Hautcreme-Test: Bedenkliche Mineralölrückstände entdeckt

Magazin Oktober 2024: Haferflocken | Autor: Dimitrij Rudenko/Marieke Mariani/Hannah Pompalla | Kategorie: Kosmetik und Mode | 07.10.2024

Allzweckcreme-Test: Wir haben 22 Hautcremes getestet.
Foto: ÖKO-TEST

Allzweckcremes werden oft von der gesamten Familie benutzt. Wir haben 22 solcher Produkte überprüft – viele sind "sehr gut". Doch nicht alle Hautcremes sind frei von bedenklichen Substanzen: Mineralölbestandteile, kritische Konservierer und andere Mängel verhageln ihnen die Note.

  • Wir haben 22 Allzweckcremes getestet, sechs davon sind zertifizierte Naturkosmetik. Für die Produkte zahlten wir zwischen 92 Cent und 26,40 Euro pro 200 Milliliter.
  • Rund die Hälfte der Hautcremes schneidet mit Bestnote ab.
  • Minuspunkte gibt es insbesondere für aromatische Mineralölkohlenwasserstoffe (MOAH), BHT, PEG-Verbindungen, Salicylsäure und Kunststoffverbindungen.

Eine Allroundpflege für Groß und Klein, für Körper und Gesicht, für jeden Hauttyp – ein Produkt für alle Fälle und die ganze Familie. In vielen Badezimmern hat die praktische Allzweckcreme einen festen Platz.

Manch eine Marke hält sich seit Jahrzehnten nahezu unverändert am Markt, einige haben die Hersteller mit der Zeit angepasst, andere kamen neu dazu. Allen gemein ist die vergleichsweise einfache Rezeptur und die im bunten Reigen großspuriger Wirkversprechen fast schon zurückhaltende Aufmachung. Da kann man nicht viel falsch machen, oder? 

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Wir wollten es genau wissen und haben daher 22 Allzweckcremes eingekauft und im Labor überprüfen lassen. Das Ergebnis: Rund die Hälfte der Hautcremes sind mit Bestnote empfehlenswert. Manche von ihnen sind schon für 92 Cent pro 200 Milliliter zu haben.

Allerdings sind wir im Test auch auf Inhaltsstoffe gestoßen, die aus unserer Sicht nichts in einer Hautcreme zu suchen haben: zum Beispiel erdölbasierte Stoffe, die mit potenziell krebserregenden Bestandteilen verunreinigt sein können, oder fragwürdige Konservierungs- und Antioxidationsmittel. Doch der Reihe nach.

Allzweckcremes werden – wie der Name andeutet – vielfältig eingesetzt. Aber wie steht es um mögliche bedenkliche Inhaltsstoffe? Um das herauszufinden, haben wir 22 solcher Hautcremes geprüft.
Allzweckcremes werden – wie der Name andeutet – vielfältig eingesetzt. Aber wie steht es um mögliche bedenkliche Inhaltsstoffe? Um das herauszufinden, haben wir 22 solcher Hautcremes geprüft. (Foto: Marina Demeshko/Shutterstock)

Besonders bedenkliche Mineralölbestandteile gefunden

Glücklicherweise nutzen die wenigsten Hersteller noch erdölbasierte Fette und Öle für die Rezepturen der Hautcremes in unserem Test. In der Inhaltsstoffliste von manchen Allzweckcremes haben wir jedoch Paraffine entdeckt. Da diese Substanzen nicht selten mit aromatischen Mineralölkohlenwasserstoffen (MOAH) verunreinigt sind, die krebserregende Bestandteile enthalten können, ließen wir sie im Labor untersuchen.

Der Verdacht bestätigte sich – die Analyse förderte bei allen deutliche MOAH-Gehalte zutage. Derzeit ist noch nicht klar, ob sich MOAH im Körper anreichern. Wer sichergehen will, findet in unserem Hautcreme-Test viele Produkte ohne MOAH.

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Weitere unerwünschte Stoffe in Hautcremes im Test

Auch Butylhydroxytoluol (BHT) ist aus unserer Sicht in einer Hautcreme unerwünscht. Den Stoff setzen Hersteller in Kosmetikprodukten ein, um diese vor Oxidationsprozessen zu schützen. BHT wird jedoch zurzeit wegen des Verdachts der hormonellen Wirksamkeit von der Europäischen Chemikalienagentur ECHA überprüft. Wir sehen das Antioxidationsmittel daher kritisch. 

Minuspunkte verteilen wir zudem für PEG-Verbindungen. Denn einige dieser Substanzen können die Haut durchlässiger für Fremdstoffe machen. 

Salicylsäure als "vermutlich reproduktionstoxisch" eingestuft

Ein weiterer Kritikpunkt im Hautcreme-Test: die Verwendung von Salicylsäure. Es wird in der Aknetherapie oder als Antischuppenwirkstoff eingesetzt, oder aber als Konservierungsmittel.

Allerdings ist Salicylsäure in der EU offiziell als vermutlich reproduktionstoxisch (Kategorie 2) eingestuft und wird zudem von der ECHA wegen des Verdachts auf hormonelle Wirksamkeit geprüft. Zudem kann es Augenschädigungen verursachen.

Die Höchstmengen der Kosmetikverordnung werden zwar eingehalten. Wir halten den Einsatz aber generell für problematisch und werten Produkte mit Salicylsäure deshalb ab.

Stoff hat nichts auf Kinderhaut verloren

Wichtig zu wissen: Salicylsäure ist in Kosmetikprodukten für Kinder unter drei Jahren sogar verboten. Kosmetika, die diesen Inhaltsstoff enthalten und "gegebenenfalls für Kinder unter 3 Jahren verwendet werden könnten", müssen laut Kosmetikverordnung einen entsprechenden Warnhinweis tragen.

Einen solchen Hinweis haben wir jedoch bei dem betroffenen Produkt vergeblich gesucht – obwohl aus unserer Sicht nicht ausgeschlossen werden kann, dass Eltern auch ihre kleinen Kinder mit einer solchen Pflegecreme einreiben. 

Hautcremes im Test mit umweltbelastenden Stoffen

Negativ fällt außerdem auf: Während wir umweltbelastende Kunststoffverbindungen in den Rezepturen von Peelings, Shampoos und Duschgelen in unseren Tests immer seltener finden, scheint sich der Trend bei den Allzweckcremes noch nicht ganz durchgesetzt zu haben.

Rund ein Viertel der Hautcremes im Test enthalten in der Umwelt schwer abbaubare synthetische Polymere, die wir abwerten. Wer Alternativen ohne Kunststoffverbindungen sucht, findet in unserem Test jedoch eine große Auswahl. In Naturkosmetik dürfen diese Substanzen übrigens erst gar nicht eingesetzt werden.

Nur eine Dose weist akzeptablen Recyclinganteil auf

Apropos Umwelt. In Sachen Umweltverschmutzung zeichnet sich bei den Verpackungen ein Trend ab: Nur eine einzige Hautcreme im Test wird in einer Dose angeboten, die nachweislich zu mehr als 30 Prozent aus Recyclingmaterial besteht. Alle anderen Cremedosen oder -tuben, ob aus Plastik oder aus Aluminium, enthalten kein Rezyklat oder die Hersteller wiesen uns dies nicht nach.  

Tipps zur Hautpflege

Das gilt es bei der Hautpflege zu beachten:

  • Sanft reinigen: Schweiß, Make-up und Umwelteinflüsse hinterlassen Spuren, von denen wir unsere Haut abends befreien wollen. Auch morgens starten wir am liebsten frisch gewaschen in den Tag. Wasser und milde, parfümfreie Reinigungsprodukte ohne aggressive Tenside und mit hautfreundlichem pH-Wert sind am besten für die tägliche Reinigung.
  • Nicht überstrapazieren: Natürlich ist regelmäßiges Waschen wichtig. Peelings können zwar hin und wieder helfen, abgestorbene Hautschüppchen und andere Verschmutzungen gründlicher zu entfernen, doch auch sie greifen die Hautbarriere an und sollten deshalb nicht öfter als einmal pro Woche angewendet werden.
  • Gewissenhaft pflegen: Selbst pures Wasser trocknet die Haut bei jedem Kontakt etwas aus. Eine gute Basispflege versorgt sie mit Feuchtigkeit und Fett und hilft so, die natürliche Schutzbarriere wieder aufzubauen. Wer unproblematische Haut hat, kommt mit einer Allzweckcreme meist gut zurecht. Empfindliche Hauttypen und von Akne oder Neurodermitis geplagte Menschen benötigen meist eine spezielle Pflege. Hier helfen eine Hautärztin oder ein Hautarzt weiter.

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Wir haben diese Produkte für Sie getestet

Testverfahren

Für unseren Test haben wir in Drogerien, Discountern, Bio-Läden und im Internet 22 Allzweckcremes eingekauft, sechs davon sind zertifizierte Naturkosmetik. Auf 200 Milliliter umgerechnet bezahlten wir für die Produkte zwischen 92 Cent und 26,40 Euro.

Ein Labor untersuchte die Cremes auf deklarationspflichtige Duftstoffe, polyzyklische und Nitro- Moschusverbindungen sowie Cashmeran; darüber hinaus auf Formaldehyd/-abspalter und Diethylphthalat. Je nach Deklaration erfolgte zudem eine Prüfung auf Butylhydroxytoluol (BHT) und Salicylsäure. Waren Paraffine oder paraffinähnliche Verbindungen in der Inhaltsstoffliste genannt, ließen wir die Cremes auf aromatische Mineralölkohlenwasserstoffe (MOAH) untersuchen. Enthielt ein Produkt laut Deklaration Silica, durchlief es eine Analyse auf Schwermetalle und andere Elemente.

Kunststoffverpackungen prüfte ein Labor auf umweltschädliche PVC/PVCD/ chlorierte Verbindungen. Per Deklaration erfassten wir, ob ein Produkt PEG/PEG-Derivate oder synthetische Polymere enthält. Außerdem fragten wir bei den Herstellern ab, ob und wie viel Rezyklat aus dem Wertstoffkreislauf in den Kunststoff- oder Aluminiumverpackungen enthalten ist, und forderten gegebenenfalls Belege für die Angaben an.

Zudem überprüften wir: Tragen Produkte mit Salicylsäure, die gegebenenfalls für Kinder unter drei Jahren angewendet werden könnten, einen laut Kosmetikverordnung vorgeschriebenen Warnhinweis? Sind im Falle von Umweltauslobungen auf der Verpackung ausreichende erläuternde Informationen dazu zu finden?

Bewertungslegende

Soweit nicht abweichend angegeben, handelt es sich bei den hier genannten Abwertungsgrenzen nicht um gesetzliche Grenzwerte, sondern um solche, die von ÖKO-TEST festgesetzt wurden. Die Abwertungsgrenzen wurden von ÖKO-TEST eingedenk der sich aus spezifischen Untersuchungen ergebenden Messunsicherheiten und methodenimmanenter Varianzen festgelegt. Steht bei konkret benannten Analyseergebnissen "nein", bedeutet das "unterhalb der Bestimmungsgrenze" der jeweiligen Testmethode.

Bewertung Testergebnis Inhaltsstoffe: Unter dem Testergebnis Inhaltsstoffe führen zur Abwertung um jeweils zwei Noten: a) PEG/PEG-Derivate; b) MOAH. Zur Abwertung um jeweils eine Note führen: a) ein gemessener Gehalt an BHT bis 0,8 %; b) ein gemessener Gehalt an Salicylsäure bis 0,5 %.

Bewertung Testergebnis Weitere Mängel: Unter dem Testergebnis Weitere Mängel führen zur Abwertung um jeweils zwei Noten: a) Silikone und/oder synthetische Polymere als weitere Kunststoffverbindungen (hier: Dimethicone, Acrylates/C10-30 Alkyl Acrylate Crosspolymer, Carbomer); b) fehlender Warnhinweis "Nicht für Kinder unter 3 Jahren verwenden." (laut Kosmetikverordnung) bei einem Produkt mit Salicylsäure, das gegebenenfalls für Kinder unter drei Jahren verwendet werden könnte.

Zur Abwertung um jeweils eine Note führen: a) ein Anteil von Rezyklaten (Post- Consumer-Rezyklat, PCR) von weniger als 30 Prozent in Relation zum Gesamtgewicht der Kunststoff- oder Aluminiumverpackung, keine Angabe hierzu und/oder kein ausreichender Nachweis auf unsere Anfrage; b) Umweltauslobung ohne ausreichende Information dazu auf dem Produkt; c) Umkarton, der kein Glas schützt.

Das Gesamturteil beruht auf dem Testergebnis Inhaltsstoffe. Ein Testergebnis Weitere Mängel, das "mangelhaft" ist, verschlechtert das Gesamturteil um zwei Noten. Ein Testergebnis Weitere Mängel, das "befriedigend" oder "ausreichend" ist, verschlechtert das Gesamturteil um eine Note. Ein Testergebnis Weitere Mängel, das "gut" ist, verschlechtert das Gesamturteil nicht. Aus rechtlichen Gründen weisen wir darauf hin, dass wir die (vom Hersteller versprochenen) Wirkungen der Produkte nicht überprüft haben. Testmethoden und Anbieterverzeichnis finden Sie unter oekotest.de/M2410.

Testmethoden

Diethylphthalat/Polyzyklische Moschus- und Nitromoschus-Verbindungen/Cashmeran: Extraktion mit TBME, GC-MS
Deklarationspflichtige Duftstoffe: DIN EN 16274:2021-11 (mod.), GC-MS; nach Zugabe von Wasser und organischem Lösungsmittel werden die Allergene durch Flüssig-Flüssig-Extraktion aus den Proben extrahiert. Ein Aliquot des organischen Extrakts wird mit GC-MS analysiert.
Formaldehyd/-abspalter: Saure Wasserdampfdestillation, Derivatisierung mit Acetylaceton, Ausschütteln mit n-Butanol und Bestimmung mittels Fotometrie.
Elemente: Totalaufschluss in der Mikrowelle, Bestimmung mittels ICP-MS.
N-Nitrosodiethanolamin (NDELA): LC-MS/MS.
BHT: GC/MS.
Paraffine: LC-CG/FID.
Aromatische Mineralölkohlenwasserstoffe (MOAH): LC-GC/FID.
PVC/PVDC/chlorierte Verbindungen in der Verpackung: Röntgenfluoreszenzanalyse.

Einkauf der Testprodukte: Juni 2024.

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