Babycreme im Test: Labor stößt auf bedenkliches Mineralöl

Magazin Februar 2025: Vollkornbrot | Autor: Michelle Sensel/Birgit Hinsch/Sarah Becker/Rebecca Welsch | Kategorie: Kinder und Familie | 30.01.2025

Babypflegecremes im Test: Welche überzeugt?
Foto: Ground Picture/Shutterstock

Regelmäßiges Eincremen stärkt die Hautbarriere von Säuglingen und kann sogar Neurodermitis vorbeugen. Da ist es gut, dass wir viele Babycremes in unserem Test empfehlen können. Doch ausgerechnet bekannte Marken enthalten bedenkliche Mineralölbestandteile. 

  • Im Test: 26 Babypflegecremes für Gesicht und Körper – darunter elf zertifizierte Naturkosmetikprodukte.
  • Für die günstigste Creme im Test zahlten wir 63 Cent pro 75 ml, für die teuerste 22,49 Euro bei gleicher Menge.
  • Viele Babycremes schneiden mit Bestnote ab. 
  • Vor allem in der Kritik: Bedenkliche Mineralölbestandteile. Außerdem bemängeln wir kritische Auslobungen und fehlende Rezyklatanteile. 

Früher galt die Devise, bei Babys weitgehend auf Pflegecremes zu verzichten. Mittlerweile hat sich die Erkenntnis durchgesetzt, dass regelmäßiges Eincremen die Hautbarriere von Säuglingen stärken und sogar Neurodermitis vorbeugen kann. Hautexperten raten, die junge Haut mindestens zweimal wöchentlich dünn einzucremen, besonders nach dem Baden. Die Auswahl an Babypflegecremes, die Eltern dafür nutzen können, ist riesig.

Erfreulich ist es, dass wir viele der 26 Babypflegecremes in unserem Test empfehlen können. Luft nach oben gibt es trotzdem. 

Bedenkliche Mineralölbestandteile in Babycremes im Test 

So ist das von uns beauftragte Labor im Test der Babycremes auf aromatische Mineralölkohlenwasserstoffe (MOAH) gestoßen. Weil zu dieser großen Gruppe von Stoffen auch Verbindungen gehören, die krebserregend sind, sehen wir MOAH besonders kritisch. Sie können über die Haut aufgenommen werden; unklar ist noch, ob sie sich im Körper anreichern.

Auf Babyhaut, die ohnehin noch durchlässiger ist als die von Erwachsenen, haben die Mineralölbestandteile aus unserer Sicht nichts verloren. Zumal sie leicht zu vermeiden wären, da MOAH häufig als Verunreinigungen von Paraffinen in Kosmetikprodukte gelangen. Denn werden Paraffine nicht gründlich genug aufgereinigt, können MOAH zurückbleiben. Entsprechend sollten Hersteller ihre Verantwortung für die Qualität ihrer Rohstoffe unserer Ansicht nach ernst nehmen.

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Babycremes im Test mit kritischer Auslobung 

Ein weiterer Kritikpunkt: Auslobungen, mit denen Verbraucherinnen und Verbraucher unserer Ansicht nach nichts anfangen können. Ein Beispiel: Das Bewerben der Babycreme mit einer "hypoallergenen" Formel. Das Problem dabei ist, dass der Begriff nicht konkret definiert ist und deshalb nach Auffassung der European Centre for Research Foundation und des Deutschen Allergie- und Asthmabunds keine Hilfe für Verbraucherinnen und Verbraucher.

Denn Produkte können trotz der Auslobung allergene Stoffe enthalten. Wir werten die missverständliche Aussage aus Gründen des vorbeugenden Verbraucherschutzes ab.

Wenig recyceltes Plastik und unnötiger Verpackungsmüll

Auch beim Verpackungsmaterial gibt es aus unserer Sicht Luft nach oben: Die Hersteller der Babycremes könnten mehr für die Umwelt tun – 18 von ihnen setzen sogar kein oder unserer Ansicht nach zu wenig recyceltes Plastik (Rezyklat) aus dem Wertstoffkreislauf in ihren Kunststoff- oder Aluminiumverpackungen ein oder haben den Einsatz nicht ausreichend nachgewiesen.

Dreimal bemängeln wir zudem unnötigen Verpackungsmüll: Hier werden Kunststoff- oder Aluminiumtuben zusätzlich in einem Pappkarton verpackt.

Ein weiteres Umweltproblem: Plastik in der Rezeptur. Kunststoffverbindungen können schwer abbaubar sein und das Abwasser unnötig belasten. Auch wenn die Kläranlage sie erfolgreich herausfiltert, gelangen sie möglicherweise mit dem Klärschlamm in die Umwelt.

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Wir haben diese Produkte für Sie getestet

Testverfahren

Wir haben 26 Babypflegecremes für Gesicht und Körper in Drogerien, (Bio-)Supermärkten, Discountern, Apotheken und Onlineshops eingekauft – darunter elf zertifizierte Naturkosmetikprodukte. Für die günstigste Creme im Test zahlten wir 63 Cent pro 75 ml, für die teuerste stolze 22,49 Euro bei gleicher Menge. Per Deklaration erfassten wir PEG/PEG-Derivate, Parfüm und ätherische Öle sowie synthetische Polymere. Ein von uns beauftragtes Labor untersuchte die Produkte auf Form- aldehyd/-abspalter, deklarationspflichtige, allergene Duftstoffe, Diethylphthalat (DEP), polyzyklische und Nitromoschusverbindungen sowie Cashmeran.

Auf (Schwer-)Metalle wie Blei, Cadmium und Arsen ließen wir die Babypflegecremes analysieren, wenn Tonminerale wie Kaolin oder Gold und Silber deklariert waren. Waren Paraffine deklariert, ließen wir die Produkte auf problematische Mineralölbestandteile wie MOAH untersuchen. Auch halogenorganische Verbindungen und umweltbelastende chlorierte Verbindungen untersuchen. Wir achteten auf Umweltauslobungen, kritische Auslobungen wie "hypoallergen" und – wenn die Cremes nicht in einem Glastiegel steckten – auf zusätzliche Umverpackungen. Die Hersteller fragten wir nach dem Einsatz von Post-Consumer-Rezyklat in ihren Verpackungen und forderten entsprechende Belege.

Bewertungslegende

Soweit nicht abweichend angegeben, handelt es sich bei den hier genannten Abwertungsgrenzen nicht um gesetzliche Grenzwerte, sondern um solche, die von ÖKO-TEST festgesetzt wurden. Die Abwertungsgrenzen wurden von ÖKO-TEST eingedenk der sich aus spezifischen Untersuchungen ergebenden Messunsicherheiten und methodenimmanenter Varianzen festgelegt. Steht bei konkret benannten Analyseergebnissen "nein", bedeutet das "unterhalb der Bestimmungsgrenze" der jeweiligen Testmethode.

Bewertung Testergebnis Inhaltsstoffe: Unter dem Testergebnis Inhaltsstoffe führt zur Abwertung um zwei Noten: Ein gemessener Gehalt an MOAH von mehr als 10 mg/kg.

Bewertung Testergebnis Weitere Mängel: Unter dem Testergebnis Weitere Mängel führt zur Abwertung um zwei Noten: Silikone und/oder synthetische Polymere als weitere Kunststoffverbindungen. Zur Abwertung um jeweils eine Note führen: a) ein Anteil von Rezyklaten (Post-Consumer-Rezyklat, PCR) von weniger als 30 Prozent in Relation zum Gesamtgewicht der Kunststoffverpackung, keine Angabe hierzu und/oder kein ausreichender Nachweis auf unsere Anfrage; b) Umkarton, der kein Glas schützt; c) Umweltauslobung ohne ausreichende Information auf dem Produkt oder ohne Hinweis auf dem Produkt zu einer konkreten Fundstelle im Internet; d) Werbung mit "hypoallergen".

Das Gesamturteil beruht auf dem Testergebnis Inhaltsstoffe. Ein Testergebnis Weitere Mängel, das "befriedigend" oder "ausreichend" ist, verschlechtert das Gesamturteil um eine Note. Ein Testergebnis Weitere Mängel, das "gut" ist, verschlechtert das Gesamturteil nicht

Testmethoden

Deklarationspflichtige Duftstoffe: DIN EN 16274:2021-11 (mod.), GC-MS; nach Zugabe von Wasser und organischem Lösungsmittel werden die Allergene durch Flüssig-Flüssig-Extraktion aus den Proben extrahiert. Ein Aliquot des organischen Extrakts wird mit GC-MS analysiert.

Diethylphthalat/Polyzyklische Moschus- und Nitromoschus-Verbindungen/Cashmeran: Extraktion mit TBME, GC-MS.

Formaldehyd/-abspalter: saure Wasserdampfdestillation, Derivatisierung mit Acetylaceton, Ausschütteln mit n-Butanol und Bestimmung mittels Fotometrie.

PVC/PVDC/chlorierte Verbindungen in der Verpackung: Röntgenfluoreszenzanalyse.

Mineralölbestandteile: LC-GC/FID.

Elemente: Totalaufschluss in der Mikrowelle, Bestimmung mittels ICP-MS.

Einkauf der Testprodukte: Oktober 2024

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