Dennoch können Naturfarben nicht alles, was herkömmliche Farben schaffen, eine perfekte Grauabdeckung etwa ist schwer zu schaffen. Deshalb ist bei allen Haarfarben, die sich natürlich geben und eine perfekte Grauabdeckung versprechen, Vorsicht geboten.
Ob nun bei Haarfarben, Gesichtscreme oder Shampoo – wer echte Naturkosmetik kaufen möchte, orientiert sich am besten an den seriösen Labeln.