Natürlich: Diamanten, Gold und Platin haben einen materiellen Wert. Aber das allein ist nicht das Besondere daran, sonst könnte man sich ja auch ein Bündel Geldscheine um den Hals hängen. Viel faszinierender sind die Gestaltungsvielfalt, die Schönheit und der Glanz von wertvollen Steinen und edlem Metall. Außerdem hat jedes Schmuckstück eine besondere Bedeutung, weil es Erinnerungen und Gefühle heraufbeschwört, die mit Geld nicht zu bezahlen sind: Der Trauring, der die ewige Treue symbolisiert, das Kettchen aus dem ersten gemeinsamen Urlaub oder die Ohrringe, die an die längst verstorbene Oma erinnern, haben für den Besitzer einen hohen persönlichen Wert, selbst wenn man beim Pfandleiher dafür nur ein paar Euro bekommen würde.
Wenn beides zusammen kommt - materieller und ideeller Wert - gehen auch schon mal gewaltige Summen über den Tisch. Wie bei der Versteigerung des Schmucks von Hollywoodlegende Elizabeth Taylor im Jahre 2011. Die Ringe, Kolliers, Armbänder und Ohrgehänge brachten einen Erlös von 114 Millionen Euro. Die Diva wurde während ihres turbulenten Liebes- und Ehelebens mit Richard Burton von diesem mit Preziosen überhäuft. Jeder Anlass war ihm dafür recht. Selbst der Sieg bei einem Tischtennismatch mit Burton brachte Elizabeth Taylor drei Diamantringe ein.
Beneidenswert? Eigentlich nicht. Denn all die wertvollen Geschenke vermochten die Beziehung von Burton und Taylor nicht zu retten. Wenig glanzvoll ist vermutlich auch die Entstehungsgeschichte der teuren Stücke. Denn die Gewinnung und Verarbeitung von Gold, Silber und kostbaren Steinen ist in der Regel alles andere als romantisch. Die sozialen und ökologischen Missstände in diesen Bereichen sind erheblich. Ein Bewusstsein für den krassen Gegensatz zwischen den schlechten Arbeitsbedingungen in der Schmuckfertigung und dem strahlenden Image des Endprodukts entsteht erst ganz langsam.
Wer macht sich schon Gedanken über die Herkunft des hübschen Rings, den er oder sie geschenkt bekommt? Wohl kaum jemand. Und diese Einstellung teilen die Beschenkten mit vielen Händlern. Als ÖKO-TEST im vergangenen Jahr für seinen Test Goldschmuck bei Juwelieren und Kaufhäusern nachfragte, woher denn das Edelmetall für ihre Schmuckstücke stamme, blieben viele eine konkrete Antwort schuldig.
Der Handel gibt sich ahnungslos
So ließ der Kaufhof wissen: "Nach Rücksprache mit unserem Lieferanten ist es uns leider nicht möglich, Ihnen die Fragen im Detail zu beantworten. Unser Schmuckproduzent bezieht das Gold von Banken und Scheideanstalten, deren Goldbestand sich ebenfalls zum Teil aus Lieferungen bzw. Zukäufen von Banken und zum Teil aus Altschmuck zusammensetzt. Dies macht es für uns leider unmöglich zu eruieren, woher das verwendete Gold für die bei uns gekauften Fabiani-Ohrstecker stammt." Auch die Juwelierkette Christ weiß nicht, aus welcher Weltgegend das Gold für ihre Schmuckstücke ursprünglich herkommt: "Für die Beantwortungen I...