- Wir haben 43 Zahnseiden getestet. Die meisten Produkte haben eine Wachsbeschichtung, sechs Zahnseiden sind ungewachst. Zudem sind auch vier Spezial- beziehungsweise Flauschzahnseiden in unserem Einkaufskorb gelandet.
- Die Bestnote gibt es für 14 Zahnseiden im Test.
- Kritisch sehen wir vor allem Beschichtungen mit mikrokristallinem Wachs, also erdölbasierten Paraffinen, oder PEG-Verbindungen. Darüber hinaus beanstanden wir enthaltene Kunststoffverbindungen.
- Bedenklich: In zwei geprüften Zahnseiden befindet sich eine halogenorganische Verbindung mit Allergiepotenzial.
Aktualisiert am 08.12.2022 | Die Kluft zwischen Ideal und Wirklichkeit – sie ist bei wenigen Produkten so groß wie bei Zahnseide. 180 Meter davon sollte jede und jeder von uns im Jahr durch die Zahnzwischenräume fädeln. Um bakterielle Beläge und Speisereste auch dort zu entfernen, wo die Zahnbürste an ihre Grenzen kommt.
"Gekauft werden gerade mal 18 Meter pro Kopf und Jahr", sagt Professor Roland Frankenberger, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde (DGZMK). Umgerechnet ziehen wir also täglich statt eines halben Meters nur etwa fünf Zentimeter Zahnseide durch unser Gebiss – wenn überhaupt. Denn gekauft heißt noch lange nicht benutzt.
Zahnseide-Test: Oral-B, Meridol & Co. im Vergleich
An mangelnder Auswahl kann es jedenfalls nicht liegen. Zahnseide gibt es aus verschiedenen Materialien, gewachst oder ohne Beschichtung, mit und ohne Fluorid, für enge und breitere Zahnzwischenräume, für Menschen mit Zahnspangen, Implantaten oder Brücken und sogar für Menschen, die vegan leben.
Die 43 Produkte, die wir für diesen Test untersucht haben, decken die ganze Bandbreite ab – 14 davon schneiden strahlend sauber mit "sehr gut" ab.
Gewachste oder ungewachste Zahnseide?
Der Unterschied zwischen einer "sehr guten" und einer schlechter bewerteten Zahnseide ist in diesem Test hauchdünn – genauer: so dünn wie eine Beschichtung. So sind alle "sehr guten" gewachsten Produkte mit natürlichen Materialien wie Bienenwachs oder pflanzlichem Wachs beschichtet, etwa vom Candelilla-Busch, der seine Stängel und Blätter so vor dem Austrocknen schützt.
Etliche Hersteller dagegen verwenden für die glättende Schicht mikrokristallines Wachs, also erdölbasierte Paraffine, oder PEG-Verbindungen. Dafür ziehen wir jeweils eine Note ab. Ungewachste Zahnseiden werden laut Anbietern durch PEG-Verbindungen gleitfähiger oder machen das Minzaroma besser löslich.
Zur Erklärung: PEG-Verbindungen können die Haut durchlässiger für Fremdstoffe machen. Die erdölbasierten Paraffine kritisieren wir, weil sie mit aromatischen Kohlenwasserstoffen verunreinigt sein können.
Unnötig finden wir, dass zwei Zahnseiden im Test mit der halogenorganischen Verbindung Chlorhexidin ausgerüstet sind. Es ist unklar, ob der Wirkstoff an der Zahnoberfläche haften bleibt und einen Vorteil bietet.
Schlimmer aber: Chlorhexidin bringt die empfindliche Mundflora durcheinander, ist allergisierend und kann zu Verfärbungen und Geschmacksirritationen führen. Daher reagieren wir verbissen und werten den antibakteriellen Zusatz um zwei Noten ab.
Fluorid in einigen Zahnseiden im Test
Was ist ansonsten interessant? 15 Zahnseiden im Test ist Fluorid zugesetzt. Der Mineralstoff stärkt den Zahnschmelz und beugt erwiesenermaßen Karies vor. Medizinische Leitlinien empfehlen daher, Zähne mit fluoridhaltiger Zahnpasta zu putzen.
Ob fluoridierte Zahnseide einen noch effektiveren Schutz bietet, ist laut DGZMK-Präsident Roland Frankenberger jedoch unklar. Anders als bei Zahncreme werten wir Zahnseide ohne Fluorid-Zusatz daher nicht ab.
Nur zwei Zahnseiden enthalten Seide
Auffällig: Von wegen Seide – Nur zwei Produkte im Test bestehen aus dem namensgebenden Naturstoff. Die meisten Hersteller verwenden Kunststofffäden aus Nylon, PTFE (Teflon), Polyester, Polyamid oder Polyurethan. Drei Anbieter setzen auf Fasern aus Bio-Kunststoff.
Da Zahnseide in der Regel über den Restmüll entsorgt und verbrannt wird, gehen aus Sicht des Umweltbundesamtes (UBA) davon keine negativen Folgen für die Umwelt aus. Allerdings appelliert UBA-Abfallexperte Christian Langholz etwa an Camper, die Kunststoff-Zahnseiden nach Benutzung nicht einfach in den Wald zu werfen. "Teflon beispielsweise wird nicht abgebaut und verbleibt dauerhaft im Umweltkreislauf."
Umweltbelastende Stoffe in Zahnseiden im Test
Das gilt auch für synthetische Polymere, die in sechs Zahnseiden enthalten sind. Diese Kunststoffverbindungen können sich beim Gebrauch der Zahnseide abreiben. Sie landen dann im Abwasser, sind häufig zu klein für die Filter von Klärwerken, und gelangen so in die Umwelt.
Zahnseide kaufen: Tipps
Welche Zahnseide ist richtig für mich?
- Ungewachste Zahnseide fasert beim Fädeln auf und soll die Zahnzwischenräume dadurch besser reinigen.
- Gewachste Produkte punkten an engen Stellen, da sie glatter sind und leichter zwischen den Zähnen hindurchgleiten.
- Zahnbänder oder Tapes sind flach und breiter als klassische Zahnseide. Sie lassen sich leichter einführen und sind einfacher zu handhaben als die dünnen Fäden.
- "Flauschige" Zahnseide eignet sich speziell für Menschen mit Brücken, Implantaten oder Zahnspangen und für breitere Zahnabstände. Schont das Zahnfleisch, da sie besonders weich ist. Die vorgeschnittenen Fäden mit verstärkten Enden werden seitlich eingeführt.
- Ob Zahnseide mit Fluorid effektiver vor Karies schützt als fluoridierte Zahncreme allein, ist nicht klar belegt. Der Zusatz schadet laut Fachgesellschaft DGZMK aber nicht.
Übrigens: Fachleute empfehlen Zahnseide da, wo es eng im Gebiss ist. Ansonsten sind Interdentalbürsten meist die bessere Wahl – und leichter zu handhaben. Und soll man vor oder nach dem Zähneputzen fädeln? Da streiten Experten. Aber alle empfehlen abends, täglich und Zahnfleisch schonend zu fädeln.
Diesen Test haben wir zuletzt im ÖKO-TEST Jahrbuch für 2023 veröffentlicht. Aktualisierung der Testergebnisse/Angaben für das Jahrbuch Kosmetik für 2023 sofern die Anbieter Produktänderungen mitgeteilt haben oder sich aufgrund neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse die Bewertung von Mängeln geändert oder wir neue/zusätzliche Untersuchungen durchgeführt haben.
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