- Im Test: 13 Falafel-Produkte, sechs davon tragen ein Bio-Siegel. Die Falafeln sind im Werk bereits vorgebraten, -frittiert oder -gegart.
- Schmecken lecker und sind frei von Pestiziden: Fünf Falafel-Produkte können wir empfehlen – alle Bio.
- Auffällig: Alle konventionellen Produkte enthalten Rückstände von Glyphosat.
- Weitere Kritikpunkte: Zu hohe Salzgehalte, natürliche Aromen und Eisen sowie Mineralölbestandteile.
Ein Fladenbrot, gefüllt mit knusprigen Falafel-Bällchen, Gemüse und Hummus: Dieser orientalische Imbiss Klassiker hat sich als vegane Alternative nicht nur in Dönerbuden etabliert, sondern auch in den Kühltheken von Supermärkten breit gemacht. Falafel sind eigentlich schnelles Essen im allerbesten Sinn: Denn wegen ihres hohen Anteils an Kichererbsen gelten sie als gesund.
Falafel im Test: Wie gut sind gekaufte Falafeln?
Das jedenfalls hätten wir mit diesem Test gerne verkündet. Doch nachdem wir die Laborberichte gelesen haben, muss unser Lob ein kleines bisschen leiser ausfallen. 13 verschiedene Marken von vorfrittierten oder vorgegarten Falafel-Bällchen hatten wir in Super- und Bio-Märkten eingekauft.
Empfehlen können wir am Ende nur fünf Fabrikate, alle mit Bio-Siegel:
- Alnatura Falafel classic mit "sehr gut"
- Dennree Vegane Falafel mit "gut"
- Food for Future Bio-Falafel mit "gut"
- Rewe Bio + vegan Falafel-Bällchen mit "gut"
- Soto Bio Falafel traditionell mit "gut"
>> Die detaillierten Testergebnisse finden Sie unten in der Produktbox.
Auf der anderen Seite fallen drei Produkte glatt durch, Schlusslicht des Tests sind dabei die "ungenügenden" Vemondo Veganen Falafeln vom Discounter Lidl.
Glyphosat-Spuren in vielen Falafeln im Test
Unser erster Kritikpunkt: In allen Falafeln, bei denen die Zutaten aus konventionellem Anbau stammen, hat das Labor den Unkrautvernichter Glyphosat nachgewiesen. Dass Glyphosat im Kichererbsen-Anbau eine Rolle spielt, wissen wir aus vergangenen Tests der Hülsenfrüchte. Allerdings können wir bei den Falafeln nicht genau sagen, ob das Spritzmittel nur aus den Kichererbsen oder auch aus einer der anderen Zutaten kommt. Denn Falafeln enthalten häufig auch Gemüse, Zwiebeln und Gewürze, die auch Glyphosat enthalten können.
Wir bewerten Glyphosat als besonders bedenklich. Denn das umstrittene Totalherbizid, dessen Zulassung die EU Anfang 2024 für weitere zehn Jahre verlängert hat, macht auf den Feldern sämtliches Grün platt, es gefährdet die biologische Vielfalt und den Lebensraum von Insekten und Vögeln.
Ob Glyphosat krebserregend ist oder nicht – das ist noch immer umstritten: Die Internationale Agentur für Krebsforschung (IARC) hält es für wahrscheinlich, die Europäische Chemikalienagentur (ECHA) nicht.
Mehrfachrückstände von Pestiziden als Problem
Glyphosat ist aber nicht das einzige Pestizid in den Falafeln. In fünf konventionellen Produkten wies das Labor noch mindestens ein anderes Spritzmittel nach. In den Garden Gourmet Veganen Falafeln zählten wir mit vier Pestizidspuren die höchste Mehrfach-Belastung.
Dieses Nebeneinander an Spritzmitteln sehen wir selbst bei Spurengehalten kritisch, denn mögliche Wechselwirkungen sind in unseren Augen noch nicht genug erforscht. Eine Studie der Harvard-Universität von 2023 deutet auf einen Zusammenhang zwischen Pestizid-Mehrfachrückständen und der Parkinson-Erkrankung hin.
Fast alle Falafeln enthalten zu viel Salz
Außerdem auffällig: Fast alle Falafeln enthalten aus unserer Sicht zu viel Salz. Ein zu hoher Salzkonsum erhöht auf Dauer das Risiko für Bluthochdruck und seine Folgeerkrankungen. In Finnland müssen Fertig- und Halbfertiggerichte mit einem Salzgehalt über 1,1 Gramm pro 100 Gramm einen Warnhinweis tragen.
Diese Marke hält nur Alnatura ganz knapp ein und gelangt so aufs Siegertreppchen. Die restlichen Produkte liegen drüber, am deutlichsten die Querbeet Habibis Falafel Bällchen mit gut 1,6 Gramm Salz.
Ein Blick auf die Zutatenlisten zeigt zudem, dass die Hersteller das traditionelle Falafel-Rezept ziemlich frei variieren: Mit dabei sind neben Kichererbsen in sehr unterschiedlichen Anteilen durchweg Zwiebeln, Kräuter und Gewürze sowie wahlweise Reis, Sojabohnen, Weizenmehl, Maisstärke oder Gemüse; bei einigen Herstellern noch Zusatzstoffe wie Verdicker, Säuerungsmittel oder Konservierungsstoffe.
Unnötiger Zusatz von Aromen und Eisen
Darunter sind eigentlich viele Zutaten, in denen bei guter Qualität eine Menge Geschmack stecken sollte. Doch Lidl war das offenbar nicht genug: Der Handelskonzern mischt in seine Vemondo Vegane Falafeln zusätzlich natürliche Aromen. Das finden wir ziemlich unnötig.
Noch kritikwürdiger ist in unseren Augen aber, dass Lidl seine Falafeln mit Eisen anreichert. Denn erstens schaffen es Veganerinnen und Veganer in der Regel ganz gut, ihren Eisenbedarf über die normale Ernährung zu decken. Und zweitens sollten auch Nicht-Veganer zu Falafeln greifen können, ohne dass eine Überversorgung mit dem Spurenelement droht.
Denn eine dauerhaft hohe Eisen-Aufnahme steigert das Risiko für die Entstehung von Herzerkrankungen und Krebs, sagt das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR). Gut, dass Lidl seine "ungenügenden" Vemondo-Falafeln ohnehin aus dem Sortiment genommen hat.
Mineralölbestandteile in Falafeln im Test gefunden
Schlechtestes Bio-Produkt im Test sind die "ausreichenden" Edeka Bio My Veggie Falafel orientalisch, in denen das Labor einen aus unserer Sicht erhöhten Gehalt an gesättigten Mineralölkohlenwasserstoffen (MOSH) nachgewiesen hat. Diese Stoffe können sich im Körper anreichern. Dort stellen sie die wohl größte Verunreinigung dar.
Welche Folgen das hat, ist bisher noch unklar. Immerhin schaffen es alle anderen Falafeln frei von Mineralölbestandteilen zu sein. Das hat uns bei so intensiv verarbeiteten Industrieprodukten positiv überrascht.
Wie schmecken die getesteten Falafeln?
Um bei den versöhnlichen Nachrichten zu bleiben: In keinem Kichererbsenbällchen waren Acrylamid oder der Fettschadstoff 3-MCPD ein Thema. Diese krebsverdächtigen Stoffe, die beim Frittieren und Braten entstehen können, lagen durchweg im niedrigeren Spurenbereich oder bei null.
Und lecker schmeckten die Falafeln im Test übrigens alle. Bei der Verkostung überzeugten die meisten mit "sehr gut".
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