Schnullerketten im Test: Mehr als die Hälfte ist "sehr gut"

ÖKO-TEST Jahrbuch Kinder und Familie 2019 | | Kategorie: Kinder und Familie | 10.01.2019

Schnullerketten im Test: Mehr als die Hälfte ist "sehr gut"

Schnullerketten verhindern, dass der Schnuller schnell im Schmutz landet oder gar verloren geht. Wir haben die Qualität von 15 Produkten überprüfen lassen. Sind die Ketten mit Schadstoffen belastet? Und was halten sie überhaupt aus? 

Aktualisiert am 10.01.2019; Einkauf Testprodukte Mai 2018 | Die praktischen Helferlein können ihre Tücken haben: Immer wieder stellen die Überwachungsbehörden gravierende Sicherheitsmängel an Schnullerketten fest. So tauchen sie häufig im Schnellwarnsystem Rapex auf, mit dem die Europäische Union über potenziell gefährliche Verbrauchsgüter informiert. Im vergangenen November etwa gab es einen Rückruf für eine Schnullerkette mit Spielfigur der Firma Selecta. Es bestand Bruchgefahr, zudem konnten sich verschluckbare Kleinteile lösen.

Dass es für so eine einfache Sache wie eine Schnullerkette überhaupt eine Norm gibt, hat einen traurigen Hintergrund. In früheren Jahren bastelten viele Eltern selbst eine Befestigung und wählten dabei eine zu lange Kette oder Schnur. Es kam zu tödlichen Unglücksfällen, bei denen sich Kinder mit Schnullerketten strangulierten. Wir haben 15 Schnullerketten eingekauft und ließen sie auf Schadstoffe und wichtige Sicherheitsanforderungen prüfen.

Schnullerketten im Test: Erstickungsgefahr bei einem Produkt

Das Ergebnis: 11 von 15 Schnullerketten können wir empfehlen, darunter sind acht "sehr gute" Produkte. Leider gibt es aber auch einen "ungenügenden" Totalausfall mit einem Sicherheitsrisiko.

Erstickungsgefahr: Der Clip, mit dem sich eine Schnullerkette im Test an der Babykleidung befestigen lässt, besitzt keine Ventilationslöcher. Das ist ein gravierender Sicherheitsmangel. Die Schnullerhalternorm DIN EN 12586 verlangt an den Befestigungselementen von Schnullerketten solche Notlöcher.

Die Clips befinden sich ganz außen an der Kette. Stopft das Baby sie sich in den Mund, können sie in den Schlund geraten und die Atmung behindern. Durch die Ventilationslöcher kann das Baby im Notfall weiteratmen. Ist der Durchmesser des Clips kleiner als 42,7 Millimeter wie bei dem kritisierten Produkt, schreibt die Norm mindestens zwei kreisförmige Ventilationslöcher mit einem Durchmesser von vier Millimetern oder mindestens ein einziges Loch mit einem Durchmesser von zwölf Millimetern vor.

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Fast alle Schnullerketten bestanden Praxisprüfung 

Mediziner gehen davon aus, dass ein Loch mit einem Durchmesser von 3 bis 3,5 Millimetern lebenserhaltend sein kann. Eine Aussparung ermöglicht im Notfall nicht nur das Weiteratmen, sondern erleichtert auch den Zugriff mit einem medizinischen Instrument, um das festsitzende Stück aus dem Rachen herauszubekommen. Fehlende Löcher stellen ein großes Sicherheitsrisiko dar.

Die 14 anderen Produkte im Test haben die Praxisprüfung mit Bravour bestanden. Keine Kette ist zu lang, alle sind reißfest, nirgends lösen sich Kleinteile, die das Baby verschlucken könnte. Zum Vergleich: In unserem vorigen Schnullerketten-Test im Januar 2012 riss an drei Produkten bei den Stabilitätsprüfungen das Band, und es lösten sich verschluckbare Kleinteile.

Die Laborexperten überprüften die Farben an den Textilbestandteilen, darunter Bänder und Spieltiere. Sie waren allesamt speichel- und schweißecht. Die Materialien färben also nicht ab, auch wenn das Baby daran nuckelt oder die Stoffe in seinen schwitzigen Händen hält.

Optische Aufheller in fünf Schnullerketten im Test 

In einer getesteten Schnullerkette wies das Labor Blei nach. Das giftige Schwermetall steckt zwar nur in den Rasselkügelchen im Innern des Bärenkopfs. Babyprodukte sollten aber generell frei von giftigen Stoffen sein.

In fünf Produkten analysierten die Chemiker optische Aufheller. Die unnötigen Weißmacher steckten häufig in Textilbestandteilen wie Bändern, Etiketten und Garnen. Sie können sich lösen und mit dem Schweiß auf die Haut gelangen. Einige können im Zusammenspiel mit Sonnenlicht allergische Reaktionen verursachen.

In der einer Schnullerkette im Test analysierte das beauftragte Labor das Lösemittel Acetophenon, das als augenreizend eingestuft ist.

In fünf Produkten wies ein Labor umstrittene halogenorganische Verbindungen nach. Sie können aus Farben oder Bleichmitteln stammen. Wir wissen nicht, um welche Verbindungen es sich genau handelt, aber viele gelten als allergieauslösend. Wer ganz sichergehen will, sollte sie meiden.

Die Testsieger, die Testtabelle sowie das gesamte Ergebnis im Detail lesen Sie im ePaper.

Diesen Test haben wir zuletzt im ÖKO-TEST Ratgeber Kleinkinder 2018 veröffentlicht. Aktualisierung der Testergebnisse/Angaben für das Jahrbuch Kinder und Familie für 2019, sofern die Anbieter Produktänderungen mitgeteilt haben oder sich aufgrund neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse die Bewertung von Mängeln geändert oder wir neue/zusätzliche Untersuchungen durchgeführt haben.

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Wir haben diese Produkte für Sie getestet

Testverfahren

Der Einkauf: Schnullerhalter gibt es in Form von Textilbändern oder als Ketten aus bunt lackierten Holzteilchen. Wir haben 15 Modelle in Drogeriemärkten, im Fachhandel und in Onlineshops eingekauft. Sie kosteten zwischen 1,85 und 9,99 Euro.

Bewertungslegende 

Bewertung Testergebnis Inhaltsstoffe: Unter dem Testergebnis Inhaltsstoffe führen zur Abwertung um jeweils eine Note: a) optische Aufheller mit Hautkontakt; b) halogenorganische Verbindungen; c) mehr als 90 mg/kg Blei; d) mehr als 50 mg/kg Acetophenon. Unter dem Testergebnis Praxisprüfung führen zur Abwertung um fünf Noten: keine Ventilationslöcher vorhanden.

Bewertung Testergebnis Weitere Mängel: Unter dem Testergebnis Weitere Mängel führen zur Abwertung um jeweils eine Note: a) PVC/PVDC/chlorierte Verbindungen in der Verpackung; b) optische Aufheller ohne Hautkontakt, falls nicht bereits optischer Aufheller mit Hautkontakt unter dem Testergebnis Inhaltsstoffe abgewertet wurden.

Das Gesamturteil beruht auf dem Testergebnis Inhaltsstoffe. Ein Testergebnis Praxisprüfung, das "sehr gut" ist, hat keinen Einfluss auf das Gesamturteil. Bei einem "ungenügenden" Testergebnis Praxisprüfung kann das Gesamturteil nicht besser als "ungenügend" sein.  

Testmethoden 

Testmethoden Inhaltsstoffe: Halogenorganische Verbindungen: Elution der Probe mit Reinstwasser in der Soxhlet-Apparatur; Binden der organischen Halogene an Aktivkohle, Verbrennung der Aktivkohle im Sauerstoffstrom, microcoulometrische Bestimmung des Halogengehalts. Elemente, PVC/PVDC/chlorierte Verbindungen: Röntgenfluoreszenzanalyse. Nickelabgabe von Metallteilen: Elution der Proben mittels saurer Schweißlösung, Elutionsdauer eine Woche, Elementbestimmung mittels ICP-MS. Weichmacher, sonstige Verbindungen: GC/MS nach Extraktion und Derivatisierung. Polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe (PAK): repräsentative Mischprobe; 25 PAK nach EU/EPA/JECFA; GC-MSD; untersucht wurden Teile aus Kunststoff und/oder Silikon. Optische Aufheller: qualitativer Nachweis (UV-Licht). Aromatische Amine (aus Azofarben) in textilen Teilen: Prüfung auf Amine aus Azofarbstoffen nach reduktiver Spaltung entsprechend DIN EN 14362-1:2017-05; Bestimmungsgrenze 1 mg/kg; GC/MS und HPLC/DAD oder TLC; zusätzliche Prüfung auf Anilin und Xylidine; bei Hinweisen auf 4-Aminoazobenzol zusätzlich Prüfung entsprechend DIN EN 14362-3:2017-05.
Testmethoden Praxisprüfung: Speichel- und Schweißechtheit: DIN 53160-1, 2: 2010-10, LFGB § 64, B 82.10-1,2; die Bewertung der Echtheitsprüfungen erfolgte mittels Graumaßstab, wobei Note 5 die beste Note darstellt und Note 1 die schlechteste. Sicherheit: Prüfung nach DIN EN 12586 (außer chemische Parameter); wenn sich Teile lösten, wurde zusätzlich überprüft, ob sie in den Zylinder für verschluckbare Kleinteile nach EN 71-1 passen.

Einkauf der Testprodukte: Mai 2018 

Diesen Test haben wir zuletzt im ÖKO-TEST Ratgeber Kleinkinder 2018 veröffentlicht. Aktualisierung der Testergebnisse/Angaben für das Jahrbuch Kinder und Familie für 2019, sofern die Anbieter Produktänderungen mitgeteilt haben oder sich aufgrund neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse die Bewertung von Mängeln geändert oder wir neue/zusätzliche Untersuchungen durchgeführt haben.

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