Babyphone im Test: Strahlung bei zehn Geräten stark erhöht

Jahrbuch Kleinkinder 2018 | | Kategorie: Kinder und Familie | 18.01.2018

Babyphone im Test: Strahlung bei zehn Geräten stark erhöht

Babyfone produzieren zu viel Elektrosmog: Im Test schneiden deshalb 10 von 14 Geräten mit "mangelhaft" oder "ungenügend" ab. Nur eins ist empfehlenswert.

Viele Babyfone setzen Kinder unnötig starkem Elektrosmog aus, sie senden häufig mit gepulster Funktechnologie, wie sie auch in Handys oder Schnurlostelefonen (DECT) verwendet wird. Solche Funkwellen können Studien zufolge die Hirnströme verändern. Und Handystrahlung haben Experten der WHO bereits 2011 als "möglicherweise krebserregend" eingestuft. 

Babyphone-Test: Elektrosmog und Sicherheit überprüft

Das Bundesamt für Strahlenschutz rät Eltern zu Geräten mit möglichst niedriger Feldintensität und zu einem möglichst großen Abstand zwischen Gerät und Kind. Und die Vergaberichtlinien für Babyüberwachungsgeräte des Umweltzeichens "Blauer Engel" fordern, es sollten aus Vorsorgegründen "alle technischen Möglichkeiten genutzt werden", um die Exposition von Babys und Kleinkindern gegenüber elektromagnetischen Feldern so gering wie möglich zu halten.

Wir wollten wissen, welche Geräte aktuell empfehlenswert sind und hat 14 Produkte gründlich durchtesten lassen. Wir haben nicht nur Felder und Strahlung überprüfen lassen, sondern natürlich auch Akustik, Ausstattung und Sicherheit. 

Das Ergebnis: Aufgrund inakzeptabler Elektrosmogwerte fallen von 14 Geräten sieben mit "ungenügend" und drei mit "mangelhaft" durch. Lediglich den erneut geprüften Testsieger aus unserem vorigen Test im Jahr 2014 können wir mit "sehr gut" empfehlen. Über das schlechte Gesamtbild können auch die guten Ergebnisse in Akustik, Ausstattung und Technik nicht hinwegtäuschen. 

10 von 14 Babyphones wegen starker Strahlung durchgefallen

Bis auf ein "sehr gutes" Produkt senden alle Geräte mit auffallend starker elektromagnetischer Strahlung, gemessen in einem Meter Abstand zum Babyteil. Die Strahlungsstärke von zehn Geräten bewerten wir sogar als "stark erhöht". Diese zehn Babyfone nutzen die digital gepulsten Funktechnologien DECT und FHSS (Frequency Hopping Spread Spectrum) - als würden nicht zahlreiche Experten seit Jahren davor warnen. ÖKO-TEST wertet aus Gründen des vorbeugenden Verbraucherschutzes ab. 

Fünf Babyfone sind überflüssige Dauersender; sie senden unnötigerweise auch dann, wenn es gar kein Geräusch zu übertragen gibt. Bei insgesamt neun Babyfonen lässt sich die Reichweitenkontrolle nicht abstellen. Das heißt, das Babyteil kontrolliert permanent, ob es mit dem Elternteil verbunden ist, und schickt dafür Strahlung durchs Kinderzimmer. 

Ebenfalls im Test untersucht: Netzteile, Akustik und Akkus

Schlecht abgeschirmte Netzteile können Quellen für niederfrequente elektrische Wechselfelder sein, die wiederum elektrische Felder und Ströme im menschlichen Körper erzeugen können. Solche Felder bemängeln wir bei nahezu allen Geräten. Lediglich zwei Produkte verfügen über Schutzkontaktstecker, mit denen sich diese Form von Elektrosmog vermeiden lässt. 

In den Teilergebnissen Technik und Sicherheit sowie Akustik schneidet kein Produkt schlechter als "gut" ab. In puncto Ausstattung landen zwei Produkte bei "befriedigend", alle anderen sind besser. 

Für Eltern ist es ärgerlich, wenn der Empfänger im Akku- oder Batteriebetrieb zu schnell schlappmacht. Das Praxislabor setzte deshalb alle Geräte 30 Minuten Dauerbeschallung aus, anschließend war 23,5 Stunden lang Ruhe, bevor die nächste Beschallung begann. Die Geräte blieben die ganze Zeit über angeschaltet. Ergebnis: Die fünf Videobabyfone im Test halten bei eingeschalteter Videofunktion nur fünf bis zehn Stunden durch.

Fazit: Nur ein Babyphone empfehlenswert

Zwei Geräte sind für Geräusche unter 54 Dezibel nicht ausreichend empfindlich. Eltern möchten aber manchmal auch schon ein leises Wimmern mitbekommen. Und sie sollten selbst entscheiden können, wie sensibel das Babyfon reagiert. Dies ist bei den Geräten von Beurer, Motorola und Vtech nicht der Fall, hier ist die Ansprechschwelle nicht regelbar. 

Wir haben diese Produkte für Sie getestet

Testverfahren

Der Einkauf
Wir haben 14 Babyfone eingekauft, davon fünf mit Videofunktion. Für das günstigste Produkt haben wir etwas mehr als 30 Euro bezahlt, für das teuerste 165 Euro. Auch das einzige "sehr gute" Produkt aus dem vergangenen Test 2014 haben wir nochmals getestet. Von dem einzigen "guten" Produkt des vergangenen Tests werden inzwischen nur noch Restbestände abverkauft, wir haben es nicht erneut geprüft. Auch Babyfon-Apps haben wir nicht getestet, sie gelten als unzuverlässig. 

Die Strahlungsmessung
Wie stark ist der Elektrosmog, dem Babys ausgesetzt sind? Ist die Strahlung gepulst? Funkt die Reichweitenkontrolle im Sekundentakt - oder kann man sie ausstellen, wenn sie nicht gebraucht wird? Und erzeugen die Netzteile problematische elektrische Wechselfelder? Diese Fragen haben wir von einem darauf spezialisierten Labor beantworten lassen. 

Das Gerät
Akustik: In welcher Qualität das Babyfon überträgt und ob es bereits auf leises Weinen reagiert, das analysierte ein Testlabor mit einem speziellen Lautsprecher, dem sogenannten "künstlichen Mund". 

Technik/Sicherheit: Im Praxistest zeigte sich, durch wie viele Wände die Babyfone übertragen und über welche Reichweite sie draußen im Freien verfügen. Das Prüfinstitut testete daneben unter anderem die Betriebszeit des Empfängers im Akku- bzw. Batteriebetrieb und ob Mobiltelefone, DECT-Telefone oder Mikrowellen den Empfang stören können. 

Ausstattung: Laborexperten warfen einen kritischen Blick auf die Bedienungsanleitung und bewerteten, wie gut sich das Gerät bedienen lässt. Außerdem prüften sie unter anderem, ob der Sender mit Akkus oder Batterien betrieben werden kann, was Elektrosmog reduziert. 

Die Weiteren Mängel
Prüfungen auf chlorierte Verbindungen, die in der Entsorgung schädlich sind, gehören zum ÖKO-TEST-Standard. Außerdem wollten wir wissen, ob sich auf den Platinen der Produkte Hinweise auf bromierte Flammschutzmittel finden. 

Die Bewertung
Am wichtigsten ist, wie sehr die Geräte die Kinder mit Elektrosmog belasten. Deshalb macht dieser Aspekt 60 Prozent der Gesamtnote aus und das Endergebnis kann auch nicht besser sein als das Testergebnis Strahlungsmessung. Das restliche Praxisprüfprogramm fließt mit 30 Prozent in die Gesamtnote ein. Weitere Mängel wie Schadstoffbelastungen machen zehn Prozent aus.