Handcreme im Test: Bekannte Marken enttäuschen

Magazin Januar 2025: Tofu | Autor: Dimitrij Rudenko/Michelle Sensel/Lena Wenzel | Kategorie: Kosmetik und Mode | 27.12.2024

Handcreme im Test: Welche ist die beste?
Foto: ÖKO-TEST

Mit der Kälte kehren jedes Jahr auch trockene und rissige Hände zurück. Da ist es erfreulich, dass wir nach unserem Test 30 "sehr gute" Handcremes für die Pflege empfehlen können. In einigen haben wir allerdings auch Stoffe gefunden, die aus unserer Sicht nichts auf strapazierter Haut zu suchen haben.

  • Wer zu trockenen Händen neigt, sollte vor allem im Winter immer eine Handcreme griffbereit halten – auch um schmerzhaften Handekzemen vorzubeugen.
  • Im Test: 50 Handcremes, darunter elf zertifizierte Naturkosmetikprodukte. 
  • Für die Handpflege können wir 30 Handcremes im Test mit Bestnote empfehlen. 
  • Kritik gibt es unter anderem für problematische Konservierungsstoffe, bedenkliche Mineralölrückstände und Kunststoffverbindungen in der Rezeptur. 

Für die einen sind trockene Hände vor allem im Winter ein Thema, die anderen kämpfen das ganze Jahr über damit. In den Verkaufsregalen gibt es eine große Auswahl an Produkten, die die Haut mit Feuchtigkeit versorgen und pflegen sollen.

L’ Occitane, Rituals, O’Keeffe’s & Co.: Handcremes im Test 

Was strapazierte, rissige Hände hingegen gar nicht gebrauchen können: reizende, allergieauslösende oder andere kritische Inhaltsstoffe, die sich negativ auf die Gesundheit auswirken können. Unter anderem darauf haben wir 50 verschiedene Handcremes getestet. Das erfreuliche Ergebnis: Ganze 30 sind mit "sehr gut" empfehlenswert. Es gibt aber auch Produkte, die negativ auffallen. Doch was sind die Gründe dafür? In Kürze: 

  • Problematische Konservierungsstoffe 
  • Mineralölrückstände 
  • Potenziell allergieauslösende Duftstoffe 
  • Kunststoffverbindungen 
  • PEG-Verbindungen 

Problematische Konservierungsstoffe in der Kritik 

Das von uns beauftragte Labor ist beispielsweise auf einen Propylparaben-Wert gestoßen, der über dem in der EU-Kosmetikverordnung festgelegten Grenzwert liegt. Propylparabene werden zur Konservierung eingesetzt und stehen in Verdacht, wie Hormone auf den menschlichen Organismus zu wirken. In Tierversuchen haben sie außerdem fortpflanzungsgefährdende Eigenschaften gezeigt. Entsprechend müssen sich Hersteller an gesetzlich festgelegte Höchstwerte halten.

Vor allem im Winter hilft Handcreme dabei, rissige Haut mit Feuchtigkeit zu versorgen und zu pflegen.
Vor allem im Winter hilft Handcreme dabei, rissige Haut mit Feuchtigkeit zu versorgen und zu pflegen. (Foto: Pormezz/Shutterstock)

Auch der Konservierungsstoff Diazolidinyl Urea kann ein Problem sein, denn es ist möglich, dass dieser Formaldehyd freisetzt. Im Test hat das Labor Formaldehyd/-abspalter nachgewiesen – und zwar in einer Creme, die Diazolidinyl Urea enthält. Wir kritisieren Formaldehyd/-abspalter, weil Formaldehyd schon in geringen Mengen die Schleimhäute reizen und Allergien auslösen kann.

Aus unserer Sicht muss es ebenfalls nicht sein, dass eine Handcreme mit Chlorhexidindigluconat konserviert wird. Der Stoff gehört zu den halogenorganischen Substanzen, die sich in der Umwelt anreichern und von denen viele Allergien auslösen können.

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Handcremes im Test mit bedenklichen Mineralölrückständen

Außerdem ärgerlich: Eine Belastung mit aromatischen Mineralölkohlenwasserstoffen (MOAH). Diese Stoffe können als Verunreinigungen von Paraffinen in die Produkte gelangen. Unter ihnen können sich auch krebserregende Bestandteile befinden. Unklar ist, ob sie sich im Körper anreichern.

Wir finden: Hersteller sollten aus vorbeugendem Verbraucherschutz dafür sorgen, Einträge zu minimieren.

Potenziell allergieauslösende Duftstoffe 

Kommen wir auf die Parfümierung der Handcremes im Test zu sprechen. Nur wenige Handcremes in unserem Test kommen ganz ohne Duftstoffe aus. Einige kritisieren wir, weil sie aus unserer Sicht problematisch sind: 

  • Galaxolid: die polyzyklische Moschusverbindung steht im Verdacht, das Hormonsystem zu beeinträchtigen. Dazu läuft derzeit im Rahmen des EU-Aktionsplans CoRAP eine Neubewertung des Duftstoffs. Klar ist aber schon jetzt: Galaxolid ist sehr schwer abbaubar.
  • Hydroxycitronellal und Cinnamylalkohol sind potentiell allergisierend. 

Weitere Problemstoffe in Handcremes im Test 

Doch damit sind wir noch nicht am Ende unserer Kritikpunkte im Handcreme-Test. Bei 16 Produkten bemängeln wir Kunststoffverbindungen in der Rezeptur, denn sie können schwer abbaubar sein und das Abwasser unnötig belasten. Auch wenn die Kläranlage sie erfolgreich herausfiltert, gelangen sie möglicherweise mit dem Klärschlamm in die Umwelt.

Tipp: Bei zertifizierter Naturkosmetik ist das kein Thema, da die Produkte keine solcher Kunststoffverbindungen enthalten dürfen.

Zuletzt verteilen wir auch Minuspunkte, wenn Handcremes PEG-Verbindungen enthalten, denn etliche dieser Verbindungen können die Haut durchlässiger für Fremdstoffe machen.

Beste Handcreme: Welche ist die richtige für trockene Hände? 

Die Auswahl an Handcremes im Handel ist groß. Wir haben Tipps, die Ihnen den Einkauf erleichtern:

  1. Meist ist Naturkosmetik die bessere Wahl: Problemstoffe wie Paraffine, Kunststoffverbindungen und PEG dürfen Hersteller in entsprechend zertifizierter Kosmetik nicht einsetzen.
  2. Meiden Sie Handcremes, auf denen mineralölbasierte Fette und Wachse wie Paraffinum liquidum oder Cera Microcristallina deklariert sind. Diese können mit MOAH verunreinigt sein. 
  3. Sie tun sich und der Umwelt etwas Gutes, wenn Sie auf Handcremes verzichten, die synthetische Polymere enthalten. Diese erkennen Sie unter anderem an folgenden Begriffen: Acrylat- und andere Co- und Crosspolymere, (Sodium) Carbomer, (Sodium) Polyacrylamid, Polyquaternium-10. 
(Foto: ÖKO-TEST)

Tipps: Handpflege für sehr trockene, rissige Hände 

Viele Menschen leiden im Herbst und Winter unter trockenen und rissigen Händen. Unsere Tipps zur Vorbeugung: 

  • Heißes Wasser strapaziert die Hände. Kalt oder lauwarm waschen reinigt ausreichend und entzieht der Haut weniger Fett.
  • Nutzen Sie beim Händewaschen eine milde Waschlotion ohne Tenside, um die Haut nicht auszutrocknen.
  • Schützen Sie die Haut vor Kälte und Wind und tragen Sie wenn möglich bei der Arbeit Schutzhandschuhe, wenn Sie die Hände belasten oder sie oft feucht sind.
  • Auch beim Putzen lassen sich die Hände durch Handschuhe vor scharfen Reinigungsmitteln schützen.
  • Cremen Sie Ihre Hände regelmäßig ein, um sie mit Feuchtigkeit zu versorgen. Die Cremes in unserem Test setzen zum Beispiel auf Inhaltsstoffe wie Glycerin, Panthenol, Sheabutter oder pflanzliche Öle. Bei sehr rauen Händen kann man die Creme auch über Nacht einwirken lassen. Baumwollhandschuhe schützen dabei die Bettwäsche.
  • Richtig cremen: Direkt nach dem Waschen ist der beste Zeitpunkt zum Eincremen: Denn wenn die obere Hautschicht noch vollgesogen ist mit Wasser, kann sie die Pflege am besten aufnehmen.

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Wir haben diese Produkte für Sie getestet

Testverfahren

Für unseren Test haben wir 50 Handcremes in Drogerien, (Bio-)Supermärkten, Discountern, Apotheken und online eingekauft, darunter elf zertifizierte Naturkosmetikprodukte. Für die günstigste Handcreme im Test zahlten wir umgerechnet auf 75 Milliliter 0,51 Euro, die teuerste kostete bei gleicher Menge 18,75 Euro.

Von uns beauftragte Labore untersuchten die Cremes auf Formaldehyd/-abspalter, polyzyklische und Nitro-Moschusverbindungen sowie Cashmeran. Fand das Labor deklarationspflichtige Duftstoffe in einem Produkt, überprüften wir, ob diese auch mit den Angaben in der Inhaltsstoffliste übereinstimmen. Auch auf Diethylphthalat (DEP) wurden die Produkte getestet. Standen Parabene, Iodopropynyl Butylcarbamate oder Chlorhexidingluconat in der Inhaltsstoffliste, sicherten wir dies ebenfalls mittels Laboranalyse ab. Waren Paraffine in der Inhaltsstoffliste genannt, ließen wir die Cremes auf aromatische Mineralölkohlenwasserstoffe (MOAH) untersuchen.

Enthielten die Rezepturen bestimmte mineralische Inhaltsstoffe, analysierte ein Labor zusätzlich den Gehalt an Schwermetallen. War das Antioxidans BHT deklariert, prüften wir das Produkt auch darauf. Zusätzlich prüfte ein Labor die Kunststoffverpackungen auf umweltschädliche PVC/PVCD/chlorierte Verbindungen. Per Deklaration erfassten wir, ob ein Produkt PEG/PEG-Derivate oder synthetische Polymere enthält.

Bei den Herstellern fragten wir nach, ob und wie viel Post-Consumer-Rezyklat in den Verpackungen enthalten ist und forderten gegebenenfalls Belege für die Angaben. Außerdem fragten wir, ob Inhaltsstoffe tierischen Ursprungs enthalten sind, wenn die Produkte nicht als vegan ausgelobt waren. Im Falle von Umweltauslobungen auf der Verpackung überprüften wir, ob ausreichende erläuternde Informationen dazu zu finden sind.

Bewertungslegende 

Soweit nicht abweichend angegeben, handelt es sich bei den hier genannten Abwertungsgrenzen nicht um gesetzliche Grenzwerte, sondern um solche, die von ÖKO-TEST festgesetzt wurden. Die Abwertungsgrenzen wurden von ÖKO-TEST eingedenk der sich aus spezifischen Untersuchungen ergebenden Messunsicherheiten und methodenimmanenter Varianzen festgelegt. Steht bei konkret benannten Analyseergebnissen "nein", bedeutet das, "unterhalb der Bestimmungsgrenze" der jeweiligen Testmethode.

Bewertung Testergebnis Inhaltsstoffe: Unter dem Testergebnis Inhaltsstoffe führen zur Abwertung um jeweils vier Noten: a) ein gemessener Gehalt an Formaldehyd/-abspaltern von mehr als 10 mg/kg; b) ein gemessener Gehalt an Propylparaben von mehr als 0,14 %, der den gesetzlichen Höchstgehalt entsprechend Verordnung (EG) Nr. 1223/2009 überschreitet (in Tabelle: "stark erhöht"). Zur Abwertung um jeweils zwei Noten führen: a) ein gemessener Gehalt an MOAH von mehr als 10 mg/kg; b) ein gemessener Gehalt an polyzyklischen Moschusverbindungen von mehr als 10 mg/kg (hier: Galaxolid (HHCB)); c) Chlorhexidindigluconat. Zur Abwertung um jeweils eine Note führen: a) PEG/PEG-Derivate; b) ein gemessener Gehalt eines deklarationspflichtigen Duftstoffs, der potenziell Allergien auslösen kann, von mehr als 10 mg/kg (hier: Cinnamylalkohol, Hydroxycitronellal).

Bewertung Testergebnis Weitere Mängel: Unter dem Testergebnis Weitere Mängel führen jeweils zur Abwertung um zwei Noten: a) Silikone und/oder synthetische Polymere als weitere Kunststoffverbindungen; b) Auslobung "minimal parfümiert", obwohl künstlicher Moschusduft in einem Gehalt von mehr als 10 mg/kg gemessen wurde. Zur Abwertung um jeweils eine Note führen: a) Umkarton, der kein Glas schützt; b) Umweltauslobung ohne ausreichende Information oder konkrete Fundstelle auf dem Produkt; c) ein Anteil von Rezyklaten (Post-Consumer-Rezyklat, PCR) von weniger als 30 Prozent in Relation zum Gesamtgewicht der Kunststoffverpackung, keine Angabe hierzu und/oder kein ausreichender Nachweis auf unsere Anfrage.

Das Gesamturteil beruht auf dem Testergebnis Inhaltsstoffe. Ein Testergebnis Weitere Mängel, das "mangelhaft" oder "ungenügend" ist, verschlechtert das Gesamturteil um zwei Noten. Ein Testergebnis Weitere Mängel, das "befriedigend" oder "ausreichend" ist, verschlechtert das Gesamturteil um eine Note. Ein Testergebnis Weitere Mängel, das "gut" ist, verschlechtert das Gesamturteil nicht. Aus rechtlichen Gründen weisen wir darauf hin, dass wir die (vom Hersteller versprochenen) Wirkungen der Produkte nicht überprüft haben.  

Testmethoden

Diethylphthalat/Polyzyklische Moschus- und Nitromoschus-Verbindungen/Cashmeran: Extraktion mit TBME, GC-MS.
Deklarationspflichtige Duftstoffe: DIN EN 16274:2021-11 (mod.), GC-MS.
Formaldehyd/-abspalter: saure Wasserdampfdestillation, Derivatisierung mit Acetylaceton, Ausschütteln mit n-Butanol und Bestimmung mittels Fotometrie.
Elemente: Totalaufschluss in der Mikrowelle, Bestimmung mittels ICP-MS.
N-Nitrosodiethanolamin (NDELA): LC-MS/MS.
Paraffine: LC-CG/FID.
Aromatische Mineralölkohlenwasserstoffe (MOAH): LC-GC/FID.
Iodopropynyl Butylcarbamate: LC-MS/MS.
Konservierungsstoffe: LC-UV.
Halogenorganische Verbindungen: Halogenorganische Verbindungen: a) Heißwasserextraktion mit anschließender Zentrifugation und Membranfiltration, Festphasenextraktion (SPE), Binden der organischen Halogene an Aktivkohle, Verbrennung der Aktivkohle im Sauerstoffstrom, microcoulometrische Bestimmung des Halogengehalts; b) Extraktion mit organischem Lösungsmittel, Verbrennung des Extrakts im Zauerstoffstrom, microcoulometrische Bestimmung des Halogengehalts.
BHT: GC/MS.
PVC/PVDC/chlorierte Verbindungen in der Verpackung: Röntgenfluoreszenzanalyse.

Einkauf der Testprodukte: August - September 2024 

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