- Wir haben 19 Einlagen für Menschen mit Blasenschwäche getestet. Die Produkte sind laut Verpackung als "normal", "mittel", "Level 2" oder mit einer vergleichbaren Saugleistung deklariert und/oder illustrieren dies mit drei bis fünf Tröpfchen. Im Einkaufskorb landeten drei Produkte speziell für Frauen, fünf für Männer und zwölf Produkte, die entweder als Unisex empfohlen sind oder keine spezielle Zielgruppe angeben.
- Fünf Inkontinenz-Einlagen für Männer und Frauen sind mit Bestnote rundum empfehlenswert.
- Zwei Einlagen bei Blasenschwäche fallen durch ihre geringe Saugleistung negativ auf. Darüber hinaus enthalten die meisten Produkte halogenorganische Verbindungen. Viele Stoffe aus dieser Gruppe gelten als allergieauslösend, fast alle reichern sich in der Umwelt an.
Ob nach einer Entbindung oder als Folge von Alterungsprozessen: Für eine Blasenschwäche gibt es viele Ursachen. Aus falscher Scham leiden Betroffene lieber im Stillen und hangeln sich so lange wie möglich mit Einlagen durch.
Dabei ist die Blasenschwäche verbreiteter, als man denken mag. Zudem kann es Menschen fast jeden Alters treffen. "Die Harninkontinenz ist eine Volkskrankheit", sagt Daniela Schultz-Lampel, Direktorin des Kontinenzzentrums Südwest in Donaueschingen. So seien in Deutschland etwa acht bis zehn Millionen Menschen davon betroffen.
Was löst Inkontinenz aus?
Eine Harninkontinenz kann aus verschiedenen Gründen entstehen. Zwei Formen der Blasenschwäche sind am häufigsten:
- Die "Belastungskontinenz": Hier versagt der Schließmuskel am Blasenausgang, wenn sich beim Husten, Lachen, Niesen oder Heben schwerer Gegenstände der Druck im Bauchraum erhöht. Dahinter steckt häufig ein lädierter Beckenboden. Ist er geschwächt, beeinträchtigt das auch die Funktion des angrenzenden Blasen-Schließmuskels. Vor allem Frauen sind von dieser Form der Blasenschwäche betroffen.
- Die "Dranginkontinenz": Diese Form wird bei beiden Geschlechtern mit zunehmendem Alter die vorherrschende Form der Harninkontinenz. Hier kann die Blase weniger speichern als zuvor und meldet früher ans Gehirn, dass sie voll ist. Eine häufige Ursache dafür sind Abbauprozesse im Gehirn, in deren Folge die Übermittlung von Signalen schlechter funktioniert.
Treten beide Formen der Blasenschwäche in Kombination auf, sprechen Fachleute von einer "Mischinkontinenz".
Kann die Inkontinenz wieder verschwinden?
Für eine schwache Blase gibt es viele Behandlungsmöglichkeiten, von Beckenbodentraining über Medikamente bis zu Elektrostimulation oder Operation. "80 Prozent der Fälle kann man heilen", sagt Daniela Schultz-Lampel.
Vier von fünf Betroffenen gingen allerdings nicht zum Arzt. Sie nehmen ihre schwächer werdende Blase als schicksalsgegeben, leiden still vor sich hin und schlagen sich mit Einlagen durch. Viele Hausärzte wiederum sprechen Patienten ungern darauf an, weil das eine aufwendige Anamnese nach sich ziehe, erzählt die Fachärztin für Urologie.
"Dabei kann man eigentlich fast immer was machen und es ist auch meistens nicht zu spät. Das Wichtigste ist, erst mal die Ursachen einer Inkontinenz zu erkennen und dann gezielt zu behandeln."
Was kann man tun bei Inkontinenz?
Und was kann man selbst gegen Blasenschwäche machen? Ist ein geschwächter Beckenboden das Problem, lässt sich durch gezielte Übungen relativ einfach gegensteuern. Auch moderate Sportarten wie Schwimmen, Radeln, Pilates oder Yoga kräftigen den Beckenboden.
Sportarten wie Joggen, Volleyball oder Tennis sind dagegen kontraproduktiv. Auch Übergewicht und häufige Verstopfung gehören zu den Risikofaktoren. Regelmäßige Bewegung und eine gesunde, ballaststoffreiche Ernährung sind somit wichtige Maßnahmen zur Vorbeugung.
Eine beginnende Dranginkontinenz kann durch ein paar Verhaltensregeln gemildert werden: Dazu gehört, Kaffee und kohlensäurehaltige Getränke nur in Maßen zu trinken und nicht schon bei den kleinsten Anzeichen von Harndrang eine Toilette aufzusuchen. "Man kann sich die Blase auch klein trainieren", sagt die Expertin.
Besser sei es, den Toilettengang etwas hinauszuzögern – nicht zu oft, aber auch nicht zu selten Wasser zu lassen. Achtmal pro Tag pinkeln und zweimal pro Nacht gelten noch als normal.
Always, Tena & Co: Inkontinenz-Einlagen für Männer und Frauen im Test
Gegen die Harninkontinenz lässt sich also etwas tun. Inkontinenz-Einlagen sollten eine Behandlung nicht ersetzen, sondern höchstens begleiten. Aber welche Produkte sind die richtigen?
Wir haben 19 verschiedene Einlagen getestet, die als "normal", "mittel" oder mit einem diesen Kategorien entsprechenden Sauglevel ausgelobt sind. Fünf Inkontinenz-Einlagen sind speziell für Männer ausgelobt, drei für Frauen. Die restlichen Produkte sind entweder als Unisex empfohlen oder wenden sich an keine spezielle Zielgruppe.
Welche Inkontinenz-Einlagen sind die besten?
Klar ist: Eine gute Einlage bei Blasenschwäche muss sich angenehm tragen. Und sie muss vor allem Verlässlichkeit bieten. Maßgeblich für unseren Test war deshalb eine umfassende Praxisprüfung mit Anwendertest und Labortest.
Zum einen trugen je 30 Frauen und Männer mit leichter oder mittlerer Blasenschwäche die Einlagen über drei Tage hinweg und bewerteten anschließend Eigenschaften wie Tragekomfort, Passform oder Handhabung. Im zweiten Teil ließen wir die Saugleistung der Einlagen unter standardisierten Bedingungen von einem Speziallabor überprüfen. Zudem haben wir die Produkte auf kritische Stoffe untersuchen lassen.
Das Testergebnis ist erfreulich: Viele Inkontinenz-Einlagen für Männer und Frauen sind empfehlenswert, fünf sogar mit Bestnote. Positiv ist, dass alle Produkte im Anwendertest in einen "guten" Bereich und damit nahezu gleichauf liegen. Anders sieht das beim Labortest aus. Hier gibt es Einlagen, die negativ auffallen.
Wie gut saugen die Inkontinenz-Einlagen Flüssigkeit auf?
Inkontinenz-Einlagen müssen häufig eine größere Menge Urin in kurzer Zeit aufsaugen. Das Labor simulierte deshalb drei Flüssigkeitsschwälle à 30 Milliliter. Diese 90 Milliliter Flüssigkeit entsprechen der Urinmenge, die Menschen an der Obergrenze einer leichten Harninkontinenz laut offizieller Einteilung der Deutschen Gesellschaft für Pflegehilfsmittelversorgung in vier Stunden etwa verlieren.
Das Labor ermittelte, wie schnell die Produkte die Flüssigkeit aufsaugen und ob sie diese auch noch unter Druck in ihrem Inneren festhalten konnten ("Rücknässung"). Die Bilanz: Viele Einlagen waren in der Lage, die drei Flüssigkeitsanstürme jeweils in einer sehr guten Geschwindigkeit aufzunehmen.
Zwei Einlagen fallen jedoch aus der Reihe: Eine konnte schon beim zweiten Schwall nichts mehr aufsaugen, bei der anderen war beim dritten Schwall Schluss. Entsprechend stark fällt bei beiden Einlagen die Rücknässung aus.
Auf der Verpackung fehlt ein wichtiger Hinweis
Für die vergleichsweise schlechtere Leistung gibt es Erklärungen: Der eine betroffene Hersteller verzichtet bei den im Bio-Laden angebotenen Einlagen auf "Superabsorber", also extrem saugfähige Kunststoffpartikel. Die anderen Einlagen sind wiederum mit nur acht Gramm die mit Abstand leichtesten im Test.
Als Reaktion auf die Mitteilung der Testergebnisse schreibt uns der Anbieter, dass man das Produkt für eine leichte Blasenschwäche entwickelt habe und für eine geringere Flüssigkeitsaufnahme als 90 Milliliter.
Auf der Verpackung ist davon keine Rede. Dort steht als Kategorie "Normal", illustriert ist das mit drei von acht möglichen Tröpfchen – diese Kennzeichnung steht auch auf anderen Produkten im Test, die jedoch in Sachen Aufsauggeschwindigkeit und Rücknässung besser abschneiden.
Im Gegensatz zu allen anderen Marken im Test trägt die Verpackung keinen Hinweis, ob die Einlagen für leichte oder mittlere Blasenschwäche konzipiert sind. Diese Angabe halten wir für wichtig, da Verbraucherinnen und Verbraucher allein mit den Tröpfchen-Angaben nicht einheitlich informiert werden: Dieses System ist nicht harmonisiert.
Viele Inkontinenz-Einlagen im Test mit umstrittenen Substanzen
Und wie steht es um problematische Inhaltsstoffe? Bis auf vier Produkte kritisieren wir alle Inkontinenz-Einlagen für Männer und Frauen im Test wegen der gemessenen Gehalte an halogenorganischen Verbindungen (AOX). Dabei kann es sich um Reste aus der Chlorbleiche des Zellstoffs handeln. Auch Superabsorber könnten als Eintragsquelle in Frage kommen.
Die Stoffgruppe der halogenorganischen Verbindungen umfasst mehrere Tausend Stoffe, viele können Allergien auslösen, fast alle reichern sich in der Umwelt an. Aus unserer Sicht sollten Verbraucherprodukte möglichst wenig halogenorganische Verbindungen enthalten, um Risiken für Mensch und Umwelt zu minimieren.
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