Deoroller ohne Aluminium im Test: "Sehr gute" Deos müssen nicht teuer sein

ÖKO-TEST Jahrbuch für 2025 | Autor: Dimitrij Rudenko/Julia Dibiasi/Hannah Pompalla | Kategorie: Kosmetik und Mode | 22.10.2024

Wir haben 38 Deoroller ohne Aluminium geprüft.
Foto: ÖKO-TEST

Wir haben für unseren Test 38 Deoroller ohne Aluminium im Labor untersuchen lassen. Das Ergebnis kann sich sehen lassen: Viele Produkte schneiden mit Bestnote ab, darunter auch günstige Deoroller. Doch ausgerechnet bekannte Marken enttäuschen.

  • Im Test: 38 Deoroller mit Auslobungen wie "ohne Aluminium", "ohne Aluminiumsalze" oder "0 % Aluminium" sowie Deoroller ohne erkennbares Aluminium in der Liste der Inhaltsstoffe. 15 Produkte sind zertifizierte Naturkosmetik.
  • Die Bilanz: Viele Produkte sind empfehlenswert. Fünf Deoroller fallen durch.
  • In der Kritik stehen Formaldehyd/-abspalter, bedenkliche Duftstoffe, PEG-Verbindungen, Diethylphthalat (DEP) und synthetische Polymere.
  • Außerdem konnten viele Anbieter die angegebene Wirkdauer aus unserer Sicht nicht ausreichend belegen.

Aktualisiert am 22.10.2024 | Deoroller sind meist klein und praktisch – und damit vor allem im Sommer ideale Begleiter für unterwegs. Wer sich nach einem solchen Produkt umsieht, findet im Handel ein breites Sortiment an Deorollern ohne Aluminium. Sie bekämpfen den Schweißgeruch vor allem durch Wirkstoffe mit antimikrobiellen Eigenschaften und Duftstoffen.

Ob Minze, Limette, Sanddorn oder tropische Früchte: Was die Duftnote angeht, haben Verbraucherinnen und Verbraucher die Qual der Wahl. Doch wie ist es eigentlich um die Inhaltsstoffe der Produkte bestellt?

Deoroller ohne Aluminium im Test: Wie gut sind Dove, Nivea & Co.?

Um das herauszufinden, haben wir 38 Deoroller ohne Aluminium eingekauft und im Labor auf Schadstoffe untersuchen lassen. Das Ergebnis ist überwiegend erfreulich: Viele Marken schneiden mit Bestnote ab. Zudem zeigt der Test, dass ein "sehr gutes" Produkt nicht teuer sein muss. Einige günstige Deoroller, die wir rundum empfehlen können, kosten gerade einmal 60 Cent pro 50 Milliliter.

Manche Deoroller landen jedoch nur im Mittelfeld – und fünf Produkte, allesamt bekannte Marken, fallen mit "mangelhaft" oder "ungenügend" durch den Test. Was sind die Gründe unserer Kritik?

In den Verkaufsregalen gibt es eine große Auswahl an Deorollern ohne Aluminium. Aber welche Marken sind empfehlenswert? Wir haben 38 aluminiumfreie Deoroller getestet.
In den Verkaufsregalen gibt es eine große Auswahl an Deorollern ohne Aluminium. Aber welche Marken sind empfehlenswert? Wir haben 38 aluminiumfreie Deoroller getestet. (Foto: Prostock-studio/Shutterstock)

Labor stößt auf Formaldeyhd

In einem der Testverlierer hat das Labor deutliche Mengen an Formaldehyd nachgewiesen. Formaldehyd gilt als Kontaktallergen, kann also die Haut reizen. Über die Atemluft aufgenommen, gilt Formaldehyd sogar als krebserregend. Deshalb ist der Einsatz reinen Formaldehyds als Konservierungsmittel in Kosmetika bereits seit 2019 verboten. Allerdings ist es weiterhin erlaubt, Substanzen einzusetzen, die Formaldehyd abspalten und freisetzen können.

Um das für Verbraucherinnen und Verbraucher kenntlich zu machen, müssen in der EU vertriebene Produkte, die solche Substanzen enthalten, künftig den Hinweis "spaltet Formaldehyd ab" tragen, sofern eine bestimmte Konzentration überschritten wird.

Produkte ohne den Hinweis dürfen jedoch noch bis Sommer 2026 abverkauft werden. Wir bewerten bereits jetzt schon streng und ziehen für den Laborbefund vier Noten ab.

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Bedenkliche Duftstoffe in Deoroller ohne Aluminium

Darüber hinaus sind wir teils auf bedenkliche Duftstoffe gestoßen, die wir abwerten:

  • Isoeugenol: Der Stoff zählt zu den potentesten Allergenen unter den Duftstoffen.
  • Hydroxycitronellal: Verglichen mit Isoeugenol gilt der Stoff als schwächeres Allergen.
  • Cashmeran: Der künstliche Moschusduft reichert sich im menschlichen Fettgewebe an und ist zudem nur schwer biologisch abbaubar.

Kritik an der Auslobung "hypoallergen"

Apropos Allergien: Ein weiterer Kritikpunkt in diesem Test ist die Werbung mit der nicht genau definierten Auslobung "hypoallergen". Denn diese ist nach Auffassung des European Centre for Allergy Research Foundation und des Deutschen Allergie- und Asthmabunds missverständlich für Verbraucherinnen und Verbraucher, weil trotzdem allergene Stoffe im Produkt enthalten sein können.

Deoroller ohne Aluminium gibt es in diversen Duftrichtungen. Wichtig: Die enthaltenen Duftstoffe sollten nicht bedenklich sein.
Deoroller ohne Aluminium gibt es in diversen Duftrichtungen. Wichtig: Die enthaltenen Duftstoffe sollten nicht bedenklich sein. (Foto: Sinti Lu/Shutterstock)

Weitere Problemstoffe in Deos ohne Aluminium im Test

Neben bedenklichen Duftstoffen haben wir noch weitere unerwünschte Inhaltsstoffe gefunden:

  • PEG-Verbindungen: Einige dieser Stoffe können die Haut durchlässiger für Fremd- und damit auch Schadstoffe machen. 
  • Diethylphthalat (DEP): Die Substanz wird gerade von der Europäischen Chemikalienagentur (ECHA) wegen des Verdachts, den menschlichen Hormonhaushalt zu beeinflussen, überprüft.
  • Synthetische Polymere: Viele dieser wasserlöslichen oder flüssigen Kunststoffverbindungen sind biologisch schwer abbaubar. Wird das Deo abgewaschen, landen sie mit dem Abwasser in der Kläranlage. Von dort können sie mit dem Klärschlamm auch in die Umwelt gelangen.

In einem Deoroller steckt Aluminium

Eine große Überraschung im Test ist der Laborbefund von Aluminium in einem Deoroller im Test, der die Auslobung "ohne Aluminiumsalze" trägt.

Wir haben daraufhin den Hersteller gefragt, wie er sich den Befund erklärt. Dieser schrieb uns, dass das Aluminium aus der eingesetzten Mineralerde – in der Liste der Inhaltsstoffe als Bentonite deklariert – stammen könne, da diese natürlicherweise ein Aluminiumsilikat enthalte.

Okay, aber dann trotzdem "ohne Aluminiumsalze" auf die Verpackung schreiben? Wir finden, dass die Auslobung Verbraucherinnen und Verbrauchern suggerieren kann, dass gar kein Aluminium im Produkt steckt, und werten deshalb ab.

Warum Aluminium problematisch ist

Warum sehen wir Aluminium überhaupt kritisch? Zwar wirken Aluminiumsalze in Antitranspirants nicht nur gegen unangenehme Gerüche. Sie verschließen auch die Poren und reduzieren so die Schweißmenge. Dadurch unterscheiden sich Antitranspirants von Deodorants, die lediglich den Schweißgeruch bekämpfen. 

Das Problem ist aber: Aluminium kann die Nieren schädigen und neurotoxisch wirken. Die meisten Menschen nehmen ohnehin schon zu viel Aluminium auf. Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) schätzt die Aufnahmemenge von Aluminium über Antitranspirants jedoch als sehr gering ein und hält gesundheitliche Beeinträchtigungen durch diese Produktgruppe für unwahrscheinlich.

Wir meinen allerdings, dass jegliche Aufnahme von Aluminium reduziert werden sollte, und befürworten daher Deos ohne Aluminium.

Einige Anbieter können Wirkdauer nicht beweisen

Die meisten Deoroller im Test werden mit einer bestimmten Wirkdauer beworben. Hier haben wir Wirksamkeitsstudien angefordert und geprüft, ob diese sich auf das gesamte Produkt oder nur auf Teile der Rezeptur beziehen.

Das Ergebnis: Die Mehrheit der Anbieter hat uns entsprechende Nachweise geliefert. Bei einigen Anbietern sah das anders aus – entweder bekamen wir gar keine Unterlagen zur Wirksamkeit, oder wir bewerteten die vorgelegte Studie als "unzureichend". Dafür vergeben wir Minuspunkte.

Viele Deoroller ohne Aluminium nicht ökologisch verpackt

Viele überprüfte Deoroller ohne Aluminium stecken in einer Plastikverpackung. Hier wollten wir von den Anbietern wissen, ob und wie viel Recyclingmaterial aus der Wertstoffsammlung (Post-Consumer-Rezyklat, kurz PCR) eingesetzt wird, und baten um entsprechende Nachweise.

Das ernüchternde Fazit: Bei vielen Produkten wird kein Rezyklat eingesetzt, manche Anbieter machten gar keine Angaben. Beides werten wir ab. Denn wir halten es für wichtig, dass recyceltes Plastik einen Teil einer Kunststoffverpackung ausmacht. Schließlich lässt sich so Plastikmüll reduzieren.

Diesen Test haben wir zuletzt im Ratgeber Kosmetik 2024 veröffentlicht. Aktualisierung der Testergebnisse/Angaben für das Jahrbuch für 2025 sofern die Anbieter Produktänderungen mitgeteilt haben oder sich aufgrund neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse die Bewertung von Mängeln geändert oder wir neue/zusätzliche Untersuchungen durchgeführt haben.

Weiterlesen auf oekotest.de:

Wir haben diese Produkte für Sie getestet

Testverfahren

Insgesamt haben wir 38 Deoroller mit Auslobungen wie "ohne Aluminium", "ohne Aluminiumsalze" oder "0 % Aluminium" sowie Deoroller ohne erkennbares Aluminium in der Liste der Inhaltsstoffe getestet, darunter 15 zertifizierte Naturkosmetikprodukte. Eingekauft haben wir die Deoroller in Apotheken, Drogerien, Reformhäusern, Supermärkten und im Internet zu Preisen zwischen 60 Cent und 17,33 Euro, umgerechnet auf 50 Milliliter.

In verschiedenen unabhängigen Laboren wurden die Deoroller auf Formaldehyd/-abspalter, Nitromoschus- und polyzyklische Moschusverbindungen, Cashmeran und Diethylphthalat untersucht. Ebenfalls analysieren ließen wir deklarationspflichtige Duftstoffe, die Allergien auslösen können, sowie einige enthaltene Elemente, darunter Aluminium. Anhand der Deklaration haben wir zudem PEG/PEG-Derivate und synthetische Polymere erfasst. Darüber hinaus haben wir bei allen Deos Werbeaussagen wie "hypoallergen" oder "klimaneutral" festgehalten.

Zudem haben wir bei den Herstellern Nachweise zum PCR-Anteil der in Plastikverpackungen/-flaschen angebotenen Deoroller angefordert, auf Plausibilität überprüft und die Plastikverpackungen im Labor auf PVC/PVDC/chlorierte Verbindungen untersuchen lassen.

Zu guter Letzt haben wir Wirksamkeitsstudien für jedes Produkt mit beworbener Wirkdauer angefordert und geprüft, ob diese sich auf das gesamte Produkt oder nur auf Teile der Rezeptur beziehen, ob in den Sniff-Tests mindestens 20 Probanden und drei fachkundige Prüfer involviert waren, ob es einen statistisch signifikanten Unterschied zwischen behandelter und nicht behandelter Achsel gab und ob Einzelergebnisse vorlagen. 

Bewertungslegende

Soweit nicht abweichend angegeben, handelt es sich bei den hier genannten Abwertungsgrenzen nicht um gesetzliche Grenzwerte, sondern um solche, die von ÖKO-TEST festgesetzt wurden. Die Abwertungsgrenzen wurden von ÖKO-TEST eingedenk der sich aus spezifischen Untersuchungen ergebenden Messunsicherheiten und methodenimmanenter Varianzen festgelegt.

Bewertung Testergebnis Inhaltsstoffe: Unter dem Testergebnis Inhaltsstoffe führen zur Abwertung um vier Noten: ein gemessener Gehalt an Formaldehyd/-abspalter von mehr als 10 mg/kg. Zur Abwertung um jeweils zwei Noten führen: a) ein gemessener Gehalt an polyzyklischen Moschusverbindungen von mehr als 10 mg/kg (hier: Cashmeran); b) PEG/PEG-Derivate; c) deklarationspflichtiger Duftstoff, der als besonders potentes Allergen gilt (hier: Isoeugenol).

Zur Abwertung um eine Note führen: a) deklarationspflichtiger Duftstoff, der Allergien auslösen kann (hier: Hydroxycitronellal); b) ein gemessener Gehalt an DEP von mehr als 100 mg/kg.

Bewertung Testergebnis Weitere Mängel: Unter dem Testergebnis Weitere Mängel führt zur Abwertung um vier Noten: keine Studie zur beworbenen Wirkdauer vorgelegt (in Tabelle: "nein"). Zur Abwertung um jeweils zwei Noten führen: a) synthetische Polymere (hier: Acryl- und/oder Methacryl-[Co- und Cross-]polymere, Polyquaternium-16); b) Mängel in den vorgelegten Studien (in Tabelle: "unzureichend"). Als Mängel werden bei Snifftests zur deodorierenden Wirkung gewertet: weniger als drei geschulte Experten (Sniffer); nur Übersicht/Zusammenfassung der Studie (ohne Einzelergebnisse); weniger als 20 Probanden; c) missverständliche Auslobung "ohne Aluminiumsalze", die den Anschein erwecken könnte, dass kein Aluminium im Produkt enthalten ist, Aluminium aber im Labor nachgewiesen.

Zur Abwertung um jeweils eine Note führen: a) ein Anteil von Rezyklaten (Post-Consumer-Rezyklat, PCR) von weniger als 30 Prozent in Relation zum Gesamtgewicht der Kunststoffverpackung, keine Angabe hierzu und/oder kein ausreichender Nachweis auf unsere Anfrage; b) Deklarationsmangel: Der allergisierende Duftstoff Geraniol ist nicht deklariert, wurde jedoch im Labor in Konzentrationen weit über der Deklarationsgrenze von 10 mg/kg für auf der Haut verbleibende Kosmetikprodukte nachgewiesen; c) Weiterer Mangel: Werbung mit "hypoallergen"; d) Weiterer Mangel: Werbung mit Klimaneutralität, CO₂-Neutralität oder einer missverständlichen CO₂-Bilanz ohne ausreichende Information dazu auf dem Produkt (hier: "klimaneutral", "CO₂-neutral").

Das Gesamturteil beruht auf dem Testergebnis Inhaltsstoffe. Ein Testergebnis Weitere Mängel, das "mangelhaft" oder "ungenügend" ist, verschlechtert das Gesamturteil um zwei Noten. Ein Testergebnis Weitere Mängel, das "befriedigend" oder "ausreichend" ist, verschlechtert das Gesamturteil um eine Note. Ein Testergebnis Weitere Mängel, das "gut" ist, verschlechtert das Gesamturteil nicht.

Testmethoden

Diethylphthalat/Polyzyklische Moschus- und Nitromoschus-Verbindungen/Cashmeran: Extraktion mit TBME, GC-MS.
Deklarationspflichtige Duftstoffe: DIN EN 16274:2021-11 (mod.), GC-MS.
Formaldehyd/-abspalter: saure Wasserdampfdestillation, Derivatisierung mit Acetylaceton, Ausschütteln mit n-Butanol und Bestimmung mittels Fotometrie.
Elemente: Totalaufschluss in der Mikrowelle, Bestimmung mittels ICP-MS.
PVC/PVDC/chlorierte Verbindungen in der Verpackung: Röntgenfluoreszenzanalyse.

Einkauf der Testprodukte: Februar 2024.

Diesen Test haben wir zuletzt im Ratgeber Kosmetik 2024 veröffentlicht. Aktualisierung der Testergebnisse/Angaben für das Jahrbuch für 2025 sofern die Anbieter Produktänderungen mitgeteilt haben oder sich aufgrund neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse die Bewertung von Mängeln geändert oder wir neue/zusätzliche Untersuchungen durchgeführt haben.

Tests und deren Ergebnisse sind urheberrechtlich geschützt. Ohne schriftliche Genehmigung des Verlags dürfen keine Nachdrucke, Kopien, Mikrofilme oder Einspielungen in elektronische Medien angefertigt und/oder verbreitet werden.

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