- Im Test: 23 als acetonfrei ausgelobte flüssige Nagellackentferner, darunter drei zertifizierte Naturkosmetikprodukte. Das günstigste Produkt kostete umgerechnet auf 100 Milliliter 0,55 Euro, das teuerste 8,14 Euro.
- Viele Nagellackentferner schneiden mit Bestnote ab.
- In der Kritik stehen vor allem zwei chemische UV-Filter, der künstliche Moschduft Galaxolid, Diethylphthalat (DEP) und das Antioxidans BHT.
- Außerdem auffällig: Zwei Nagellackentferner im Test enthalten Aceton, obwohl sie als acetonfrei ausgelobt sind.
Ob mit oder ohne Aceton – Lösemittel in Nagellackentfernern kommen mit einer gewissen Aggressivität daher, um den Lack lösen zu können. Acetonfreie Nagellackentferner setzen anstelle von Aceton oft auf Lösemittel wie Ethylacetat und Alkohol, in Naturkosmetik wird zum Beispiel Ethyllactat verwendet.
Nagellackentferner greifen Haut und Nagel immer an
Die Unterschiede zwischen den Lösemitteln sind jedoch nicht groß genug, um eins kritischer zu bewerten als das andere. Alle entziehen Fett und können Nagelhaut und -platte somit austrocknen.
Ist die Haut zu trocken, ist ihre Schutzbarriere gestört, sodass schädliche Einflüsse von außen schlechter abgewehrt werden können. "Lösungsmittel ist Lösungsmittel – das trocknet am Ende immer aus", betont auch Dermatologin Professor Mirjana Maiwald.
Dadurch, dass Lösemittel entfetten, könne sogar auf Dauer auch eine Keratin-Granulation entstehen – also eine oberflächliche Veränderung der Keratinstruktur, die sich in Form von größeren weißen Flecken bemerkbar macht.

Deshalb ist bei der Verwendung von Nagellack beziehungsweise Nagellackentfernern immer Vorsicht geboten. Der Tipp der Dermatologin: Pausen einlegen. "Keratin-Granulationen legen sich normalerweise, wenn man Nagellackentferner und auch Nagellack nicht zu häufig verwendet." Also am besten einfach mal ein paar Wochen "Lackferien" einlegen und die Nägel in Ruhe lassen.
Hände nach dem Nagellackentfernen eincremen
Einer Keratin-Granulation könne man gut vorbeugen, indem man der Haut Feuchtigkeit zurückgibt. Kein Wunder also, dass einige Hersteller der acetonfreien Nagellackentferner in unserem Test mit Inhaltsstoffen wie Glycerin, Aloe vera und Ölen werben.
"Eine richtige Rückfettung würde ich aber eher nach dem Entfernen empfehlen", sagt Maiwald. Eine Handcreme, beispielsweise mit hydratisierenden Stoffen wie Harnstoff oder Glycerin, sei eine gute Wahl.
Rossmann, dm & Co.: Acetonfreie Nagellackentferner im Test
Lösemittel greifen also immer gewissermaßen die Haut und Nägel an. Umso wichtiger finden wir es, dass Nagellackentferner sonst keine kritischen Inhaltsstoffe enthalten. Aber wie ist es um Schadstoffe in den Produkten bestellt?
Um das herauszufinden, haben wir 23 als acetonfrei ausgelobte Nagellackentferner eingekauft und einer umfangreichen Schadstoffanalyse unterziehen lassen. Das Ergebnis kann sich sehen lassen: Viele Produkte sind empfehlenswert. Unser Test zeigt außerdem, dass ein "sehr gutes" Produkt nicht teuer sein muss. Denn einige Nagellackentferner, die mit Bestnote abschneiden, gibt es pro 100 Milliliter schon für unter einem Euro.
Auf der anderen Seite haben wir aber auch einige Stoffe entdeckt, die aus unserer Sicht besser aus den Rezepturen gestrichen werden sollten.
Stoffe stehen im Verdacht, hormonell wirksam zu sein
Für Notenabzüge sorgen folgende Inhaltsstoffe, die wir vereinzelt gefunden haben:
- Ethylhexylmethoxycinnamat und Benzophenon-1: Die beiden chemischen UV-Filter haben sich in Tierversuchen als hormonell wirksam erwiesen. Gern hätten wir gewusst, warum Hersteller UV-Filter in einem Nagellackentferner einsetzen – wir erhielten aber keine Antwort auf die Frage.
- Galaxolid: Der künstliche Moschusduft steht im Verdacht, das Hormonsystem zu beeinträchtigen, ist giftig für Wasserorganismen und sehr schwer abbaubar. Galaxolid kann sich in der Inhaltsstoffliste noch hinter dem Begriff "Parfum" verstecken. In der von uns gemessenen Konzentration muss er ab August 2026 als allergener Duftstoff aufgelistet werden.
- Diethylphthalat (DEP): In Kosmetik wird die Substanz etwa als Trägerstoff für Duftstoffe eingesetzt oder um den enthaltenen Alkohol ungenießbar zu machen. Allerdings wird DEP gerade von der Europäischen Chemikalienagentur (ECHA) überprüft, weil es im Verdacht steht, den menschlichen Hormonhaushalt zu beeinflussen.
- Butylhydroxytoluol (BHT): Auch das Antioxidans wird verdächtigt, wie ein Umwelthormon zu wirken. Tierversuche geben zudem Hinweise darauf, dass BHT die Schilddrüsenfunktion beeinträchtigt.
Aceton in "acetonfreien" Nagellackentfernern entdeckt
Hätten wir im Test von acetonfreien Nagellackentfernern zusätzlich auch Produkte mit Aceton getestet, dann hätten wir die Nagellackentferner mit Aceton – wie zu Beginn beschrieben – nicht grundsätzlich schlechter bewertet.
Was wir aber bemängeln, ist, wenn Verbraucherinnen und Verbraucher nicht das bekommen, was auf dem Produkt steht: Wenn ein Nagellackentferner als "acetonfrei" beworben wird, dann sollte das Lösemittel aus unserer Sicht auch nicht in relevanten Mengen enthalten sein.
Das war allerdings bei zwei Nagellackentfernern im Test der Fall – dort hat ein von uns beauftragtes Labor Aceton nachgewiesen. Und zwar in Gehalten, die wir nicht mehr mit der Auslobung actonfrei vereinbar finden. Das werten wir ab.
Nagellackentferner sind nicht umweltfreundlich verpackt
Kommen wir zur Verpackung. Fast alle Nagellackentferner im Test stecken in Plastikflaschen. Wir sind der Meinung: Um Verpackungsmüll zu sparen, sollten Hersteller für ihre Plastikverpackung möglichst viel recycelten Kunststoff aus dem Wertstoffkreislauf (PCR) verwenden.
Umso enttäuschender ist es, dass uns nur ein einziger Hersteller nachweisen konnte, dass er über 30 Prozent Rezyklat aus Verbraucherabfällen einsetzt. Mehr als die Hälfte der Anbieter gibt dagegen an, gar kein PCR zu verwenden. Da geht deutlich mehr.
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