Einer Umfrage des Marktforschungsunternehmens Ipsos aus dem Jahr 2014 zufolge rangieren Fantasie- und Märchenfiguren, wie Prinzessin, Hexe, Vampir und Zauberer, mit 43 Prozent ganz vorn unter den beliebtesten Faschingsverkleidungen von Kindern und Erwachsenen. Es folgen Berufe wie Polizist und Krankenschwester mit 26 Prozent. Der Pirat kommt auf 22 Prozent. Figuren aus Film und Fernsehen rangieren mit 20 Prozent erst auf Platz vier. Cowboy und Indianer sind mit 15 Prozent ein wenig aus der Mode gekommen.
Warum verkleiden sich Kinder eigentlich so gern? "Es ist die Faszination, anders zu sein. In eine Rolle zu schlüpfen, die sich anfühlt wie echt", erklärt der Kölner Pädagoge, Kinder- und Jugendpsychotherapeut und Karnevalsexperte Wolfgang Oelsner. "Im Spiel der Verkleidung haben die Kinder die Freiheit, sich auszuprobieren. Im Gegensatz zu Erwachsenen haben sie noch keinen festen Lebensentwurf. Im Als-ob-Spiel testen sie Fragen aus wie: Was wäre, wenn ich in eine reiche oder arme Familie, als Junge oder Mädchen geboren worden wäre?"
Prinzessin, Clown & Co.: Kinderkarnevalskostüme im Test
Das Wechseln von Rollen fördere die Entwicklung der Kinder, es steigere ihr Empathievermögen – also ihre Fähigkeit und Bereitschaft, die Gefühle und Gedanken anderer Personen zu erkennen und zu verstehen. "Es lässt Kinder die Frage stellen: Wie mag der andere sich fühlen? Das reicht bei Kindern nachhaltig über das Spiel hinaus. Kinder gehen so sehr in ihrer Verkleidung auf, dass sie sogar einen anderen Gang, eine andere Sprache und Mimik annehmen." Dafür genügen schon ganz einfache Requisiten.
Wir haben 14 Kinderkarnevalskostüme eingekauft, darunter klassische wie Prinzessin und Clown sowie moderne wie Jedi-Ritter. Die Labore prüften alle Produkte auf schädliche Inhaltsstoffe und die Entflammbarkeit. An Kostümen für Kinder unter drei Jahren haben wir zusätzliche Prüfungen vornehmen lassen, die die Spielzeugnorm vorschreibt.
Kein Kinderkarnevalskostüm im Test ist schadstoffrei
Das Ergebnis: Kein einziges getestetes Produkt ist komplett schadstofffrei und damit "sehr gut". Immerhin gibt es fünf "gute" Kostüme. Ansonsten: viel Mittelmaß. Als Totalausfall entpuppt sich ein Kostüm, das so voller Schadstoffe steckt, dass unser Urteil nur "ungenügend" lauten kann.
In allen Kostümen stecken optische Aufheller. Einige können im Zusammenspiel mit Sonneneinstrahlung auch allergische Reaktionen hervorrufen, wenn sie mit dem Schweiß auf die Haut gelangen. Meist finden sich die unnötigen Aufheller in den Etiketten.
In sechs Produkten fand das Labor umstrittene halogenorganische Verbindungen, zum Teil als phosphororganische Substanzen. Die Stoffe können aus Färbemitteln oder Ausrüstungschemikalien stammen. Viele dieser Verbindungen aus einer Gruppe von mehreren Tausend Stoffen gelten als allergieauslösend.
Lösliches Antimon in vier Kostümen für Kinder
In vier Kostümen wies das Labor lösliches Antimon nach. Das Halbmetall ist ein polyestertypischer Schadstoff. Es wird häufig als Katalysator bei der Produktion eingesetzt oder auch als Flammhemmer. Studien zeigen, dass Antimonverbindungen die Haut und Schleimhäute reizen.
In einem Kostüm im Test wiesen die Labore polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe (PAK) nach. Die Verbindung Phenanthren gilt zwar nicht als krebserregend oder krebsverdächtig. Die US-Umweltbehörde EPA hat sie jedoch in die Liste besonders problematischer Schadstoffe aufgenommen, sie ist giftig für Wasserorganismen und in der Umwelt schwer abbaubar.
Im selben Kostüm stecken die phosphororganischen Verbindungen TCPP (Tris[chlorisopropyl] phosphat) und TDCPP (Tris[1,3dichlorisopropyl] phosphat). In Tierversuchen schädigte TCPP die Leber und die Nieren und veränderte die Erbanlagen. TDCPP steht in Verdacht, Krebs zu erzeugen.
Die Testsieger, die Testtabelle sowie das gesamte Ergebnis im Detail lesen Sie im ePaper.
Hinweis: Diesen Test haben wir zuletzt im ÖKO-TEST Magazin Februar 2018 veröffentlicht und die Testergebnisse/Angaben für das "Jahrbuch Kinder und Familie 2019" aktualisiert – sofern die Anbieter Produktänderungen mitgeteilt haben oder sich aufgrund neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse die Bewertung von Mängeln geändert oder wir neue/zusätzliche Untersuchungen durchgeführt haben.
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