- Wir haben 19 Duschschäume geprüft, zwei davon zertifizierte Naturkosmetik. Für die Produkte zahlten wir zwischen 1,95 und 23,93 Euro pro 200 Milliliter.
- Das Fazit: Nur drei Duschschäume sind mit "sehr gut" empfehlenswert.
- Notenabzüge gibt es insbesondere für Formaldehyd/-abspalter, PEG-Verbindungen und fehlendes Recyclingmaterial in den Verpackungen.
Aktualisiert am 28.10.2024 | Beim Duschen soll unser Körper sauber werden, so viel ist klar. Wie viele andere Körperpflegerituale hat aber auch das Duschen eine weitere, eine emotionale Komponente. Wir wollen nämlich nicht nur sauber sein, sondern uns auch sauber fühlen.
Über die Hälfte der Deutschen (54 Prozent) gab in einer Yougov-Umfrage an, dass Duschen ihre Stimmung positiv beeinflusse. Und dieses gute Saubergefühl verknüpft manch einer auch mit dem optischen Eindruck, die Rückstände des Alltags vom Körper zu entfernen.
Ein weicher, weißer Schaumfilm, der sich fast schwerelos an unsere Haut schmiegt, den Schmutz aufsammelt und ihn beim Abspülen abtransportiert, holt uns auf genau dieser Gefühlsebene ab. Die sanfte, luftige Konsistenz, gepaart mit einem angenehmen Duft, macht das Duschen so fast schon zu einem Event – sozusagen zu einer Schaumparty für die Sinne.
Duschschaum-Test: Wie schlagen sich Bilou, Rituals & Co.?
Anstelle von Körperkontakt haben wir 19 Duschschäume jedoch auf die Reise in verschiedene Labore geschickt und uns ihre Inhaltsstoffe, Auslobungen und Verpackungen ganz genau angesehen.
Das Ergebnis: Nur mit drei "sehr guten" Duschschäumen wird die Sause rundum perfekt. In einigen Duschschäumen im Test sind wir auf Inhaltsstoffe gestoßen, die wir kritisieren. Reichlich Luft nach oben gibt es auch beim Recyclinganteil in den Verpackungen.
Labor findet Formaldehyd/-abspalter in Duschschäumen
Beginnen wir mit unserer Kritik an den "ungenügenden" Testverlierern. In diesen zwei Duschschäumen im Test hat das Labor aus unserer Sicht abwertungsrelevante Mengen an bedenklichen Formaldehyd/-abspaltern nachgewiesen. Formaldehyd gilt als Kontaktallergen; es kann die Haut reizen. Über die Atemluft aufgenommen, gilt es sogar als krebserregend.
Daher ist der Einsatz von reinem Formaldehyd als Konservierungsstoff in Kosmetika in der Europäischen Union seit 2019 verboten. Es ist allerdings weiterhin erlaubt, Substanzen einzusetzen, die Formaldeyhd abspalten und freisetzen können. Diese müssen dann in der Inhaltsstoffliste genannt werden.
In den betroffenen Duschschäumen im Test ist allerdings kein als formaldehydabspaltend bekannter Stoff deklariert. Auch die Hersteller, die wir mit den Ergebnissen konfrontierten, können sich nicht erklären, woher die nachgewiesenen Formaldehyd/-abspalter stammen. Ein möglicher Eintragsweg ist die Vorkonservierung von Rohstoffen, aus der im Endprodukt noch Rückstände nachweisbar sein können.
Unerwünschte Tenside in vielen Duschschäumen im Test
Weitere Kritikpunkte im Test sind Polyethylenglykole und ihre Abkömmlinge (PEG-Verbindungen). Sie stecken in mehr als drei Vierteln der getesteten Duschschäume.
PEG-Verbindungen werden in erster Linie als Tenside eingesetzt – also waschaktive Substanzen, die zudem einen fluffigen Schaum erzeugen. Nicht selten haben sie darüber hinaus noch andere, von den Herstellern erwünschte Eigenschaften, zum Beispiel als Emulgatoren, um Wasser und Öl zu vermischen. Entsprechend beliebt sind sie in der Kosmetikindustrie für den Einsatz in Hautreinigungsprodukten.
Das Problem: Wie einige PEG-Verbindungen können auch die hier in den Produkten enthaltenen Vertreter dieser Stoffgruppe die Haut durchlässiger für Fremdstoffe machen. Vier Duschschäume im Test zeigen jedoch, dass es auch ohne geht: Sie setzen auf pflanzliche Alternativen, die häufig auf Zuckerbasis hergestellt werden
Duschschäume oft nicht ökologisch verpackt
Weitere Notenabzüge gibt es aus Umweltgründen. Denn viele Duschschäume im Test sind nicht gerade ökologisch verpackt. Die Kritik betrifft verschiedene Verpackungsarten:
1. Umkartons
Minuspunkte verteilen wir, wenn eine Kunststoffflasche in einem Umkarton steckt. Das werten wir als Weiteren Mangel ab, weil der Umkarton unnötigen Müll verursacht. Aus unserer Sicht wäre er nur sinnvoll, wenn er eine Glasflasche vor dem Zerbrechen schützt.
2. Kunststoffflaschen
Alle der drei Plastikpumpspender bestehen wiederum nicht einmal teilweise aus Recyclingkunststoff. Würden die Hersteller stattdessen Verpackungen einsetzen, die zumindest teilweise aus recyceltem Plastik aus dem Wertstoffkreislauf gefertigt sind, könnten sie dabei helfen, der Plastikkrise auf unserem Planeten etwas entgegenzusetzen.
3. Aluminiumflaschen
Der Großteil der Duschschäume im Test quillt mittels Treibgasen aus Aluminiumflaschen. Auch diese lassen sich aus Recyclingmaterial aus dem Gelben Sack herstellen. Aluminium ist sehr gut recyclebar, steht aber unter Umweltgesichtspunkten in der Kritik, da bei seiner Herstellung giftiger Rotschlamm entsteht und es vor allem in der Neugewinnung einen hohen CO₂-Fußabdruck hat.
Wir werten es in diesem Test erstmals analog zu Kunststoffverpackungen ab, wenn Hersteller kein oder zu wenig Sekundäraluminium aus der Kreislaufwirtschaft einsetzen. Nur für sechs Duschschäume im Test wiesen uns die Hersteller einen entsprechenden Recyclinganteil nach.
Höhere Recyclingquoten sind dringend notwendig
Mit der 2023 in Kraft getretenen Novelle des Verpackungsgesetzes hat sich Deutschland in Umsetzung der entsprechenden EU-Richtlinie zu höheren Recyclingquoten verpflichtet.
Demnach müssen Aluminium- und Kunststoffverpackungen bis Ende 2025 zu mindestens 50 Prozent recycelt werden – bis 2030 sollen die Quoten noch einmal steigen. Zwar gibt es in Deutschland bereits eine funktionierende Kreislaufwirtschaft, doch nach wie vor wird ein großer Teil des Mülls nicht "stofflich", sondern "energetisch verwertet" – also verbrannt.
Eine Erhöhung der Recyclingquoten ist also dringend nötig. Hinzu kommt, dass die deutschen Privathaushalte immer mehr Müll produzieren. Das Abfallaufkommen liegt deutlich über dem EU-Schnitt. Neben dem Einsatz von Rezyklat würde die Industrie gut daran tun, an einigen Stellen ganz auf eine Verpackung zu verzichten oder diese ressourcenschonender zu gestalten.
Auch Verbraucherinnen und Verbraucher können hier ein Zeichen setzen, indem sie Produkte in besonders aufwendigen Verpackungen im Regal stehen lassen.
Diesen Test haben wir zuletzt im ÖKO-TEST Magazin 8/2024 veröffentlicht. Aktualisierung der Testergebnisse/Angaben für das Jahrbuch für 2025 sofern die Anbieter Produktänderungen mitgeteilt haben oder sich aufgrund neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse die Bewertung von Mängeln geändert oder wir neue/zusätzliche Untersuchungen durchgeführt haben.
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