- Auch bei der Zahnpflege der Kinder können Eltern auf Nachhaltigkeit setzen und die Umwelt schützen.
- Der Bundesverband der Kinderzahnärzte rät zu Vorsicht bei Holzzahnbürsten: Diese sind pflegeintensiv und Studien zur Putzleistung bislang Mangelware.
- Zahnputztabletten und DIY-Zahnpasta sind bei Kindern eine Alternative zur Zahncreme.
Damit die Zähne ein Leben lang gesund und kräftig sind, ist regelmäßiges und gründliches Putzen wichtig – und zwar vom ersten Zahn an. Kinder sollten die Zähne möglichst nach jeder Mahlzeit putzen, vor allem nach dem Genuss von Süßigkeiten.
Bei den herkömmlichen Zahnpflegeprodukten ist leider viel Plastik im Spiel: Zahnbürsten, Zahnseide und Zahnpasta bestehen aus Kunststoff oder sind darin verpackt. Wir haben beim Bundesverband der Kinderzahnärzte nachgefragt, welche plastikfreien und nachhaltigen Zahnputz-Accessoires für Kinder Sinn machen.
Zähne putzen bei Kindern: Sind Bürsten aus Holz oder Bambus eine Alternative?
Immer mehr Eltern möchten unnötigen Plastikmüll vermeiden – und kaufen für ihre Kinder Zahnbürsten aus Holz oder Bambus. Doch die Vorsitzende des Bundesverbands der Kinderzahnärzte, Johanna Kant, sieht einige Nachteile bei den Modellen aus Holz und Bambus: zum einen, weil sie vergleichsweise pflegeintensiv sind.
"Die Bürste und vor allem der Kopf müssen sorgfältig getrocknet werden, um Schimmel vorzubeugen, der sich am Übergang zu den Borsten leicht festsetzt." Die Zahnbürste vor jedem Putzen erst darauf zu untersuchen, sei aufwendig – gerade für Familien mit mehreren kleinen Kindern. "Deswegen raten wir schon aus praktischen Gründen eher von der Holzzahnbürste ab."
Zum anderen sind der Kinderzahnärztin bislang keine zuverlässigen und unabhängigen Studien zur Putzleistung der Holz- oder Bambuszahnbürsten bekannt. Auch deswegen hält der Verband die Produkte – noch – nicht für empfehlenswert. "Abgerundete Borsten sind Merkmal einer guten Zahnbürste – die Borsten der Holzprodukte, ob aus Nylon oder Bambusviskose, sind jedoch häufig abgeschnitten und eben nicht abgerundet."
Als Kompromiss schlägt Johanna Kant Plastikmodelle vor, bei denen man nur den Kopf wechselt und nicht jedes Mal den Griff mit wegwerfen muss. Entscheiden sich Familien dennoch für ein Holzprodukt, sollten die Erwachsenen auf jeden Fall das Reinigen und Trocknen übernehmen, empfiehlt die Expertin.
Sie beobachtet zudem, dass die Borsten häufig sehr schnell verschleißen. "Ich persönlich rate meinen Patienten dazu, diese Bürsten einmal pro Woche zu wechseln." Selbst im günstigen Fall kommen da für eine vierköpfige Familie schnell um die 30 Euro im Monat zusammen.
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Können Kinder Zahnputztabletten für Zähne putzen verwenden?
Bei Kindern ab sechs Jahren, die schon gut ausspucken können, spricht Johanna Kant zufolge nichts gegen Zahnputztabletten als Alternative zur Zahncreme. "Eltern sollten allerdings unbedingt fluoridhaltige Tabletten kaufen." Dass Fluorid Karies vorbeugt, belegen Studien weltweit.
Wer Plastik vermeiden will, nimmt besser Zahnputztabletten, die ohne Kunststoffhülle auskommen. Alternativen sind Tabs im Glas oder in Papiertüten, die mit kompostierbaren Folien beschichtet sind.
Dürfen Kinder die Zähne mit DIY-Zahnpasta putzen?
Auch gegen selbsthergestellte Zahnpasta sperrt sich die Kinderzahnärztin nicht. Allerdings rät sie zu einer Rezeptur mit Fluorid in einer Dosierung, die den Empfehlungen der Deutschen Gesellschaft für Kinderzahnheilkunde (DGKiZ) entspricht. Das sind:
- vom Durchbruch des ersten Zahns bis zum zweiten Geburtstag: zweimal täglich eine erbsengroße Menge mit einer Zahncreme mit 500ppm Fluorid
- von da an bis zum sechsten Lebensjahr: zweimal täglich eine erbsengroße Menge mit einer 1.000-ppm-Zahnpasta.
- Wer Kinder in beiden Altersgruppen hat, kann den Jüngsten auch reiskorngroße Portionen mit der höheren Dosierung geben.
Zahnputzpulver und Gläser mit selbstgemachter Zahnpasta können allerdings auch zum hygienischen Problem werden: "Wenn die ganze Familie ihre Bürsten da eintaucht, sammeln sich massenhaft Bakterien an", gibt Johanna Kant zu bedenken.
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Für die Zahnzwischenräume: Alternativen ohne Plastik
Zur Pflege der Zwischenräume rät der Verband zu Zahnseide oder Sticks, sobald die Lücken zwischen den Milchbackenzähnen geschlossen sind. "Aus ökologischer Sicht ist vegane Maiszahnseide empfehlenswert."
Fünf Tipps zur Pflege von Kinderzähnen
- Kinderzähne pflegen, sobald sie in die Mundhöhle durchbrechen. Davor können Eltern den Kieferkamm schon mit einer weichen Bürste sanft putzen, um das Kind daran zu gewöhnen.
- Keinesfalls über das Lippenband schrubben, das zwischen den Schneidezähnen ansetzt. Die unsanften Berührungen tun weh – und das Kind könnte sich gegen das Zähneputzen wehren.
- Ob manuell, elektrisch oder mit Schallbürste – das ist nachrangig. Wichtig ist es, die Zahnbürste richtig zu benutzen, ohne Zähne oder Zahnfleisch zu schädigen. Mit einer Handzahnbürste üben Kinder ihre Feinmotorik.
- Bis ein Kind sicher die Schreibschrift beherrscht sind die Eltern für die Zahnpflege zuständig. Aber auch nach dem achten Geburtstag sollten sie ein Auge darauf haben.
- Ein sauberer Zahn wird nicht krank. Dafür täglich zwei- bis dreimal Zähne putzen. Mindestens einmal davon sollten das die Eltern übernehmen. Vorher gründlich Hände waschen!
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