- Nagellackentferner entfetten Nägel und Haut, deshalb besser sparsam einsetzen. Raum nach der Anwendung gut lüften.
- Produkte mit Aceton sehen wir nicht kritischer als acetonfreie. An Kunstnägel aus Acryl gelangt aber besser kein Aceton. Es kann Acrylnägel angreifen.
- Viele Nagellackentferner im Test schneiden "sehr gut" ab, wir sind aber vereinzelt auch auf Problemstoffe gestoßen.
Dieses Testergebnis ist erklärungsbedürftig: Viele der Nagellackentferner im Test schneiden "sehr gut" ab, darunter drei mit Aceton. Gleichzeitig raten wir dazu, all diese Produkte vorsichtig zu verwenden, bloß nicht zu oft. Und bitte währenddessen für genügend frische Luft sorgen. Wie passt das zusammen?
Klar ist: Nagellackentferner müssen Lösemittel enthalten, um den Lack vom Nagel zu lösen. Hier ist eine gewisse Aggressivität erwünscht – sonst bliebe der Lack, wo er ist. Allerdings machen diese Mittel beim Lack leider nicht Halt, sie greifen auch die Haut an.
Das Problem mit Lösemitteln in Nagellackentfernern
In der Vergangenheit wurde bevorzugt Aceton als Lösemittel eingesetzt, während inzwischen viele Nagellackentferner als "acetonfrei" ausgelobt sind. Aceton greift die Haut an, indem es ihr Fett entzieht. Das gilt allerdings auch für andere Lösemittel wie Ethylacetat und Alkohol, die wichtigsten Wirkstoffe in acetonfreien Nagellackentfernern.
Ethyllactat, eingesetzt in Naturkosmetika, kann Hautreizungen verursachen. Es gilt also, Hautkontakt möglichst zu vermeiden. Das gilt auch für das Einatmen der Lösemittel. Insbesondere Aceton und Ethylacetat, die schnell verdunsten, können die Atemwege reizen und benommen oder schwindelig machen. Darüber hinaus sind alle genannten Lösemittel leicht entflammbar.
Die Unterschiede zwischen den eingesetzten Lösemitteln sind aus unserer Sicht nicht so groß, dass dies eine unterschiedliche Bewertung zur Folge haben müsste. Weil sich der Lack ohne Lösemittel nicht entfernen lässt, werten wir die Stoffe nicht ab.
Aceton in "acetonfreien" Nagellackentfernern im Test
Trotzdem gilt natürlich: Wenn ein Produkt als "acetonfrei" ausgelobt ist, sollte Aceton nicht klar nachweisbar sein. Bei drei Produkten bemängeln wir die im Labor analysierten Acetongehalte.
Was ist ansonsten im Nagellackentferner-Test aufgefallen? Auf keiner Verpackung finden sich hochumstrittene Lösemittel deklariert, zum Beispiel Toluol. Es steht im Verdacht, die Fortpflanzung zu gefährden. Wir haben die Nagellackentferner im Labor auf Toluol und weitere problematische Lösemittel prüfen lassen.
Von 20 Produkten im Test enthielt nur ein Produkt nennenswerte Mengen an Toluol. Es handelt sich wahrscheinlich um eine Verunreinigung. Positiv: In den anderen 19 Nagellackentfernern wies das Labor keine weiteren bedenklichen Lösemittel nach. Auch nicht das giftige und krebserzeugende Benzol, das in der Vergangenheit eine Rolle spielte.
Kritik an Duftstoff in Nagellackentferner im Test
Wie steht es um die Duftstoffe in Nagellackentfernern? Den Geruch von Lösemitteln empfinden viele Menschen als unangenehm. Um ihre Produkte attraktiver zu machen, setzen die meisten Hersteller Parfüm oder ätherische Öle ein. Manche Duftstoffe können allerdings Allergien auslösen.
Anlass zur Kritik gibt nur ein Nagellackentferner im Test. Er enthält den polyzyklischen Moschusduft Galaxolid (HHCB). Dieser reichert sich im menschlichen Fettgewebe an und ist gewässergefährdend.
Bedenkliche Weichmacher verhageln Testergebnis
Schließlich tauchte in der Laboranalyse auch eine altbekannte Stoffgruppe auf: Phthalate – das sind Weichmacher. Drei besonders bedenkliche Phthalate summieren sich in einem Nagellackentferner derart, dass wir das Produkt nur mit "mangelhaft" beurteilen.
Es handelt sich um Dibutylphthalat (DBP), Diethylhexylphthalat (DEHP) und Diisobutylphthalat (DIBP). Sie sind aufgrund ihrer fortpflanzungsgefährdenden Eigenschaften besonders streng geregelt. Laut Anbieter stammen die Phthalate aus der Plastikverpackung, die Gehalte seien technisch unvermeidbar. Wie wäre es mit einer anderen Verpackung? Andere Anbieter schaffen es auch.
Nagellackentferner – mit oder ohne Aceton?
Diese Frage ist aus dermatologischer Sicht eher zweitrangig, wie Dr. Christoph Liebich erklärt, niedergelassener Dermatologe in München: "Egal ob Aceton oder Ethylacetat: Alle Nagellackentferner enthalten Lösungsmittel und schädigen die Haut."
Der Grund: Sie entfetten sie und verringern so ihren Schutz gegen Krankheitserreger wie Pilze und Bakterien. "Wer Nagellackentferner benutzt, hat deshalb ein höheres Risiko, sich eine Infektion im Nagelbereich zu holen", sagt der Mediziner.
Damit Haut und Nägel möglichst schnell wieder Fett zurückerhalten, rät Christoph Liebich zu einer Extraportion Nagelpflege, nachdem der Nagellack entfernt ist. Etwas Jojoba- oder Olivenöl einmassieren hilft. Liebich empfiehlt, mit dem Lackieren und Entfernen auch mal eine Pause zu machen, damit sich Haut und Nägel erholen können.
Die Testsieger, die Testtabelle sowie das gesamte Ergebnis im Detail lesen Sie im ePaper.
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