Tallinn, Dresden und Co.: Sechs Städte, in denen sich der Weihnachtsmarkt besonders lohnt

Magazin Dezember 2024: Bitterschokolade | Autor: Hannah Glaser | Kategorie: Freizeit und Technik | 05.12.2024

Auf dem Dresdener Weihnachtsmarkt gibt es die weltgrößte Stufenpyramide
Foto: Ondrej Bucek/Shutterstock

Jetzt leuchtet, glitzert und blinkt es wieder. Vielerorts in Europa gönnen sich Menschen in diesen Wochen ein paar Stunden Auszeit auf den Weihnachts- und Christkindlmärkten. Sechs Adressen lohnen den Besuch besonders – mal nostalgisch, mal traditionell, mal auf den Spuren von Charles Dickens. 

In der Weihnachtszeit kommen viele Menschen zur Ruhe und nehmen sich Zeit für ein bisschen Besinnlichkeit. Auch verleiht die winterliche Stimmung besonders historischen Städten eine ganz besondere Atmosphäre. Wir nehmen Sie mit auf eine Reise zu den sechs schönsten weihnachtlichen Orten und geben Ihnen Tipps, wie Sie die magische Adventsstimmung vor Ort am besten erleben können.

Weihnachtsmärkte in Dresden: Christstollen und Schwibbögen

Er ist zwar nicht so alt und berühmt wie der Striezelmarkt: Doch mit seiner stimmungsvollen Kulisse vor der Dresdner Frauenkirche muss sich der kleinere Weihnachtsmarkt-Bruder namens Advent auf dem Neumarkt nicht verstecken. Seit 2009 bieten auf dem historischen Markt im Stil der Gründerzeit Künstler, Handwerker und Händler ihre Waren feil. Eine winzige Zeitspanne im Vergleich zum Dresdner Striezelmarkt, der seit 1434 meist auf dem Altmarkt veranstaltet wird und mit zwei Millionen Besuchern einer der größten in Europa ist.

Herzstück ist die mit knapp 15 Metern weltgrößte erzgebirgische Stufenpyramide, die im Guinness-Buch der Rekorde notiert ist. Gekrönt von einem Flügelrad drehen 43 Figuren auf sechs Etagen ihre Runden. Typisch ist auch der begehbare Schwibbogen, der das Eingangstor zum Striezelmarkt bildet. Im kleinen Format leuchten Schwibbögen zur Vorweihnachtszeit in vielen Fenstern. Das Motiv stammt aus dem Bergbau, der Bogen symbolisiert den Himmel, die Lichter stehen für die Sehnsucht nach dem Tageslicht, das die Bergleute in der dunklen Winterzeit wegen der langen Schichten untertage kaum zu sehen bekamen.

Der Striezelmarkt leitet seinen Namen übrigens vom Dresdner Stollen ab, der im Mittelhochdeutschen Strutzel oder Striezel genannt wurde. Außer Stollen verkaufen die bunt dekorierten Buden süße frittierte Hefebällchen – die Dresdner Kräppelchen. Und natürlich Kunsthandwerk aus dem Erzgebirge. Die Nussknacker, Räuchermännchen und Schwibbögen sind aber nur dann echte Handarbeit, wenn sie teuer sind, alles andere ist made in China.

Infos: Der Striezelmarkt ist vom 28. November bis 23. Dezember täglich von 10 bis 21 Uhr geöffnet, am 24. 12. bis 14 Uhr. Am 7. Dezember feiern Bäcker und Konditoren das Stollenfest mit Festumzug, am 8. wird die Pfefferkuchenprinzessin gekrönt, und am 14. Dezember gibt es beim Pyramidenfest. Infos über das heimische Kunsthandwerk: striezelmarkt.dresden.de. Der Advent auf dem Neumarkt ist vom 28.11.24 bis 5.1.25 von 11 bis 22 Uhr geöffnet, außer 24.-26.12. adventaufdemneumarkt.de.

Weihnachtshauptstadt Straßburg: Zur Not aufs Boot

Star des Straßburger Weihnachtsmarkts ist der 30 Meter große Baum auf dem Place Kléber. Schon ab März jeden Jahres sind Spezialisten auf der Pirsch, um das schönste Exemplar in der Natur zu entdecken. Meist werden sie in den Wäldern der Vogesen fündig, wo das Prachtexemplar beim Fällen mit zwei Kranen gehalten wird, damit nichts knickt.

In Straßburg angekommen, wird der Baum mit 80 handverlesenen Zweigen aufgefüttert, sodass er das perfekte Volumen hat, um sieben Kilometer Lichtbänder mit 300 blinkenden Lichtern, 40 großen Kugeln und 180 leuchtenden Engeln, Kerzen, Äpfeln und Sternen zu tragen – ein Christbaum wie aus dem Märchen. Capitale de Noël nennt sich der Straßburger Weihnachtsmarkt, die "Weihnachtshauptstadt" existiert seit 1570 und gehört damit zu den ältesten Weihnachtsmärkten in Europa.

Doch nicht nur der Baum ist eine Attraktion, auch der Gang durch die Straßen und Gassen der Altstadt mit ihren geschmückten Fassaden wie den berühmten Teddybären in der Rue du Maroquin lohnt die Anreise. 300 Buden verteilen sich über das Zentrum und bieten Kunsthandwerk, Christbaumschmuck und Süßwaren. Herzhafte elsässische Spezialitäten wie Choucroute oder Jambonneau grillé genießt man am besten in Weinstuben wie bei Au Pont Corbeau am Quai Saint-Nicolas. Tarte flambée und Saucisse blanche mit Munster-Soße schmecken auch am Stand aus der Hand, genau wie die Dampfnudeln mit Apfelmus.

Und sollte es regnen oder sonstwie ungemütlich werden: Die verglasten Sightseeingboote von Batorama sind geheizt und schippern die Gäste bis in den späten Abend übers lichterschimmernde Wasser zu den schönsten Plätzen der Stadt.

Infos: Der Weihnachtsmarkt ist vom 24. November ab 14 Uhr bis zum 24. Dezember um 18 Uhr geöffnet. Der große Christbaum am Kléberplatz zeigt ab 16 Uhr zu jeder vollen Stunde eine eigene Lichtshow, um 22 und 23 Uhr ohne Musik. noel.strasbourg.eu/de/; visitstrasbourg.fr/de/entdecken/batorama.com/de.

Der Straßburger Weihnachtsmarkt nennt sich Capitale de Noël, die "Weihnachtshauptstadt"
Der Straßburger Weihnachtsmarkt nennt sich Capitale de Noël, die "Weihnachtshauptstadt" (Foto: princeztl/Shutterstock)

Krippenweg in Bamberg: 800 Jahre fromme Tradition

Der heilige Franz von Assisi sprach nicht nur mit den Tieren, er hat angeblich auch die Tradition der Weihnachtskrippe begründet. Am 24. Dezember 1223 soll er in Greccio, einer Einsiedelei nördlich von Rom, in einer Grotte das Weihnachtsevangelium nachgestellt haben – mit einem lebendigen Ochsen, einem Esel und einer Futterkrippe mit Heu. Damit wollte der Gründer des Franziskanerordens den Einheimischen die Weihnachtsgeschichte verständlicher machen, lesen konnten damals die wenigsten.

Ab dem 16. Jahrhundert sorgten die Jesuiten für eine europaweite Verbreitung in den Kirchen und Klöstern von Portugal, Spanien, Italien und Süddeutschland. Mit der Zeit wurden die Krippenfiguren immer kleiner, und die Heilige Familie wurde durch Engel, Hirten und die Weisen aus dem Morgenland ergänzt. Im 19. Jahrhundert wanderten die Krippen aus den Kirchen in die Wohnzimmer. Insbesondere in katholischen Gegenden wurde es Brauch, zu Weihnachten in der guten Stube die fromme Szene aus dem Stall von Bethlehem nachzustellen – mit kleinen Figuren aus Ton, Holz, Wachs oder Pappmaschee. Wichtig war, dass der kleine Jesus nicht vor Heiligabend in die Krippe gelegt werden durfte und dass die drei Könige und ihre Kamele erst am 6. Januar ihre Aufwartung machten.

Die Domstadt Bamberg, deren weithin sichtbare Kirchtürme die Silhouette dominieren, hat seit jeher eine besondere Leidenschaft für das in Szene gesetzte Weihnachtsgeschehen. Von Dezember bis Februar haben die Bamberger Krippen ihren großen Auftritt, und über 40 sind öffentlich zugänglich – von der Heimatkrippe im fränkischen Design bis zum orientalischen Ambiente, von schlicht bis spektakulär, von der Kleinkrippe bis zu Figuren in Lebensgröße.

Infos: Den Krippenweg, der quer durch die Kirchen und Plätze der Altstadt führt, kann man auf eigene Faust erwandern, am besten mit der 30-seitigen Broschüre Winter im Welterbe, die man bei der Tourist-Info bekommen oder online herunterladen kann. Bei den offiziellen Weihnachtsführungen stehen neben den Weihnachtsmärkten auch ausgewählte Krippen auf dem Programm, oder man bucht eine spezielle Krippenführung bei Dr. Skantze KulturErlebnis Bamberg. bamberg.infokultur.bamberg.destadtfuehrung-bamberg.de.

In Bamberg kann man auf dem Weg durch die Altstadt 40 Krippen entdecken
In Bamberg kann man auf dem Weg durch die Altstadt 40 Krippen entdecken (Foto: Andreas Zerndl/Shutterstock)

Tallinn in Estland: Wo der Nikolaus blau ist

Die estnische Hauptstadt ist nicht nur die am besten erhaltene mittelalterliche Stadt Nordeuropas, sondern auch die erste in Europa, die für die Öffentlichkeit einen geschmückten Weihnachtsbaum aufstellte – das war im Jahr 1441. Und weil Tallinn diesen historischen ersten Platz bis heute feiert, stellt fast jedes Haus in der Altstadt eine kleine geschmückte Tanne vor die Tür. Das prächtige große Exemplar auf dem Weihnachtsmarkt vor dem Rathaus ist nicht nur mit Kugeln und Lichtern behängt, sondern auch mit Wünschen: Kleine und große Besucher hängen traditionell ihre Wunschzettel an die Zweige – für eine elektrische Eisenbahn, für ein Smartphone, für Gesundheit, für den Weltfrieden.

Zwischen Fahrgeschäften und Ladenhäuschen gibt es alles zu kaufen, was warmhält – von Schaffellprodukten, Schals und dicken Handschuhen bis zu frisch gebackenen Waffeln und dem würzigen Glühwein, der nach allen Beeren duftet, die in den estnischen Wäldern wachsen – vom Sanddorn bis zur Moltebeere. Am Stand stehen immer auch Schalen mit Mandelsplittern und Rosinen, um den Glögg nach Wunsch aufzupeppen.

Wer eine herzhafte Grundlage mag, versucht den Blutpudding und das in Bier geschmorte Sauerkraut. Der heilige Nikolaus ist in Tallinn übrigens komplett in blauem Samt gekleidet und empfängt jeden Tag von 12 bis 18 Uhr die kleinsten Besucher – wer ein Gedicht aufsagt oder ein Lied singt, bekommt ein Geschenk.

Infos: Der Weihnachtsmarkt auf dem Rathausplatz ist vom 22. November bis 27. Dezember täglich von 10 bis 20 Uhr geöffnet. Freitags und samstags von 17 bis 19 Uhr sowie sonntags von 12 bis 14 Uhr treten Sänger und Tänzer auf. christmasmarket.ee/en; visittallinn.ee/eng.

Flixbusse fahren ohne Umsteigen in 23 Stunden von Berlin nach Tallinn, das Ticket kostet ab 46 Euro. flixbus.de/busverbindung/fernbus-berlin-tallinn

In Tallinn ist der Nikolaus blau und verteilt Geschenke, wenn man ihm ein Lied singt
In Tallinn ist der Nikolaus blau und verteilt Geschenke, wenn man ihm ein Lied singt (Foto: Andreas May/Shutterstock)

Trier: Wo Deutschlands einzige Glühweinkönigin residiert

Die Tourismusplattform European Best Destinations hat den Trierer Weihnachtsmarkt zum besten Weihnachtsmarkt in Deutschland gekürt, europaweit liegt er auf Platz 12 von 100. Ein Grund von vielen ist die romantische Kulisse auf dem mittelalterlichen Hauptmarkt und vor dem imposanten Trierer Dom. Die älteste Stadt Deutschlands lockt nicht nur mit 90 geschmückten Buden, sondern auch mit der ersten Deutschen Weihnachtsakademie, bei der die Familien Weihnachtslieder lernen und Schmuck basteln.

Für die Kleinen bringt die Puppenbühne Rheinland den Kasper mit seinen Freunden auf den Weihnachtsmarkt. Kulinarischer Renner sind die Krumperschnietcher – goldbraune Reibekuchen, wahlweise mit Mayo oder Apfelkompott, aber auch Teerdisch aus Sauerkraut, Kartoffelpüree mit Bratwurst oder Frikadelle. Für Süßmäuler gibt es den Birnenmuskuchen Birrebunnes mit Zimt, Anis und Koriander und dazu einen Winzerglühwein von der Mosel, den Deutschlands einzige Glühweinkönigin ausschenkt.

Infos: Vom 22. November bis 22. Dezember ist der Weihnachtsmarkt montags bis donnerstags von 10:30 Uhr bis 20 Uhr geöffnet, freitags und samstags bis 21:30 Uhr und sonntags von 11 bis 20 Uhr. trierer-weihnachtsmarkt.de; europeanbestdestinations.com/christmas-markets.

Telfs bei Innsbruck: Zurück ins London von Charles Dickens

Der englische Schriftsteller Charles Dickens, der Figuren wie Oliver Twist und David Copperfield schuf, hat mit seinem Roman Eine Weihnachtsgeschichte, im Original A Christmas Carol im Dezember 1843 dem Fest in England einen mächtigen Schub verliehen. Das kleine Buch vom bösen, geizigen, alten Ebenezer Scrooge, der sich am Ende geläutert zeigt und den Kindern seines Neffen Geschenke bringt, wurde erst in England und bald weltweit zum Renner. Jetzt kommt die Geschichte in Telfs bei Innsbruck als Musical auf die Bühne. Ein Ensemble aus 14 Darstellern und einer vierköpfigen Liveband nimmt die Besucher mit auf eine musikalische Reise ins London des 19. Jahrhunderts.

Die perfekte Einstimmung auf das Musical bietet der Viktorianische Weihnachtsmarkt vor der Rathaustür. Die Standbetreiber sind traditionell gekleidet, die schlicht geschmückten Holzhütten bieten kandierte Äpfel, Maronen und gebrannte Mandeln, aber auch Honig, Schinken und Speck aus der Region sowie Handwerkskunst und Gestricktes. Carol Singers sorgen für musikalische Untermalung, knisternde Feuerschalen, Fackeln, Kerzen und sanfte Laternen bringen Licht ins Dunkel.

Infos: Der Viktorianische Weihnachtsmarkt Telfs auf dem Eduard-Wallnöfer-Platz ist in der Zeit vom 6. bis 22. Dezember jeweils von Freitag bis Sonntag von 16 bis 22 Uhr geöffnet. Das Musical Scrooge ist am 7., 8., 13., 14., 15., 20., 21. und 22. Dezember jeweils von 17 bis 18:30 Uhr im Rathaussaal zu sehen, Tickets ab 25 Euro. scrooge-telfs.at.

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