- Im Test: Elf Latexmatratzen mit abnehmbaren, waschbaren Bezügen in der Größe 90 x 200 cm, deren Kern ausschließlich aus Latex besteht. Die günstigste Matratze im Test kostet 649 Euro, die teuerste 1.130,50 Euro.
- Viele Naturlatexmatratzen können wir empfehlen. Allerdings erhält kein Produkt die Bestnote.
- Kritik gibt es für Antimon- und Nitrosaminbefunde, optische Aufheller sowie einen "deutlich wahrnehmbaren bis störenden" Geruch.
- In einem umfangreichen Praxistest widmete sich ein spezialisiertes Labor den Liege-/biomechanischen Funktionseigenschaften der Matratzen und prüfte Faktoren wie Härte und Härteprofil, Punkt- und Biegeelastizität sowie Schulterzonenwirkung und Körperzonenstützung mithilfe von speziellen Prüfstempeln.
Eine gute Matratze sollte dafür sorgen, dass wir uns im Schlaf so richtig erholen können: keine Rückenschmerzen, keine Nackenprobleme, kein unangenehmes Druckgefühl. Um das zu erreichen, muss die Wirbelsäule entspannt und natürlich liegen können. Die Matratze sollte sich aber auch möglichst gut an den Körper anpassen, um an den richtigen Stellen zu unterstützen und zu entlasten.
Darauf, aber unter anderem auch auf Schadstoffrückstände und den Geruch, haben wir elf Naturlatexmatratzen und ihre waschbaren Bezüge untersuchen lassen. Für den Test wählten wir bevorzugt Matratzen aus, die laut Anbieter Härtegrade wie "mittelfest" oder "medium" haben.
Was ist der Vorteil von Latexmatratzen?
Zunächst stellt sich aber die Frage: Welche Vorteile bieten eigentlich Matratzen aus Latex? Latex ist besonders elastisch, kann sich an den Körper anpassen und stützt auch bei höherem Gewicht. Da Latexmatratzen besonders biegsam sind, können sie außerdem gut mit verstellbaren Lattenrosten verwendet werden.
Allerdings sind sie auch vergleichsweise schwer. Wer eine Matratze mit Griffschlaufe kauft, hat weniger Probleme sie zu bewegen.
Stecken Schadstoffe in den Latexmatratzen im Test?
So viel zu den Vorteilen. Doch wie steht es nun um mögliche Schadstoffe in den Latexmatratzen im Test? Das von uns beauftragte Labor ist vereinzelt auf Substanzen gestoßen, die wir abwerten: Antimon und Nitrosamine. Antimonverbindungen kommen in der Polyester-Herstellung als Katalysator zum Einsatz. In unserem Test wies das Labor einen aus unserer Sicht erhöhten Gehalt in einer Polyesterwattierung nach. Das giftige Halbmetall kann sich mit dem Schweiß aus der Wattierung lösen.
Krebserregende Nitrosamine wiederum können sich bei der Latexverarbeitung bilden, wenn der Latex vom flüssigen Rohstoff zur elastischen Matratze wird. Um zu messen, ob und wie viele Nitrosamine die Matratzen abgeben, hat das Labor Stücke des Latexkerns in eine Prüfkammer gelegt, nach zwei Tagen Luftproben entnommen und sie auf eine Reihe von Nitrosaminen analysiert.
Übrigens: Gesetzlich festgelegte Grenzwerte für Nitrosamine gibt es zwar nicht. Die betroffenen Latexmatratzen im Test geben sie aber in einer Höhe ab, die die strengen Anforderungen des Qualitätsverbands umweltverträgliche Latexmatratzen (QUL) überschreitet. Dafür ziehen wir eine Note im Testergebnis Inhaltsstoffe ab.
Darüber hinaus zeigt unser Test, dass in einigen Produkten optische Aufheller stecken. Wir sehen diese Stoffe kritisch, weil sie schwer abbaubar und damit umweltbelastend sind, und werten sie unter den Weiteren Mängeln ab.
Einige Latexmatratzen riechen unangenehm
Ein weiterer Kritikpunkt: der Geruch. Latexmatratzen fallen schließlich oft durch ihren produkttypischen Geruch auf. Bei allen Naturlatexmatratzen in unserem Test war er wahrnehmbar, bei fünf schätzen die Prüfer den Geruch als deutlich wahrnehmbar bis störend ein.
Immerhin: Als stark störend oder sogar unerträglich empfanden die Prüfer aber keinen Matratzen-Geruch im Test.
Wie schneiden die Naturlatexmatratzen im Praxistest ab?
Wir haben die elf Latexmatratzen außerdem einem umfangreichen Praxistest unterzogen. Hierfür ließen wir die Produkte in einem Labor mit speziellen Prüfstempeln auf ihre elastischen Eigenschaften untersuchen.
Folgende drei Werte sind laut des von uns beauftragten Labors besonders wichtig für den Aufbau einer guten Matratze und gehen deshalb jeweils mit 30 Prozent in das Testergebnis Praxisprüfung ein:
- Punktelastizität: Ist eine Matratzenoberfläche punktelastisch, kann sie sich besonders gut an einzelne Körperregionen wie Ferse und Hinterkopf anpassen. Für die Eigenschaft, nur dort nachzugeben, wo sie belastet werden, sind Latexmatratzen besonders bekannt.
- Schulterzonenwirkung: Eine gute Schulterzonenwirkung sorgt dafür, dass die Schultern sowohl in Seiten- als auch in Rückenlage optimal einsinken, damit weder ein Schulterhochstand entsteht noch die Wirbelsäule überbeugt.
- Körperzonenunterstützung: Sie ist wiederum dafür verantwortlich, dass die Wirbelsäule in Rückenlage gut gestützt wird.
Welche Matratze aus Latex eignet sich für welche Person?
Anhand der Ergebnisse des Praxistests konnte das Labor auch Empfehlungen geben, welche Latexmatratze zu welcher Personengruppe tendenziell am besten passt. So eignen sich Matratzen mit einer guten Punktelastizität zum Beispiel besonders für Menschen, die empfindlich auf Druck reagieren. Die Schulterzonenwirkung und die Körperzonenstützung wurden anhand von drei unterschiedlichen Personengruppen bewertet:
- Klein/leicht (ca. 1,50 m, 45–50 kg)
- mittelgroß/mittelschwer (ca. 1,72 m, 70–75 kg)
- groß/schwer (ca. 1,85 m, 85–90 kg).
Entsprechend ergibt sich aus den einzelnen Prüfergebnissen, dass sich manche Matratzen für alle Menschen und andere zum Beispiel besonders für kleine/leichte bis mittelgroße/mittelschwere Personen eignen.
Latexmatratzen im Test sind unterschiedlich zoniert
Auch die Zonen in den Matratzen spielen dabei eine Rolle, denn diese können unterschiedlich hart oder weich abgestimmt sein, sodass sie besser oder schlechter für verschiedene Körperformen geeignet sind.
Ist eine Matratze etwa eher intensiv zoniert, also ist sie im Schulter- und Beckenbereich deutlich weicher als an der Lende, dann eignet sie sich laut Labor eher für Menschen mit ausgeprägten Körperkonturen. Das wären beispielsweise Frauen mit sehr schmaler Taille im Vergleich zu Schultern und Becken und Männer mit breiten Schultern oder aber Menschen mit Hohlkreuz.
Umgekehrt sind nicht oder kaum zonierte Matratzen eher für Menschen geeignet, bei denen Schultern, Taille und Becken etwa gleich breit sind. Die abgestimmten Zonen können auch dafür sorgen, dass der Lendenwirbelbereich besonders gut gestützt wird.
Die detaillierten Testergebnisse zur Praxisprüfung lesen Sie in unserer Tabelle im ePaper:
Welche Naturlatexmatratze ist die beste?
Fazit: Nach unserem Test können wir viele Latexmatratzen empfehlen. Allerdings sind nicht alle Produkte frei von Schadstoffen und nicht alle Matratzen können im Praxistest überzeugen. Die Empfehlungen aus unserem Praxistest können dabei helfen, eine erste Auswahl zu treffen. Genauso wichtig ist aber ausgiebiges Probeliegen.
Was bedeuten die Zertifizierungen?
Beim Kauf können Ihnen unter anderem Latexmatratzen mit einem QUL- oder FSC-Zertifikat begegnen. Was dahinter steckt:
- QUL e.V.: Der Qualitätsverband umweltverträgliche Latexmatratzen e.V. kontrolliert die Matratzen unter anderem umfangreich auf Schadstoffe. Auch Elastizität und Haltbarkeit werden getestet. Um die Bedingungen beim Latexanbau geht es bei dieser Zertifizierung allerdings nicht. In Zukunft soll aber allen Mitgliedern die Umstellung auf GOLS-Latex (Global Organic Latex Standard) vorgeschrieben werden. Dann muss der Naturlatex zum Beispiel aus biologischem Anbau stammen.
- FSC: Das FSC-Label erhalten Produkte, die aus Wäldern oder Plantagen stammen, die vom Forest Stewardship Council zertifiziert sind. Das Siegel soll Verbraucherinnen und Verbrauchern etwa versichern, dass das Produkt aus nachhaltig bewirtschafteten Wäldern stammt. Umweltschutzverbände kritisieren das Siegel allerdings immer wieder – unter anderem weil die Kontrolle in den Anbauländern oft nicht funktioniere.
Naturlatexprodukte fallen im Übrigen auch unter das kürzlich verschobene Entwaldungsgesetz (EUDR). Wenn es in Kraft tritt, darf Naturlatex nur noch in die EU importiert werden, wenn nachgewiesen wurde, dass für den Anbau der Kautschukbäume kein Wald gerodet wurde.
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