- Die Deutschen essen gerne Obst, am liebsten Äpfel und Bananen.
- Das Problem: Viele Obstsorten sind mit Pestizidrückständen belastet.
- Je nach Saison und Jahreszeit haben sie darüber hinaus einen ziemlich hohen ökologischen Fußabdruck und belasten dadurch das Klima.
Laut dem Statistik-Portal Statista verzehren die Deutschen am liebsten Äpfel. Im Jahr 2022/23 waren des ungefähr 20 Kilogramm pro Kopf. Auf Platz zwei folgt die Banane mit rund 11 Kilogramm pro Kopf. Neben wichtigen Vitaminen und Ballaststoffen, enthalten viele Obstsorten aber auch Rückstände von Pestiziden. Wir haben fünf Obstsorten genauer unter die Lupe genommen.
Pestizide in Äpfeln
Vitamine: Äpfel isst jede und jeder Deutsche besonders gerne. Das ist gesund: Äpfel enthalten einige Vitamine der B-Gruppe, Vitamin K und vor allem Vitamin C. Letzteres ist allerdings sortenabhängig – auf Spitzengehalte kommen Braeburn und Berlepsch. Die Früchte sind außerdem mit dem Ballaststoff Pektin gesegnet, dem unter anderem eine cholesterinsenkende Wirkung nachgesagt wird. Am gesündesten sind sie mit Schale, denn direkt darunter stecken die meisten Vitamine und sekundären Pflanzenstoffe.
Klima: Apfelanbau findet in Deutschland gute Bedingungen – das ist schon mal ein Vorteil, denn so gibt es ein riesiges regionales Angebot. Am besten fürs Klima sind die regionalen Äpfel frisch nach der Ernte, so etwa von August bis November. Dann kommen sie nämlich frisch vom Baum und haben laut Berechnungen des Instituts für Energie- und Umweltforschung Heidelberg (Ifeu) pro Kilo Früchte erst 0,3 Kilogramm (kg) CO₂-Äquivalente auf dem Konto. Das sieht nach einem Winter im Kühlhaus natürlich anders aus – dasselbe Kilo Äpfel hat, im Mai gekauft, schon einen Fußabdruck von 0,4 kg CO₂. Ein Kilo neuseeländischer Äpfel bringt es im Mai mit 0,8 kg CO₂ auf eine doppelt so hohe Klimabelastung. Damit ist der noch immer verbreitete Glaube, im Frühjahr seien Überseeäpfel klimafreundlicher als heimische Äpfel, überholt, denn die Kühlsysteme haben sich in den letzten Jahren verbessert.
Pestizide: Äpfel sind in der Regel etwas weniger mit Pestiziden belastet als viele andere Obstsorten. Zuletzt untersuchte das Niedersächsische Landesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (Laves) im Jahr 2023 Äpfel verschiedener Herkunft auf Pestizide und fand in 62 Prozent der Proben Mehrfachrückstände von bis zu sechs Wirkstoffen – weniger als in den fünf Jahren davor.
Pestizide in Bananen
Vitamine: Bananen liefern reichlich Kalium und Magnesium sowie viele Vitamine aus der B-Gruppe. Eine Banane deckt rund ein Viertel des Tagesbedarfs an Vitamin B6: Das macht sie empfehlenswert für Frauen mit dem prämenstruellen Syndrom (PMS).
Klima: Bananen gedeihen nur in tropischem oder subtropischem Klima: Ihre lange Reise aus Anbauländern wie Costa Rica oder Ecuador legen sie in unreifem Zustand per Schiff zurück. Mit 0,6 kg CO₂ hat ein Kilo Bananen dafür einen halbwegs akzeptablen Fußabdruck.
Pestizide: Eine aktuelle, aber relativ kleine Untersuchung hierzu kommt vom Untersuchungsamt CVUA Stuttgart: Die Behörde hatte 2023 elf konventionelle Bananenproben untersucht. Alle Bananen enthielten Mehrfachrückstände von bis zu elf Spritzmitteln, keine lag allerdings über dem Grenzwert. Das deckt sich mit früheren und größeren Studien. Interessantes Ergebnis des CVUA: Die Pestizidgehalte in der Schale lagen im Durchschnitt um mehr als das Zehnfache über den Rückständen im Fruchtfleisch.
So beruhigend das für Bananenkonsumenten in Europa sein mag – Arbeiterinnen und Arbeiter in den Bananenkulturen müssen laut der NGO Oxfam bis zu 40 Sprühzyklen pro Jahr über sich ergehen lassen. Wer zu Bio-Bananen greift, tut hier also nicht nur sich selbst etwas Gutes; die Kombination aus Bio und Fairtrade ist noch besser, weil Fairtrade auch für eine bessere Bezahlung der Arbeiterinnen und Arbeiter in den Anbauländern steht.
Pestizide in Erdbeeren
Vitamine: Erdbeeren sind in diesem Vergleich absolute Vitamin-C-Meister und schlagen dabei sogar viele Zitrusfrüchte. Deshalb kann auch das in ihnen enthaltene Eisen besonders gut aufgenommen werden. Außerdem sollen sie wegen ihrer antioxidativ wirkenden Polyphenole entzündungshemmend sein sowie Herz- und Kreislauferkrankungen vorbeugen.
Klima: Nicht nur Geschmack und Nährstoffgehalt sprechen gegen Erdbeeren im Januar. Auch die Klimabilanz tut es: Während ein Kilo frischer Erdbeeren aus der Region laut Ifeu-Institut nur mit 0,3 kg CO₂ zu Buche schlägt, ist der Fußabdruck von Wintererdbeeren aus beheizten Gewächshäusern mit 3,4 kg CO₂ verdammt hoch. Bei den spanischen Freilanderdbeeren, die es etwa ab März zu kaufen gibt, ist zwar die Klimaschädlichkeit nicht viel höher als die deutscher Erdbeeren. Der Anbau in Südspanien verbraucht aber extrem viel Wasser in einer sehr trockenen Region, was dort zu massiven Umweltproblemen führt.
Pestizide: Wir haben 2023 Früherdbeeren getestet, vorwiegend aus Südspanien. Von zehn konventionellen Produkten waren sieben mehrfach mit Pestiziden belastet. Etwas höher war die Quote an Mehrfachrückständen, als das Untersuchungsamt Laves im Jahr zuvor 78-mal frische Erdbeeren unter die Lupe genommen hatte: 90 Prozent von ihnen enthielten mehrere Spritzmittel, eine Probe griechischer Erdbeeren hielt den Rekord mit neun Wirkstoffen. Das Laves hatte Erdbeeren zu verschiedenen Jahreszeiten überprüft: Die Hälfte der Früchte stammte aus deutschem Anbau, der Rest aus Spanien und Griechenand.
Pestizide in Pfirsichen
Vitamine: Pfirsiche und ihre unbeflaumte Variante, die Nektarine, sind eng verwandt und haben deshalb auch ein ähnliches Nährstoffprofil: Das Sommerobst liefert relevante Mengen an Betacarotin und Vitamin A, mäßig viel Vitamin C, einige B-Vitamine, zudem Mineralstoffe wie Kalium und Eisen.
Klima: Pfirsiche brauchen es warm und trocken – aus Europa kommen sie deshalb nur von Mai bis September, ihren Höhepunkt erreicht die Saison im Juli und August. Wichtigste Anbauländer sind dann Spanien und Italien. Das sind akzeptable Transportwege, und das Ifeu-Institut hat für ein Kilo frischer Pfirsiche einen vergleichsweise flachen Fußabdruck von 0,2 kg CO₂ errechnet. Für Winterfrüchte gibt es keine Vergleichszahlen: Sie werden in der Regel unreif geerntet und kommen dann mit dem Schiff aus Ländern wie Südafrika oder Chile. Aus der Dose gegessen, belasten Pfirsiche das Klima mit 1,6 kg CO₂.
Pestizide: Wir haben kürzlich Nektarinen getestet und waren positiv über ihre moderate Spritzmittelbelastung überrascht: Von elf konventionellen Proben waren acht mehrfach belastet – das Maximum waren fünf unterschiedliche Wirkstoffe. Das niedersächsische Untersuchungsamt Laves hatte 2021 nach einer Analyse von 30 Proben zumeist europäischer Pfirsiche und Nektarinen noch ein schlechteres Ergebnis mit 93 Prozent mehrfach belasteten Produkten vorgelegt. Die größte Anzahl von neun verschiedenen Spritzmitteln fand sich in Pfirsichen aus italienischem Anbau.
Bei der Überschreitung von Pestizidgrenzwerten liegen Pfirsiche im Obstvergleich übrigens irgendwo im Mittelfeld: Das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) beanstandete im Jahr 2021 ein Prozent aller untersuchten Pfirsichproben – doppelt so viel wie bei Erdbeeren, aber halb so viel wie bei Kirschen.
Pestizide in Weintrauben
Vitamine: Trauben enthalten eine Menge Zucker, aber gar nicht so herausragend viele Vitamine – beim Gehalt an Vitamin C werden sie beispielsweise von allen hier aufgeführten Obstsorten geschlagen. Dafür sind sie ein wahres Feuerwerk an sekundären Pflanzenstoffen wie Flavonoiden und Resveratrol, denen unter anderem antioxidative Effekte nachgesagt werden.
Klima: Trauben liegen das ganze Jahr über im Obstregal und kommen im Winter aus Ländern wie Südafrika, Indien oder Brasilien. Am wenigsten belastet man das Klima mit dem Kauf europäischer Trauben während ihrer Hauptsaison im Herbst: Dabei ist es laut Ifeu-Institut egal, ob die Trauben aus Deutschland oder Italien kommen. Beide haben mit 0,3 kg CO₂ einenvergleichsweise flachen Fußabdruck.
Pestizide: Trauben gelten gemeinhin als eine der am stärksten gespritzten Obstsorten. Und es stimmt, dass es bei ihnen immer wieder zu Überschreitungen der gesetzlichen Grenzwerte kommt: Erst im Mai musste der Rewe-Konzern dunkle Trauben aus Indien zurückrufen, weil sie den Höchstwert des in der EU verbotenen Insektizids Fenpropathrin überstiegen. Schaut man sich jedoch das behördliche Monitoring der letzten Jahre an, liegt die Belastung von Trauben nicht viel höher als bei anderen gängigen Obstsorten.
Im Jahr 2022 untersuchte das Laves 80-mal konventionelle Trauben: In 62 Proben wies die Behörde mehr als ein Pestizid nach. Das Maximum in puncto Mehrfachrückstände erreichte eine Probe italienischer Weintrauben mit 13 verschiedenen Spritzmitteln, die meisten anderen Trauben blieben allerdings unter fünf Wirkstoffen.
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