- Eine Wanderung durch eine Höhle, Klamm oder Schlucht bietet aufregende Eindrücke.
- In Deutschland gibt es eine ganze Reihe solcher Naturgebilde zu entdecken. Viele von ihnen befinden sich in Süddeutschland.
- Wichtig: Interessierte sollten die Wanderungen nur gut ausgerüstet, mit festem Schuhwerk und ausreichend Verpflegung antreten.
Wer an Wandern denkt, hat wahrscheinlich häufig Berggipfel und Panoramaaussichten über weite Landschaften vor Augen. Ebenso atemberaubend kann aber auch eine Wanderung durch eine Schlucht, Klamm oder Höhle sein. Von diesen Naturwundern gibt es in Deutschland eine ganze Menge. Doch wann spricht man eigentlich von einer Schlucht, wann von einer Höhle und wann zum Beispiel von einer Klamm? Der Deutsche Alpenverein (DAV) definiert die Begriffe wie folgt:
- Unter einer Klamm versteht der DAV ein im Festgestein eingeschnittenes, schmales Tal beziehungsweise eine besonders enge Schlucht im Gebirge mit teilweise überhängenden Felswänden.
- Eine Schlucht ist dagegen ein Tal mit steilen, im Vergleich zur Klamm etwas abgeschrägten Hängen. Der schmale Talboden wird meist in seiner gesamten Breite vom Fließgewässer eingenommen.
- Von einer Höhle spricht der DAV, wenn er eine durch Naturvorgänge gebildete unterirdische Hohlform, die ganz oder teilweise von Gestein umschlossen ist, meint. Eine Höhle ist groß genug, um von Menschen betreten zu werden, und länger als fünf Meter.
Sie haben Lust einmal durch ein solches Naturgebilde zu wandern? Wir haben da ein paar Vorschläge.
Partnachklamm-Wanderung: Ein Naturdenkmal in Bayern
Sie ist vielleicht die berühmteste deutsche Klamm und ein Abenteuer, das man problemlos auch mit Kindern unternehmen kann. Auf 700 Metern hat sich der Wildbach Partnach bis zu 80 Meter tief in den Felsen gegraben und eine der schönsten Klammen im Alpenraum geschaffen – mit Wasserfällen, Stromschnellen und Gumpen. Der Steig führt direkt am Wasser entlang, wo früher nur trittsichere Holzarbeiter, Förster und Jäger unterwegs waren. Heute ist der Durchgang ausgebaut und gesichert und bietet den direkten Blick in das Wasser, das sich wild schäumend in seinem Bett hin und her wirft. Wenn der Weg in Tunnels oder Felsgalerien verläuft, tropft und rieselt es auch nach längerer Zeit ohne Niederschlag von den Wänden. Seit 1912 ist die Klamm ein Naturdenkmal.
Infos: Der Weg startet am Olympia-Skistadion in Garmisch-Partenkirchen, von hier geht man 20 bis 30 Minuten bis zum Klammeingang. Alle aktuellen Touren und Streckenführungen sind hier abrufbar. Der Eintritt in die Klamm kostet 10 Euro, für Kinder (8 bis 17 Jahre) und Hunde 5 Euro. Tickets können mit QR-Code im Onlineshop gebucht werden. Öffnungszeiten von Juni bis September 8 bis 20 Uhr, von Oktober bis Mai 8 bis 18 Uhr. Die Anfahrt erfolgt mit dem Zug nach Garmisch-Partenkirchen und weiter mit der Linie 1 oder 2 in Richtung Klinikum, Haltestelle Skistation. Pkws parken am Olympia-Skistadion.
Rheinland-Pfalz: Wandern in der Ehrbachklamm
Der Ruhe und Entschleunigung sucht, ist das ganze Jahr über in der Ehrbachklamm im Hunsrück richtig. Die Traumschleife Ehrbachklamm ist ein Rundweg von knapp neun Kilometern, bei dem man aus den Hunsrückhöhen über Hangkanten und durch stille Buchenwälder hinabsteigt in die Ehrbachklamm und dort – am schönsten gegen den Strom – eine Weile auf Tuchfühlung mit Fels und Wasser durch den stillen Wald wandert, bis es wieder in die Höhe geht. Die Traumschleifen sind Rundwanderungen entlang des Saar-Hunsrück-Steigs, der auf 410 Kilometern von Perl an der Mosel über Idar-Oberstein nach Boppard oder Trier verläuft.
Die Traumschleife Ehrbachklamm führt mitten durch die Klamm. Die Tour gilt als leicht bis mittelschwer mit 390 Metern Auf- und Abstieg und wurde durch das Deutsche Wanderinstitut mit 98 (von 100) Erlebnispunkten bewertet.
Infos: Start- und Endpunkt ist der Wanderparkplatz in Oppenhausen an der K120 an der Abzweigung nach Hübingen, etwa 30 Kilometer südlich von Koblenz. Wer mit der Hunsrückbahn anreist nimmt am Bahnhof Boppard-Buchholz die Buslinie 675 bis Haltestelle Ehrbachklamm. Die Wanderung ist kostenlos.
Wutachschlucht-Wanderung: Deutschlands größter Canyon
Eine Autostunde südöstlich von Freiburg liegt im Herzen des Naturparks Südschwarzwald mit der Wutachschlucht der größte Canyon Deutschlands. Mit ihrem vielen Wasser und reichlich Gefälle hat sich die "wütende Ach" 170 Meter tief in die Hänge des Schwarzwalds gegraben, und wer über schmale Pfade und Treppen durch das einzigartige Biotop mit Quellen und Wasserfällen kraxelt, kann in der glasklaren Wutach Äsche, Döbel, Regenbogenforellen und Bachforellen entdecken – der Fluss gilt unter Fliegenfischern als ideales Revier. Auch die Wasseramsel, der Eisvogel und die Gebirgsstelze haben hier ihr Revier.
Die Schluchtentour führt durch die Wutach- und die kleinere Gauchach- und Engeschlucht. Typisch für die Gauchachschlucht sind die vielen kleinen Wasserfälle; Brücken und Stege führen immer wieder über das sprudelnde Wasser. An heißen Tagen ist die Wanderung durch die tiefen Täler ein Hochgenuss. Bei Regen ist die Engeschlucht nicht begehbar.
Infos: Die Drei-Schluchten-Tour ist knapp zehn Kilometer lang mit etwa 300 Höhenmetern. Trittsicherheit und Schwindelfreiheit auf den schmalen, oft matschigen Pfaden sind ein Muss. Als anspruchsvollster Teil gilt die dunkle und immer feuchte Engeschlucht. Die Tour beginnt am Wanderparkplatz der Drei-Schluchten-Halle, zehn Autominuten südöstlich von Löffingen bei Bachheim. Von Mai bis Juni und von September bis Oktober findet dort jeden Sonntag von 10 bis 13 Uhr eine Wanderberatung durch den Schwarzwaldverein Löffingen statt.
Drachenschlucht-Wanderung: Thüringer Naturwunder
Wer ohnehin in Thüringen unterwegs ist und Eisenach oder die Wartburg besucht, sollte sich dieses Naturwunder nicht entgehen lassen, das als breites Tal beginnt und zusehends enger, kühler und dämmriger wird. Hier bildet das Wasser keinen rauschenden Bach, an dem man wie in anderen Klammen entlangwandert, sondern es fließt unsichtbar unter den metallenen Gitterstegen, auf denen man unterwegs ist. Faszinierend sind die von Farnen, Kräutern, Moosen und seltenen Gewächsen wie Orchideen und Teufelskralle überwucherten engen Felswände der Drachenschlucht, die oft nur schulterbreit sind – den kühlen, erdigen Duft möchte man auf Flaschen ziehen. Der Weg führt weiter durch das malerische Annatal zur Hohen Sonne mit herrlicher Aussicht, von hier kann man mit dem Linienbus nach Eisenach zurückkehren.
Infos: Die Drachenschlucht kostet keinen Eintritt. Start ist bei der Bushaltestelle Mariental, unterwegs ist ein Abzweig zur Wartburg möglich. Der reine Rundwanderweg ist 2,5 Kilometer lang, dabei geht es etwa 1,5 Stunden bergauf und eine Stunde bergab.
Wandern in der Kalkberghöhle: Auf Fledermaus-Tour
Konstante zehn Grad Celsius herrschen in der Kalkberghöhle von Bad Segeberg. Da fühlen sich auch Fledermäuse wohl – über 30.000 nutzen Norddeutschlands einzige Naturhöhle als Winterquartier, von Oktober bis Ende März ist sie deshalb für Besucher geschlossen. Von April bis Ende September gibt es täglich mehrere Führungen, die jeweils 40 Minuten dauern. In der Erlebnisausstellung "Noctalis – Welt der Fledermäuse" lässt sich das Leben der Flugkünstler mit interaktiven Spielstationen erkunden. Kinder lieben Foxi – ein zahmes Flughundweibchen, das mit seinen Tierpflegern unterwegs ist. Neben Fledermäusen sind Exoten wie die Baumpython, die Gottesanbeterin und der farbenfrohe Pfeilgiftfrosch in der Ausstellung hier zu Hause.
Infos: Das Kombiticket für die Höhlenführung und die Erlebnisausstellung kostet 17 Euro, Kinder (4 bis 14 Jahre) zahlen 15 Euro, die Höhlenführung allein kostet ab 8 Euro. Alle Buchungsmöglichkeiten mit Datum und Uhrzeit finden Sie hier.
Saalfelder Feengrotte: Kinderspaß in Thüringen
Die gute Nachricht für heiße Tage: Im Schaubergwerk hat es das ganze Jahr über acht bis zehn Grad Celsius. Allerdings ist die kühle Wegstrecke nur 550 Meter lang mit 120 Stufen, und man darf nicht allein hinein, sondern nur mit einer Führung. Dazu nimmt man am besten möglichst viele Kinder, eigene und gerne deren Freunde mit, denn das Ganze ist ein rummeliger Familienspaß.
Das einstige Alaunschieferbergwerk gilt heute als "farbenreichste Schaugrotte der Welt". Das Eisen hat sich aus dem Stein des Thüringer Schiefergebirges gelöst und oxidiert an der Luft zu allen Schattierungen von Rot. Für 120 Euro kann man in den Grotten Kindergeburtstag feiern, nebenan warten das Mitmachmuseum "Grottoneum" und von April bis Ende Oktober der Abenteuerpark "Feenweltchen", der mit dem Magischen Garten, der Bunten Elfenwiese mit Wurzelhaus und Riesen-Murmelbahn und mit dem Dunklen Reich der Waldgeister Stoff für viele Spielstunden bietet. Zwischendurch eine echte Thüringer Bratwurst und alle sind glücklich.
Infos: Die Feengrotten liegen eine Autostunde südlich von Weimar. Alle Tickets sind online mit Zeitfenster zu buchen. Die Führung Feengrotten für Familien mit Kindern zwischen vier und neun Jahren dauert eine Stunde und kostet 15,50 Euro für Erwachsene, 12,50 Euro für fünf- bis 16-Jährige und 3 Euro für Kinder von eins bis vier Jahren, der Besuch im Grottoneum ist im Preis eingeschlossen. Die Tageskarte ins Feenweltchen kostet ab fünf Jahre 12,50 Euro. Viele weitere Preiskombinationen im Online-Shop. Der Kundenservice stellt individuelle Angebote nach Wunsch zusammen.
Wandern im Allgäu: Naturschutzgebiet Eistobel
Inmitten von Wäldern, Wiesen und den sanften Hügeln des Allgäuer Voralpenlands versteckt sich mit dem Eistobel eines der schönsten Naturschutzgebiete Deutschlands mit rauschenden Wasserfällen, tiefen Strudellöchern und einem ganz eigenen Ökosystem. Bis zu 130 Meter hoch sind die Felswände, zwischen denen das Wasser über mehrere Geländestufen talwärts stürzt. Im turbulenten Wasser der Oberen Argen geht die Wasseramsel auf Nahrungssuche – der einzige europäische Singvogel, der schwimmen und tauchen kann. Mit etwas Glück entdeckt man eine Bachforelle oder den schwarzglänzenden Alpensalamander.
Zu den Höhepunkten der Schlucht zählen der 18 Meter hohe "Große Wasserfall" und der "Zwinger", ein Gewirr aus gewaltigen Felsbrocken, durch das sich das Wasser der Oberen Argen zwängt. Die "Hohe Wand" und die "Nagelfluhwand" ragen jeweils 50 Meter über dem Fluss auf. Am Ufer laden breite Kiesstreifen zum Rasten, Spielen und Entdecken ein – für Kinder der schönste Spielplatz an einem heißen Sommertag.
Infos: Der Eistobel liegt acht Kilometer südlich von Isny im Allgäu. Alle Infos im Pavillon bei der Argentobelbrücke (besetzt von Mai bis Oktober). Geparkt werden kann am Wanderparkplatz Schüttentobel. Der Eintritt kostet 3,50 Euro, Kinder zahlen 1 Euro. Alle vier Rundwanderwege zwischen knapp vier und neun Kilometern Länge starten am Infopavillon.
Almbachklamm: Wanderung am Untersberg
Als reißendes Wildwasser schuf der Almbach seit 15.000 Jahren die Klamm am Fuße des mächtigen und sagenumwobenen Untersberges, dem Hausberg der Gemeinde Marktschellenberg bei Berchtesgaden. Bis 1963 schwemmte er das Holz aus den Hochwäldern ins Tal und trieb die Schleifsteine an, die den Marmor aus dem Untersberg zu Kugeln formten. Die älteste, aktive Kugelmühle Deutschlands ist denn auch Start- und Endpunkt der 7,3 Kilometer langen Rundwanderung.
Seit 1683 werden hier mit einem Schleifstein aus hartem Sandstein Marmorbrocken zu Kugeln geformt, kleinere Exemplare sind nach zwei Tagen fertig, größere brauchen bis zu einer Woche. Der Weg durch die Klamm ist drei Kilometer lang und bietet mit 29 Brücken und Stegen, 320 Stufen und einem in den Felsen gesprengten Tunnel aufregende Blicke auf den reißenden Wildbach mit Wasserfällen und riesigen Gumpen. Später weitet sich die Schlucht zu einem lieblichen Tal. Nach einem Stopp in Ettenberg beim Mesnerwirt neben der Wallfahrtskirche mit bayerischer Schmankerlküche und herrlicher Aussicht führt ein Serpentinen-Pfad zurück zum Start. Auch das Gasthaus Zur Kugelmühle bietet ofenfrischen Braten, Brotzeiten und hausgemachte Kuchen.
Infos: Die Klamm ist von Mai bis Oktober geöffnet und kostet 8 Euro Eintritt (6-18 Jahre 5 Euro) Sie gilt als mittelschwer mit 350 Höhenmetern Auf- und Abstieg. Der Parkplatz Almbachklamm (Kugelmühlweg 18) ist kostenlos.