20 Wolle-Marken im Test: Welche kann überzeugen?

ÖKO-TEST Jahrbuch Kosmetik für 2013 | Autor: Redaktion | Kategorie: Kosmetik und Mode | 09.11.2012

ÖKO-TEST hat 20 Wollen unter die Lupe genommen.
Foto: New Africa/Shutterstock

Klappern gehört zum Handwerk, wenn Strickbegeisterte ihrem Hobby nachgehen. Wir haben Sockenwolle und reine Schur- und Merinowolle getestet. Für die Sockenstricker gibt es jede Menge guter Produkte. Aber: Einige Schurwollmarken machten im Praxistest schlapp.

Selbermachen ist in. Die einen rufen sich mal Erlerntes wieder in Erinnerung, andere steigen ganz neu in die Materie ein. Wie man Maschen aufnimmt, Zopfmuster strickt oder Armausschnitte hinbekommt, wird von passionierten Selbermacherinnen im Internet in unzähligen Blogs, Communitys und Youtube-Filmen erklärt. Das macht den (Wieder-)Einstieg leicht.

ÖKO-TEST hat elfmal Sockenwolle und neunmal reine Schur- und Merinowolle für Pullover und Co. auf den Prüfstand gestellt. Dabei ließen wir die Wolle nicht nur auf bedenkliche Inhaltsstoffe testen. Wir wollten auch wissen, wie es um die Alltagstauglichkeit der verstrickten Wolle bestellt ist. Bilden sich viele Knötchen und wie sieht das Strickteil nach der Wäsche aus?

Wie schneiden die Woll-Marken bei ÖKO-TEST ab?

Fast alle Sockenwollmarken bestehen unseren Test mit der Note "gut". Bei der Schur- und Merinowolle gibt es viermal ein "gut", fünf Marken erreichen allerdings nur ein "befriedigend".

Mit dem Pestizid Permethrin werden etwa Wollteppiche zum Schutz vor Motten und Käfern ausgestattet. In einer Wolle wurden leicht erhöhte Gehalte des Pestizids gemessen. Die Ausrüstung von Wolle oder Wollbekleidung ist allerdings nicht üblich, wie die Ergebnisse der anderen Wollmarken zeigen.

Bei der Beurteilung haben wir uns an dem strengen Grenzwert für Schurwolle aus kontrolliert biologischer Tierhaltung (kbT) des Internationalen Verbands der Naturtextilwirtschaft orientiert: Höchstens 0,5 Milligramm pro Kilogramm an Pestiziden werden insgesamt toleriert. Vermutlich kommen die Rückstände aus dem Lager- und Transportschutz der Rohwolle.

Umstrittener Stoff in fast allen Wollen 

Umstrittene halogenorganische Verbindungen sind in fast jeder Wolle enthalten. Nur in einer stecken keine halogenorganischen Verbindungen. Diese kommen wahrscheinlich mit der "maschinenwaschbar"- oder "Superwash"-Ausrüstung in die Wolle.

Schur- und Merinowollen bilden Knötchen

Vier Wollmarken sind besonders anfällig für Knötchen. Für diesen Praxistest strickte das beauftragte Labor mit der Strickmaschine Probestücke und rubbelte sie aneinander. Dabei bildeten vier Schur- und Merinowollmarken viele Knötchen. Die Strumpfwolle schnitt hierbei insgesamt besser ab.

Neun Wollmarken leierten aus und verzogen sich nach der Wäsche. Auch für diese Prüfung fertigten unsere Praxistester ein Probestück an, das nach Empfehlung der Hersteller gewaschen wurde. Bei acht Marken stellten die Tester nach dem Waschen und Trocknen eine Maßänderung von mehr als zwei Prozent fest; häufig leierten die Probestücke in der Breite aus. Zwei Wollmarken hatten sich um mehr als drei Prozent verzogen.

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Wir haben diese Produkte für Sie getestet

Testverfahren

Der Einkauf: Wir haben in Kaufhäusern und Wollshops vor Ort und im Internet elf Marken Sockenwolle, die meistens zu drei Viertel aus Schurwolle und einem Viertel aus Polyamid besteht, eingekauft. Zudem wählten wir elf Marken Schur- und Merinowolle aus 100 Prozent reiner Wolle.

Inhaltsstoffe: Alle Marken wurden in verschiedenen Laboren auf Rückstände aus der Ausrüstung, die Wolle beispielsweise filzfrei und maschinenwaschbar macht, und problematische Farben, wie krebserzeugende aromatische Amine aus Azo-Farben oder Dispersionsfarbstoffen, die allergisierend sind, analysiert. Zudem wollten wir wissen, ob Permethrin oder andere Pestizide, die vor dem Befall mit Motten oder Käfern schützen sollen, in der Wolle stecken.

Praxisprüfung: Kommen die Klamotten und Socken mit der Wolle im Test nach dem Waschen tadellos aus der Waschmaschine? Oder laufen die Sachen übermäßig ein, leiern aus oder verziehen sie sich? Wie ist es um die Knötchenbildung, also das Pilling, bestellt? Um dies zu prüfen, strickte das Labor mit einer Strickmaschine Probestücke im Links-rechts-Muster. Diese Stücke wurden nach Waschempfehlung des Anbieters gewaschen und vermessen. Für die Pillingprüfung wurden die Wollstücke etliche Male aneinandergerieben, anschließend wurde die Knötchenbildung beurteilt.

Bewertung: Das Testergebnis Inhaltsstoffe und das Testergebnis Materialeigenschaften haben wir im Testurteil gleich gewichtet, denn eine Wolle, die frei von problematischen oder umstrittenen Stoffen ist, sollte auch noch im Alltag bestehen, nachdem sie zu einem kuscheligen Schal oder einem Paar warmer Socken geworden ist. Allerdings konnte das Gesamturteil nicht besser sein als das Testergebnis Inhaltsstoffe, denn ist die Wolle zu stark mit Problemstoffen belastet, lohnt unserer Ansicht nach das Verstricken erst gar nicht.

Bewertungslegende

Unter dem Testergebnis Inhaltsstoffe führt zur Abwertung um jeweils eine Note: a) mehr als 0,5 mg/kg
bis 1 mg/kg an Pestiziden; b) halogenorganische Verbindungen, bei gleichzeitigem Nachweis von Pestiziden nur dann, wenn der Chlorgehalt deutlich über dem der abgewerteten chlorhaltigen Pestizide liegt. Unter dem Testergebnis Materialeigenschaften führt zur Abwertung um zwei Noten: "viele" Knötchen in der Pillingprüfung. Zur Abwertung um jeweils eine Note führen: a) eine Maßänderung von mehr als -6 Prozent oder/und mehr als +2 Prozent längs und/oder quer; b) ein Verzug von mehr als 3 Prozent; c) ein Ergebnis "mittel" in der Pillingprüfung. In das Gesamturteil gehen das Testergebnis Inhaltsstoffe und das Testergebnis Materialeigenschaften zu jeweils 50 Prozent ein. Das Gesamturteil wird kaufmännisch gerundet und kann nicht besser sein als das Testergebnis Inhaltsstoffe.

Testmethoden

Schwermetalle: Elution mittels saurer Schweißlösung, Elementbestimmung mittels ICP-MS. Halogenorganische Verbindungen: Probe wird mit Reinstwasser in der Soxhlet-Apparatur eluiert. Binden der organischen Halogene an Aktivkohle. Verbrennung der Aktivkohle im Sauerstoffstrom. Microcoulometrische Bestimmung des Halogengehalts. Optische Aufheller: qualitativer Nachweis (UV-Licht). Aromatische Amine: § 64 LFGB 82.02-2 ohne vorherige Extraktion DIN EN 14362-1 (Juni 2004); § 64 LFGB 82.02-4 nach vorhergehender Extraktion DIN EN 14362-2 (Juni 2004); bei Hinweisen auf 4-Aminobenzol zusätzlich Prüfung entsprechend § 64 LFGB 82.02-9 (September 2006); 1. Methode GC/MS, 2. Methode TLC, zusätzliche Prüfung auf Anilin und Xylidine; Bestimmungsgrenze 5 mg/kg. Dispersionsfarbstoffe: § 64 LFGB 82.02-10 Norm DIN 54231 (November 2005); Dünnschichtchromatographie, TLC und HPLC mit DAD (UV/Vis-Detector). Anfertigung von Probestücken für Pillingprüfung und Maßänderung: Stücke in der Größe 35 cm x 35 cm, Singer-Strickmaschine 2110 E im Handbetrieb, Strickart rechts/links. Pillingprüfung: nach Martindale, DIN EN ISO 12945-2; 2,4 cN/cm² Belastung, Stoff gegen Stoff 2.000 Touren. Beurteilung mittels Standard, wobei Note 5 die beste Note darstellt und Note 1 die schlechteste. Bei Strumpfwolle ergeben die Noten folgende Bewertungen: Note 3 und besser: wenige. Bei Schur-/Merinowolle ergeben die Noten folgende Bewertungen: Note 4 und besser: wenige; Note 3-4: mittel; Note 2-3 und schlechter: viele. Pestizide: GC-MS-Screening: ASU § 64 LFGB L00.00-34. PVC/PVDC/chlorierte Kunststoffe in der Verpackung: Röntgenfluoreszenzanalyse

Einkauf der Testprodukte: Juni 2011

Diesen Test haben wir bereits im ÖKO-TEST Magazin Oktober 2011 veröffentlicht. Aktualisierung der Testergebnisse/Angaben für das Jahrbuch Kosmetik und Wellness 2013 sofern die Anbieter Produktänderungen mitgeteilt haben oder sich aufgrund neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse die Bewertung von Mängeln geändert oder wir neue/zusätzliche Untersuchungen durchgeführt haben.