- Im Test: 20-mal Rotkohl im Glas oder im Standbeutel, darunter sechs Bio-Marken.
- Sechs Produkte schneiden mit Bestnote ab.
- In der Kritik stehen insbesondere Rückstände von besonders bedenklichen Pestiziden. Optimierungsbedarf sehen wir auch, was die Salz- und Zuckergehalte angeht.
- Nicht jedes geprüfte Rotkraut kann geschmacklich überzeugen.
Warum frischer Rotkohl gesund ist
Regional, saisonal und optisch ein Kracher: Eigentlich ist Rotkohl das perfekte Gemüse für diese Jahreszeit. Doch bevor wir zu unseren Testergebnissen kommen, stellt sich die Frage, wie gesund das Kraut eigentlich ist? Drei Vorteile des Gemüses:
- Im Rotkohl stecken viele gesunde Nährstoffe: Neben viel Vitamin C und K enthält das Gemüse auch B-Vitamine wie Niacin, Folsäure und Biotin sowie Vitamin E. Zudem stecken Mineralstoffe wie Eisen, Calcium, Kalium, Magnesium, Chlorid und Schwefel in den blauvioletten Köpfen.
- Senfölglycoside, die zu den sekundären Pflanzenstoffen gehören, verleihen dem Kohl seinen leicht bitteren, scharfen Geschmack. Sie stärken das Immunsystem, wirken antibakteriell, entzündungshemmend und sollen sogar bestimmten Krebsarten vorbeugen.
- Die Polyphenole, die für die intensive Farbe des Rotkohls sorgen, zählen ebenfalls zu den sekundären Pflanzenstoffen. Anthocyane schützen als Antioxidantien den Körper vor schädlichen freien Radikalen. Darüber hinaus wirken sie entzündungshemmend, antibakteriell und gefäßschützend.
Wie gesund ist Rotkohl aus dem Glas?
Frischer Rotkohl ist also sehr gesund. Da es jedoch seine Zeit braucht, um die blauvioletten Kohlköpfe zuzubereiten, greifen viele Menschen lieber auf die praktische Variante aus der Konserve zurück. Durch die Verarbeitung bzw. das Garen geht allerdings ein Teil der gesunden Nährstoffe verloren.
Das betrifft vor allem Vitamine, die empfindlich auf Luft oder Hitze reagieren bzw. wasserlöslich sind, erläutert Astrid Donalies, Pressesprecherin der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE), auf Nachfrage. So verringere sich etwa pro 100 Gramm der Vitamin C-Gehalt von 55 auf 20 Milligramm, die Menge an Folsäure sinke von 35 auf 10 Mikrogramm und der Gehalt an Kalium werde von 240 auf 125 Milligramm reduziert.
Industrielle Verarbeitung meist schnell und schonend
Allerdings weist die Ernährungsexpertin auch darauf hin, dass bei frischem Rotkohl ebenfalls empfindliche Nährstoffe verloren gehen können. Denn je länger der Kohl bis zur Zubereitung lagert, je höher die Temperaturen oder je mehr Wasser beim Kochen verwendet wird, desto größer seien mögliche Verluste. Schonende, wasserarme Garverfahren wie Dünsten oder Dämpfen können diese aber minimieren, so die Oecotrophologin.
Da habe das Fertigprodukt einen Vorteil, weil von der Ernte bis zur industriellen Verarbeitung meist nur wenig Zeit vergehe. Zudem werde das Gemüse in der Regel schnell und schonend weiterverarbeitet. Konserven enthalten laut Donalies jedoch mehr Salz. Eine gute Alternative seien hier TK-Produkte.
Auch Harald Seitz, Pressesprecher des Bundeszentrums für Ernährung (BZfE), hebt hervor, dass Vitaminverluste durch die kurze Erhitzung noch im engen Rahmen bleiben. "Wenn wir dasselbe zuhause tun, kochen wir üblicherweise den Rotkohl über einen längeren Zeitraum. Da ist dann zum Beispiel ein Vitamin C-Verlust von bis zu 80 Prozent möglich", betont er.
Außerdem gut zu wissen: Vitamin B2 und Folsäure sind sehr lichtempfindlich, wie der Ernährungswissenschaftler berichtet. "Je länger also bei Licht gelagert wird, desto höher die Verluste."
Rotkohl-Test: Wie schlagen sich Kühne, Hak & Co.?
Wenn Sie häufiger mal zu Rotkohl-Konserven greifen, könnte Sie unser aktueller Test interessieren. Wir wollten wissen, ob mit fertigem Rotkohl Schadstoffe in unserem Essen landen. Um das herauszufinden, haben wir 20-mal Rotkohl eingekauft und im Labor überprüfen lassen. Das Ergebnis: Sechs Produkte sind mit "sehr gut" empfehlenswert.
Labor findet besonders bedenkliche Pestizide
Unser Test zeigt aber auch, dass Rotkohl-Konserven teils ein Problem mit Pestizidrückständen haben. So hat das von uns beauftragte Labor beispielsweise Metabolite gefunden – Abbauprodukte von Captan und Spirotetramat. Captan ist vermutlich krebserregend, und Spirotetramat steht im Verdacht, die Fortpflanzungsfähigkeit des Menschen zu beeinträchtigen.
Die belasteten Produkte sind zwar nicht akut gesundheitsschädlich, wir stufen beide Spritzgifte aber als besonders bedenklich ein und werten sie daher auch in Spurengehalten ab.
Zu viel Salz in einigen Rotkohlen im Test
Ein weiterer Kritikpunkt betrifft die Salz- und Zuckergehalte: Einige Anbieter von Rotkohl-Konserven im Test haben unserer Ansicht nach zu tief in den Salztopf gegriffen. Ihr Rotkohl überschreitet laut Deklaration jeweils den Schwellenwert von 1,1 Gramm pro 100 Gramm, ab dem Fertig- und Halbfertigprodukte in Finnland einen Warnhinweis wegen eines zu hohen Salzgehalts tragen müssen.
Auch einen aus unserer Sicht zu hohen Zuckergehalt bemängeln wir. Bei der Bewertung orientieren wir uns an dem von der WHO empfohlenen täglichen maximalen Zuckerkonsum.
Zu wenig Apfel in Apfelrotkraut
Punktabzug gab es auch, wenn ein Anbieter bei einem als "Apfel-Rotkohl" bezeichneten Produkt an der namensgebenden Zutat knausert und weniger als zehn Prozent Apfelbestandteile einsetzt. Diese Mindestmenge schreiben die Leitsätze für Gemüseerzeugnisse zwar nur für tiefgefrorenen Apfel-Rotkohl vor. Wir legen diesen Maßstab jedoch analog auch für Konservenware an.
Negativ fielen uns in diesem Punkt zwei getestete Apfelrotkohle auf. Die eine Konserve enthielt nicht einmal drei Prozent Apfelstücke oder Apfelsaft – aus unserer Sicht viel zu wenig. Dagegen gibt der Hersteller des anderen betroffenen Rotkrauts im Test überhaupt nicht an, in welchen Mengen er das deklarierte Apfelsaftkonzentrat einsetzt.
Wie schmeckt das Rotkraut im Test?
Letztendlich haben wir alle Rotkohlkonserven auch professionell verkosten lassen. Am Geschmack hatten die Sensorikexpertinnen und -experten nur wenig auszusetzen. Die meisten schmeckten mehr oder weniger aromatisch, würzig, süß-säuerlich und fruchtig, einige explizit nach Apfel.
Die Prüfer monierten jedoch vereinzelt etwa "zu wenig Würzung", "unabgestimmte Würze", "zu wenig Säure" oder einen aromaarmen Geruch.
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