- Nach der Aufregung um eine US-Studie, die in diversen Tampon-Marken auf Schwermetalle gestoßen war, wollten wir wissen, wie es bei Produkten auf dem hiesigen Markt aussieht.
- Im Test: 23 Tampons der Größe "normal", "medium" bzw. mit mittlerer Tröpfchenanzahl. Die Produkte haben wir ausschließlich auf Schwermetalle prüfen lassen.
- Das Ergebnis: Wir können Entwarnung geben. Zwar haben wir fast alle Elemente gefunden, die auch vom US-Forscherteam festgestellt wurden – jedoch in tendenziell niedrigeren Gehalten.
- Dennoch sollten die Hersteller die Schwermetallgehalte weiter senken. Ein Weg ist etwa, die Rohstoffe auf toxische Schwermetalle zu untersuchen.
Aktualisiert am 1.11.2024 | Giftige Schwermetalle in Tampons! Die Veröffentlichung einer US-Studie schlug kürzlich hohe Wellen und sorgte neben medialem Aufsehen vor allem unter Mädchen und Frauen für Beunruhigung.
Kein Wunder: toxische Verbindungen wie Arsen, Blei, Cadmium, Chrom und Quecksilber ausgerechnet in so sensiblen Produkten wie Tampons, die im Körper direkt in Kontakt mit empfindlichen Schleimhäuten kommen… so ein Fund lässt verständlicherweise erst einmal die Alarmglocken schrillen.
US-Studie stößt auf Schwermetalle in vielen Tampon-Marken
Doch gehen wir ins Detail: Für ihre Studie hatten Forschende der Columbia University in New York 30 Tampons von 14 Marken – darunter drei, die in Europa gekauft worden waren – auf 16 Elemente analysiert, unter anderem auf giftige Schwermetalle.
Das Ergebnis: Sie wiesen alle untersuchten Substanzen nach, in jedem Tampon mindestens eine – in Konzentrationen, die sich je nach Marke, Material und Kaufregion stark unterschieden. Allerdings lagen sämtliche in der US-Studie gemessenen Gehalte unterhalb geltender EU-Grenzwerte.
BfR gibt Entwarnung
Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) gab denn auch umgehend Entwarnung: Selbst wenn die Schwermetalle zu 100 Prozent aus den Tampons herausgelöst und zu 100 Prozent über die Schleimhaut in den Körper aufgenommen würden, "wobei es sich um ein unrealistisches ‚worst worst case-Szenario‘ handelt", wäre deren Aufnahme im Vergleich zur Hintergrundbelastung aus anderen Quellen wie "Lebensmitteln, Trinkwasser, Hausstaub, Verkehr, Industrie etc." vernachlässigbar.
Wie steht es hierzulande um Schwermetalle in Tampons?
Wir wollten dieses sensible Thema jedoch nicht mit dem Statement einer Behörde auf sich beruhen lassen. Erst Recht nicht, da die Studie hauptsächlich Produkte des US-Marktes berücksichtigt hatte.
Außerdem hatten sich viele besorgte Leserinnen bei uns gemeldet, die wissen wollten, ob sie weiterhin bedenkenlos Tampons verwenden können. Schließlich waren unsere Tampon-Tests der vergangenen Jahre im Hinblick auf bedenkliche Inhaltsstoffe unauffällig.
Wir haben daher umgehend eigene Analysen beauftragt und 23 auf dem deutschen Markt erhältliche Produkte untersuchen lassen – zusätzlich zu den 16 in der US-Studie berücksichtigten Elementen auch auf Antimon.
Der Grund: Verbindungen des toxischen Spurenelements kommen als Katalysator in der Produktion von Polyester zum Einsatz: Die chemische Kunstfaser ist häufig Bestandteil eines Vlieses, das den Saugkern der meisten herkömmlichen Tampons umhüllt.
Schwermetallgehalte tendenziell niedriger als in US-Studie
Das Ergebnis: Obwohl wir in unserem Test ebenfalls – bis auf Quecksilber und Selen – alle untersuchten Elemente nachweisen konnten, sind die Werte tendenziell niedriger als in der US-Studie.
Fehlende Studien zur Metallaufnahme über Vaginalschleimhaut
Wir ließen außerdem überprüfen, ob sich Metalle aus den Tampons herauslösen. Auch diese Ergebnisse geben keinen Grund zur Sorge.
Weiterführende Untersuchungen der US-Forschenden liefern Hinweise, dass sich die Schwermetalle unter bestimmten Bedingungen aus den Tampons lösen können. Allerdings gäbe es bislang keine Untersuchungen, wie Metalle über die Vaginalschleimhaut aufgenommen werden, sagt die an der Studie beteiligte Chemikerin Kathrin Schilling von der Columbia University im Gespräch mit ÖKO-TEST. "Problematisch ist das vor allem bei Blei, für das es keine Werte gibt, die als sicher und unbedenklich eingestuft werden können."
Schwermetalle in Tampons: Hersteller in der Verantwortung
Und wie geht es weiter? Die Wissenschaftlerin Kathrin Schilling sieht daher die Hersteller von Hygieneprodukten in der Verantwortung und fordert Transparenz. Diese sollten die Rohstoffe künftig auch auf toxische Schwermetalle prüfen – zumal diese nicht nur über die Umwelt, sondern auch über Verarbeitungsprozesse in die Produkte gelangen.
Auch das BfR sieht die Hersteller in der Pflicht, Schwermetall-Gehalte weiterhin zu senken. Für Blei gelte es dabei, die Konzentrationen so gering wie vernünftigerweise erreichbar zu halten. Und der Berufsverband der Frauenärzte (BVF) fordert, dass die Zusammensetzung von Menstruationsprodukten künftig verpflichtend deklariert werden sollte, "um Anwenderinnen eine informierte Kaufentscheidung zu ermöglichen".
Weiter heißt es in der BVF-Stellungnahme: "Die allgegenwärtige Exposition gegenüber Umweltchemikalien ist aus medizinischer Sicht grundsätzlich sehr bedauerlich und bedenklich – insbesondere bei Produkten, die direkt im oder am Körper angewendet werden." Diese müssten frei von gesundheitsschädlichen Stoffen sein.
Diesen Test haben wir zuletzt im ÖKO-TEST Magazin 9/2024 veröffentlicht. Aktualisierung der Testergebnisse/Angaben für das Jahrbuch für 2025 sofern die Anbieter Produktänderungen mitgeteilt haben oder sich aufgrund neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse die Bewertung von Mängeln geändert oder wir neue/zusätzliche Untersuchungen durchgeführt haben.
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