Wann benutzt man eine Körperlotion?

Magazin Dezember 2024: Bitterschokolade | Autor: Marieke Mariani | Kategorie: Kosmetik und Mode | 14.12.2024

Gerade im Winter können Körperlotionen der Haut Feuchtigkeit geben.
Foto: Reshetnikov_art/Shutterstock

Im Winter können auch Menschen, die sonst keine Probleme haben, unter trockener, juckender und schuppender Haut leiden. Körperlotionen können Abhilfe schaffen. Der Dermatologe Dr. Ingo Schugt erklärt, was man beim Kauf beachten sollte, um der Haut Feuchtigkeit zu spenden und ihre Schutzbarriere zu stärken.

In so ziemlich jedem Badezimmer ist irgendwo eine Flasche Körperlotion zu finden. Sie gehört quasi zur Grundausstattung an Pflegeprodukten – selbst für Menschen, die sonst eher zurückhaltend mit Kosmetika sind.

Es scheint ein gewisser Konsens darüber zu herrschen, dass die Haut als mit durchschnittlich rund 1,7 Quadratmetern größtes Organ des Menschen etwas mehr Fürsorge verdient hat. Schließlich schützt es uns tagein, tagaus vor Umwelteinflüssen, lässt uns selbst feinste Berührungen spüren und beeinflusst wie kaum ein anderes unsere Selbstwahrnehmung.

Wer braucht eigentlich Körperlotion? 

Aber muss gesunde Haut überhaupt zusätzlich gepflegt werden? "Nicht unbedingt, denn der Körper ist mit Talgdrüsen und Schweißdrüsen ausgestattet und sorgt letztlich schon beim Aufbau der Haut dafür, dass sie intakt und in Ordnung ist", sagt Dr. Ingo Schugt. Gesunde Haut brauche nicht zwangsläufig zusätzliche Pflege.

Absprechen möchte der Dermatologe den Körperlotionen ihre Daseinsberechtigung dennoch nicht – vor allem im Winter. Der einfache Grund: Je kühler die Temperaturen, desto langsamer arbeitet die körpereigene Talgproduktion und schafft es irgendwann nicht mehr, die Haut mit ausreichend Fett zu versorgen. Trockene Heizungsluft und reibende Kleidung tragen ihr Übriges dazu bei, den natürlichen Schutzmantel der Haut zu schwächen.

Besonders ältere Menschen brauchen zusätzliche Feuchtigkeit

Selbst wer sonst keine Probleme hat, kann deshalb zumindest in der kälteren Jahreszeit unter trockener, schuppender und rissiger Haut leiden. "Menschen mit trockener Haut sollten tatsächlich regelmäßig Lotionen verwenden, um Feuchtigkeit und rückfettende Wirkstoffe in die Haut zu bringen und die geschwächte Hautschutzbarriere zu stärken. Je besser diese ist, desto geringer ist das Risiko, dass aus einer trivialen Trockenheit ein richtiges Ekzem wird."

Dieses Risiko steige mit fortschreitendem Alter, gerade ältere Menschen litten häufiger unter dem sogenannten Austrocknungsekzem, das typischerweise an den Schienbeinen auftrete. Mit den Jahren sinke die körpereigene Fett- und Feuchtigkeitsversorgung und mache die Haut anfälliger dafür. Um es gar nicht erst so weit kommen zu lassen, empfiehlt Schugt älteren Menschen, ihre Haut regelmäßig, vor allem nach dem Duschen mit einer Körperlotion zu pflegen. Denn jeder Kontakt mit Wasser entzieht der Haut immer auch Feuchtigkeit.

Gewöhnt die Haut sich an Pflege?

Die Sorge, dass die Haut sich durch regelmäßiges Eincremen an die Feuchtigkeits- und Fettversorgung von außen gewöhnt und deshalb die Eigenproduktion einstellt, sei indes unbegründet, sagt der Dermatologe. Für diese Befürchtung gebe es bislang keine stichhaltigen Belege. Nichtsdestotrotz kann es auch zu viel des Guten sein.

Neben der perioralen Dermatitis, früher oft als "Stewardessenkrankheit" bezeichnet, die vor allem durch zu viel Kosmetik im Gesicht auftritt, kann auch der Körper überpflegt werden. "Das kann vor allem dann passieren, wenn man besonders öl- oder fettreiche Produkte verwendet, denn Fette können okklusiv sein, also die Poren verschließen", erläutert Schugt.

"Hat man dann vielleicht noch vermehrt Keime auf der Haut, kann das zu Entzündungen führen. Ein Beispiel ist, wenn man nach dem Rasieren der Beine eine zu fette Creme aufträgt. Dann kann es sein, dass am nächsten Tag alles voll mit roten Pickeln ist."

Die Haut braucht Feuchtigkeit 

Welche Inhaltsstoffe braucht eine gute Bodylotion also? "Essenzielle Bestandteile sind solche, die der Haut Feuchtigkeit spenden und ihr helfen, den natürlichen Fettschutzmantel wiederherzustellen", betont der Dermatologe. Für die Feuchtigkeitsversorgung haben sich laut Schugt vor allem drei Substanzen bewährt: Urea, Hyaluronsäure und Glycerin. Gerade Urea sei sehr verträglich und könne schon bei Kindern angewendet werden.

"Allerdings kommt es dabei sehr stark auf die Konzentration an", betont der Hautarzt. "Feuchtigkeitsspendend und -bindend sind Konzentrationen von drei bis zehn Prozent – Erwachsene können Pflegelotionen mit zehn, Kinder besser nur drei oder fünf Prozent verwenden."

Zu viel Urea hingegen, in Konzentrationen von 20 oder sogar 40 Prozent, binde keine Feuchtigkeit, sondern breche sogar Hornhaut auf. Das sei zwar in manchen Fällen, zum Beispiel bei Nagelpilz, ein erwünschter Effekt – zur Körperpflege allerdings völlig ungeeignet.

Hyaluronsäure überzeugt vor allem durch ihre starke Wasserbindungskapazität. "Weil die Hyaluronsäure aber auch ein riesengroßes Molekül ist, dringt sie nicht bis nach unten in die Haut. Man kann also durch eine Hyaluronsäurecreme nicht die Hyaluronsäureunterspritzung ersetzen." Sie sei zwar geeignet, um Feuchtigkeit in die Haut zu ziehen – mehr könne sie aber nicht leisten. Ähnlich steht es um Glycerin, einem der bewährtesten Kosmetikinhaltsstoffe, um Feuchtigkeit in der oberen Hautschicht zu binden.

Natürliche Öle und Fette sorgen für rückfettenden Effekt

Für den rückfettenden Effekt können vor allem natürliche Öle und Fette punkten. "Ich halte Jojobaöl für sehr gut, weil es dem hauteigenen Talg sehr ähnlich ist", sagt Schugt. Auch Linol- und Linolensäure, wie sie zum Beispiel in Olivenöl oder Leinöl enthalten sind, haben sowohl äußerlich aufgetragen, als auch über die Nahrung aufgenommen, positive Auswirkungen auf die Haut. Sheabutter, Kokosöl, Mandelöl oder das etwas teurere Arganöl eigneten sich ebenfalls gut zur Hautpflege.

"Ein weiterer verbreiteter Wirkstoff, der in jeder Körperlotion sehr sinnvoll ist, ist Panthenol – auch bekannt als Provitamin B5. Es ist beteiligt an der Epithelisierung der Haut, also einfach ausgedrückt an der Hautbildung, und wird deshalb auch in Wundcremes gerne eingesetzt." Und auch Vitamine oder Antioxidantien könnten in einer Pflegelotion durchaus sinnvoll sein – aber nur, betont Schugt, wenn sie in eine gute, stabile Rezeptur eingebettet seien. Alles, was in einer Kosmetikrezeptur darüber hinausgehe, sagt er, sei im Prinzip Luxus.

Den Wohlfühlfaktor eines angenehmen Duftes möchte der Hautarzt zwar nicht kleinreden, wer zu Duftstoffallergien neigt, greift allerdings besser zu einer unparfümierten Variante und hält die Inhaltsstoffliste von Pflegeprodukten auch darüber hinaus am besten eher kurz.

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