Vor allem in den ersten Monaten kann sich Babyhaut noch nicht so gut selbst schützen – gegen Infekte, UV-Licht oder auch vor Toxinen. Um die Hautbarriere zu stärken, empfehlen Dermatologen, die Babyhaut regelmäßig einzucremen.
Ein häufiger Rat bei der Wahl der richtigen Creme: Die Inhaltsstoffliste sollte am besten möglichst kurz sein – um die junge Haut nicht unnötig zu reizen, aber auch, um Allergien vorzubeugen.
"Kontaktallergien sind kritisch, weil sie nicht heilbar sind und das ganze Leben bestehen", erklärt Dr. Silvia Pleschka, Diplom-Chemikerin und wissenschaftliche Mitarbeiterin beim Deutschen Allergieund Asthmabund (DAAB). Bei jedem Kontakt mit dem Allergieauslöser kann sich die Haut entzünden.
Allergieauslösende Stoffe in Babycremes
Auch in Babypflegecremes können Stoffe enthalten sein, die solche Allergien auslösen können. "Typische Allergieauslöser sind auf jeden Fall die allergenen Duft- und Konservierungsstoffe", sagt Pleschka. Während Konservierungsstoffe die Produkte haltbar machen sollen, sind Duftstoffe nur dafür da, um einen guten Geruch zu erzeugen. "Aus unserer Sicht sind Duftstoffe in Babypflegecremes überflüssig und verzichtbar", so Pleschka.
Parfümfreie Babypflegeprodukte bevorzugen
Auch wir empfehlen immer wieder, besonders bei Babys lieber auf parfümfreie Produkte zu setzen, werten aber – außer bei Wundschutzcremes, die in der besonders sensiblen Windelregion verwendet werden – nicht grundsätzlich alle Duftstoffe ab.
Denn nicht alle Duftstoffe gelten als gleich kritisch. Zu den stärksten Allergenen zählen laut dem Informationsverbund Dermatologischer Kliniken (IVDK) unter anderem Isoeugenol und Cinnamal. Sie können bereits in geringen Mengen zu einer Neusensibilisierung führen, weshalb wir sie in unseren Tests um zwei Noten abwerten. Solche Stoffe waren in den Cremes in unserem Babypflegecreme-Test nicht enthalten.
Einige Hersteller setzen aber auf Duftstoffe, die als schwache bis sehr schwache Allergene gelten, wie Citral und Citronellol. Diese werten wir nicht ab, listen sie aber ab einem Gehalt von mehr als zehn Milligramm pro Kilogramm als Information für Menschen mit bereits bekannter Allergie in der Tabelle (ePaper) auf.
Ab diesem Wert müssen einige solcher allergenen Duftstoffe laut EU-Kosmetikverordnung auch einzeln in der Inhaltsstoffliste stehen und dürfen sich nicht hinter dem allgemeinen Begriff "Parfum" verstecken.
Babycremes ohne allergieauslösende Konservierer
Ähnlich ist es auch beim Thema Konservierungsstoffe. In unserem Babypflegecreme-Test 2020 setzte ein Hersteller noch Butylhydroxytoluol (BHT) ein – das ist ein Konservierungsstoff, der nicht nur Allergien auslösen kann, sondern auch im Verdacht steht, sich negativ auf das Hormonsystem und die Fortpflanzungsfähigkeit auszuwirken.
Auch solche besonders kritischen Konservierungsstoffe waren weder im letzten Babypflegecreme-Test 2021 noch im aktuellen ein Thema.
Natürliche Inhaltsstoffe als Allergieauslöser
"Ein klassisches Missverständnis bei Allergologie ist, dass immer das gut sei, was natürlich ist", sagt Dr. Uwe Schwichtenberg, Dermatologe und Vorstandsmitglied des Berufsverbands der Deutschen Dermatologen (BVDD).
Dabei seien oft auch natürliche Inhaltsstoffe typische Allergieauslöser. "Das können zum einen Salbengrundlagen sein, zum Beispiel Wollwachsalkohole. Oder der Konservierungsstoff Perubalsam, der auch ein Duftstoff ist, was ihn sehr beliebt macht, weil man als Hersteller zwei Fliegen mit einer Klappe schlägt."
Lanolin, also Wollwachs, stammt aus den Talgdrüsen von Schafen. Cremes mit Lanolin oder Wollwachs in der Inhaltsstoffliste können freie Wollwachsalkohole enthalten, die bei bestimmten Personen allergische Reaktionen auslösen können. Perubalsam ist wiederum ein Ausscheideprodukt des Perubalsambaums, war aber bei keiner Creme im Test deklariert.
"Auch andere beliebte pflanzliche Zusatzstoffe wie Kamille, Ringelblume beziehungsweise Korbblütler ganz allgemein sind allergologisch relevant und können Probleme machen", sagt Schwichtenberg.
"Man wird nicht mit einer Kontaktallergie geboren"
"Solche Stoffe können Allergien auslösen, müssen es aber nicht", macht der Dermatologe und Allergologe deutlich. "Man wird nicht mit einer Kontaktallergie geboren. Der wiederholte Kontakt mit einem Stoff kann dazu führen, dass man eine fehlerhafte Immunantwort entwickelt."
Da Stoffe wie Ringelblume zurzeit im Trend seien und in vielen Produkten eingesetzt würden, gebe es auch vergleichsweise viele Menschen, die darauf reagieren. Dennoch werde nicht jedes Baby eine Allergie darauf entwickeln. "Sie werden in Cremes und Salben in Deutschland keinen Stoff mehr finden, der von vornherein als obligates Kontaktallergen zu verstehen ist, also bei jedem Ärger macht."
Grundsätzlich meiden müsse man solche Stoffe laut Schwichtenberg also nicht, außer eben es bestehe schon eine Allergie.
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