- 19 Bartöle und Bartbalsame haben wir getestet, darunter fünf Naturkosmetik-Marken.
- Insgesamt schneiden zehn Produkte im Test mit "sehr gut" ab. Aber: Nicht alle Bartpflegeprodukte im Test sind frei von Problemstoffen.
- Im Test bemängeln wir vor allem für bedenkliche Duftstoffe. Ein Stoff darunter gilt als krebsverdächtig, ein anderer steht im Verdacht, das Hormonsystem zu stören.
Aktualisiert am 08.12.2022 | Ob Fünftagebart oder die ausgewachsene Vollbartvariante – Barttragen ist in. Entsprechend gibt es eine große Auswahl an Mitteln zur Bartpflege. Bartöle machen den Bart weicher und verleihen einen leichten Glanz. Die eher festeren, wachshaltigen Bartbalsame bieten darüber hinaus leichten Halt, wenn man den Bart stylen möchte.
Auch die Haut unter dem Haar kann von der Pflege profitieren und beim Bartwachstum weniger schuppen oder jucken. Dafür sollten allerdings die Inhaltsstoffe in Ordnung sein. Aber sind sie das auch?
Bartöl und Bartbalsam im Test: dm, Brisk & Co.
Wir haben 19 Bartbalsame und Bartöle einkauft und im Labor überprüfen lassen. Das Ergebnis unserer Analysen kann sich sehen lassen: Zehn Produkte sind mit "sehr gut" rundum empfehlenswert.
Vereinzelt sind wir jedoch auch auf problematische Inhaltsstoffe gestoßen. Auffällig: Bei einem Bartbalsam war die Liste an kritischen Substanzen so lang, dass es mit der Note "ungenügend" durch den Test fällt.
Falsche Erwartungen durch Zutatenangaben
Schon gewusst: Oft tragen Kosmetikprodukte besonders hochwertige, natürliche Zutaten mit im Namen oder haben diese woanders prominent auf der Verpackung stehen – doch das bedeutet nicht, dass es sich dabei um eine Hauptzutat handeln muss. Eine gesetzliche Verpflichtung, die angepriesene Zutat in größeren Mengen einzusetzen, gibt es nicht.
"Mit Kakaobutter" steht zum Beispiel auf dem King C Gilette Soft Beard Balm. Tatsächlich ist die Kakaobutter aber der drittletzte von insgesamt 20 aufgeführten Inhaltsstoffen. Bedeutet: Es ist nur wenig davon in dem Balm enthalten. Denn die Reihenfolge der Zutaten bezieht sich auf die im Produkt verwendete Menge.
Im L’Oréal Men Expert Barberclub Bartbalsam steht die auf der Verpackung ausgelobte Zutat Zedernholzöl sogar an letzter Stelle.
Problematische Duftstoffe in Bartölen und Bartbalsamen
Kommen wir jetzt auf Zutaten zu sprechen, die gar nicht erst in ein Bartpflegeprodukt gehören: problematische Duftstoffe. Neben Glanz und Style bringen Balsam und Öl Duft in den Bart. Alle Produkte im Test enthalten Parfüm. Doch Parfüm ist nicht gleich Parfüm. Konkret verteilen wir Minuspunkte für folgende Stoffe:
- Galaxolid: Der künstliche Moschusduft reichert sich im menschlichen Fettgewebe an. Er steht zudem im Verdacht, das Hormonsystem zu stören. Die Datenlage zur Sicherheit von Galaxolid für Mensch und Umwelt wird derzeit in der EU neu bewertet.
- Moschus-Keton: Auch diese Nitromoschusverbindung reichert sich im Fettgewebe an. Darüber hinaus ist Moschus-Keton im EU-Chemikalienrecht als krebsverdächtig eingestuft. Sein Einsatz in Kosmetik ist begrenzt, aber nicht verboten.
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Isoeugenol und Eichenmoos: Beide Duftstoffe sind sehr starke Kontaktallergene.
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Hydroxycitronellal: Dieser Stoff ist zwar weniger stark, aber trotzdem allergen.
Keinen Notenabzug nehmen wir hingegen für die deklarationspflichtigen Duftstoffe Citral, Citronellol und Geraniol vor. Diese lösen laut den Experten vom Informationsverbund Dermatologischer Kliniken (IDVK) nur vergleichsweise selten Allergien aus. Wir führen sie aber zur Info für diejenigen auf, bei denen schon eine konkrete Allergie bekannt ist.
Bartbalsame im Test: Kritik an Inhaltsstoffen
Bedenkliche Duftstoffe sind aber nicht das einzige Problem der Bartöle und Bartbalsame im Test. So sind wir in einem Bartbalsam auch auf Diethylphthalat (DEP) gestoßen – und zwar in einer Menge, die wir als "stark erhöht" bewerten. Das chemische Vergällungsmittel wird über die Haut aufgenommen und beeinflusst ihre Schutzmechanismen.
Dieses Produkt enthält außerdem als einziges im Test Paraffine. Das sind synthetische Fette, die aus Erdöl hergestellt wurden. Wir sehen Paraffine in Kosmetika unter anderem deshalb kritisch, weil sie häufig mit aromatischen Mineralölkohlenwasserstoffen (MOAH) verunreinigt sind. Genau das ist in diesem Bartpflegemittel der Fall. Das Problem: Zu den MOAH können auch krebserregende Verbindungen gehören.
Ein anderes Bartbalsam listet als dritte deklarierte Zutat nach Wasser und einem Fettalkohol eine Silikonverbindung auf. Pflegender sind aus unserer Sicht natürliche Fette und Öle. Sie integrieren sich nämlich besser in das Gleichgewicht der Haut. Hinzu kommt, dass Silikone eine Umweltbelastung darstellen, weil sie sich teils nur sehr langsam wieder abbauen.
Diesen Test haben wir zuletzt im ÖKO-TEST Magazin 7/2022 veröffentlicht. Aktualisierung der Testergebnisse/Angaben für das Jahrbuch Kosmetik für 2023 sofern die Anbieter Produktänderungen mitgeteilt haben oder sich aufgrund neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse die Bewertung von Mängeln geändert oder wir neue/zusätzliche Untersuchungen durchgeführt haben.
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