Fertiger Pizzateig im Test: Kritik an Keimen, zu viel Salz und Phosphaten

Magazin Januar 2024: Gesichtscremes | Autor: Vanessa Christa/Julia Dibiasi/Hannah Pompalla | Kategorie: Essen und Trinken | 09.01.2024

Fertiger Pizzateig im Test: Wir haben 19 Produkte überprüft.
Foto: ÖKO-TEST

Pizza ist daheim mit fertigen Pizzateigen schnell selbst gemacht. Aber sind die Produkte aus den Kühlregalen auch empfehlenswert? Wir haben 19 Fertigteige geprüft, nur ein Produkt ist "sehr gut". Häufigste Kritikpunkte: Erhöhte Keimzahlen und enthaltene Phosphate. 

  • Wir haben 19 fertige Pizzateige zur Überprüfung ins Labor geschickt, vier davon sind Bio-Produkte. Unter den Testprodukten befinden sich auch fünf Pizza-Sets, bestehend aus Fertigteig und Tomatensoße. Überprüft wurde nur der Teig.
  • Ergebnis: Nur ein fertiger Pizzateig schneidet mit "sehr gut" ab, vier Produkte fallen durch den Test.
  • In der Kritik: Keimbelastungen, Pestizidrückstände, umstrittene Phosphate und aus unserer Sicht erhöhte Salzgehalte. 

Wer Pizza selbst machen will, greift häufig zu fertigem Pizzateig: Der lässt sich einfach mit den Lieblingszutaten belegen und es dauert nicht lange, bis das Essen duftend aus dem Ofen kommt. Aber was steckt eigentlich in den Fertig-Pizzateigen drin? Und wie steht es um bedenkliche Inhaltsstoffe? 

Lidl, Aldi & Co.: Fertig-Pizzateig im Test

Wir wollten das genau wissen und haben 19 Pizzateige zur Analyse in unabhängige Labore geschickt. Das Ergebnis: Vier Produkte landen im grünen Bereich – Ein Teig schneidet mit Bestnote ab, drei weitere sind immerhin "gut".

Wie so oft, gibt es aber einige Produkte, die negativ auffallen. Das liegt unter anderem an enthaltenen Keimen, Rückständen von Pestiziden und umstrittenen Phosphatzusätzen. Doch eins nach dem anderen.

Mit fertigem Pizzateig lässt sich die Lieblingspizza schnell und bequem zu Hause herstellen.
Mit fertigem Pizzateig lässt sich die Lieblingspizza schnell und bequem zu Hause herstellen. (Foto: Alena Haurylik/Shutterstock)

Labor stößt auf bedenkliche Keime in Pizzateigen

Beginnen wir mit den Keimen: Bei zwei Fertig-Pizzateigen im Test hat das Labor eine Gesamtkeimzahl festgestellt, die den empfohlenen Richtwert für feuchte, verpackte, gefüllte und ungefüllte Teigwaren der Deutschen Gesellschaft für Hygiene und Mikrobiologie (DGHM) übersteigt, jedoch noch unter dem Warnwert – also dem Wert ab dem die Behörden aufgrund von Hygienemängeln tätig werden – liegt.

Obwohl die erhöhte Gesamtkeimzahl (noch) nicht im gesundheitsgefährdenden Bereich liegt, finden wir, dass die betroffenen Hersteller für geringere Keimzahlen sorgen sollten und ziehen eine Note ab.

Das gilt insbesondere für einen Pizzateig, in dem hat das Labor zusätzlich eine Menge an Enterobakterien gefunden hat, die ebenfalls über dem von uns herangezogenen DGHM-Richtwert, aber unter dem entsprechenden Warnwert liegt. Zur Erklärung: Enterobakterien sind Darmbakterien, die in hoher Konzentration für Magen-Darm-Verstimmungen sorgen können. 

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E.coli-Bakterien in Fertig-Pizzateig im Test 

Auch in anderen fertigen Pizzateigen im Test lag der ermittelte Gehalt an Enterobakterien über dem Richtwert. Einmal sind wir obendrein auf STEC gestoßen. STEC gehören zu den krankmachenden unter den E.coli-Bakterien und können beim Menschen schwere Darmentzündungen verursachen.

Obwohl mit der angewandten Labormethode nicht nachgewiesen werden kann, ob die gefundenen STEC-Bakterien noch lebendig und damit fortpflanzungsfähig waren, können wir es auch nicht ausschließen. Daher werten wir den STEC-Befund zusätzlich ab.

Und damit nicht genug: Das Labor ist auch einmal auf eine Menge Bacillus cereus gestoßen, die über dem von uns herangezogenen Richtwert, aber unter dem Warnwert liegt. Laut dem Bundesinstitut für Risikobewertung können diese Keime beim Menschen Magen-Darm-Erkrankungen hervorrufen.

Um mögliche Keime abzutöten, sollte der Fertig-Pizzateig stets gut durchgebacken werden.
Um mögliche Keime abzutöten, sollte der Fertig-Pizzateig stets gut durchgebacken werden. (Foto: veseba/Shutterstock)

Fertig-Pizzateige nicht roh essen

Was kann man also tun, um sich vor möglichen Keimen zu schützen? Um diese abzutöten, sollte fertiger Pizzateig vor dem Verzehr immer gut durchgebacken und niemals roh verzehrt werden. Immerhin: Viele, aber leider nicht alle betroffenen Teige tragen einen entsprechenden Warnhinweis auf der Verpackung. Zudem ist es besser, sich die Hände zu waschen, sobald der Teig im Ofen ist.

Übrigens: Neben dem Abtöten von Keimen ist der in fast allen Pizzateigen zu Konservierungszwecken eingesetzte Alkohol ein weiteres Argument, warum man die fertigen Teige immer lange genug backen und nicht roh essen sollte.

Pestizide mit Wirkverstärker entdeckt

Was ist außerdem im Test von fertigen Pizzateigen aufgefallen? Das beauftragte Labor hat in einigen Produkten Rückstände von Pestiziden und Wirkverstärkern gefunden. Diese sind in der gefundenen geringen Konzentration zwar nicht akut giftig. Doch über die Wechselwirkungen von Rückständen von mehr als einem Pestizid oder Wirkverstärker ist bislang wenig bekannt.

Da wir unerwünschte gesundheitliche Auswirkungen somit nicht gänzlich ausschließen können, werten wir Produkte ab, in denen wir Spuren mehrerer Pestizide oder Wirkverstärker entdeckt haben. Das betrifft drei Fertig-Pizzateige in unserem Test.

Einer davon enthält zusätzlich Deltamethrin, das wir als besonders bedenklich ansehen. Es wird als Nervengift gegen Insekten eingesetzt, gefährdet aber auch wichtige Bestäuber wie Bienen. Das Pestizid Aktions-Netzwerk Germany stuft das Insektizid als "hochgefährlich" ein.

Kritik für enthaltene Phosphate

Kritisch sehen wir es auch, dass in den meisten Fertig-Pizzateigen im Test Phosphate stecken. Phosphat ist wichtig für die Knochen und wird über die Nahrung vom Körper aufgenommen. Ein Zuviel an Phosphaten kann jedoch den Nieren schaden.

Die in vielen Teigen als Backtriebmittel enthaltenen Diphosphate ließen sich leicht durch andere unbedenkliche Backtriebmittel wie Weinstein oder eine Natron-Zitronensäure-Kombination ersetzen.

Zu viel Salz in fertigen Pizzateige im Test

Auch Salz, oder genauer: Natriumchlorid, braucht der Körper zwar, aber nur in Maßen. Denn während Natrium für ein funktionierendes Muskel- und Nervensystem wichtig ist, kann übermäßiger Salzkonsum das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Bluthochdruck steigern.

Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) empfiehlt daher täglich nur sechs Gramm Salz zu sich zu nehmen. Die meisten Menschen nehmen laut einer Studie des Bundesgesundheitsministeriums jedoch 8,5 bis 10 Gramm, also zu viel Salz zu sich. Das hängt laut DGE auch mit unerwartet hohen Salzgehalten in fertigen Lebensmitteln zusammen.

In Finnland müssen fertige und halbfertige Lebensmittel, die mehr als 1,1 Gramm Salz enthalten, einen Warnhinweis tragen. Wir orientieren uns an dieser Regel zum Verbraucherschutz und werten Teige mit höheren Salzgehalten ab – das betrifft mit einer Ausnahme alle Produkte im Test.

Notenabzüge für Deklarationsmängel

Bei einem Fertig-Pizzateig werten wir zusätzlich einen zu niedrig deklarierten Salzgehalt ab: Der im Labor gemessene Gehalt liegt um mehr als 20 Prozent darüber. 

Weitere Deklarationsmängel sind aus unserer Sicht die unrealistisch kleinen Portionsgrößen auf zwei Produkten. Denn 43 bzw. 66,7 Gramm Pizzateig halten wir für zu wenig. Mit der kleinen Portion lässt sich auch die Kalorienzahl kleinrechnen.

In glutenfreien Pizzateigen im Test steckt mehr Zucker

Eine gute Nachricht für alle, die kein Gluten vertragen: Die Pizzateige, die als glutenfrei ausgelobt sind, halten was sie versprechen. Das hat das Labor bestätigt.

Die betroffenen Produkte enthalten allerdings im Gegensatz zu den anderen Teigen etwas Zucker. Zwei Anbieter reagierten auf den Befund: Der eine gab an, der Zucker unterstütze die Hefetätigkeit, der andere erklärte, dass der Zucker für den Geschmack wichtig sei.

Apropos Geschmack: Auf einem fertigen Pizzateig im Test sind "natürliche Aromen" deklariert, auf allen anderen Produkten nicht. Aus unserer Sicht haben Lebensmittel, die ihren Geschmack aus den eingesetzten Grundzutaten beziehen eine höhere Qualität als solche, deren Geschmack die Hersteller mit Aromen aufpeppen. Die allermeisten Teige im Test kommen denn auch ohne den Zusatz von Aromen aus.

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Wir haben diese Produkte für Sie getestet

Testverfahren

Insgesamt haben wir 19 Fertigteige, darunter vier Bio-Produkte getestet. Unter den Testprodukten befanden sich auch fünf Pizza-Sets, bestehend aus Fertigteig und Tomatensoße. Untersucht wurde jedoch nur der Pizzateig. Eingekauft hat das von uns beauftragte Labor die Produkte in Supermärkten und Discountern zu Preisen zwischen 1,39 und 7,95 Euro pro Packung.

Untersucht wurden eine eventuelle Keimbelastung der Fertigteige, beispielsweise mit Salmonellen, genauso wie eventuelle Rückstände von Schimmelpilzgiften (Mykotoxinen) oder Pestiziden, darunter auch die Wachstumsregulatoren Chlormequat und Mepiquat. Ebenfalls analysieren ließen wir, ob die Teige Kontaminanten wie Mineralölkohlenwasserstoffe (MOSH/MOAH) oder Rückstände von Desinfektionsmitteln wie Chlorat/Perchlorat enthielten.

Darüber hinaus ließen wir bei Teigen, die Phosphate als Zutat deklariert hatten, die Phosphat- und bei allen Teigen die Natriumgehalte bestimmen. Pizzateige, die Reismehl enthielten, hat das Labor zudem auf Arsen getestet. Bei Teigen, die laut Zutatenverzeichnis Maismehl oder Maisstärke enthielten, wurde überprüft, ob genmanipulierte Sorten eingesetzt wurden. Wir haben außerdem analysieren lassen, ob als "glutenfrei" ausgelobte Pizzateige tatsächlich glutenfrei sind. Die Untersuchungen zur Mikrobiologie der Pizzateige wurden zum Ende der Mindesthaltbarkeit durchgeführt. Die Teige waren zum Zeitpunkt der Laboranalysen jedoch noch haltbar.  

Bewertungslegende

Soweit nicht abweichend angegeben, handelt es sich bei den hier genannten Abwertungsgrenzen nicht um gesetzliche Grenzwerte, sondern um solche, die von ÖKO-TEST festgesetzt wurden. Die Abwertungsgrenzen wurden von ÖKO-TEST eingedenk der sich aus spezifischen Untersuchungen ergebenden Messunsicherheiten und methodenimmanenter Varianzen festgelegt.

Bewertung Testergebnis Inhaltsstoffe: Unter dem Testergebnis Inhaltsstoffe führt zur Abwertung um jeweils eine Note: a) ein deklarierter Salzgehalt von mehr als 1,1 g/100g (angelehnt an den Schwellenwert für einen Warnhinweis bei hohem Salzgehalt von Fertig-/Halbfertiggerichten in Finnland); b) eine gemessene aerobe Gesamtkeimzahl von mehr als 1 × 1x10⁶ KBE/g (in Tabelle: "Gesamtkeimzahl erhöht"). Dieser Wert entspricht einer Überschreitung des DGHM-Richtwerts für feuchte, verpackte, gefüllte und ungefüllte Teigwaren; c) ein gemessener Gehalt an Enterobacteriaceae von mehr als 1 × 10² KBE/g (in Tabelle: "Enterobakterien erhöht"). Dieser Wert entspricht einer Überschreitung des DGHM-Richtwerts für feuchte, verpackte, gefüllte und ungefüllte Teigwaren; d) ein gemessener Gehalt an Bacillus cereus von mehr als 1 × 10² KBE/g (in Tabelle: "Bacillus cereus erhöht"). Dieser Wert entspricht einer Überschreitung des DGHM-Richtwerts für feuchte, verpackte, gefüllte und ungefüllte Teigwaren; e) der Nachweis von STEC (in Tabelle: "STEC"); f) der Nachweis von zwei bis sechs Pestiziden und/oder Wirkverstärkern; g) ein als besonders bedenklich eingestuftes Pestizid in gemessenen Gehalten von mehr als 0,01 mg/kg (hier: Deltamethrin); als besonders bedenklich werden Pestizide eingestuft, wenn sie PAN-gelistet sind (in Gruppe 2 oder als bienentoxisch), nach EU-Datenbank oder ECHA kanzerogen oder reproduktionstoxisch sind oder aus Gründen der Toxizität in der EU nicht mehr zugelassen sind; h) der Zusatz von Aroma/natürlichen Aromen; i) Phospate.  

Bewertung Testergebnis Weitere Mängel: Unter dem Testergebnis Weitere Mängel führt zur Abwertung um eine Note: a) eine Abweichung des deklarierten Salzgehalts vom im Labor ermittelten Wert von mehr als ±20 % bei deklarierten Salzgehalten über 1,25 g/100 g. Diese Bewertung basiert auf dem EU-Leitfaden für Toleranzen zur Nährwertdeklaration für die Lebensmittelüberwachung; b) die angegebene Portionsgröße zur Berechnung der Nährwerte bezieht sich auf eine unserer Ansicht nach zu geringe Portionsgröße von weniger als 100 Gramm.

Das Gesamturteil beruht auf dem Testergebnis Inhaltsstoffe. Ein Testergebnis Weitere Mängel, das "gut" ist, verschlechtert das Gesamturteil nicht. Steht bei konkret benannten Analysenergebnissen "nein" bedeutet das "unterhalb der Bestimmungsgrenze" oder "unterhalb der Nachweisgrenze" der jeweiligen Test- methode.

Testmethoden

Mineralölbestandteile: nach DIN EN 16995:2017-08 mod.; die Modifikation betrifft die Verseifung und eine andere Matrix; Messung mittels LC-GC/FID.
Pestizid-Screening: GC-MS/MS und LC-MS/MS nach DIN EN 15662:2018-07.
Chlormequat/Mepiquat: nach ASU L 00.00-76:2008-12.
Mykotoxine: LC-MS/MS (Bestimmung im homogenisierten Probenmaterial aus drei Packungen).
Gesamtkeimzahl, aerob: DIN EN ISO 4833-2: 2022-05.
Enterobacteriaceen: ASU L 00.00-133/2: 2019-12.
Präsumtive Bacillus cereus: ASU L 00.00-33: 2021-03.
E. coli: ASU L 00.00-132/1: 2021-03.
L. monocytogenes: ASU L 00.00-22: 2018-03.
Koagulase-pos. Staphylokokken: ASU L 00.00-22: 2018-03.
Salmonellen: ASU L 00.00-20: 2021-07.
STEC: PCR, DIN CEN ISO/TS 13136:2013-04
Natrium, Phosphat: Aufschluss nach DIN EN 13805:2014-12. Messung nach ASU L 00.00-144:2019-07.
Arsen (in Produkten auf Reisbasis): Aufschluss gemäß DIN EN 13805 : 2014-12, Messung nach DIN EN 15763 : 201-04.
Gluten (in glutenfrei deklarierten Produkten): ELISA
Gentechnisch veränderte Bestandteile (in Produkten auf Maisbasis): P35S, T-nos nach ASU L 00.00-122:2008-06; NOS: ASU L 00.00-122: 2008-06, Cry1Ab/Ac: PCR-Verfahren, pat, EPSPS: ASU L 00.00-154: 2014-08 mod. (Die Modifikation betrifft die Anpassung der Primer- und Sondenkonzentration.)
Chlorat/Perchlorat: LC-MS/MS

Einkauf der Testprodukte: September 2023.

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